Blog 2 aus Aachen: Cowboys im Anmarsch

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Die Promis sind auch im Westernsattel unterwegs, nicht nur Umsteigerin Anky van Grunsven, auch die 18-jähirge Gina Schumacher. Die Tochter der verunglückten Formel 1-Legende gibt hier das Guinea Pig, die Vorreiterin in der Arena, die mal ein Dressurstadion war.

In der Soers brütet die Hitze, die Zuschauer – allzu viele sind es Mittwoch morgen noch nicht – schlendern durch das Shopping Dorf und betrachten lustlos die Wollschals und Jacken, die die Aussteller schon mitgebracht haben. Allein beim Gedanken, sie anzuziehen, bricht einem der Schweiß aus. Kann sein, dass Wolle und Co ab morgen ein Thema werden, dann soll es donnern, blitzen, regnen und sich abkühlen. Ausgerechnet am Geländetag, wenn die Buschreiter, die hier um die Tickets für ihre EM in Schottland kämpfen, unterwegs sind. Unter Erfahrung sammeln hat Claas Romeike, der Sohn des Olympiasiegers Hinrich Romeike seinen ersten Aachen-Auftritt ab. 50,60 Minuspunkte in der Dressur, damit ist in Aachen kein Blumentopf mehr zu gewinnen bei dem starken Starterfeld.

Auch Harry Boldt, 85, mehrfacher Dressurolympionike und Ex-Bundestrainer, schaut in Aachen vorbei, im Schlepptau zwei australische Damen. „Wir suchen ein Pferd“, sagt er „eine Stute, möglichst schwarz und Grundgangarten für eine acht.“ Sonst noch Wünsche? Ich wette, da ist er nicht der einzige. Aber vielleicht hat ja einer der Leser von SG-online einen heißen Tipp.

Das Dressurstadion ist verwaist und bis zur Unkenntlichkeit umgestylt. Innen ist nämlich eine Dachkonstruktion eingebaut, weil die Westernreiter, man höre und staune, nur unter Dach antreten. Dabei sieht man sie in Filmen doch immer über endlose Prärie preschen. Sie fangen morgen mit ihren „Pattern“ an, wie die Aufgaben beim Reining heißen, der Disziplin, die inzwischen auch zur FN gehört. Da gibt auch es einen Nachwuchs-Kader und die Beste darf morgen als Vorreiterin die Aufgabe zeigen. Es ist die amtierende Europameisterin, sie heißt Gina Schumacher, ist 18 Jahre alt und die Tochter des siebenmaligen Formel I-Weltmeisters Michael Schumacher. Den Titel gewann sie bei der EM auf der familieneigenen Reitanlage am Genfer See. Über den Gesundheitszustand ihres Vaters nach seinem schweren Skiunfall wird striktes Stillschweigen bewahrt. Gina und ihre Mutter Corinna werden erst morgen erwartet, aber Bundestrainer Nico Hörmann  ist jetzt schon voll des Lobes. „Sie ist sehr talentiert und hat sich ihren Erfolg erarbeitet“, sagt er. Keine Starallüren, sondern „eine von uns, ganz normal integriert.“ Sie hat von ihrem Vater nicht nur das markante Kinn, sondern auch den sportlichen Ehrgeiz. Gina sei auf dem Sprung in die erste Seniorenmannschaft, ist Hörmann überzeugt. Der Rummel um seine junge Promi-Reiterin ist ihm ganz lieb, schließlich verschafft sie dem Reining Sport ungeahnte Publicity. Gina Schumacher ist übrigens nicht die einzige Westernreiterin, die es in die Schlagzeilen schaffte. Die dreifache Olympiasiegerin Anky van Grunsven hat die Fakultät gewechselt und ist in den Westernsattel umgestiegen. Der Cowboyhut steht ihr gut. Ehemann Sjef Janssen ist in Aachen vor Ort, um Totilas zu trainieren. Und abends, nach getanem Training, setzt sich dann die Familie inclusive der beiden Kinder in den Ferrari und braust davon.mens jordan release dates 2022 | cheapest air jordan 1 colorways

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.