Neumünster: Helen Langehanenberg und Damon Hill knacken die 90 Prozent!

Von
Helen Langehanenberg und Damon Hill

(© Lafrentz)

Sie hat es geschafft! Mit mehr als 90 Prozent hat Helen Langehanenberg mit einem persönlichen Rekord die Weltcupkür in Neumünster gewonnen. Neben den üblichen Verdächtigen konnten sich zwei junge Reiterinnen in der Holstenhalle besonders hervortun. Eine aus Dänemark und eine aus Deutschland, die feierte auch noch Geburtstag.

Fünfmal zückten die Juroren allein die Idealnote 10,0 in den Schlussnoten. Die gehen mit dem Faktor vier in die Wertung ein. Für Harmonie zwischen Pferd und Reiter gab es allein an dieser Stelle drei Zehnen, weitere verzeichnet das Protokoll für Piaffen und Passagen. Und es ist genau das, was dieses Paar so einmalig macht: Dami und Helen, das sind zwei, die sich gesucht und gefunden haben! In der gesamten Trabtour ist der Donnerhall-Sohn tatsächlich noch besser geworden. Noch kraftvoller, noch akzenturierter, noch mehr mehr-geht-eigentlich-nicht!

Mit dieser Kür wird es in Lyon beim Weltcupfinale zu Ostern spannend. Da kommt es zum Aufeinandertreffen der Weltranglistenersten Charlotte Dujardin mit Valegro und dem deutschen Traumpaar. 90 Prozent Dabei verzichtet die schlanke Westfälin derzeit (noch?) auf eine Höchstschwierigkeit, die schon viele in der Weltspitze zeigen, die Fächerpiaffe, Piaffe mit doppeltem Richtungswechsel. 90,375 Prozent bekam das Paar. Großartig, Dami mag die Arena. Ich glaube einfach an ihn. Was soll ich sagen? Neumünster ist ein Platz, den Dami mag. Die Leute sind dicht dran. Er mag das. Je mehr Leute und je dichter sie am Viereck dran sind, desto besser! Helen Langehanenberg freut sich schon auf das Protokoll, sagt sie. Das von gestern war schon so klasse, da waren Reihen drin: 10,10, 9,5, 10, 9,5 das wird gerahmt!

Platz zwei ging an die Dänin Anna Kasprzak und Donnperignon, auch er ein Sohn des legendären Donnerhall. Auch sie setzte auf ihre bewährte Kür, Phil Collins-Melodien mit schwierigen Linien, allen voran Zweierwechsel auf dem Zirkel, die in flüssige Wechsel von Sprung zu Sprung über die Diagonale münden und dann wieder auf dem unteren Zirkel in Zweierwechseln aufzugehen. Das Programm ist super, die Ausführung war heute leicht getrübt von Unsauberkeiten. Die Piaffen matt und ungleichmäßig ein nicht ganz unbekanntes Problem für den wuchtigen Wallach aus finnischer Zucht aber auch die Passage immer wieder ungleich im Hinterbein, dabei hat Donnperignon dafür schon Zehnen bekommen. Auch in den fliegenden Wechseln hab es immer mal wieder Momente, in denen Pepe zwar nicht fehlerhaft, dafür aber matt im Durchsprung war. Anna Kasprzak war sehr zufrieden – 83,575 Prozent.

Einen Riesensprung nach vorne, vermutlich nicht nur in der bundesdeutschen Wahrnehmung, hat Jessica von Bredow-Werndl gemacht. Mit dem süddeutsch gekörten KWPN-Hengst Unee v. Gribaldi kam sie auf Platz drei. Im WM-Jahr keine schlechte Visitenkarte, zumal sie mit 82,425 Prozent nicht nur eine persönliche Bestleistung hingelegt hat, sondern damit auch nachhaltig ihre Championatskaderberufung unterstrichen hat. Die Bundestrainer Moncia Theodorescu und Jonny Hilberath hatten die ehemalige Junioren- und Junge Reiter-Europameisterin (sechs Goldmedaillen aus der Zeit bis 21 Jahre hängen in der Vitrine zuhause) schon lange auf dem Zettel. Mit dem Schwarzbraunen Unee hat sie das passende Pferd gefunden. Der überholt sich zwar nicht gerade von hinten im Trab, hat aber gerade im letzten halben Jahr an Kraft gewonnen. Ich habe eine große Turnierpause gehabt und hab nur Galopptraining gemacht. In der Zeit hat sie dann ihre Flitterwochen nachgeholt. In der Zeit hat ein Mädchen Unee geritten und sie hatte auch auf dem Plan stehen, viel zu galoppieren!. Das Patentrezept? Abwechslung, Abwechslung, Abwechslung! Seitdem er so viel galoppiert, ist er so motiviert, sieht auch etwas sportlicher aus. Er will jetzt einfach, deswegen kann ich dann auch die Schwierigkeiten so reiten, wie es heute geklappt hat. Mit dieser Power lässt sich dann auch in die Trickkiste greifen. Auch Jessica von Bredow-Werndl zeigt die Fächerpiaffe zum Schluss. Und schon vorher müssen die Richter tief in die Notenkiste mit den High Scores greifen: Doppelte Pirouette daraus starker Galopp und zwar volle Kraft voraus die Mittellinie auf die Richter zu, dort dann ein Übergang in Überraschungsmoment voll gelungen! eine Piaffe (!!), dann eine 180-Grad-Drehung und starker Schritt. Wenn das klappt, und das tat es, dann ist das ganz großes Kino! Seitdem ich das übe, will er aus jeder Pirouette gleich nach vorne, schmunzelt Jessica von Bredow-Werndl, die heute ihren 28. Geburtstag in Neumünster feierte. Entsprechend hagelte es in den Schlussnoten Neunen, Stichwort Choreographie und Harmonie. Und gerade unter diesen Aspekt gehört eine doppelte Unterstreichung: Unée geht zufrieden mit geschlossenem Maul die Ohren gespitzt, wenn er aufgefordert werden muss, dann nimmt er das sportlich und kämpft für seine Reiterin. Ich habe heute weniger abgeritten, weil es in der Halle so warm ist, wie in der Sauna! Die Kür, ursprünglich für Jessicas Bruder Benjamin zusammengestellt, ist von Claus Birkmann musikalisch überarbeitet worden, Painted Black von den Rolling Stones und Fluch der Karibik geben hier den Ton an. Wie dieser Mann arbeitet, erfahren Sie übrigens in der April-Ausgabe des St.GEORG.

