WM junge Dressurpferde: Klassefeld bei den Fünfjährigen, Favoritensieg für Sezuan

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Mit einer Wildcard war der dänische Hengst Sezuan auf den letzten Drücker noch für die Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde in Verden nachgenannt worden. In der Qualifikation der Fünfjährigen rollte er das Feld von hinten auf. Allerdings wurde ihm das Siegen nicht leicht gemacht.

Da waren einige Pferde, die würdige Weltmeister wären und Sezuans Vorsprung ist nicht so groß, dass er im Finale nicht vielleicht noch zu schlagen wäre. Es bleibt also spannend! Aber die Vorstellung von Dorothee Schneider und dem Dänischen Warmblüter v. Blue Hors Zack-Don Schufro aus der Zucht von Linette Jaeger und im Besitz des Gestüts Peterhof war in der Tat außerordentlich.

Der Trab kadenziert, schwungvoll, ausdrucksstark 9,5. Der Schritt gelassen schreitend mit viel Übertritt, durch den Körper und ganz sicher im Takt (was man heute nicht von allen Pferden sagen konnte) ebenfalls 9,5. Unbestrittenes Highlight war der Galopp: bergauf angelegt aber nicht so stark, dass es bei fortschreitender Ausbildung Probleme geben würde und jeder einzelne Galoppsprung mit energischem Abdruck, der viel Raumgewinn ermöglicht. Besser geht’s nicht nach Meinung der Richter: 10,0.

Aber Sezuan überzeugte nicht nur durch die Qualitäten seiner Grundgangarten, sondern vor allem auch mit Durchlässigkeit. Das hat seine Ausbilderin, Peterhof-Bereiterin Dorothee Schneider, hervorragend hinbekommen. Denn so gleichmäßig wie heute war der Schwarzbraune bei seinem ersten Jungpferde-Turnier in diesem Jahr anlässlich des CDI daheim in Perl-Borg noch nicht gewesen. Damals siegte er zwar überlegen, genoss aber zweifelsohne den Heimvorteil und hatte auch bei weitem nicht die Konkurrenz, die heute da war. Heute überzeugte er mit unerschütterlichem Takt in allen Tempi, einer steten Anlehnung, Geschmeidigkeit in den Wendungen und absoluter Lektionssicherheit. Auch in den Prüfsteinen der Durchlässigkeit, dem Halten und Rückwärtsrichten, das heute keinem so gut gelang wie ihm. So gab es für die Durchlässigkeit die Tageshöchstnote in diesem Bereich, eine 9,7. So wurde auf der Gesamteindruck bewertet. Machte unter dem Strich eine 9,68.
In Hinblick auf die Grundqualität steht der Zweitplatzierte, der DSP-Hengst Belantis v. Benetton Dream-Expo’se aus der Zucht und dem Besitz des brandenburgischen Haupt- und Landgestüts Neustadt/Dosse dem Sieger in nichts nach. Unter Isabell Werths Bereiterin Beatrice Buchwald erhielt der einstige Siegerhengst in allen drei Grundgangarten eine 9,6. Der Bundeschampionatsfinalist des vergangenen Jahres besticht mit kraftvoller und dennoch leichtfüßiger und elastischer Mechanik mit viel Winkel in den Gelenken in den schwunghaften Grundgangarten. Der Schritt ist auch bei ihm sicher schreitend, stets im Takt mit genügend Vortritt. Wo er im Finale noch Punkte gut machen kann, ist der Bereich Durchlässigkeit. Im Vergleich zu Sezuan war Belantis weniger beständig in der Anlehnung. Zwischendurch wurde er immer mal eng und tauchte seiner Reiterin weg. Da muss er noch sicherer vor die treibenden Hilfen kommen. Das Halten vor dem Rückwärtsrichten gelang durchlässig und geschlossen. Das Rückwärtsrichten selbst war willig aber nicht ganz diagonal. Beim einfachen Wechsel nach dem Außengalopp drückte Belantis einmal die Kruppe hoch, und auf dem letzten Trabzirkel galoppierte der schicke Schimmel dann einmal unplanmäßig an. Trotzdem gaben die Richter eine 9,6 auch für den Gesamteindruck. Fazit: da geht noch was und 9,54 als heutige Gesamtwertnote.

