Spannende Dressur-Mannschaftsentscheidung endet mit deutschem Sieg – mit GALERIE

Von
Damon Hill und Helen Langehanenberg

Herning (DEN) MCH-Arena 22.08.2013 Europameisterschaften Dressur- und Springreiten und Para-Dressur: Dressur Grand Prix (zweiter Tag): Team-Gold für Deutschland: Helen Langehanenberg (GER) und Damon Hill machen alles klar Foto: ©Julia Rau Am Schinnergraben 57 55129 Mainz Tel.: 06131-507751 Mobil: 0171-9517199 Rüsselsheimer Volksbank BLZ 500 930 00 Kto.: 6514006 Es gelten ausschliesslich meine Allgemeinen Geschäftsbedingungen (© Julia Rau)

So viel ist schon lange nicht mehr gerechnet worden, so spannend war Dressur seit Jahren nicht mehr. Und so golden die Medaille der deutschen Equipe erst recht nicht. Es war ein Krimi – „Helen, fahr schon mal den Dami vor.“

Vier Nationen, drei Medaillen, aber nachdem Andreas Helgstrand nicht für die erhoffte Sensation für das dänische Team hatte sorgen können, waren es nur noch drei: Großbritannien, die Niederlande und die Deutschen.
Carl Hester musste als einer der ersten Starter heute morgen ins Viereck. Uthopia begann schwungvoll und deutlich im Vorwärts, bekam Neunen für den starken Trab, 81 Prozent zeigt die Anzeigetafel. Dann aber patzte der kleine Rappe in den Piaffen. Dafür gelangen die Pirouetten, die früher schon mal die Schwachstellen waren, neben dem gewohnt übersichtlichen Schritt (kaum Schreiten, minimaler Übertritt). Als dann auch noch die Zweierwechsel misslangen stand hinter einer Teammedaille für die Briten erst einmal ein Fragezeichen. „Er hat piaffiert wie ein Gewitter, die ganze Woche über. Keine Ahnung, was da war. Und es ist schon das zweite Mal, dass er das gemacht hat. Ich glaube, er kennt mitterweile die Aufgabe gut und da ihn nichts so schnell aus der Ruhe bringt, hat er wohl gedacht ,gähn, nicht schon wieder das“. Für den Grand Prix Special ist der Brite aber optimistisch, „die Aufgabe liegt ihm und die habe ich noch nicht so oft geübt, da weiß er nicht, wann die Piaffen kommen“. 75,335 Prozent sind aber zunächst die Führung, am Ende des Tages ist es Platz sieben.
Für die Niederländer war Edward Gal als dritter Starter des Teams auserkoren, zuerst an Tag zwei ins Viereck zu gehen. Es soll ein typischer Gal-Ritt werden. Kontrolle vom ersten bis zum letzten Atemzug, der Ferro-Sohn Undercover durchgängig recht eng im Hals, wenig Biegung in den Seitengängen, dafür Passagen und Piaffen (insgesamt sechsmal die Zehn!) in Rhythmus, Aktivität und Präzision kaum zu überbieten. Allerdings ist der Rappe im starken Trab fest in der Oberlinie und das linke Hinterbein tritt gerade in den Verstärkungen häufiger ungleich. Das ist nicht einfach zu beurteilen, aber dass Raumgewinn in diesem Sport offensichtlich von nebensächlicher Bedeutung ist, kann nach Gals Ritt als sicher gelten. Im Galopp kommt das Pferd kaum von der Stelle, was sich in präzise, kontrollierten und äußerst zentrierten Pirouetten (Pirouette links: vier Neunen, zwei Zehnen) positiv niederschlägt. Doch in den Einerwechseln wird das Dilemma deutlich. Gal reitet zunächst knapp zehn (!) Galoppsprünge bis er mit den Tempiwechseln von Sprung zu Sprung beginnt, danach hat er für noch einmal knapp zehn weitere Galoppsprünge Platz. Alles auf einer Diagonalen wohlgemerkt! Noten bis 8,5 bestätigen Gal in seinem Konzept. Die 81,763 Prozent katapultieren Gal und das Oranje Team an die Spitze. Letztendlich wird er Dritter. Jetzt beginnt das große Rechnen. Die Deutschen wissen schnell: Kristina Sprehe muss jetzt gut 77 Prozent reiten, um die Niederländer nicht davonstürmen zu sehen. Man gibt sich optimistisch, ein Trugschluss. Desperados unterlaufen mehrere „teure Kleinigkeiten“. Gold ist plötzlich weit weg. Und nach Charlotte Dujardin einen fabelhaften Ritt mit neuem Weltrekordergebnis hinlegt, ist Großbritannien wieder im Rennen. Team Germany könnte auch nur mit Bronze aus Herning abreisen.

