Westfalenkörung 2015: Siegerhengste von Don Juan des Hus und Arpeggio

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Nicht weniger als 43 Hengste schafften in Münster-Handorf bei der Westfalen Körung den ersten Schritt in Richtung Deckerlaubnis. Ein schicker Rappe v. Don Juan de Hus und ein vermögender Brauner v. Arpeggio wurden zum Dressur- bzw. Springsieger ernannt. Zusammen kosteten sie 690.000 Euro, wobei der Springsieger vergleichsweise günstige 70.000 Euro brachte. Beide kommen auf Top-Hengststationen.

Er ist großrahmig, altersgemäß entwickelt und sieht noch nicht aus, wie ein 12-jähriger Deckhengst mit dickem Hals und reichlich Speck auf den Rippen: Der Dressursiegerhengst der Körung in Westfalen stammt von Don Juan de Hus aus einer Oldenburger Mutter v. Stedinger-Rohdiamant ab. Im Trab und Galopp war der Hengst ein absoluter Hingucker: Immer wenn ein Impuls vom Hinterbein kam, dann äußerte sich das vorne mit noch höherer Aktion, ohne dabei verspannt zu wirken. Auch der Schritt war stets geregelt, sobald der Hengst losließ auch mit gutem Raumgriff. Neben der „Komponente Grundgangarten“ konnte der Hengst aus der Zucht von Helmut Giesecker aber auch in der zweiten, für einen Deckhengst auch nicht unerheblichen Kategorie die volle Punktzahl erhalten: Typ, Schönheit, auch davon mehr als reichlich. Und schließlich zeigte er sich an der Longe ausbalanciert und taktischer. Westfalens Zuchtleiter Wilken Treu lobte neben Adel und Bewegung vor allem die „Übersicht, die er in all den Tagen gezeigt hat“. Für 620.000 Euro ersteigerte das Gestüt Bonhomme den Körchampion, wo er Boxennachbar des Oldenburger Siegerhengstes von 2014, Morricone, wird.

Der Dressurreservesieger trägt das hannoversche Brandzeichen und avancierte mit einem Zuschlagpreis von 430.000 Euro zum teuersten gekörten Hannoveraner Hengst des Körjahrgangs 2015. Der Dimaggio-Brentano II-Sohn (Z.: Friedrich und Edda Kröner, Schüttdorf) war ein komplettes Pferd: Drei Top Grundgangarten, ein sowohl aktiv und fleißig arbeitendes Hinterbein, das immer unter den Schwerpunkt fußte, eine entsprechende Bergaufgaloppade und ein taktsicherer Schritt – dazu „Balance und Bewegungsfreiheit“, wie Wilken Treu formulierte. Die Qualitäten des Fuchses blieben auch Olympiasiegerin Elisabeth, „Sissy“, Max-Theurer nicht verborgen. Die Österreicherin bewies im Bieterduell gegen das niedersächsiche Landgestüt Celle den längsten Atem. Der Hannoveraner bereichert für 430.000 Euro das Portfolio der internationalen Dressurrichterin.

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Der zweite Reservesiegerhengst war ebenfalls kein Westfale: Der braune For Romance-De Niro-Sohn (Z.: Gerd Pigge, Lastrup), der mit elastischem Trab und toller Bergaufgaloppade seine Freunde fand, und an der Longe zu den besten der 78 Hengste zählte, trägt das Oldenburger Brandzeichen. Seine Mutter ist eine Vollschwester zum Grand Prix-Pferd Don’t forget (Anabel Balkenhol, Patrik Kittel (SWE)). Aus dem Mutterstamm ist auch der Hengst Foundation hervorgegangen. Dieser Hengst verließ den Auktionsring zum Preis von 250.000Euro.

Im Dressurbereich wurden 24 Hengste gekört, davon wurde ein Drittel prämiert. Die prämierten Hengste verteilten sich auf die Linien Donnerhall (2), Jazz (2), Florestan (2) sowie Ferro (über Ampere) und Bolero (über Benicio). Ein Dunkelfuchs v. Benicio-Hochadel (Z.: Karl Rohleder, Dortmund) ging in den Gemeinschaftsbesitz der Landgestüte Prussendorf, Moritzburg und Neustadt/Dosse über, wie Auktionator Bernd Richter per Mikrofon verkündete. Sein Preis: 180.000 Euro.

Überraschend bei einer Körung ist es, wenn Dinge anders laufen, als man das von der Papierform her sich ausgemalt hat. Körung Westfalen + Vitalis-Söhne = teure Hengste. In den vergangenen Jahren ging diese Gleichung immer auf. 2015 aber konnte keiner der Vitalis-Söhn die Körkommission im Pferdezentrum Münster-Handorf überzeugen. Die vier Hengste verließen ungekört die Bahn. Westfalens Legende Florestan stellte über seine Nachfahren die meisten gekörten Kandidaten, nämlich sechs, darunter auch einen sehr schicken Fürstenball-Sandro Hit-Sohn (Z.: Bernhard Krogmann, Steinfeld), der auf der Station Holkenbrink, Münster-Albachten, decken wird.

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).