Platz drei ging in die Niederlande an Kirsten Brouwer auf dem KWPN-Hengst Eye Catcher v. Vivaldi-Partout. Der Fuchs aus dem Besitz von Joop van Uytert macht seinem Namen alle Ehre ein wunderbarer Typ mit ganz viel Hengstausdruck. Mechanik und Elastizität sind auch bei ihm die hervorstechendsten Merkmale. Im Galopp hätte man sich allerdings auch bei einem Fünfjährigen schon ein wenig mehr Versammlung gewünscht. Was der Grundqualität aber keinen Abbruch tat, 9,7. Für den Trab gab es sogar eine 9,8. Vivaldi ist nicht gerade als Schrittvererber bekannt, aber im Falle von Eye Catcher gab es hier wenig zu bemängeln. Sicherlich könnte er noch etwas großzügiger Schreiten, aber er war stets im Takt und bewegte sich jederzeit durch den Körper, 8,8. Darüber hinaus war die Dehnungsbereitschaft beim Zügel aus der Hand kauen lassen bemerkenswert. Auch das war heute nicht bei allen Pferden in gewünschtem Maße zu sehen. Mit einer 9,6 im Bereich Durchlässigkeit und der 9,7 für den Gesamteindruck musste Eye Catcher sich ganz knapp geschlagen geben 9,52.

Auf den Plätzen vier bis sieben folgten deutsche Paare, die allesamt eines gemein hatten: sehr solide ausgebildete Pferde, die mit harmonischen Runden aufwarteten. Vierte wurde mit einer Gesamtnote von 9,30 die Westfalenstute Samoura M (Z. u. B.: Heinrich Mussmann) unter Ann-Kristin Wienkamp. Samoura M ist eine edle braune San Amour-Ferragamo-Tochter, die besonders im Trab mit bergauf angelegten, elastischen und sehr geschmeidigen Bewegungen überzeugte (9,5). Dabei war sie stets sicher in der Anlehnung und vorm Schenkel (9,5 im Bereich Durchlässigekeit). Der Schritt war gelassen und schreitend. Allerdings vielleicht eine Idee lateral verschoben (8,8). Den nichtsdestotrotz schön bergauf angelegten Galopp wünschte man sich vielleicht eine Idee schneller repetierend im Hinterbein (9,3).

Als Samoura M 2013 knapp am Bundeschampionatsfinale der Reitpferde vorbeischrammte, schlug ihre große Stunde: Soiree dAmour v. San Amour-Latimer aus der Zucht von Maren Bergen und im Besitz von Birgit Kalvelage. Vor zwei Jahren avancierte sie unter ihrer ständigen Reiterin Kira Wulferding zur umjubelten Bundeschampionesse der Dreijährigen. Für die WM war sie eigentlich nur als Reservistin vorgesehen. Aber durch den Ausfall von Doppel-Bundeschampion Escolar mit Hubertus Schmidt rückte sie nach. Schwachpunkt der San Amour-Tochter ist der Schritt immer noch sicher schreitend und geregelt im Takt, aber ohne den letzten Raumgriff. Der erhielt daher nur die 8,0. Hingegen lässt der Trab der schwarzen Schönheit eigentlich keine Wünsche offen. Wenn man ein Synonym für Leichtfüßigkeit und Geschmeidigkeit finden sollte, könnte man sagen: Soiree dAmour. Da gab es dann auch eine 9,8. 9,5 gab es im Galopp, 9,0 in der Durchlässigkeit und 9,5 im Gesamteindruck, Endnote: 9,16 und Platz fünf.

Auch den Sechsplatzierten kennt man vom Bundeschampionat: Daley Thomson v. Damon Hill-Lauries Crusador xx aus der Zucht und im Besitz von Christian Becks. Jetzt sitzt Claudia Rüscher im Sattel des noblen Braunen. Die stellte Daley Thompson heute sehr geschlossen und sicher an den Hilfen vor. Beste Grundgangart ist der Schritt, 9,2. Trab und Galopp wurden mit 8,4 bzw. 8,6 bewertet. Sowohl für die Durchlässigkeit als auch den Gesamteindruck gab es eine hoch verdiente 9,0. Machte unter dem Strich 8,84.

Fein in der Hand und im Einklang mit seiner Reiterin Ines Knoll aber ein wenig brav kommt der Siebtplatzierte daher, der großrahmige Schimmel Fair Play H, ein Württemberger v. Fürst-Hohenstein-Disco-Tänzer. 8,4 gab es für einen elastischen Trab. Der Schritt ist geregelt, aber begrenzt (7,8). Beste Grundgangart ist der energisch gesprungene Galopp (9,6). 9,4 war die Note für die Durchlässigkeit, 8,8 die für den Gesamteindruck und auch die Schlussnote.

