WM Verden: Sechsjähriger Niederländer Westpoint wird Weltmeister

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Weltmeister Westpoint v. Jazz und Emmelie Scholtens

(© www.toffi-images.de)

Erstmals
in der Geschichte der Weltmeisterschaften junger Dressurpferde gibt es keinen
deutschen Champion. Nach dem Triumph des fünfjährigen Dänen Driver wurde heute dem sechsjährigen KWPN-Hengst Westpoint
v. Jazz die Siegerschärpe umgelegt. Zweiter wurde der Hannoveraner Florinero v.
Fürst Heinrich, das Hengstetrio auf dem Podest komplettierte der Trakehner
Imperio v. Connery.

Ein relativ schwaches Teilnehmerfeld präsentierte sich im Finalviereck der Sechsjährigen. Entsprechend dümpelten die Noten lange Zeit im Bereich zwischen 7,8 und 8,0 herum. Mehr konnte man beim besten Willen auch nicht erkennen. Zum Sieger machten die Sieger den hochbeinigen und großrahmigen KWPN-Hengst Westpoint. Der Jazz-Sohn, drei- und vierjährig erfolgreich in Holland und im letzten Jahr auch schon in Verden, damals allerdings mehr an der Umwelt, als an seiner Reiterin interessiert, war das beste Pferd der Prüfung. Seine Bewertung allerdings ging weit über das hinaus, was wirklich im Viereck zu sehen war. Da ging ein aufgekröpfter, selten reell über den Rücken arbeitender schwarzer Beau. Im Galopp sahen die Richter ein Pferd, mit gutem Sprung und zückten die 9,5. Der Rappe hat Mechanik, aber er ging derart aufgekröpft und mit falschem Knick eng im Hals durch die Prüfung, das darunter auch die Galoppade litt, gerade in den fliegenden Wechseln sprang er hinten knapp durch. 9,5 war das Richtervotum. Die Richter lobten die guten Wechsel. Reiterin Emmelie Scholtens könnte heute in Verden das letzte Mal im Sattel des Jazz-Sohns gesessen haben. Sie verlässt den Stall Laarakkers, für den sie bisher geritten ist. Das habe ich nicht erwartet, er ist ein großartiges Pferd, strahlte die Niederländerin tapfer.

Trab: 8,8
Schritt: 9,0
Galopp: 9,5
Durchlässigkeit: 8,4
Gesamteindruck: 9,3
TOTAL: 9,00

Ganz gleichmäßig und immer wie aus dem Lehrbuch zog Dorothee Schneider ihre Runde mit dem Hannoveraner Florinero in perfekter Anlehnung. Das gab eine 9,0, die mit Abstand höchste Note für Submissiveness, Durchlässigkeit. Meine Premiere hier bei der WM, sagte die Ausbilderin, die den Hengst, der Familie Rothenberger gehört, vor eineinhalb Jahren zu reiten bekam. Gigantisch die Stimmung in dieser Arena, mein Pferd hat wunderbar mit mir gekämpft, das war eine schöne Runde, hat super viel Spaß gemacht, bilanzierte die Vize-Weltmeisterin, die hofft den Hengst im kommenden Jahr in Prüfungen um den Nürnberger Burgpokal vorstellen zu können. Im vergangenen Jahr war der Rappe schon im Finale beim Bundeschampionat, in diesem Jahr ist er auch qualifiziert. Der Fürst Heinrich-Sohn ist nicht das ganz große Bewegungsgenie, könnte hinten noch aktiver abfußen. Das gilt auch für die Galopptour und die fliegenden Wechsel. Man schnalzt innerlich ein bisschen, Schneider tat das auch in der Prüfung.

