Blog 4 von den Weltreiterspielen aus Tryon: Herzliche Grüße aus Chaotien!

Von
899cbc1d-dc7c-4fcf-9df9-b644e64b2a7f

Statt zweier wichtiger Medaillentscheidungen ist das Stadion von Tryon heute verweist. (© Pauline von Hardenberg)

Eigentlich hätten sich die besten Dressur- und Vielseitigkeitsreiter der Welt in diesen Minuten auf eine der wichtigsten Entscheidungen ihrer Karriere vorbereitet: die Weltmeisterschaftsfinals in der Kür auf dem Viereck und im Abschlussspringen für die Buschis. Daraus wird ja nun bekanntlich nichts. Wie man das vor Ort erlebt hat, berichtet Gabriele Pochhammer im Blog aus Chaotien.

Diese Spiele toppen allmählich ihre schlimmsten Vorgänger, etwa Den Haag 1994. Die Kür-Dressur ist abgesagt (SG-online berichtete). Nicht dass es nicht schon sehr würdige Dressurweltmeister ohne Kür gegeben hätte, deshalb Chapeau Isabell, sie geht ungeschlagen hier vom Platz. Meeting an Meeting hat es gegeben, bevor die Entscheidung fiel und Overall-Chef Mark Bellissimo, der amerikanische Träumer dieser Weltreiterspielen, musste sich sagen lassen, dass man null Vertrauen hat, dass er auch nur in der Lage ist, die verspäteten Rückflüge der Reiter zu organisieren. Das ist schon bitter für einen, der überzeugt ist, nichts ist unmöglich.

Er wollte natürlich unbedingt, dass die Kür stattfindet, denn nun muss er ja den Zuschauern ihr Geld zurückzahlen. Der deutsche Equipechef Klaus Röser hätte zwar noch ein paar gute Ideen gehabt, wie man das alles hätte lösen können, aber auf ihn hörte mal wieder keiner.

Zum Beispiel im zweiten Stadion, das bis zu den Weltreiterspielen das Hauptstadion war, wo auch die Dressur der Vielseitigkeit stattfand, hätte man Samstag morgen reiten können, während der Geländeritt lief. Und zwar völlig ohne Regen.

Dann im Hauptstadion, wo bisher alle Dressurprüfungen ausgetragen wurden. Dann hätte man allerdings den letzten Sprung des Cross rausnehmen müssen, was, und das sage ich als alter Buschfan, der Strecke auch nicht geschadet hätte. Zumal kein Mensch im Stadion saß, während in der schönsten Gegend, die man sich vorstellen kann, über der schönsten Strecke, die man sich vorstellen kann, die Post abging.

Tolles Gelände!

Die federnde Graspiste, die liebevoll gestalteten Hindernisse, die alles abfragten, sich aber am Ende gut reiten ließen, und in der Mitte das Hindernis zehn mit seinen 17 Elementen und mindestens fünf Wegen, das Ass aus dem Ärmel, wie es Parcoursdesigner, Mark Phillips nach der Prüfung formulierte. Das war wirklich sein Meisterstück, und dazu gehörte auch die letzte langgezogene Steigung, die nochmal die Kondition der Pferde forderte. Das war ja schon lange vorher bekannt, sodass keiner davon überrascht sein konnte.

Trotzdem war die Stimmung natürlich im deutschen Lager ein bisschen gedämpft, bis auf Ingrid Klimke, die jetzt auf ihren ersten WM-Titel hoffen kann. Ein bisschen näher an den Medaillen wäre man schon gerne.

Reiter lassen sich so schnell nicht unterkriegen!

Übrigens Madeleine Winter-Schulze, die ja auch Ingrid gesponsert hat, macht schon wieder Reha nach ihrer OP. Sie hat sich bekanntlich bei einem Sturz im Stall den Oberschenkelhals gebrochen, Minuten, nchdem ihr Pferd Bella Rose mit Isabell Werth die Team-Goldmedaille gewann. Vielleicht kann sie ja noch die Springwettbewerbe live miterleben, sie beginnen am Mittwoch und Bundestrainer Otto Becker haben wir heute schon von weitem gesehen. Scheinen also doch noch Flugzeuge aus Europa zu anzukommen, angeblich ist ja der Flughafen Charlotte zur Zeit gesperrt wegen Tropensturm Florence.