Rang acht mussten sich zwei Pferde teilen, die jeweils auf eine Gesamtnote von 8,72 kamen. Zum einen der KWPN-Hengst Ebony, der seinen Vater Painted Black nicht verleugnen kann (Mutter v. Jazz). Gezogen von A. J. Groen, wurde er von Vai Bruntink vorgestellt, die seine Stärken (vor allem im Trab, 9,4) geschickt herausritt.
Gleichplatziert war Jessica von Bredow-Werndl auf dem von Bernhard Sieverding gezogenen Hannoveraner Florencio-Lanciano-Sohn Ferdinand BB. Seinen Namenszusatz verdankt der imposante Braune wie auch von Bredows Grand Prix Pferd Unee der Besitzerin Beatrice Bürchler-Keller. Ferdinand verfügt über beeindruckende bergauf angelegte, elastische Grundgangarten. Lediglich auf den gebogenen Linien, in den beiden halben Volten und auf den Schlangenlinien verlor er etwas an Kadenz und in den Trabverstärkungen tauchte er seiner Reiterin zwischendurch etwas weg. Alles in allem aber trotzdem eine schöne Runde, die mit einer 9,0 als Bestnote für die Durchlässigkeit belohnt wurde.

Dorothee Schneider hatte noch ein zweites Eisen im Feuer, mit dem sie Zehnte wurde: den Rheinländer Hengst Stanford v. Sir Donnerhall-Diamond Hit aus der Zucht der ZG Mengelaers. Stanford war seinerzeit schon einmal Bundeschampionatsfinalist bei den Reitpferde-Hengsten, damals allerdings noch unter Stefanie Wolf, Johann Hinnemanns Bereiterin auf dem Krüsterhof. Jetzt also sitzt Erfolgsausbilderin Schneider auf seinem Rücken, die sich heute über eine Gesamtnote von 8,68 freuen konnte. Pluspunkte waren Takt und Elastizität des Hengstes sowie der überragende Schritt. Leider wollte Stanford sich während der Aufgabe immer mal wieder mit den Kollegen auf dem Abreiteplatz unterhalten. Das war vielleicht auch der Grund dafür, dass er zwischendurch den Schweif einklemmte und das etwas höhere rechte Vorderbein in den Trabverstärkungen, das möglicherweise darauf hinwies, dass der Braune sich innerlich nicht vollkommen losließ.

Eine äußerst elegante Erscheinung ist der Oldenburger Hengst, der sich hinter Stanford einreihte: Auheims Riano, der trotz seiner Herkunft vom Hof Johannes Westendarps unter Stephanie Dearing für Österreich antrat. Der Rock Forever-Weltmeyer-Sohn bewegte sich mit leichtfüßiger Eleganz (Trab: 9,0, Galopp: 9,2, Schritt: 8,0). Problem war heute die Durchlässigkeit. Das begann schon bei der Grußaufstellung, nach der er zunächst mal den Rückwärtsgang einschaltete, ehe er sich bequemte, doch anzutraben. Grobe Patzer gab es dann keine mehr. Jedoch war der Hengst zeitweise stark verworfen und insgesamt wenig beständig in der Anlehnung Durchlässigkeit: 7,8, Gesamtnote: 8,46.
Ebenfalls Elfter mit 8,46 wurde der bei Familie van Baalen in Holland gezogene und inzwischen im Besitz von Johann Hinnemann stehende KWPN-Hengst Elton John v. Jazz-Fidermark unter Stefanie Wolf, der mit einer 9,0 für den elastischen Trab glänzte, aber beim Schritt Punkte einbüßte (7,8).

Diese zwölf Pferde haben sich direkt fürs Finale am Samstag qualifiziert. Drei weitere haben morgen noch einmal die Chance, über das kleine Finale reinzurutschen. Nach den heutigen Ergebnissen zu urteilen, wären das zwei Dänen und ein Holländer.

Der dänische Hengst Gasolin v. Blue Hors Doolittle-Tiberias kam unter Sanne Henningsen auf eine 8,4 und wurde 13. Platz 14 gab es für den in Dänemark gezogenen Trakehner Imperio-Pidroneur-Sohn Litvinenko Sjaelstofte unter Anne Troensegaard. Den beiden gelang eine im besten Sinne unspektakuläre, aber nichtsdestotrotz schön anzusehende Runde, die ihnen eine Gesamtnote von 8,36 einbrachte.

Ein typisches Scholtens-Pferd landete mit 8,28 auf Rang 15: der Zhivago-Gribaldi-Sohn Estoril, ein KWPN-Hengst. Wie die meisten Pferde, die Emmelie Scholtens hier in Verden im Laufe der Jahre präsentiert hat, ist auch dieser Fuchs ein imposantes Vorderpferd mit ganz viel Elastizität, Mechanik und Ausdruck (8,7 im Trab, 9,0 im Galopp). Aber leider einem klaren Manko im Schritt, 7,4. Da der Hengst dann auch noch angaloppierte in der Trabverstärkung, gab es auch hier keine Achter-Note. Aber da kann noch was gehen!

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