Mein Unterkiefer klappte runter, als die Top-Pferde hereinkamen. Es ist als Richter so toll, wenn man fast nur zu Achten, Neunen und Zehnen geben kann; sagte die US-Amerikanerin Liselotte Fore, die bei C als Chefrichterin saß. Sie ist das erste Mal in Neumünster, das erste Mal überhaupt in Europa als Richterin. Ich hatte keine der Kombinationen zuvor live gesehen, ich denke ich hatte ein frisches Auge, freute sich die Amerikanerin, die in den 1980-er und 90-er Jahren eine erfolgreiche Grand Prix-Reiterin in Nordamerika war.

Etwas Pech hatte Isabell Werth, deren Don Johnson v. Don Frederico einmal mehr die Atmosphäre in der Holstenhalle etwas schwierig fand. Vor Beginn der Prüfung bockte er, guckte sich jede Ecke genau an, machte dann aber doch einen guten Job. Isabell Werth, stets mit tiefer weicher Hand, lotste Johnny durch das technisch anspruchsvolle Programm. Aber es gab ein paar Haker. So stolperte Don Johnson im starken Schritt, einer der Lektionen, in denen der Hannoveraner sonst immer punkten kann. Und auch in den Zweierwechseln gab es einmal einen Fehler, den die routinierte Reiterin sofort auf einer nächsten Diagonale zumindest ein bisschen mit einer zweiten Reprise Zweierwechsel wieder ausbügeln konnte .Auch in einer Trabverstärkung war der Don Frederico-Sohn einmal angaloppiert. 80,25 Prozent reichten für Isabell Werth für Rang vier.

Auch der fünftplatzierte DAgostino v. De Niro hat so seine Problemchen mit der Holstenhalle. Der große Fuchs ist ein Sensibelchen. Fabienne Lütkemeier konnte ihn aber doch noch überzeugen, sein Hasen- gegen ein Kämpferherz zu tauschen. Leider unterlief dem Paar in ihrer Paradelektion, den fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung, ein Fehler und auch die abschließende Mittellinie war etwas wackelig. Aber insgesamt zeigte die Mannschaftseuropameister eine gute Leistung, 80,5 Prozent.

Eine junge Reiterin aus Dänemark muss man im Auge behalten: Nanna Skodberg Merrald lieferte mit ihrem leichtfüßigen und selbst ausgebildeten Wallach Millibar eine schöne Vorstellung ab. Leider gab es ein paar Unsicherheiten schon gleich zu Beginn konnten sich die beiden nicht auf eine Gangart nach dem Gruß einigen. Auch später gab es Unsicherheiten. Dennoch ist der Eindruck: Wow! Das dänische Paar, das übrigens mal nicht bei Andreas Helgstrand trainiert, und durch viel Harmonie, fließende Übergänge zwischen Piaffe und Passage und guten Traversalen punktete. Die Dänin wurde Siebte, 78,2 Prozent. Da ist mehr drin, zumal sie eine weitere Vertreterin des schönen Reitens ist, das ja wieder mehr gefragt ist.

Leider gab es aber nicht nur diese schönen Bilder. In der ersten Hälfte, und teilweise trotzdem mit Noten im 73- bis 75-Prozent-Bereich bedacht, sah mal viele Pferde mit offenen Mäulern. Zufriedenheit sieht anders aus. Da darf man ruhig mal auch die Noten eine Etage tiefer ansetzen. Tiefpunkt: der Niederländer Patrick van der Meer mit Uzzo. Das Pferd war eng im Hals, ungleich in jeder Grundgangart, wirkte gestresst und das ist noch eine nette Formulierung. In der letzten Piaffe quittierte der ehemalige Weltmeister der jungen Dressurpferde den Dienst, rannte rückwärts. Das Signal war klar: Ich kann so nicht mehr! Mit 72,25 Prozent wurde diese Vorstellung immer noch als ziemlich gut bewertet.

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