Weltcupfinale Dressur: Die, die gekämpft haben, Plätze 9 bis 17

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Sie haben mitgemacht. Motto: Dabeisein ist alles – und das
dann bitte musikalisch, mehr oder weniger

Der Lokalmatador! Marc Boblet mit der Oldenburger Stute Noble dream v. Caprimond. Die Rappstute kann bei der Passage schön das Vorderbein gebrauchen, zu Alphavilles Big in Japan tut sie das auch eindrucksvoll, unterbrochen von gelungenen Piaffen. Spacige Syntheziser-Klänge setzen sich fort zum Galopp. Höhepunkt: Mit viel Fleiß gesprungene, super zentrierte doppelte Pirouetten. Im starken Galopp fiepst der Synthesizer so, wie dereinst im Raumschiff Enterpreise der komische Knopf im Ohr von Lieutenant Uhura. Captain Kirk, ich empfange Signale. Zum Schritt wieder Alphaville Forever Young und dann Big in Japan, denn es geht wieder ans Passagieren. Da ist eine gewisse Spannung nicht mehr zu übersehen. Aber in der Trabtraversale nach rechts gefolgt von einer Passage-Traversale nach links ist das dann wieder in Ordnung. Guter starker Trab am Ende, dazu nur noch Perkussion und noch eine Passage-Traversale. Wer den Vater dieser Stute kennt, der sagt sich heute: Caprimond lebt! Gerade in dieser Stute, die so viel von ihrem Erzeuger geerbt hat. Das Publikum ist vielleicht ein klein bisschen parteiisch: Standing ovations für das Paar. Marc Boblet ist so begeistert, dass er vergisst Mitte der langen Seite aus der Halle herauszureiten. 74,875 Prozent, Rang neun.

Ein auffallendes Pferd ist der Braune Mister X, angeblich ein Trakehner v. Egeus, der Russin Inessa Merkulova. Aber auch eines, bei dem man im Training noch einiges besser machen kann. Immer wieder zuckt ein Vorderbein höher als das andere. Passage und Piaffe leiden unter der engen Halshaltung. Die Musik klingt nach einem Film aus Hollywood aus den 1930-er Jahren. Bläser und Flöten im Dialog. Vor allem das linke Vorderbein zuckt häufig höher als das rechte. Wiener Kaffeehausgeigen zum Schritt gibt es nicht einen Kaffee in Wien, der Verlängerter heißt? Davon sollte Mister Ex reichlich trinken, dann gibts vielleicht auch Raumgriff. Zickzack-Galopptraversalen zu Bläsern und Tuba, die Zweiwechsel lassen Fluss vermissen. Aber Talent hat das Pferd, stark schwankende Einerwechsel werden, wie schon im Grand Prix, ohne nennenswerten Sattelkontakt seitens des Reiterinnengesäß dargeboten. Am Ende piaffiert der Wallach mit dem dünnen Hals noch einmal beinahe wie ein Uhrwerk. Russian Experience heißt die Musik. 73,786 Prozent, Rang zehn

Mikala Münter Gundersen und My Lady v. Michellino, die 2012 erstmals einen internationalen Grand Prix geritten ist, ist die letzte verbliebene Dänin im Finale. Klänge, die an die 20-er Jahre erinnern. Das ist All that Jazz aus dem Musical Chicago. Schöne Musik für Piaffen, die noch an vielen Stellen ausbaufähig sind, etwa was gleichmäßig, aktive Arbeit der Hinterhand anbelangt. Immer wieder fußt ein Hinterbein leicht zurück. Zickzacktraversalen im Trab singt da Cher? Dem Timbre nach könnte sie es sein. Fingerschnipsen zu doppelter Galopppirouette. Saxophon, Schnipsen und etwas Snare Drum zu den Serienwechseln über die Diagonalen, die gelingen sicher. Im Schritt ertönt Big Spender mal ganz anders, langsam zu Saxophon und Piano-Pling-Pling. Das Thema bleibt auch beim Galopp, wird immer kräftiger dazu passende Einerwechsel auf der Mittellinie auf die Richter zu. Zu All that Jazz dann die erste Passage-Traversale (im Zickzack), die in eine Piaffe übergeht, Passage, Gruß. 72,25 Prozent, Elfte.

Die US-Amerikanerin Tina Konyot mit dem Dänen Calecto V v. Come Back II. Big black horse in a cherry tree klingt eine Stimme zum Gruß. Viel Gitarre und dann nur noch Perkussion zu Piaffen und Passagen stehen am Anfang des Programms für diesen recht barocken Dänen. Dann starker Trab über eine Halbdiagonale, gefolgt von einer Traversale zu Lets get loud von Latino-Queen Jennifer Lopez: Das Ganze folgt spiegelbildlich auf der anderen Hand. 70-er Jahre Discosound mit satten Bläsersätzen zum Schritt, Kojak? Entzückend! Dann der Galopp mit dem ersten von mehreren kleinen Fehler in den Einerwechseln auf der Mittellinie Crazy in love Beyoncee und Jay-Z lassen herzlich und leidenschaftlich grüßen. Zweierwechsel auf der Zirkellinie münden in Einerwechsel über eine diagonale Linie, mehrfach hakt es aber hinten in den Wechseln von Sprung zu Sprung. Aus dem starken Galopp geht es in eine Piaffepirouette, dann Passage und dann … Schluss. Wohl etwas früher als geplant hält der Dunkelfuchs mit dem dicken Hals an. Tina Conyot grinst und wartete auf das Ende der Musik, um dann zu grüßen. 71,893 Prozent, Rang zwölf

