Blog 13: Wassergrabenprobleme, Reiter, die die Welt nicht braucht und mehr

Von
Pochhamers Rio Blog3

(© Pauline von Hardenberg)

John Madden war not amused, für manche Reiter bräuchte man eine neue Rubrik und insgesamt ist Sicherheit in Rio eben doch ein Thema!

Manche Tage beginnen einfach zu früh. Als ich heute morgen im Frühstückszelt den ersten Kaffee schlürfte, kam John Roche, Springchef der FEI, vorbei. Es ging um den Wassergraben, dessen Abschaffung der FEI-Vizepräsident John Madden (USA) fordert. Ich hätte geschrieben, das sei wegen seiner Frau, die bekanntlich gelegentlich mal einen Fehler am Wassergraben hat (Nationenpreis Aachen). Habe ich natürlich nicht geschrieben, sondern das Gegenteil: „Hat sicherlich nur zufällig damit zu tun, dass seine Frau am Wasser gerne mal ein Problem hat.“ Dabei dachte ich, richtiges Lesen sei inzwischen eine allgemein anerkannte Kulturtechnik. Es hatte ja bekanntlich beim Turnier Pferd International in München einen schlimmen Unfall am Wassergraben gegeben. Ein Reiter wurde verletzt, sein Pferd musste getötet werden wegen eines offenen Beinbruchs. Die Prüfung wurde abgebrochen. So was ist natürlich schrecklich. Aber ich habe schon nach Stürzen den Krankenwegen vorfahren sehen, wo weit und breit kein Wassergraben zu sehen war.  Wie gesagt, am sichersten ist der Reiter im Bett und das Pferd auf der Weide.

Ich bin übrigens für eine Rubrik: Reiter, die die Welt nicht braucht. Etwa den Australier, der nach einem Salto von seinem Pferd zu Fuß die Arena verließ, ohne sich ein einziges Mal nach seinem Fuchs umzudrehen, bei dem sich Parcourshelfer und der Pfleger bemühten, ihn von der um seinen Körper schlagenden Trense zu befreien. Oder der dicke Russe, der nach dem Geländeritt seinen verschwitzten Schädel in den Wasserbottich hielt, aus dem die Pferde trinken sollten. Igittigitt!!!

Schon wieder wurde ein Reiter wegen Blutes am Pferd disqualifiziert, der für die Ukrainer startende Cassio Rivetti. „Das war jetzt ein herber Schlag“, sagte Ulrich Kirchhoff. Der Olympiasieger von 1996, der bekanntlich sein Pferd Jus de Pommes kurz nach den Spielen wegen einer Darmerkrankung verlor, hielt sich mit nur einem Wassergrabenfehler die Option für einen Startplatz in der Einzelentscheidung  aufrecht. Von seinem Chef Alexander Onischenko hat er lange nichts gehört. Gar nichts. Vorher habe man drei bis viermal die Woche telefoniert. Kirchhoff lebt in Italien auf seinem eigenen Hof. Italienisch spricht er auch, jedenfalls soviel „dass ich mir auf italienisch  Essen bestellen kann. Und lachen.“ Seinen deutschen Pass hat er, wie auch René Tebbel behalten. Das musste er bei deutschen Ämtern beantragen. Auch Tebbel hat sich mit einer glänzenden Nullrunde auf Zipper den Startplatz für die Einzelentscheidung bewahrt, genau  wie der erste deutsche Reiter Christian Ahlmann. Er musste gleich  nach dem ersten Brasilianer starten, das gut besetzte Stadion tobte. Er durfte dann dank Ringmaster Pedro draußen warten, bis einigermaßen Ruhe eingekehrt war. „Ich finde die vielen Menschen  super“, sagte Ahlmann, „davon lebt unser Sport.“

Manche Menschen finden es gar nicht super, wenn im Blog auch die Sicherheitsprobleme angesprochen werden, die es hier unbestritten gibt. Natürlich nicht für die Sporttouristen, die sich mit einer Limousine herumfahren lassen. Die wissen gar nicht, wie das ist, wenn immer mal wieder eine Kugel herumirrt. Täglich gibt es Berichte von Überfällen auf Journalisten und Sportler. Gestern abend wurde ein ermunternder Zettel unter der Tür unseres Flats hergeschoben. „Bitte legen Sie Ihre Wertsachen unbedingt in den Safe im Zimmer.“ War wieder was geklaut worden aus unseren Apartments im Pressedorf. Die Safes kann übrigens jedes Kind wegtragen, sie liegen lose im Schrank. Denen, die meinen, wir wären auf einer anderen Veranstaltung, empfehle ich einen Besuch im richtigen Leben.nike sb dunk sizing and fit guide | jordan outlet store orlando florida

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.