BuCha 2011: Holsteins Sensation

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Erster Holsteiner Reitpferde-Bundeschampion: Catoo mit Markus Suchalla

(© www.sportfotos-lafrentz.de)

Das war noch nie da: Holstein stellt einen Reitpferdechampion. Die Entscheidung fiel im B-Finale des Bundeschampionats der vierjährigen Reitpferde, Abteilung Hengste.

Die Sensation ist perfekt. Der Holsteiner Verbandshengst Catoo mit der gar nicht dressurmäßigen Abstammung Con Air-Caletto (Z.: Adelbert Sporn) ist unter seinem Ausbilder, dem 25-jährigen Markus Suchalla, Bundeschampion der vierjährigen Reitpferdehengste und damit ein Pionier. Noch nie hat es ein drei- oder vierjähriges Pferd mit dem Holsteiner H auf dem Schenkel gegeben, dass es in Warendorf zum Reitpferde-Champion gebracht hat. Dafür gab es auf dem Abreiteplatz nach der Prüfung einen ganz dicken Kuss von seinem Reiter auf die Pferdenase. 

Den gab es vom Holsteiner Geschäftsführer, Nobert Boley, zwar nicht, aber gestrahlt hat der trotzdem. Was ist besser? Ein Bundeschampion bei den Spring- oder bei den Reitpferden? Das heute war überraschender! Wir waren zwar im Land in Reitpferdeprüfungen erfolgreich, waren uns aber unsicher, ob wir uns hierher trauen sollten. Gut, dass er es gemacht hat. Was Norbert Boley sonst noch über Holsteins potenziellen neuen Dressurstar gesagt hat, lesen Sie im nächsten ST.GEORG. 
Jetzt erstmal zu den Ereignissen, die Catoo zum Champion gemacht haben. In den Fremdreitertest gestartet war er mit 53 Punkten und auf dem zweiten Platz. Majestätisch in großem Rahmen, bergauf konstruiert waren die Attribute, die Kommentator Dr. Dietrich Plewa in der Begründung für die Gebäudenote von 8,5 fand. Lediglich etwas geschlossener könnte der mächtige Hengst sein (übrigens Sieger seiner Hengstleistungsprüfung mit je einer 9,5 im Frei- und Parcoursspringen, Dressur-Index 140,94/Platz 2). 
Beim Trab lobte man die tolle Vorderbeinmechanik. Das Hinterbein hätte man sich jedoch mehr unter dem Schwerpunkt gewünscht, so dass es hier eine 8,5 gab. Sehr gut war dann wieder der energische und dynamische Bergauf-Galopp sowie der Schritt mit Raumgriff, Takt und Vortritt. In der Rittigkeitsnote wurde die Losgelassenheit, das „bilderbuchmäßige Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen sowie die gute Maultätigkeit hervorgehoben 9,0. Und schließlich gab es auch ein sehr gut für den Bereich Temperament/Harmonie, in den auch die Perspektive als Reitpferd einfließt. Sicher an den Hilfen, gehorsam, Sensibilität waren hier die Worte, die Plewa in seiner Begründung für die 9,0 fand. 
Im Fremdreitertest rechtfertigte der Hengst diese lobenden Worte und machte sich damit zum Champion. Souverän und willig zog er unter Benjamin Werndl und Emma Kanerva seine Runden, die ihn dafür mit 19 von 20 möglichen Punkten belohnten. In Summe kam er so auf 72,0 Punkte.

Einen Absturz im B-Finale erlebte der elegante schwarz-braune Hannoveraner Hofmarschall unter Jennifer Lee. Der Hotline-DAccord-Sohn (Z.: Friedrich Lampe) war als Führender in den Fremdreitertest gestartet. In der Gebäudenote kam er dicht ans Ideal heran, 9,0. Im vorzüglichen Schritt gab es dann tatsächlich die Idealnote 10,0. Der Trab war getragen von einer energischen Hinterhand, mit viel Schub aus der Hinterhand und viel Takt, 9,0. Der Galopp war sicher im Takt und rhythmisch, lediglich beim Zulegen hätte man sich noch etwas mehr Bodengewinn gewünscht, 8,5. Die Rittigkeitsnote von 8,5 begründeten die Richter mit der großen Konzentration auf die Reiterin, aber auch dem Wunsch nach etwas mehr Zufriedenheit im Maul. Ein glattes sehr gut gab es dann wieder in der Perspektive als Dressurpferd. 

