Blog 15: Zugedrückte Augen, übererfülltes Medaillen-Soll und die Waffen der Frau

Von
Pochhamers Rio Blog3

(© Pauline von Hardenberg)

Vom Vortraben der Springpferde (oder was man so nennt), feierlustigen Medaillengewinnern und Angriffen auf Geruchs- und sonstige Nerven.

Ich komme gerade von der Verfassungsprüfung, alle Pferde bekamen das „accepted“, einige liefen allerdings im gepflegten Dreitakt daher. Das Pferd Emerald des Niederländers Harry Smolders musste in die Holding Box, bekam aber auch das ok. Auch Nino des Buissonnets von Steve Guerdat musste zweimal traben, sein unrhythmischer Stöckelgang ist ja tatsächlich gewöhnungsbedürftig, aber die Jury kannte das ja schon. Man wollte wohl heute nicht zu pingelig sein, die sollen ja auch springen und nicht traben morgen. Die drei deutschen Pferde, Taloubet Z von Christian Ahlmann, First Class von Daniel Deusser und Fibonacci von Meredith Michaels-Beerbaum sahen gut aus, auch Zipper von René Tebbel, der vierte Deutsche, pardon der einzige Ukrainer, der noch im Rennen ist. Die Reiter waren auch gut drauf, war ja doch eine lange Nacht gestern im Deutschen Haus, die Freude über die Bronzemedaille war riesig und wurde mit einer Sektdusche gewürdigt. Das war natürlich die Sache von Ludger Beerbaum, dem Retter der Nation. Er war es schließlich, der den wichtigen Nullfehlerritt geliefert hatte. Den Entschluss, seine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft zu beenden, war wohl schon am Abend gefallen. Noch hielt er sich bedeckt, sagte, er müsse noch mal drüber schlafen. Aber heute morgen war dann alles klar. Mensch Ludger, erst Schweini, dann Poldi und jetzt du!!

So entspannt und fröhlich sieht man die Springreiter und ihre Entourage selten. Alle waren da im Deutschen Haus, auch Mäzenin Madeleine Winter-Schulze, die Mutter aller Medaillen. Ihr gehört nicht nur Beerbaums Casello, sie war es auch, die Weihegold für Isabell Werth geleast hat. Macht drei Medaillen. Chapeau!! Außerdem ist sie Besitzerin von Ingrid Klimkes verhinderter Olympiapartnerin Escada (wobei die ja durch Hale Bob würdig vertreten wurde). Die Trainer Otto Becker und Heinrich-Hermann Engemann, waren da, Mannschaftstierarzt Jan Swagemakers – Liste nicht vollständig – und natürlich die Warendorfer Führungsetage. The president himself, sein Adlatus Soenke Lauterbach, und Sportchef Dennis Peiler. Strahlend. Drei bis fünf Medaillen waren locker eingeplant, jetzt sind es schon sechs. Das Soll übererfüllt , was Schöneres gibt’s ja nicht für einen Funktionär. Macht auf jeden Fall einen guten Eindruck beim DOSB und der soll gefälligst dafür sorgen, dass Reiten olympisch bleibt. Mit vier Reitern pro Team, wie in Rio. Ludger Beerbaum, schon ganz eldery sportsman: „Man hat doch heute gesehen wie spannend es war, eine Achterbahnfahrt die ganze Zeit. Das hat man nur wenn vier Reiter starten. Ich plädiere energisch für die Beibehaltung des vierten Reiters.“

Auch die Pfleger der Pferde feierten mit im Deutschen Haus. Am Ende sind sie es, die die Pferde bei Laune halten. Manchmal auch die Reiter. Wie etwa Anu, die finnische Pflegerin von Fibonacci. Als Reservistin Meredith Michaels-Beerbaum überraschend zum Einsatz kam, da musst sie nicht nur eiligst in ihre weiße Reithose springen, auch an den übrigen Sachen musste jedes noch so kleine Logo verschwinden. Selbst das Namensschild auf den Röckl-Handschuhen. Wie soll das denn gehen so schnell? Indem Anu den schwarzen Edding-Stift aus der Turnierkiste holt und das Logo übermalt und die derart olympiafähig gewordenen Teile ihrer Chefin überreicht. Die perfekte Lady-in Waiting!!

Die Sicherheitskontrollen waren heute, als kein Sport stattfand, lässiger als sonst. Als ich meine Tasche vor der netten Soldatin öffnete, schlug mir eine Parfüm-Wolke entgehen. Mein Gott, diese Frau braucht keine Waffen mehr.

Apropos Wolke: Täglich fährt zweimal ein Auto durch unser Wohnviertel, und versprüht ein Antiinsekten-Mittel. Wegen Zika und anderen Scheußlichkeiten. Jetzt hat man die Wahl, was schlimmer ist: gestochen werden oder den Vergiftungstod erleiden. Am liebsten nichts von beiden, in zwei Tagen geht unser Flieger nach Hamburg. Solange halten wir durch. Freitag Endspurt im Einzelspringen, da müssen die Daumen noch mal ganz doll gedrückt werden!!!104 – Air Jordan 4 Laser Black kaufen kannst – Jordan Legacy 312 Storm Blue – AQ4160 | what is the next jordan 1 release

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

  1. Ingo Wächter

    Hallo Frau Pochhammer,
    zunächst vielen Dank für Ihren herrlich geschriebenen Blog aus Rio. Sehr informativ, launig und mit vielen Hintergrundinfos, die es eben nicht überall zu lesen gibt. Es ist der gewisse Insider-Touch den ich bei vielen anderen Berichten vermisse. In „Blog 15“ ist noch eine Korrektur nötig. Hale Bob OLD gehört der Reiterin Ingrid Klimke, so steht es jedenfalls auf ihrer Web-Seite und in den entsprechenden Listen. Vielleicht ist es eine Verwechslung mit SAP Escada FRH, die gehört zum Teil Frau Madeleine Winter-Schulze. Aber bei so viel Sekt in „Blog 15“ kann das schon mal vorkommen. Natürlich möchte ich hier auch keinesfalls die Leistungen einer wunderbaren und nicht aus dem Pferdesport wegzudenkenden Madeleine Winter-Schulze schmälern. Als vielseitigkeitsaffiner und pferdesporttreibender Fotograf fällt einem so ein Faktum natürlich ins nicht „zugedrückte Auge“.
    Vielen Dank!
    Mit bewundernden Grüßen
    Ingo Wächter


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