Blog 11 aus Aachen: Rauchverbot für Richter

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Sie wollen nach Olympia. Dafür kämofen derzeit Anwälte im Namen der irischen Springreiter.

(© Sie wollen nach Olympia. Dafür kämofen derzeit Anwälte im Namen der irischen Springreiter.)

Keine Zigaretten auf dem Richtertum, keine Kohle für die Züchter – auch abseits des Sports wird in Aachen gekämpft.

Auch Stunden nach Ende der Mannschaftsentscheidung der Springreiter EM ist kein gedrucktes Ergebnis aufzutreiben, lediglich die provisorischen Resultate im Internet. Der Hintergrund: Die Iren hatten einen Protest eingelegt, weil sich Cian o`Connor – man erinnere sich, der wegen Dopings entthronte Olympiasieger 2004 – sich durch ein Mitglied des Parcoursdienstes gestört fühlte, als er auf Sprung elf zuwendete. Sein Pferd nahm die Stange mit, ein verhängnisvoller Fehler, denn er kostete das irische Team praktisch das Ticket nach Rio, das nun die Spanier lösten. Die Jury wies den Protest ab, der Reiter hätte nämlich durch Handzeichen kundtun müssen, dass er sich gestört fühlte. „Das hat er nicht getan, sondern ist einfach weiter geritten,“ so Jury-Chef Stephan Ellenbruch. Er sagte: „Wir haben nur die Regeln angewandt, sonst kann ja jeder sagen, der Fehler kam zustande, weil ein Vogel aus dem Busch flog oder ein Grashalm geweht hat.“ Das Schiedsgericht schloss sich der Ansicht an und sah keinen Grund, das Urteil der Jury zu revidieren. Um das festzustellen, tagte es bis nachts um drei, es gab keinen Drucker mehr, der in der Lage gewesen wäre, die richtigen Ergebnisse auszudrucken. Und am nächsten Morgen verstopften die korrigierten Volti-Listen die Drucker. Verfluchte Technik!

Die Zahl der FN-Mitarbeiter in Aachen vor Ort wird nur durch die der FEI-Leute übertroffen, die im ersten Stock des Verwaltungsgebäudes eine Flucht mit Büroräumen belegt haben.  Sie sind wichtig, um für Ordnung zu sorgen, zum Beispiel wurde gestern auf FEI-Weisung ein Rauchverbot im Richterturm verhängt. Mehrfach war der Feuermelder aufgrund der dicken Rauchschwaden losgegangen und das geht natürlich überhaupt nicht.

Die deutschen Springreiter wirkten auch heute nicht wirklich euphorisch über ihre Silbermedaille. Zur Pressekonferenz gestern erschienen sie zunächst gar nicht. „Hat uns doch keiner gesagt, dass es eine Pressekonferenz gibt.“ Sie sind ja auch zum ersten Mal bei einem Championat dabei. Dann erschienen sie ohne Jackett und Schärpe. Dafür belebten die kleinen Töchter von Ludger Beerbaum die Szene und die sechsjährige Cecilie ließ es sich nicht nehmen, wie die Reiter ihren Namen auf dem Plastikpferd zu verewigen, das irgendwann für einen guten Zweck versteigert werden soll.

Es wurde zwar bis zuletzt geheim gehalten, aber alle wussten es längst: Das Schweizer Uhrenunternehmen Rolex wird künftig den Weltzuchtverband WBFSH (World Breeding Federation for Sport Horses) sponsern. Mit dem Engagement soll die Arbeit des Verbandes finanziert werden. Eine Summe wurde nicht genannt, Patronin Prinzessin Benedikte zu Sayn-Wittgenstein: „Ich weiß selbst nicht, wie viel es ist.“

Rolex sponsert bereits mit 500.000 Euro das Nachwuchsprojekt U25, eine Weiterbildungsmöglichkeit für besonders begabte junge Reiter in etablierten Ställen. Außerdem werden die Ranglisten der erfolgreichsten Zuchtpferde von Rolex gesponsert. Sie tauchen auch auf der FEI-Website auf, aber natürlich ohne das Rolex-Logo, weil ja bekanntlich Konkurrent Longines die FEI gekauft hat. Der Kleinkrieg der Luxus-Uhren geht in eine weitere Runde.

Die Frage, wie man die Züchter bei der Stange halten kann, angesichts sinkender Bedeckungen und damit auch Fohlengeburten, beschäftigt natürlich auch den WBFSH. Eine Art internatioanle Züchterprämie findet auch Prinzessin Benedikte eine gute Idee, wird aber wohl an den Veranstaltern scheitern. Die geben ihr Geld lieber für Luxus-VIP-Betreuung aus, für goldene Stühle, hellblau gefärbten Sand oder, wie in Valkenswaard, Gebetsräume für die Söhne Allahs. Wie sagte Benedikte, die Schwester der dänischen Königin: „Ohne Züchter kein Pferdesport.“ Das sollten sich die Verantwortlichen vielleicht auch mal überlegen!!cheapest air jordan 1 high colorways | air jordan 1 royal nike outlet

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.