Elena Sidneva (RUS) und Romeo-Star v. Romantic Star: Bandoneon zum Einreiten, viele Geigen, etwas hektisches Pizzicato zu Trabverstärkungen. In den Piaffen, die lebhafter sein dürften, tiefere Streicher und Hörner, dazu Xylophon und beim Herausreiten ein Paukenschlag. Schöne flüssige Passage, sehr schön sitzende Reiterin, Querflöte und Glockenschläge zum Schritt, dann wirds Spanisch, Kastagnetten und Becken plus Bläser zum Galopp. Choreographisch recht konservativ, nichts Spannendes oder gar Überraschendes. Zitter zur doppelten Pirouette, dabei ist das gar keine Zitterpartie. Eher schon die halben Galopptraversalen, da wird der hannoversche Ramiro-Enkel recht lang. ZuBeginn der Einerwechsel einmal ein fliegender Wechsel nicht durchgesprungen. Zum Schlussgruß noch einmal eine Glocke. Zu der Zeit der erste Ritt über 70 Prozent: Schön harmonisch! 71,018 Prozent, am Ende Rang 13.

Die Schweizerin Marcela Susmelj-Krinke will das Haus rocken mit ihrem Dänen Lazander v. Solos Landtinus. Erst schmissige Latinoklänge, dann zur Passage hört man den zweideutigen Song Blow my whistle von Flo Rida. Dazu Passage und wenn gepfiffen wird, piaffiert der Fuchs fleißig. In der Trabtraversale gerät sie leicht hinter die Musik. Die Musik signalisiert schon Schritt. Dann musikalisch auf nach Brasilien: Nossa, nossa zum Galopp mit doppelten Pirouetten, Zweier- und Einerwechseln auf den offenen Seiten der Zirkel, auf der Mittellinie direkter Übergang von Zweier- in Einerwechsel. Und dann am Ende singen die Sportfreunde Stiller auf Französisch! Applaus, Applaus zu einer Passage-Volte und einer letzten Piaffe. Da muss das übersichtlich erschienene französische Publikum erstmal kurz grübeln. Aber dann gibt es reichlich davon, wovon die Sportfreunde Stiller gesungen haben: Applaus, Applaus! 69,857 Prozent reichen für den 14. Rang.

Mary Hanna (AUS) und der Hannoveraner Sancette v. Sandro Hit. Schon dreimal war die Australierin beim Weltcupfinale am Start. Großes Streicherdrama zur Passage am Anfang, klingt nach Filmmusik, Harfen und Schellen zur Piaffe begleitet vom gezupftem Bass. Piaffen gelingen besser als im Grand Prix. Aber wie gestern trägt sich auch heute der schicke Braune nicht wirklich. Immer wieder kommt das Genick zu tief. Indisch anmutende Klänge zum Schritt, was ihn im versammelten Tempo auch nicht besser im Takt werden lässt. Wiedermal ne Glocke, diesmal bei den Galopppirouetten. Zweierwechsel auf einfacher Schlangenlinie, nach vier Ritten bislang der choreographische Höhepunkt. Auch die Einer auf dieser Linie schade, der allerletzte wird ein Zweierwechsel. Zum Abschluss eine sehr schöne Passage-Tour. 69,821 Prozent, Platz 15.

Cesar Parra war in seinem ersten Leben mal ein kolumbianischer Zahnarzt, was in dem Land sehr lukrativ sein muss, denn der Mann hat ja schon auf vielen Kontinenten sein Reiten verbessert, unter anderem auch bei Hubertus Schmidt. Mittlerweile ist er US-Amerikaner und lebt vom Reitsport. Gestern hat er seinen Niederländer Van the man, der in Deutschland unter Dorothee Schneider ging, einen Großteil der Strecke nach der Prüfung hinaus aus der Halle rückwärts gehen lassen. Der Vorwärtsgang klemmte einfach, dafür kann der Rappe schnell rückwärts laufen. Niederländische Fachleute sagen, dass sei bei dem Genpotenzial nicht so selten, auch der Vater Obelisk würde gerne mal rückwärts laufen, wenn es nicht gefordert ist. Musikalisch besinnt sich der Ex-Zahnarzt auf seine Wurzeln: Shakira. Die Dame hat einen Hüftschwung, der durchaus an die Fliegenden Wechsel von Van the Man erinnert. Auf seiner Visitenkarte steht Dressage and Piaffe Master, erzählt man sich unter Trainern. Bohren und Füllen wäre vielleicht besser. 68,429 Prozent, Rang 16.

Der Koreaner Dong-Seon Kim muss als Junge mal in der koreanischen Auswahlmannschaft der Basektballer gestanden haben. Er ist echt groß, wenn man sich den durchschnittlichen Südkoreaner vor Augen führt. Sein Pferd ist eher kein Gigant, hat aber einen gewaltigen Leibumfang. Sein Vater ist der Schwede Briar, der unter Jan Brink im internationalen Sport ging, die Mutter eine Vollblutstute. Bukowski ist der Name des Braunen, der ein bisschen so ist, wie der Sänger Psy, ein Kugelblitz. Passenderweise reitet der Asiate zum Gangnam Style. 68,089 Prozent, 17.air jordan 1 factory outlet | what time does jordan 1 release