Und dann kam der Fremdreitertest. In einer Springprüfung hätte man gesagt, Hofmarschall hat verweigert, nicht dreimal, dann wäre er ja ausgeschieden, aber zweimal. Bereits als Benjamin Werndl in seinen Sattel stieg, blockierte der Hengst auf dem Weg Richtung kurze Seite und Ausgang immer wieder. Als dann Emma Kanerva dran war, sah es zunächst so aus, als beruhige der Hengst sich, doch dann gab es Szenenapplaus für seinen Kollegen Catoo (nur einen von vielen!) und da war bei Hofmarschall der Ofen aus. Er machte Ansätze zu steigen, wollte nicht mehr in Richtung Tribüne und war überhaupt ziemlich von der Rolle. So gab es bescheidene 15 Punkte von den beiden Fremdreitern und ein Endergebnis von 69,0 Punkten. Das reichte nicht mal mehr für Silber. Die Reiterin sah vor der Siegerehrung so aus, als sei sie den Tränen nah. Verständlich!

Des einen Leid ist des anderen Freud. Der Celler Landbeschäler Don Darius v. Don Frederico-Markus Deak xx (Z.: Claus Quast, Hamburg) war unter Mike Habermann mit 52,5 Punkten auf dem dritten Platz ins B-Finale gekommen. Die Testreiter gaben ihm 17,50 Punkte. Bedeutete in Summe 70,0 Punkte und damit den Titel des Vizechampions. 

Für seinen Typ und seinen Körper war der Hengst am Morgen noch mit der 9,0 belohnt worden. Im Trab fand man ihn vorne vorzüglich. Jedoch wurde er in den Verstärkungen hinten deutlich breit und schwankend, weshalb die Jury hier nur die 8,0 gab. Ein Highlight war dann wieder der Schritt, der immer im Takt war, dabei ergiebig schreitend und durch den Körper, 9,5. Auch im Galopp fand Dr. Plewa lobende Worte für die Vorderbeinmechanik des Hengstes, die in dieser Gangart auch mit dem entsprechenden Untersprung gepaart ist, 9,0. Weil der Hengst jedoch zeitweise verworfen war und in den Wendungen abkippte (eine Kraftsache), gab es für die Ausbildung nur die 8,5. Als sehr gut schätzten die Richter dann wiederum die weitere Perspektive des edlen Braunen ein. 
Platz vier bei den vierjährigen Hengsten ging an den westfälischen Rock Forever-Justinian xx-Sohn Rocky Lee unter Karin Schulze-Topphoff (Noten: Trab – 8,5; Galopp – 9,0; Schritt – 8,5; Ausbildung – 8,5; Gebäude – 8,5; Vorstellung – 8,5, Gesamt: 51,5).
Fünfter wurde Dantander Hit, Hannoveraner v. Dancier-Sandro Hit mit Sandra Frieling (Noten: Trab – 8,5; Galopp – 8,5; Schritt – 8,0; Ausbildung – 8,0; Gebäude – 9,0, Vorstellung – 8,0, Gesamt: 50,0).
Don Darius hatte heute übrigens gleich in zweifacher Hinsicht Glück. Einmal, weil Hofmarschall unter den Fremdreitern den Dienst quittierte (oder so gut wie) und zum anderen, weil der vor ihm Drittplatzierte der Qualifikation, der schicke Dunkelfuchs Sir Caramello, heute gar nicht am Start war. Der Grund: Seine Reiterin Eva Möller hatte gestern einen Unfall. Ihr Pony war gestiegen, hatte das Gleichgewicht verloren, war umgekippt und auf Eva Möllers Bein gefallen. Zwar war die vielfache Bundeschampionesse aufgestanden und selbstständig in den Krankenwagen geklettert, doch im Krankenhaus hatte man eine Prellung diagnostiziert. Deshalb musste sie heute daheim bleiben.

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