Frankfurt: Weltcup Junge Reiter fest in niederländischer Hand

Von
Lootje Schoos (NED) und Torricelli

Frankfurt 20.12.2009 Internationales Festhallen-Reitturnier Dressur Weltcup-Finale Junge Reiter: die Siegerin Lotje Schoots (NED) und Torricelli Foto: Julia Rau

Was für
das Finale des Nürnberger Burg-Pokals gilt, trifft auch für das
Worldcup-Finale für Junge Dressurreiter zu: Das Niveau des diesjährigen
Teilnehmerfeldes dürfte das höchste in der fünfjährigen Geschichte dieser im
Leben eines Jungen Reiters einzigartigen Prüfung sein. Es waren durchweg gut
sitzende Reiter auf gut ausgebildeten Pferden zu sehen und dort, wo die Note
nicht ganz so hoch ausfiel, war dies vor allem dem Umstand zu zusprechen, dass
sich die Pferde von der ungewohnten Umgebung beeindrucken ließen.

Vor allem die Reiter aus Übersee waren vorher noch nie auf einem Hallenturnier geritten und dann gleich auf einem mit so beeindruckender Ausstattung wie Weihnachtsdekoration und Videoleinwand. Man kann nur allen Reitern zu ihren gezeigten Leistungen gratulieren! Erstmals blieben am Sonntagmorgen alle sieben Teilnehmer des A-Finales über siebzig Prozent. Die überzeugendste Leistung in der Kür bot die Niederländerin Lotje Schoots mit ihrem Europameister-Pferd, dem neunjährigen Florestan I-Sohn Torricelli. Die Einzel- und Mannschafts-Europameisterin präsentierte eine choreographisch sehr ausgefallene Kür, indem sie zu Beginn zu ruhigen, stimmungsvollen Neil-Diamond-Musik ihre Kreise am langen Zügel im (sehr guten) starken Schritt zog, bevor sie daraus angaloppierte. Ein deutlicher Kontrapunkt zu unseren hektischen Welt und passend zur Weihnachtszeit. Ihr Pferd überzeugte jedoch nicht nur durch seinen Schritt und seine Gelassenheit, sondern in den anderen Lektionen und Grangarten ebenso durch seine gute Selbsthaltung und aktive Hinterhand. Nach ihren Siegen in der Mannschafts- und der Einzelaufgabe setzte sie sich mit 77,15 Prozent gegen die deutsche Kür-Europameisterin Kirsten Sieber und Charly WRT (75,22) durch. Zwei Jahre zuvor bei ihrem ersten Start im Worldcup-Finale der Jungen Reiter hatte die ebenfalls die ersten beiden Prüfungen gewonnen, war in der Kür der dreifachen italienischen Final-Siegerin Valentina Truppa unterlegen gewesen. Die von Alex van Silfhout trainierte 21jährige freut sich nun auf ihren Einstieg bei den Senioren, Torricelli besitzt das Vermögen im Grand Prix-Sport zu gehen und ich habe noch zwei weitere Pferde, die ebenfalls bis zum Grand Prix-Niveau gefördert sind. Mein Ziel ist es, im Grand Prix-Sport ebenso erfolgreich zu werden, wie bei den Jungen Reitern. Dieses Ziel hat sich auch die mit Klaus Balkenhol trainierende gleichaltrige Dortmunderin Kirsten Sieber gesteckt.
Überglücklich war die mit 72,85 Prozent drittplatzierte Portugiesin Mafalda Galiza Mendes, die sich wie in einem Traum vorkam, Ich war schon so überrascht, am ersten Tag Dritte zu werden, dann am zweiten sogar Zweite und jetzt noch einmal Dritte. Ich kann es kaum glauben! Für die erst 19jährige angehende Tierärztin stellt sich nun die Frage, ob sie mit ihrem bereits im Grand Prix siegreichen Westfalen DArtagnan weiterhin im Jungen Reiter-Bereich reitet oder gleich in den Grand-Prix-Sport wechselt. Platz vier (72,5) teilten sich der 21jährige, niederländische Vorjahressieger Diederick van Silfhout, der statt seines verletzten Vorjahrespferdes den in Hallen recht leicht ablenkbaren Davidoff vorstellte, der sich aber über die drei Prüfungen deutlich steigerte, und Ricardo Sanavio mit Uson van Essene. Der 19jährige Italiener hatte den belgischen Schimmelhengst vor eineinhalb Jahren von der italienischen FN zur Verfügung gestellt bekommen und war gleich erfolgreich vom L-Niveau auf S-Niveau gewechselt und hofft, mit dem zwölfjährigen, ehemaligen Springpferd Ende 2010 auch gleich den Sprung in den Grand-Prix-Sport zu nehmen. Sechste wurde die von Ellen Schulten-Baumer trainierte Iserloherin Ann-Kristin Dornbracht mit Gryffinder (71,90) vor der Dänin Anne Katrine Elkjaer Holm mit Bernstein Las Marismas (70,10).