Bis die Springreiter und ihre Entourage kommen, wird dann wohl auf der Baustelle Tryon noch mehr fertig sein, die Arbeiten gehen ja unaufhaltsam weiter. Heute wurde das Entree für den VIP-Bereich fertig. Was gestern noch nackter Betonhorror war, ist jetzt ein schicker holzverkleideter Eingang mit einem zünftigen Vorbau aus dunklen Holzbalken und einer eleganten Rezeption.

Tropensturm?

Wann die Buschis zum Vetcheck antreten müssen, hat uns bis jetzt noch niemand verraten auch nicht über den Termin des Springens. Wahrscheinlich Montag, die Buschpferde fliegen erst Dienstag. Morgen ist in Tryon alles dicht, Pressestelle zu, kein Catering. Zero. Alle fürchten sich vor den Regenfluten, die ja ein paar hundert Kilometer östlich von hier ganze Landstriche unter Wasser gesetzt haben. Wir bleiben ganz entspannt. In unserem Holzhäuschen ist es gemütlich und draußen tropft ein sanfter warmer Regen, für den jeder Holsteiner Bauer in diesem Sommer dem Himmel gedankt hätte. Tropenstürme habe ich mir jedenfalls anders vorgestellt. Ich hoffe, ich werde morgen nicht eines Besseren belehrt.nike air jordan 1 mid outlet | adidas Yeezy Boost 350 V2 Onyx HQ4540 Release Date On Foot

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

  1. Quando Quando

    Ich würde mir eine etwas weniger nörgelige Berichterstattung wünschen. Immerhin verdient es Respekt, dass Herr Bellissimo die Spiele überhaupt ermöglicht hat. Wohlweislich investiert er selbst im grossen Stil und ist nach der Absage von Bromont kurzfristig eingesprungen. Das Wetter hat er nicht zu verantworten. Einerseits erhebliche Ansprüche zu stellen und andererseits die Bemühungen des Versanstalters nicht zu schätzen, passt für mich schlecht zusammen.

  2. Anja Sieg

    Nörgelig? Ich glaube, über Herrn Bellissimo und seine WEG ließe sich trefflich diskutieren.
    Mich interessiert jetzt eigentlich viel mehr wie es in Tryon und Umgebung aussieht. Sind alle ok? Land unter oder nicht? Wie geht es weiter? Können die Dressurpferde überhaupt Montag aus geschlossenen (?) Flughäfen ausfliegen?
    Viele Fragen. Bitte bald Antworten!!

  3. Sigrid

    Liebe Anja,
    von geschlossenen Flughäfen werden die Pferde sicher nicht abfliegen – den Status der Flughäfen kann man jederzeit online abfragen…
    Allerdings gebe ich Ihnen recht, man kann nicht nur, man muss sogar diskutieren und zwar mit allen Verantwortlichen (und zu denen gehört auch die FEI). Hurrikans sind im SEP keine Seltenheit und für ein Gross-Event muss es immer einen Plan B, Ausweichtermine oder -Quartiere usw, geben. Ich glaube, Herr Bellisimo bekommt unseren generellen Unmut über US-amerikanische Grossmannssucht (ich denke da an einen einzelnen US-Amerikaner) zu spüren. Klima-Wandel gibt es nicht, schlechte News sind Fake-News und die viele leeren Tribünen bei einem WM-Finale stimmen mich traurig, sind aber ja vielleicht auch durch die bösen TV-Sender veranlasst, die die Zuschauer weg-retouschiert haben ?
    Ich hoffe, alle bleiben gesund und munter und die 2. Woche läuft besser als die erste….


Schreibe einen neuen Kommentar