München: Erster Start und erster Sieg für Totilas und Matthias Alexander Rath

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Matthias Alexander Rath und Totilas

(© www.sportfotos-lafrentz.de)

Mit einem Programm ohne grobe Schnitzer hat Matthias Alexander Rath heute im Rahmen der Pferd International in München seine Feuertaufe bestanden. Mit 76,787 Prozenten gewann er mit Totilas den Grand Prix.

Hunderte, wenn nicht mehr als 1000 Zuschauer waren zum Abreiteplatz geströmt, um den Rappen schon bei der Vorbereitung zu sehen. Schon hier fiel auf: Die Devise heißt locker. entspanntes Leichttraben, immer wieder Schrittreprisen am hingegebenen Zügel, wenig Galopp.
Als das Paar dann die Arena betrat, im Schritt, sortierten sich diejenigen, die gerade noch an der Aufwärmarena geschaut hatten, in die Menge der anderen Schaulustigen ein. Rath trabte an, Totilas riss ein Paar mal die Vorderbeine in altgewohnter Manier in die Höhe. Es sind diese Momente, in denen die Frage im Raum steht, welche Gangart, bzw. in welchem Tempo der Wunderhengst sich da eigentlich gerade bewegt.
Nach sicherem Halten zeigte Totilas, der einen entspannten Eindruck machte, eine Trabverstärkung mit spektakulärer Aktion im Vorderbein aber wenig Überfußen über die Abdrücke der Hinterbeine. In den Traversalverschiebungen nach links zückten die Richter die ersten Neunen. Hier, wie auch später in anderen Lektionen, zeigte sich ein Pferd-Reiter-Paar, das noch zusammenwachsen muss: Gerade in der Anlehnung, die insgesamt lockerer aussieht, dafür aber in Sachen Beständigkeit noch zu verbessern ist.
Das zeigte sich auch im Rückwärtsrichten, dem Prüfstein der Losgelassenheit. Das war äußerst schnell.
In der ersten Piaffe hielten dann alle die Luft an. Nach den ersten vier Tritten hob sich der Rappe immer deutlicher nach oben heraus, Matthias Alexander Rath glich etwas nach vorne aus, die restlichen der 15 geforderten Tritte gelangen dann wieder besser. In der folgenden Passage fiel der Hengst einmal kurz aus. Da hätte ich mehr reiten müssen, sagt der Reiter.
So entspannt wie bei den Abreitereprisen gelang der Schritt nicht. Trotz recht langem Zügel hielt sich der Hengst fest, das Vorderbein stapfte. Eine von vielen Kleinigkeiten. Eine Frage der Feinabstimmung. Nach dem versammelten Schritt gelang die folgende Passage-Piaffe-Tour recht gleichmäßig. Da deutete die neue Kombination die Momente an, die den Rappen unter dem Niederländer Edward Gal von null auf hundert in die Weltspitze hatte durchstarten lassen.
Schon bei Edward Gal zählten die Galoppwechsel zu jenen Lektionen, die zwar von der internationalen Richterschar mitunter hoch benotet wurden, die aber zumindest ausbaufähig waren. Das war bei Raths Debüt nicht anders. In den fliegenden Wechseln zu zwei Sprüngen war der Hengst häufig schief und im Hals eng. Die Einerwechsel gelangen zwar, allerdings kam der Hengst dabei wenig von der Stelle. Den starken Galopp zwischen den Serienwechseln ritt Rath mit wenig Mut zum Risiko. Auch in den Zick-Zack-Traversalen, die in zweifacher Wertung in die Note einfließen, gab es keine groben Fehler, lediglich Unsauberkeiten, den Pirouetten hätte man mehr Biegung gewünscht. Die abschließende Trabtour mit Passagen und der Piaffe vorm abschließenden Gruß waren wieder sehr gleichmäßig.
Und dann war der Ritt vorbei. Ein bisschen ungläubig blickte Matthias Alexander Rath drein. Der Applaus brandete auf. Von frenetisch oder anderen Adjektiven, mit dem die Publikumsreaktionen auf frühere Ritte des Holländers betitelt wurden, war aber nichts zu verspüren. Ein ordentlicher Einstand, eine Standortbestimmung. Und die Richter sahen das Paar zwar einmütig auf Platz eins vor Carola Koppelmann (69,234) und Nadine Capellmann mit Girasol (68,766). Doch die Einschätzungen schwankten zwischen 74,6 Prozent und 78,723 Prozent.
Lob bekam Rath von Paul Schockemöhle. Die beiden wurden im Viereck von Minute zu Minute besser. In dasselbe Horn stößt Bundestrainer Holger Schmezer: Matthias hat die Erwartungen erfüllt. Das ist jetzt Wettkampf, das ist Neuland. Der Belastung hat er standgehalten. Ich bin zufrieden, vor allem weil er die Vorgabe hatte, möglichst fehlerfrei zu reiten. Das hat er hinbekommen. Und wie hat er das hinbekommen? Die Antwort hat Ann-Kathrin Linsenhoff parat: Totilas und Matthias sind mittlerweile nicht nur Freunde, sondern gute Freunde geworden. Der Knoten ist geplatzt.
Jan Tönjes
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