CHIO Aachen: Grand Prix Special geht an Kristina Bröring-Sprehe, Nationenpreis trotz „kleiner Baustellen“ an Deutschland

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Kristina Bröring-Sprehe und Desperados, Sieger im Grand Prix Special in Aachen

Richterurteile mit bis zu neun Prozent Unterschied, starke, wenn auch nicht fehlerfreie Runden des deutschen Teams – Kristina Bröring-Sprehe setzte sich mit Desperados an die Spitze, Dorothee Schneider/Showtime und Isabell Werth/Weihegold folgten auf den Podiumsplätzen.

Es war eng, richtig eng. Die vier deutschen Reiter standen weit hinten auf der Starterliste. 29 Pferde gingen an den Start, 76,17 Prozent, die der Spanier Severo Jesus Jurado Lopez mit Lorenzo v. Lord Loxley erhalten hatte, für einen Ritt, bei dem vor allem das hoch arbeitende Sprunggelenk, die nach vorne gestreckte Oberlippe und der Balanceverlust im Schritt neben schwankenden Piaffen ins Auge gefallen war, waren bis dahin das Bestergebnis.

Cosmo und Sönke Rothenberger Foto: Pauline von Hardenberg

Cosmo und Sönke Rothenberger Foto: Pauline von Hardenberg

Dann kam Sönke Rothenberger, dessen Cosmo im Grand Prix nach starkem Beginn einen Aussetzer in den fliegenden Galoppwechseln zu zwei Sprüngen gehabt hatte. Rothenberger, schon nach dem Grand Prix äußerlich unbeeindruckt, begann konzentriert. Cosmo stand auf allen vier Beinen, beinahe schienen die beiden zu lächeln. Jetzt geht’s los! Die gesamte Trabtour, der Wechsel zwischen Passagen und Trabverstärkungen gelang sehr geschmeidig. 87 Prozent zeigte die Anzeigentafel der Richterurteile. In der Traversale verlor der Neunjährige minimal an Kadenz, sicher seiner Jugend geschuldet, neben der Konzentration, ist solch eine Prüfung ja auch eine Kraftsache. „Cosmo war happy mit der Umgebung,“ sagt Rothenberger später. Und das sei ihm erst einmal das wichtigste gewesen.

Cosmo und Sönke Rothenberger Foto: Pauline von Hardenberg

Cosmo und Sönke Rothenberger Foto: Pauline von Hardenberg

Im starken Schritt ging der KWPN-Wallach ganz gelassen, lang im Hals mit ca. einem Huf Übertritt. Eine erste Schrecksekunde brachte die zweite Piaffe. Der Neunjährige schien seine Beine nicht sortiert zu bekommen, Taktfehler, 6,4. In der Galopptraversale kam das Genick etwas tief. „In der Galopptour war er etwas müde“, gab das 21-jährige „Teamküken“ (das freilich in der Größe eines potenziellen Basketballers) zu Protokoll. Dann war die Verbindung zwischen Reiter und Pferd gestört: Fehler in den Zweier- und den Einerwechseln (5,4), die Linkspirouette war nicht ganz unter Kontrolle, die anschließende Rechtspirouette wohl aus Sicherheitsgründen recht groß angelegt. Interessant: Für die Durchlässigkeit gab es Noten von 9, also „sehr gut“ (Peter Holler, E, Deustchland) bis zweimal 6,5. 76,412 Prozent erhielt das Paar, die Endnoten schwankten zwischen gut 72 Prozent (Gary Rockwell, USA) bis über 81 (Petzer Holler). Wenn dem Weltreiterverband (FEI) an Transparenz in der Dressur gelegen ist, könnte man ein potenzielles Betätigungsfeld erkennen.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).