Blog 2 aus Irland: Lebende und tote Legenden

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Einen Besuch im irischen Nationalgestüt Kildare darf man sich nicht entgehen lassen, selbst wenn man kein pferdiger Irland-Tourist ist. Da sieht man lebende und tote Legenden von Angesicht zu Angesicht. Außerdem versuchte man, mich über die angebliche Hungersnot irischer Pferde aufzuklären, und wir erlebten ein hippologisches Elfmeter-Schießen zwischen Großbritannien und Irland.

Unser zweiter Frühling
Man muss kein Pferdemensch sein, um das irische Nationalgestüt Kildare zu besichtigen. Jedenfalls sehen die Menschen, die auf dem Gestütsparkplatz aus einem Bus neben uns herausquellen, nicht aus, als seien sie welche Socken, Sandalen, Bermudas und Bauchtaschen statt Breeches, Jodhpurstiefeln und Tweed. Gemeinsam mit der Reisegruppe schieben wir uns durch den zum Gestüt gehörenden japanischen Garten (angeblich einer der schönsten und größten in Europa). Der Weg durch den Garten beschreibt das menschliche Dasein from the cradle to the grave. Wir erleben also zunächst eine Wiedergeburt als wir in eine kleine Höhle herein und dann wieder herausklettern. Dann geht es durch den Tunnel of Ignorance, der wohl die Pubertät symbolisieren soll. Das scheint zu funktionieren. Auf dem Weg durch das enge Steingewölbe müssen wir ob der Vorstellung unseres zweiten Frühlings kichern wie zuletzt mit 14. Der Mountain of Ambition bringt uns auf der Karriereleiter ganz nach oben. Leider auch wieder herunter, wo wir erst über die Bridge of Engagement wandern, um dann auch noch verheiratet zu werden mit einem Busch. Der soll unseren Partner symbolisieren. Und der Hochzeitsaltar ist auch ein Busch. Mmh. Naja, schließlich passieren wir dann den Hill of Mourning, wo wir alle uns zur ewigen Ruhe wiedertreffen. Sehr schön dieser Garten, aber wir wollen jetzt Pferde sehen!
Private Hengstvorführung
Unser Rundgang führt uns in einen wunderschön angelegten Innenhof mit Boxen drum herum. Erwartungsvoll spähe ich in eine davon herein. Irgendwo müssen die berühmten irischen Vollblüter doch sein. Nun, hier nicht. Blitzsaubere, leere Boxen, dick eingestreut mit goldenem Stroh erwarten uns. Unser Führer, Gestütsleiter John Osborne, erklärt, dass diese Ställe nicht mehr in Betrieb sind. Naja, bei 450 Boxen kann man sich das wohl leisten. Unsere nächste Station ist der Hengststall. Und auch hier erwartet uns gähnende Leere. Aber immerhin ein Hauch Odeur de Cheval. Die Hengste sind in ihren Paddocks, erklärt John Osborne. Oh, wir wollen sie aber sehen. Nur nicht ungeduldig werden. Zwei der 50 ständigen Mitarbeiter haben heute die Aufgabe, uns die Gestütshengste vorzuführen. In Irland sind Paddocks das, was bei uns eine ansehnlich große Weide ist. Der Pfleger pfeift durch die Zähne. Ganz am anderen Ende der Wiese fliegt ein Kopf in die Höhe. Und dann kommt Invincible Spirit auf uns zu galoppiert. Seinen Namen hatte uns bereits ein Schild neben dem Paddock-Tor verraten. Der Pfleger nimmt den Green Desert (ein Ur-Enkel von Northern Dancer)-Kris-Artaius-Sohn ans Halfter. Hübsches Pferd. Ein bisschen dreckig vielleicht. Beeindruckende Augen. Den wirklichen Wert des Braunen verrät uns aber vor allen Dingen seine Decktaxe: 60.000 Euro, fällig bei Trächtigkeit am 1. Oktober. Er hat dieses Jahr 150 Stuten gedeckt. Und so ein wandelnder Geldschrank darf hier den ganzen Tag auf der Wiese verbringen, ohne Bandagen, Gamaschen oder Glocken. Glückliches Pferd! Das freut uns sehr.
Ich habe mich verliebt!