Aber auch das am Samstagabend zur Primetime ausgetragene B-Finale bot vor allem mit dem britischen Sieger Charles Hutton und dem neunjährigen Oldenburger Schimmelhengst Merlin Nemorensis, einem von Clinton abstammenden Powerpaket, einen ausdrucksstarken, an Höhepunkten reichen, hervorragend auf die Musik abgestimmten Ritt (71,8), der dem A-Finale würdig gewesen wäre. Auch die zweitplatzierte US-Amerikanerin Kassandra Barteau und der zehnjährige Holsteiner Zuchthengst GP Raymeister (v. Rantares) beeindruckten durch ihre Ausstrahlung und flüssiger Vorstellung. Mit 68,65 Prozent waren sie sogar eher etwas unterbewertet. Der Qualifikationsmodus soll auch im nächsten Jahr beibehalten werden. Von den europäischen Nationen dürfen die besten sechs der Mannschaftswertung der EM des jeweiligen Finaljahres ihr bestplatziertes Paar der EM-Einzelaufgabe entsenden. Sollte dieses verhindert sein, darf es mit dem zweitbesten ersetzt werden. Die nicht-europäischen Nationen entsenden ihren nationalen Meister dieser Altersklasse. Hinzukommen weitere Startplätze mittels von der FEI vergebener Wild Cards. Erstmals waren in diesem Jahr mittels Wild Card aus den Niederlanden und Deutschland jeweils zwei Paare am Start gewesen, dies soll jedoch ein Einzelfall bleiben, so Turnierchef Klaus-Martin Rath, Im nächsten Jahr wird es wieder nur einen Reiter pro Nation geben, sonst könnte es den anderen Nationen das Gefühl geben, dass sie wenig Chancen besitzen, im A-Finale starten zu können.
2010 so Rath, soll das A-Finale am Samstagabend vor voller Halle ausgetragen werden und das B-Finale am Sonntagmorgen vor der Worldcup-Qualifikation der Senioren. Von allen am Finale teilnehmenden Reitern und ihren Trainern wird mit großer Begeisterung immer wieder die Bedeutung des Finales für die jungen Reiter herausgestellt. Dabei ist es nicht nur der glanzvolle Rahmen in der Festhalle und die Möglichkeit, bei einem so bedeutenden Turnier zu starten, sondern gerade auch die Rahmenbedingungen. Das fängt damit an, dass die Kosten für die Anreise des Pferdes komplett von Schenker übernommen werden, was vielen Reitern aus Übersee ihren ersten Start in Europa überhaupt erst ermöglicht. Die Einladung, eine Woche lang vor dem Turnier auf dem Schafhof in Kronberg ihr Pferd einzustellen und dort samt des eigenen Trainers zu wohnen und zugleich Matthias Rath, Ann Kathrin Linsenhoff und Klaus-Martin Rath beim Reiten und Trainieren zu zusehen und Fragen stellen zu können, lässt die jungen Reiter viele Erfahrungen und Eindrücke über den eigentlichen Turnierstart hinaus sammeln und schmiedet zahlreiche Freundschaften über die Ländergrenzen hinaus. Ricardo Sanavios Trainerin, die frühere im internationalen Sport selbst erfolgreiche Laura Conz, fast es in Worten, Die Aufmerksamkeit, die hier den Jungen Reitern geschenkt wird, ist einmalig und sehr motivierend für sie. Und sie fügt schmunzelnd hinzu, Da kann man schon fast ein wenig neidisch sein, dass wir so etwas nicht hatten, als wir Junge Reiter waren.
Birgit Popp

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