Dressurhengst De Niro lebt nicht mehr

Von
Der beste Dressurvererber der Welt: De Niro v. Donnerhall mit Klosterhof-Chef Burkhard Wahler

Lange Zeit der beste Dressurvererber der Welt: De Niro v. Donnerhall, hier mit Klosterhof-Chef Burkhard Wahler (© www.toffi-images.de)

Heute morgen musste der erfolgreichste Dressurpferdevererber der Gegenwart eingeschläfert werden: Der Hannoveraner De Niro v. Donnerhall wurde 24 Jahre alt.

De Niro war der Inbegriff dessen, was man sich unter einem Hengst vorstellt. Nicht, weil er schwarz war, sondern weil er selbst mehrfach siegreich das Grand Prix-Viereck verlassen hat, unter anderem als Sieger im Deutschen Dressurderby. Und weil er das Talent für Passagen und Piaffen seinen Kindern wie kaum ein zweiter Hengst mitgab – die Königslektionen, als Erbe eines Kaisers unter den Dressurhengsten. Wie kaum ein zweiter Hengst folgte De Niro dem Beispiel seines legendären Vaters Donnerhall, selbst Mannschafts-Welt- und Europameister. Sowohl in sportlicher als auch in züchterischer Hinsicht knüpfte De Niro an das an, was Donnerhall in Gang geschoben hatte – wobei die Formulierung Gang hier nicht unbeachsichtigt steht. Denn Gangwerk, Grundgangarten, aktives, kraftvolles Hinterbein und die richtige Einstellung, die zeichneten beide aus. Vater Donnerhall und (Muster-)Sohn De Niro. Dass die D-Linie des Oldenburgers Donnerhall weltweit zum Inbegriff für Dressurzucht wurde und anders als alle anderen Modeerscheinungen nach wie vor eine Ausnahmeposition einnimmt, an der kein anderer Hengst zu rütteln vermag, ist zum großen Teil auch De Niro zu verdanken.

Welthengst De Niro

Holger Schupp/www.balve-optimum.de

Einer der besten „De Niros“: Kristina Bröring-Sprehes Desperados. (© Holger Schupp/www.balve-optimum.de)

In den Jahren 2012, 2013 sowie 2015 und 2016 war er laut der Weltrangliste der Zuchtvereinigung WBFSH (World Breeding Federation for Sport Horses) der erfolgreichste Dressurvererber der Welt. 2014 rangierte er auf Rang zwei. Lange Zeit war sein Sohn Desperados, der seiner Reiterin Kristina Bröring-Sprehe zu Teamgoldmedaillen bei den Olympischen Spielen von Rio, den Europameisterschaften 2013 und bei der WM 2014 verhalf, die Nummer eins auf der Weltrangliste. Doch De Niro lieferte nicht nur einen einzigen Superstar. Nein, er lieferte in Serie, „im Dutzend erfolgreicher“, möchte man sagen. Anabel Balkenhols Dablino, Fabienne Lütkemeiers D’Agostino, Beatriz Ferrer-Salads (ESP) Delgardo, Edward Gals (NED) Voice oder unlängst Severo Jurado Lopez (ESP) mit Deep Impact oder der Brite Spencer Wilton mit Super Nova II– die Liste der internationalen Top Sportler mit Championatseinsätzen ist noch viel länger. Weltweit sind De Niros Kinder im Dressurviereck unterwegs. Für einige Rekorde hat er gesorgt, so waren bereits 2006 14 seiner Nachkommen am Start beim Bundeschampionat in Warendorf – das hatte es zuvor noch nicht gegeben.

Pauline von Hardenberg

Fabienne Lütkemeier und D’Agostino im Zwiegespräch vor dem Weltcup-Finale 2016 in Göteborg. (© Pauline von Hardenberg)

Abschied

Gesundheitlich war der Hengst seit einem Jahr angeschlagen, er laborierte an Rehe. Deswegen hatte Hengsthalter Burkhard Wahler ihn 2016 aus dem aktiven Deckgeschäft abgemeldet. Doch De Niro ging es wieder besser, sein Programm mit täglichem Führen und Paddockaufenthalten ließen sich realisieren. „Aber in den vergangenen Wochen ging es bergab mit De Niro“, sagt Burkhard Wahler.

Heute morgen guckte er nicht mehr glücklich, der Glanz in seinen Augen war nicht mehr da, da wussten wir, dass es Zeit war, ihn zu erlösen.

Burkhard Wahler, Hengsthalter und Entdecker von De Niro, Klosterhof Medingen

Man habe alles für den Hengst tun wollen, aber eines wollte man ihm ersparen: Schmerzen. Am 11. Oktober musste das Team auf dem Klosterhof Medingen erkennen, dass eine Chance auf eine Verbesserung des Gesundheitszustands aussichtslos war. So beendete eine Spritze am heutigen Vormittag das Leben einer einzigartigen Hengstpersönlichkeit.

