Weltcupfinale 2016: Sport? Läuft. Stimmung? Hamma!

Von
Christian Ahlmann und Colorit – ich seh‘ den Sprung vor lauter Blumen nicht?

(© Christian Ahlmann und Colorit)

Von netten Dressurreitern, Turnierritualen, Dschungelfieber und Mittagspartys.

Von morgens sechs Uhr bis abends 22.30 Uhr zu arbeiten ist ganz schön anstrengend. Interessanterweise merkt man das aber erst, wenn man schließlich im Bett liegt. Das mag damit zusammenhängen, dass man den ganzen Tag mehr oder weniger im Stress ist. Der erste Tag ist geschafft, das ist bei einem Turnier immer das wichtigste. Es ist schwierig zu beschreiben, aber auch als Berichterstatter muss man in ein Turnier „hineinkommen“, die Stimmung sozusagen adaptieren. Dann macht die Arbeit Spaß. Am ersten Tag gleich früh morgens als erstes da zu sein, hilft dabei enorm, weil man über den Tag gewissermaßen in seine Aufgaben hineinwächst. Ebenfalls hilfreich sind gute Gespräche. Und da muss ich jetzt mal eine Lanze für die Dressurreiter brechen. Von wegen „Zylinder-Zicken“ – selbst, wenn sie nicht 100-prozentig zufrieden sind, geben sie ehrlich und freundlich Auskunft, beantworten geduldig jede Frage und sind immer noch gut drauf.

Morgendliche Zwiegespräche zwischen Fabienne Lütkemeier und D'Agostino …

Morgendliche Zwiegespräche zwischen Fabienne Lütkemeier und D’Agostino … Foto: von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

Dazu haben sie aber auch allen Grund, denn das Turnier in Göteborg muss man einfach mögen. Sicher, das Scandinavium hatte ich mir ehrlich gesagt ein bisschen moderner vorgestellt. Es versprüht den Charme der frühen 1980er-Jahre. Das zur Abreitehalle umfunktionierte Eisstadion, in dem sonst die Frölunda Indians den Puck aufs Tor dreschen, ist auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig und verlangt nach Heizsohlen. Unter der 40 Zentimeter Reitsandschicht verbirgt sich nämlich immer noch die Eisschicht. Außerdem fragt man sich, wie hoch die Hindernisse zum Abreiten maximal gezogen werden dürfen, bis Reiter und Pferde unter der abgehängten Decke kleben. Aber die Reiter finden es toll, und das ist ja das Wichtigste. Denn, so Fabienne Lütkemeier: „Wir haben da ein 20 mal 60 Meter-Viereck drin. Das ist klasse und längst nicht überall so!“ Sie hat mir übrigens gestern nach ihrem Ritt erzählt, dass ihr morgendlicher Spaziergang mit „Daggi“ (D’Agostino) zum Turnierritual gehört. Und zwar vor jeder Prüfung. Am Sonntag wird man die beiden also wieder vor Sonnenaufgang durch die Halle wandern sehen. „Das machen wir immer so, seit unseren Junge Reiter-Tagen.“ Damals waren sie Europas bestes U21-Paar. Und das ist nun eine EM- und eine WM-Mannschaftsgoldmedaille her. Göteborg war Neuland für die beiden, wobei Fabienne die Halle bereits aus TT-Sicht kennt. 2003 hat sie ihre Mutter und Amando hierher zum Weltcupfinale begleitet. Mit Amando ist Fabienne später ihren ersten Grand Prix geritten und heute ist ihre Mutter ihr TT. So schließt sich der Kreis. Als wir abends in der sogenannten Mixed Zone, wo die Sportler nach ihren Ritten auf die Journalisten treffen (die hier ein wenig spärlich ausgefallen ist und sämtlichen weit gereisten Kollegen den Kommentar entlockt: „Das ist ja wie in Caen!“, sicherlich erinnert sich der eine oder andere an die Schreckensbotschaften von Sägemehl-WCs, Unterverpflegung und Organisationspannen von den Weltreiterspielen) auf unsere erfolgreichen Springreiter warten, flitzt eine atemlose Fabienne an uns vorbei und japst uns zu: „Super, wie die springen, ne?“ Ja, total super! Zwei Minuten später kommt ihre Mutter um die Ecke mit leicht panischem Gesichtsausdruck und suchendem Blick in die Augen. Wir, die wir an unseren Standort gefesselt sind, weil wir aus Sicherheits- (und vermutlich auch Platzgründen) nicht in den Einritt dürfen, deuten mit dem Finger in die Richtung, in die kurz vorher Fabienne verschwunden ist. Dankbarer Blick von Mutter Gina. Weitermachen.

Die Springreiter haben gestern echt Freude bereitet. Und es lohnt sich übrigens überhaupt nicht, sich in den Fotografengraben zu schleichen, habe ich festgestellt. Denn wenn man nicht gerade mit einem Feldstecher oder eben einem Riesenobjektiv ausgestattet ist, sieht man von der ebene Erde aus eigentlich nur haushohe Hindernisse in Dschungel. Blumenschmucktechnisch hat Göteborg sich nicht lumpen lassen. Meine Kollegin Pauline kam gestern aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus, als sie ihre Bilder sortierte: „Hättest Du Ahlmann lieber an Orchidee oder hinter Farn?“ Mir egal, Hauptsache ich sehe Reiter und Pferd!

Ich glaube, ich wiederhole mich, aber ich muss es einfach noch einmal sagen: Die Stimmung in dieser Halle ist grandios. Dass Schweden feiern können, ist weithin bekannt. Wie, das muss man hier mal erlebt haben. 8000 Leute, die ein Ponyspringen bejubeln wie den Großen Preis von Aachen, Tanzeinlagen zwischen den Prüfungen, bei denen die ganze Tribüne mitgroovt, Hundeshows, Mounted Games und das alles Mittags um 13, 14 Uhr. Die machen hier etwas richtig in Göteborg. Schauen wir nun mal, wie es heute sportlich weitergeht.air jordan 1 royal nike outlet | cheap air jordan 1 bred

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.