Trab: 8,6
Schritt: 8,7
Galopp: 8,5
Durchlässigkeit: 9,0
Gesamteindruck: 8,8
TOTAL: 8,72

Vize-Weltmeister, Bundeschampion Vorschusslorbeeren gab es genug für den Trakehner Hengst Imperio v. Connery. Mit Anna Sophie Fiebelkorn trumpfte der elastische Schönling im Trab voll auf. Seine Leichtfüßigkeit überzeugte die Jury, die eine 9,5 für den Trab zog. Allerdings kamen die Richter nicht umhin festzustellen, dass der Braune im versammelten Schritt deutlich kurz lang trat. Konsequenterweise gaben sie eine 7,6 für diese Gangart. Der Galopp, bei dem Imperio mehr Last aufnehmen müsste und bei dem der erste Wechsel fehlerhaft und der zweite mit hoher Kruppe gesprungen wurde, kam auf eine 8,2. Letztendlich standen 8,42 zu Buche, Platz drei, Bronze. Fiebelkorn, die den Hengst stürmisch umarmt hatte, betonte in der Pressekonferenz, wie viel Imperio in seinem Hauptjob als Deckhengst zu tun hatte. „Er hat erst vor zehn Tagen aufgehört zu decken, ich bin super stolz, was er alles geleistet hat“.

Trab: 9,5
Schritt: 7,6
Galopp: 8,2
Durchlässigkeit: 8,3
Gesamteindruck: 8,5
TOTAL: 8,42

Zwei vor allem in der Rittigkeit hoch bewertete Pferde wurden ex-aequo Vierte: Der Hessenhengst Rassolini v. Rubioso N und der Bayer Denario v. Denaro. Rassolini wurde von Kathrin Meyer zu Strohen vorgestellt. Routiniert wirkt der Fuchs, der insgesamt aktiver von hinten sein dürfte. Im Schritt war der Takt mitunter nicht klar geregelt, gerade zu Beginn und in den Ecken. Auch im Galopp müsste der Dunkelfuchs energischer abfußen.

Trab: 8,1
Schritt: 7,9
Galopp: 8,4
Durchlässigkeit: 8,6
Gesamteindruck: 8,4
TOTAL: 8,28

Auch Denario, der ehemalige süddeutsche Siegerhengst, wurde für seine freundliche, entspannte Art der Präsentation durch seine Reiterin Nicole Casper gelobt. Auch bei ihm hätte der Motor hinten deutlicher anspringen müssen, dabei tat seine Reiterin einiges, um den Schimmel in Gang zu halten. Exaktes Reiten und eine der besten Schritttouren, vor allem in der Versammlung zwischen den beiden halben Pirouetten zählten zu den Highlights des Schimmels. Den letzten der vier fliegenden Wechsel versprang der Hengst.

Trab: 8,2
Schritt: 8,1
Galopp: 8,4
Durchlässigkeit: 8,2
Gesamteindruck: 8,5
TOTAL: 8,28

Desperado OLD v. Dressage Royal und Nadine Plaster – der Titelverteidiger ging vor allem im Trab eine gute Runde, die Richter kreideten ihm allerdings die mangelnde Biegung in den Ecken und den Traversalen stark an, und gaben deswegen für den Trab magere 8,1. Sie mussten allerdings zugeben, dass Desperado OLD über ein aktives Hinterbein verfügt, die Tempounterschiede gut herausgearbeitet wurden. Die Frage, ob die Biegungsprobleme nicht vor allem in der Note für die Durchlässigkeit geahndet werden sollte, blieb unbeantwortet. Zumal später andere Pferde fliegende Galoppwechsel versprangen und trotzdem hohe Galoppnoten erhielten. Vorm letzten fliegenden Wechsel gab es leichte Spannung. Mit 8,22 landete der Rappe auf Rang sechs.

Trab: 8,1
Schritt: 8,4
Galopp: 8,2
Durchlässigkeit: 7,9
Gesamteindruck: 8,5
TOTAL: 8,22

Mittelrahmig, schwarz und wahnsinnig schnell fertig mit der Aufgabe, dank hohem Tempo, so ging der Oldenburger Hans im Glück v. Harvard durch die Prüfung. Dabei hatte die Österreicherin Sabine Dürrheim schon im Vergleich zur Vorprüfung einen Gang heruntergeschaltet. Wieder war es der starke Schritt, der den kleinen Beau aus Austria herausriss: 8,9. Ansonsten ging der Hohenstein-Enkel gehorsam, verwarf sich gelegentlich. 8,06 war gut für Platz sieben.