 Zumal es seinen nicht ganz so einträglichen Kollegen genauso geht. Jeder der momentan sechs Hengste auf dem Gestüt hat seine eigene Weide, auf der er seine Tage verbringt, as long as possible, wie John erklärt. Ein Hengst nach dem anderen wird uns vorgeführt. Der letzte ist der Rappe Big Bad Bob. „He’s not big and not bad, he’s just Bob“, meint John und wir sehen sofort, was er meint. Bob hat Augen, die einem direkt in die Seele schauen. Er gehört einer Dame, die ihn eigentlich eher versuchsweise zur Zucht eingesetzt hat. Mit seinen rund 160 cm und einer im Vergleich zu den anderen Hengsten nicht übermäßig ausgeprägten maskulinen Ausstrahlung würde man auf den ersten Blick keinen Vererberstar in ihm vermuten. Doch von den 20 Stuten, die er in seiner ersten Saison decken durfte, war die Hälfte bereits siegreich auf der Rennbahn. Das ist für einen Vollbluthengst ein enormer Erfolg, erklärt Bob. Während meine Kollegin einen LKW für Invincible Spirit vorbeischicken möchte, würde ich am liebsten den gar nicht großen und gar nicht schlimmen Bob mit heim nehmen. Aber die Hengste finanzieren das Gestüt. Leider unverkäuflich. Und 100 Millionen Euro, die John mit sehr ernster Miene für Invincible Spirt veranschlagt, hat meine Kollegin auch gerade nicht übrig – viel Geld, und der ist weder schwarz noch piaffiert er für eine 10.
Vierbeinige Rennbahnlegenden
 Ein paar vierbeinige Rennbahnlegenden sehen wir auch: Arkle, eines der besten Hindernisrennpferde aller Zeiten begrüßt uns im Eingang des Gestütsmuseums. Naja, sein Skelett. Das hatte man ausgegraben, um zu zeigen, wie ein Hürdenchampion gebaut sein muss. Man sagt, Arkles Erfolgsgeheimnis seien zwei Flaschen Guiness pro Tag gewesen. Es gibt Beweisfotos von ihm mit Flasche im Maul! John erklärt, dass es noch nicht gelungen ist, die Knochen so zu konservieren, wie es sein müsste. Wahrscheinlich sind sie deshalb so schrecklich gelb. Aber das können dann ja die Museumsdirektoren machen, die sich demnächst um Arkle kümmern werden. Ihm zu Ehren soll nämlich ein eigenes Museum gebaut werden, so dass er umziehen muss.
Die zweite Rennbahnlegende lebt noch: Vintage Crop, ein Pionier der Globalisierung, der nach Australien exportiert wurde und da das wichtigste Rennen, des Landes gewann, den Melbourne Cup. Heute verbringt er seine alten Tage auf Kildare – schön!
Hungernde Pferde?
Schon am ersten Tag in Irland habe ich Ausschau gehalten nach den halb verwilderten und verhungerten Pferde, die hier angeblich überall herumlaufen sollen. Tatsächlich haben wir auf unseren Rundfahrten über die Insel gar keine Pferde gesehen, bloß Kühe. Logisch, die machen die Milch für Kerrygold. Und was ist nun mit den Pferden? Das frage ich am Nachmittag den Geschäftsführer vom Zuchtverband des Irish Sport Horse. Der erklärt uns, dass es keineswegs so war, dass die durch Irlands Wirtschaftskrise geplagten Bauern einfach ihre Tore geöffnet haben und die Pferde sich selbst überlassen haben. Da sei einiges falsch dargestellt worden. Mmh, wirklich? Naja, gesehen haben wir davon tatsächlich nichts. Im Gegenteil, selbst die Droschkenpferde in Dublin sehen sehr gepflegt aus – und sie tragen Horseware-Decken, wow.
Hippologisches Elfmeter-Schießen
Am Freitag geht es zum Nationenpreis. Dem wohnt hoher Besuch bei: Irlands Präsidentin Mary MacAleese hat sich ganz in Pink unters Volk gemischt. Das Springen endet für Deutschland eher enttäuschend auf dem sechsten Platz. Völlig aus dem Häuschen sind die Iren. Es kommt nämlich zum Stechen gegen England. Mein Nachbar auf der Tribüne erklärt mir, für ihn sei das wie für uns ein Elfmeterschießen bei der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und England. Ich bin kein Fußballfan, deshalb kann ich seine Emotionen nur unzureichend nachempfinden. Aber es tut mir leid für ihn, dass Nick Skelton und Carlo als erstes Starterpaar eine saubere Null-Runde für dir Briten hinlegen, während Billy Twomey und Tinkas Serenade nach einem Klotz am dritten (?) Hindernis die Segel den Parcours vorzeitig streichen. Mehr zum Nationenpreis unter News. Leider war dies schon unser letzter Tag in Irland. Wir sind alle traurig, inklusive unserer Gastgeber, die versprechen, dass es eine Wiederholung geben wird. Dann möchten wir bitte, bitte Colmore Stud sehen!

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.