Sein Erbe ist gesichert

Pauline von Hardenberg

Dante Weltino und die Schwedin Therese Nilshagen (© Pauline von Hardenberg)

Dass der Name De Niro auch zukünftigen Generationen von Pferdezüchtern ein Begriff sein wird, steht außer Frage. Nicht nur die hohe Anzahl von Sportpferden, sondern auch im Zuchtbereich hat De Niro viele Nachkommen, die für die Fortführung des so wichtigen Zweigs innerhalb der Donnerhall-Dynastie sorgen. Sein Sohn und Boxennachbar Danone, selbst ebenfalls Grand Prix erfolgreich, hat sich mit dem auch züchterisch weltweit gefragten Rappen Dante Weltino bereits ein Denkmal gesetzt. Unter der Schwedin Therese Nilshagen hat der Oldenburger Prämienhengst in diesem Jahr die gesamte Sportwelt aufhorchen lassen, erst in Aachen, dann mit Platz vier bei der Europameisterschaft in Göteborg.

De Niros Hannoveraner Top-Sohn: Dancier

www.landgestuetcelle.de

Dancier v. De Niro (© www.landgestuetcelle.de)

Zu einem echten Stempelhengst wurde ein weiterer Rappe, Dancier. Dieser De Niro-Sohn, Siegerhengst in Hannover und als Fohlen von Züchter Ekke Thaden auf der Auktion auf dem Klosterhof Medingen an den Textilunternehmer Geert Brenninkmeijer verkauft, wurde zum großen Werbeträger des niedersächsischen Landgestüts Celle. Denn Landstallmeister Dr. Burchard Bade ersteigert den De Niro-Sohn für 330.000 Euro. Danciers plötzlicher Tod im Sommer 2017 war für viele Dressurzüchter ein Schock. Über Dancier findet sich De Niro auch bei Hengsten wie Susan Papes Don Noblesse, dem Dressurweltmeister der Sechsjährigen, Lordswood Dancing Diamond oder Delorean und Danciano im Pedigree wieder. Auch auf der Mutterseite taucht De Niro in den Abstammungen vieler guter Dressurpferde aus, so hat Gut Wettlkam’s Stand by me, der Stedinger-Sohn aus dem Besitz von Lisa und Thomas Müller, den Isabell Werth zum Finale des Louisdor-Preises qualifiziert hat, eine De Niro-Mutter. Und auch der Grand Prix-Hengst Hotline, auch einst Hannoveraner Siegerhengst und nun im internationalen Grand Prix Sport für das dänische Gestüt Blue Hors im Einsatz, hat eine De Niro-Tochter zur Mutter. Übrigens dieselbe, die  Real Dancer, international erfolgreiches Kader-Pferd von Jan Dirk Gießelmann, zur Welt gebracht hat.

De Niro: Das sagt das Jahrbuch Zucht für 2016

Die Statistik von De Niros Vererbungsleistung ist mehr als beeindruckend. Für die Saison 2017 liegen noch keine Daten vor, aber die Saison 2016 spricht Bände:

– 2.766.000 Euro habe De Niro-Nachkommen im deutschen Sport gewonnen

– 215 Pferde weisen allein in Deutschland Erfolge in Dressuren der Klasse S auf

– 11 Fahr- und 2 Springpferde sind ebenfalls in der schweren Klasse erfolgreich.

– 86 Söhne sind gekört und anerkannt von einem deutschen Zuchtverband

1245 seiner Töchter sind als Zuchtstuten registriert, knapp 200 davon mit dem Prädikat Staatsprämie ausgezeichnet

Wie alles begann

De Niro wurde 1993 bei Brigitte Pahl aus Fockbeck in Holstein geboren. Die Mutter Alicante ging bis M-Dressur, schon ihr erstes Fohlen wurde gekört, Dimension v. Donnerhall, ein Vollbruder zu De Niro. An De Niro kann sich die Züchterin genau erinnern, er sei etwas ganz besonderes gewesen: „Das haben wir gleich erkannt“. Nicht anders erging es den Studienfreunden Burkhard Wahler und „Tönne“ Böckmann zwei Jahre später beim Hengstmarkt 1995 in Verden. Die beiden studierten Landwirte, der eine, Wahler, aus der Lüneburger Heide mit starkem Trakehner Einfluss (auch der Cassidy-Vater Caprimond und Hohenstein haben hier gestanden), der andere, Böckmann, aus Südoldenburg sehen den Rappen und sind sich sicher: Der ist es! Zumal die mütterliche Abstammung, Akzent II v. Absatz und dann der Vollblüter Wiesenbaum xx bei den beiden Vielseitigkeitsfans den Eindruck noch verstärkt, hier einen besonderen Hengst zu sehen. Zu dieser Zeit gibt es noch das „Celler Lot“, sprich erst wenn der Landstallmeister sich Hengste ausgesucht hat, darf der Rest der Käufer zugreifen. Das tun die beiden Studienfreunde. Dass sie dabei das sich selbst gesetzte Limit nicht einhalten, bereitet ihnen nur ein kleines bisschen Kopfschmerzen – das ist dann aber bald kein Thema mehr: De Niro gelangt als zweitteuerster Hengst des Jahrgangs auf den Klosterhof Medingen und ein Jahr später kann er sich bei der Hengstleistungsprüfung in Adelheidsdorf blendend darstellen: Dressurindex über 145, Springindex 117,75 Punkte – damit Reservesieger (141,93 Punkte). Keine fünf Jahre danach gewann er unter Dolf Dietram Keller seinen ersten internationalen Grand Prix.

De Niro – noch bei den Olympischen Spielen in Paris und Los Angeles werden seine Nachkommen im Viereck dabeisein, jede Wette!men’s jordan upcoming releases | Cheap air jordan 1 low womens

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

Schreibe einen neuen Kommentar