Trab: 7,5
Schritt: 8,9
Galopp: 7,8
Durchlässigkeit: 7,9
Gesamteindruck: 8,2
TOTAL: 8,06

Mit der gleichen Note landete der schmucke Niederländer Jazz-Sohn Wynton unter der Niederländerin Madeleine Vrees-Witte ebenfalls auf Rang sieben. Schon im letzten Jahr war das Paar im Finale. Die Reiterin ging danach in die Babypause und Edward Gal ritt den Hengst, der u.a. beim Weltcupfinale in Las Vegas als Werbeträger für das KWPN eingeflogen worden war. Das aktive Hinterbein mochten die Richter, monierten aber vollkommen zu recht, dass er eigentlich gar nicht über den Rücken geht. Schwung? Nein Danke! Der Galopp war irgendwo zwischen fleißig, eilig und kratzend angesiedelt

Trab: 8,1
Schritt: 7,8
Galopp: 8,1
Durchlässigkeit: 8,0
Gesamteindruck: 8,3
TOTAL: 8,06

Rührend ist der Dänenschimmel Heslegards Rolex. Seine Reiterin Lone Madsen sieht ein wenig so aus, wie eine jener engagierten Damen, die Mittwochsmorgens im Kochlöffelgeschwader reiten, um danach noch im Casino ein Piccolo zu köpfen. Ihr Rubin-Sohn ist etwas kopflastig, aber eine treue Seele. Die Richter hätten sich etwas mehr Schub von hinten gewünscht. Das Paar kam auf eine 8,02, Rang neun.

Trab: 8,4
Schritt: 8,0
Galopp: 7,7
Durchlässigkeit: 7,7
Gesamteindruck: 8,3
TOTAL: 8,02

Darfs noch etwas schlechter in der Anlehnung sein? Der KWPN-Hengst Karolus van Wittenstein, ein Krack C-Sohn, der aus einer Vollschwester zu Hans Peter Minderhouds Grand Prix-Stute Nadine v. Partout gezogen ist, war als Sieger des Kleinen Finale in die Entscheidung gelangt. Wie schon in den Vorprüfungen verwaf sich der Fuchs, quengelte herum, ging nicht wirklich durchs Genick. Weil er aber einige Wechsel weit nach oben sprang, fanden die Richter das alles noch ganz prima. 8,0 -Platz zehn.

Trab: 8,3
Schritt: 7,7
Galopp: 8,2
Durchlässigkeit: 7,6
Gesamteindruck: 8,2
TOTAL: 8,00

 

Eine grundsolide Runde mit besonders guter Schrittarbeit präsentierte Insa Hansen mit dem Hannoveraner Wells Fargo v. Welser-Fabriano. Mehr Aktivität im Hinterbein wünschten sich die Richter. Insgesamt ein Pferd, das vielleicht nicht auf den ersten Blick alle Herzen bricht, das aber sicherlich hervorragend auszubilden ist. Im vergangenen Jahr war der Hannoveraner noch unter Kathrin Meyer zu Strohen bei der WM am Start gewesen. Diesmal wurde der Fuchs Elfter.

Trab: 7,7
Schritt: 8,0
Galopp: 7,9
Durchlässigkeit: 7,8
Gesamteindruck: 7,9
TOTAL: 7,86

Insgesamt gingen 15 Pferde im Finale. Erstmals war dem Stewart auf dem Abreiteplatz ein Richter zur Seite gestellt worden. Das hat geholfen, Spannungen, wie in den letzten Jahren vor allem zwischen Deutschen und Holländern, gar nicht erst aufkommen zu lassen, sagte Dr. Klaus Miesner, der für den Weltzüchterverband in Verden vor Ort war. Dass es erstmals keinen deutschen Sieger gab, focht Miesner nicht weiter an. Die anderen sollen auch mal gewinnen. Für die Richter zog der Franzose Bernhard Maurel eine positive Bilanz. Reiter und Pferde würden immer besser. Auf die blaue Zunge eines Finalisten angesprochen, dankte der Franzose artig. Er freue sich über die Frage. Das war dann aber auch fast die gesamte Antwort. Man müsse eben alles sehen, Maultätigkeit genauso wie Genickposition oder Rückentätigkeit. Das deutsche Sprachrohr der Richtergruppe, Angelika Frömming, hatte übers Mikro kundgetan, das Pferd sei heute indisponiert gewesen. Man könnte auch tot im Maul dazusagen, und das als gerade sechs Jahre altes Pferd …

 

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