Was macht Adelinde?
Die große Unbekannte in allen Kalkulationen ist Adelinde Cornelissen. Wie fit ist ihr Jazz-Sohn Parzival, der mit Herzproblemen der niederländischen Dressurnation Bauchschmerzen bereitet hatte? Und: Wie wird sich der Trainerwechsel auswirken? Kurz vor dem Weltcupfinale hatte die ehemalige Weltranglistenerste zurück zu ihrem Trainer Johan Hamminga gefunden, der sie in den Grand Prix-Sport gecoacht hatte. Nach dem Ritt steht fest: Keine Herzprobleme (zumindest keine ersichtlichen) und ein Parzival, der seit Jahren nicht mehr so locker, so „happy“ und so gut ausgesehen hat. Die Kruppe dürfte etwas tiefer sein in der Passage, aber in vielen Dingen ist Parzival deutlich verbessert: Zufriedener in der Anlehnung allemal, und seine Reiterin hat sich auch die extreme Rücklage wieder abgewöhnt. Für eine Piaffe gibt es eine Zehn.
80,851 Prozent erhält sie, dabei kostet eine misslungene Linkspirouette, mehr beidbeinig gedreht als gesprungen, viele Punkte. Punkte, die letztendlich den Niederländern das Gold kosten. Aber das weiß jetzt noch keiner. Übrigens: Zur Siegerehrung verzichtete sie auf eine Ehrenrunde. Seitdem der Fuchs zurück aus der Klinik ist, wird sein Herzschlag während des Trainings überwacht. Schon beim Einreiten ins Stadion und dem einsetzenden Applaus schnellte der Pulls in die Höhe, „über 100 Schläge, da bin ich ganz schnell abgesessen“, sagte Cornelissen. Gut möglich, dass sie in dieser Form noch ein weiteres Mal aufs Treppchen gebeten wird. Denn seine Toplektionen wie die Einerwechsel haben nichts an ihrer Qualität eingebüßt. 233,967 Prozent lautet das Teamergebnis für die Holländer, die für viele damit die neuen Europameister sind und nur hauchdünn vor den Briten (233,540) liegen.
Helen Langehanenberg müsste persönliche Bestleistung reiten, knapp 84 Prozent. Das steht fest. Wird sie das schaffen? Wird sie dem Druck standhalten? Ja, sie schafft das, was kaum einer getippt hätte. Konzentriert vom ersten bis zum letzten Moment gelingt ihr eine fehlerfreie Runde. 84,377 Prozent – von fünf Richtern auf Rang zwei, von der Niederländerin Francis Verbeek-van Rooij, der Chefrichterin bei C, auf Rang vier (82,128) und Dr. Dietrich Plewa auf Platz eins (86,915) gesehen, ist das erste Mannschaftsgold nach acht Jahren der deutschen Abordnung sicher. „Helen ist die Heldin des Tages“, sagt Isabell Werth, für die es die elften kontinentalen Meisterschaften sind. „So spannend war es noch nie!“

Die armen Dänen
Die Gastgeber hatten geträumt von einer Mannschaftsmedaille, doch auch gute Ritte ihrer beiden Topreiterinnen vermochten nicht die Scharten des Vortages auszuwetzen. Beinahe punktgleich wurden Prinzessin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein mit dem aus eigener Zucht stammenden Digby, der losgelassen und geschmeidig bei seinem letzten Championatseinsatz ging (76,003), und Anna Kasprzaks Donnperignon (75,881) auf den Plätzen fünf und sechs. Würde Kasprzak die Hand soweit vorlassen, dass der herrliche Donnerhall-Sohn die Nase vor der Senkrechten und nicht dahinter hätte, sie könnte locker noch zwei, drei Porzent mehr erzielen. Zu generös waren die Richter nicht, denn „Pepe“ zeigte sich schwungvoll und engagiert.
Die Schweden wurden dank ihren beiden Topreitern Tinne Vilhelmson-Silfven und Don Auriello (der in der Passage mit den Hinterbeinen kaum den Boden verließ, 75,046/Platz 10) und Patrik Kittel mit Ersatzpferd Toy Story (73,283/Platz 13), der für seinen lsogelassenen und harmonischen Ritt mehr Punkte verdient hätte, Fünfte vor den Österreichern. Victoria Max-Theurer (Platzziffern fünf bis 15) kam mit dem in sehr guter Anlehnung gehenden Augustin auf den elften Platz.

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