Oldenburg: Körsieger für eine halbe Million Euro versteigert

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Oldenburger SIegerhengst 2015 v. Benicio

Der Oldenburger Siegerhengst 2015, Bonds v. Benicio. (© Kiki Beelitz)

Im Zweifel für den Kandidaten – bei der Oldenburger Körung im Pferdeleistungszentrum Vechta erhielten 21 Junghengste die Zuchtzulassung. Für das Prämienlot, aus dem der Siegerhengst ausgesucht wird, kamen sieben oldenburgisch gebrannte Hengste in Frage. Das Rennen machte ein auffälliger Fuchs v. Benicio. Er war auch bei den Käufern der begehrteste.

Die Oldenburger Körung ist den Dressurhengsten vorbehalten. Alles, was sich über Stangen beweist, muss im Pferdezentrum Vechta früh aufstehen. Dann, wenn der Springpferdezuchtverband Oldenburg International (OS) seine Körurteile fällt. Es war ein in der Spitze bewegungsstarker Jahrgang in Oldenburg, viele Hengste trabten mit „viel Knie“, nicht alle gingen den Schritt, den man braucht, soll es denn später noch für eine Sieben oder mehr reichen im Dressurviereck – immer vorausgesetzt, dass die Junghengste in der aufgeheizten Hallenatmosphäre das zeigen, was wirklich in ihnen steckt. Es war ein stark holländisch geprägtes Lot: 34 Hengste bewarben sich um die Zuchtzulassung, 21 wurden gekört. Neun davon gingen auf die niederländischen Hengstlinien Ferro (über Rousseau), Krack C (Vivaldi) und Jazz (über Don Juan de Hus) zurück. Es waren mehrere KWPN-Hengste aus dem Nachbarstaat ins Pferdezentrum Vechta gereist, vier davon dürfen jetzt decken. Die beiden Söhne des Desperado (v. Vivaldi) wurden laut offizieller Preisliste in die Niederlande verkauft, für 170.000 und 85.000 Euro.

Beherrschende Hengstlinie war die des Florestan, wobei man da in Oldenburg natürlich gerne auf dessen Großvater Furioso II verweist, der in den 1970-er Jahren den Sportgedanken in die Oldenburger Züchterschaft getragen und den Erfolg ins ehemalige Herzogtum gebracht hatte. Sechs der neu gekörten Hengste gingen auf Florestan zurück, darunter ein Rappe von For Romance-Dimaggio und der Vollbruder des For Romance v. Fürst Romancier-Sir Donnerhall, For the Future. Diese beiden hatten es auch ins siebenköpfige Prämienlot geschafft und nicht wenige Zuschauer wetteten, dass die Geschichte der Elitestute Gesina aus der Zucht des Gestüts Lewitz im Kapitel „Embryotransfer“ die nächste Erfolgsseite weiterschreiben würde. Die Tochter der Gesina, die amtierende sechsjährige Bundeschampionesse und Oldenburger Siegerstute Fasine ist nur wenige Wochen jünger als ihr ebenfalls via Embryotransfer zur Welt gekommener Vollbruder, Siegerhengst For Romance. Fasine zählt im Dezember zur Kollektion der PSI-Auktion von Ulrich Kasselmann und Paul Schockemöhle. Dass sie das Dressurspitzenpferd  und eine Millionensumme kosten wird, gilt in der Dressurszene als sicher. In diesem Jahr wurde außerdem bereits Gesinas Sohn v. Fürst Heinrich Siegerhengst der Mecklenburger Körtage. Nun also der gleichaltrige For the Future, quasi „For Romance II“. Doch es kam anders.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).