Blog 4: Die Scheichs in Hochform, die Dressurpferde auch

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Hier gibt’s was umsonst: Deutsche Journalisten und Co beim Frühstück im Distanzzelt

(© gp )

Den ganzen Tag halten uns die Distanzreiter auf Trab, während die deutschen Dressurpferde lebensgefährlichen Übermut rausließen.

Kalt war es heute morgen, als wir um 7.30 in der ersten Morgendämmerung am Start der Distanzreiter standen. Einzeln oder in kleinen Gruppen werden die mehr als 100 Reiter in das hügelige Grasland im Kentucky Horse Park geschickt, zurück bleiben hunderte von Helfern, reihenweise Eimer, große, kleine, ganz kleine, ganz große, bereits mit Wasser gefüllt, um die Pferde beim ersten Stopp zu versorgen. Aber das wird noch rund eine Stunde dauern.

Wir können also erst mal die berühmten Vip-Paläste der Scheichs inspizieren, von außen, versteht sich. Beim Dubai-Scheich hängen die Kronleuchter schon auf der Terrasse, bei den anderen schimmern sie durch die Scheiben. Hat was, muss man schon sagen.

Gegenüber dann Wallensteins Lager: Jede Nation hat ein offenes Zelt, in dem sich Reiter und Pferd erholen sollen. Überall entweder aus Stroh oder Späne eine kleine Fläche zum Pinkeln, für die Pferde. Säcke mit Futter. Obst für die Reiter. Große Fahnen zeigen, wer wohin gehört.

Die Stimmung ein bisschen wie beim Pfadfindertreffen vor der großen Schnitzeljagd. Jeder scheint irgendwas zu tun zu haben.

In einem großen Zelt gibt es Frühstück, ja auch für uns und das umsonst, die ganz deutsche Mafia ist da, Journalisten, die Verbandsspitze, die Buschis zum Teil.

Nach einer Stunde erscheinen am Horizont die ersten Reiter, als allererstes Scheich Mohammed Maktoum, der Ehemann von FEI-Päsidentin Haya. Die ist auch da, ganz simpel in Jeans, die Haare zum Pferdeschwanz gebunden, plaudert mit den Pferdepflegern. Der Scheich rutscht aus dem Sattel, auf seinen schönen Fuchs, noch ganz frisch, stürzt sich ein Schwarm blau gekleideter Grooms , die ihn eimerweise mit kaltem Wasser übergießen. Ob ihm das wohl gefällt? An diesem eisigen Morgen? Aber den anderen Pferden geht es nicht besser, gehört wohl zum Ritual, selbst wenn sie vor Kälte zu bibbern scheinen. Nur das eine oder andere Pferd bekommt sofort eine Decke auf.

Mit einem Eisenbügel wird der Herzschlag des Pferdes gemessen. Erst wenn er sich auf 64 Schläge beruhigt hat, darf das Pferd in die Veterinärinspektion und erst dann endet die Reitzeit und offizielle Ruhezeit beginnt. Eine Ampel, rot oder grün, zeigt an, ob das Pferd passiert hat. Wenn ja, läuft das volle Programm ab: Massieren, kühlen, Magnetfelddecke, zum Pinkeln und Äppeln animieren durch Füttern und Tränken, alles ganz wichtig. Dr. Gabriela Förster auf Priceless Gold, die gleich hinter Scheich Mohammed ins Ziel kam, ist als erste der deutschen Truppe wieder unterwegs auf dem zweiten von sechs Teilstücken. Sieht alles noch gut aus.

Wenn die Reiter nicht wie die Herren Scheichs in ihrem VIP-Palästen verschwinden, lassen sie sich im Mannschaftszelt massieren oder seelisch wieder aufbauen. In dem riesigen Durcheinander hat jeder seine Aufgabe, alles klappt wie am Schnürchen. In den ersten beiden Stops wirken die Pferde noch frisch, nur wenige werden herausgenommen.

Da sich die Sache noch eine Weile hinziehen wird, schließlich sind 160 Kilometer in sechs durch Ruhepausen unterbrochene Schleifen (Loops) zu bewältigen, ergattere ich einen Platz auf einem der Golfwägelchen und bewege mich in Richtung Verfassungsprüfung Dressur.

Dort steht die Szene der anderen Sorteam Viereck. Ich sehe Harry Boldt, den früheren deutschen Bundestrainer, der hier die australischen Vielseitigkeitsreiter trainiert, Rudolf Zeilinger, der die Dänen trainiert, Wolfram Wittig, Isabell Werths Trainer, Ullrich Kasselmann. Da steht auch ein schicker Kinderwagen, den Inhalt hütet Alexander Johannsmann, der Mann der für Dänemark reitenden Prinzessin Nathalie zu Sayn Wittgenstein, zwei Monate ist Klein-Konstantin alt.

Die deutschen Pferde sind an der Reihe, Dablino frisch aber artig, Donnperignon macht die Wildsau, keilt aus, dass es fast eine Helferin erwischt. Sterntaler lässt sich umgehend anstecken, auch er schlägt ein paar Mal lebensgefährlich aus. Isabell Werth lässt die aufgebrachten Herren erst verschwinden, bevor sie mit Warum nicht kommt. Der wiederum ist  brav und, Donnerwetter, hat das Pferd einen langen Hals, wenn es mal am langen Zügel geführt wird.

Zurück ins Pressezentrum, die Reiner haben die ersten Medaillen, leider nicht die deutschen. Eine Pressekonferenz mit den drei Mannschaften, in der Mitte die stattlichen Cowboys aus USA. Die Pferde haben zusammen mehr als neun Millionen Dollar gewonnen, jedes von ihnen ist rund 200.000 Dollar wert. Mir fällt auf, dass Sie etwas mehr Gewicht in den Sattel bringen als ihre Konkurrenten. Ist das von Vorteil? will Evi Simeoni von der FAZ wissen. Den Helden aus dem Wilden Westen verschlägt es einen Moment die Sprache. Der Chef fängt sich am schnellsten: Wir sind hier halt die Schwergewichte, ha ha. Womit die Frage ja nicht wirklich beantwortet ist.

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.