Blog vom CHIO Aachen, Babys, Dressurpferde, Rüdiger Schwarz mit neuen Ideen

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Rüdiger Schwarz erläutert seinen Geländekurs beim CHIO Aachen 2018 (© Malte Christians)

Ein Blog aus Aachen mit dem Course Walk der Buschis und Dressurpferde, die anders funktionieren als gedacht.

Gestern hatten wir Gelegenheit, die Geländestrecke für die Dreisterne-Kurzprüfung, das CICO***, also ebenfalls mit Nationenpreis, zu inspizieren. Sie liegt ja gleich neben dem Turnierplatz, und die letzten Hindernisse stehen im Stadion, hier ist auch das Ziel. Parcourschef Rüdiger Schwarz hat sich an mehreren Sprüngen was Neues ausgedacht, man muss die Reiter ja immer mal wieder überraschen. Der Boden ist trocken und zum Teil knüppelhart. 200.000 Liter Wasser werden auf die Strecke aufgebracht, jede Nacht!

Die Gruppe, die sich einer Sonderführung von Schwarz anschlossen, bestand aus einigen wenigen Journalisten, zum größten Teil aus Bloggerinnen, denen Schwarz geduldig die Grundzüge des Geländereitens erklärte. Das Ganze dauerte rund zwei Stunden und dann war für die einige der Jung-Bloggerinnen auch schon Zubettgeh-Zeit. Ich muss gestehen, dass  wir vorzeitig abgebogen waren und uns am Champagner-mit Käse-und-Oliven-Stand einfanden, den die PR-Damen von FN-Sponsor Fendt im Schatten einiger Bäume aufgebaut hatten. Dorthin hatte uns FN-Generalsekretär Sönke Lauterbach geleitet, auch er hatte offenbar wenig Lust auf den Busch-Grundkurs.

Wir verpassten auf diese Weise die Gedenkfeier für Hans Günter Winkler im Hauptstadion, von der alle sehr gerührt erzählten. Bundestrainer Otto Becker hielt eine kurze Rede, bei der er hörbar schlucken musste. Eine Gruppe junger Reiter trug eine Fahne mit einem Winkler-Konterfei herein, über die Videowand lief ein Film aus alten Zeiten und jeder konnte sehen: Halla, ganz blütig und edel, wäre auch heute noch ein Ausnahmepferd, das jeder Springreiter gerne im Stall hätte. Und dies gilt gewiss nicht für alle Heroen aus früheren Tagen.

In Warendorf laufen zur Zeit die Vorbereitungen für die große Trauerfeier am Dienstag, dem Tag, an dem Hans Günter Winkler 92 Jahre alt geworden wäre, auf Hochtouren. Es wird einen Trauerzug durch die Stadt geben, der Sarg wird ins Stadion der Bundeswehrsportschule gefahren, das Platz für 2000 Leute bietet. 800 offizielle Einladungen sind rausgegangen, aber die Bevölkerung soll auch Gelegenheit haben, Abschied zu nehmen. Vier Springreiter-Bundestrainer (Otto Becker, Heinrich-Hermann Engemann, Eberhard Seemann und Peter Teeuwen) sowie FN-Sportchef Dr. Dennis Peiler plus Winklers Sohn Jörn werden den Sarg tragen. Ein großer Abschied für einen Mann, dem Warendorf viel verdankt.

Donnerstag nachmittag zeigen sich die Buschpferde erstmals bei der Verfassungsprüfung, auch Bundestrainer Hans Melzer musste sein Team ja mehrfach umbauen. Die Absage der beiden vierbeinigen Helden so vieler Championate, Opgun Louvo der noch-amtierenden Weltmeisterin Sandra Auffarth und des 18-jährigen Sam von Dreifach-Olympia-Sieger Michi Jung, hat Symbolkraft. Ein Jahrzehnt traumhafter Erfolge der deutschen Buschreiter neigt sich dem Ende zu, mag man befürchten. Dem allerdings widerspricht Melzer energisch: Alle Topreiter hätten mehrere gute Nachwuchspferde, die kurz davor sind, in die Championatsklasse herein zu wachsen. Dann, dann …, darauf freuen wir uns jetzt. Die Aachen-Mannschaft besteht jetzt übrigens aus Julia Krajewski/Samourai du Thot, Andreas Dibowski/Corrida, Kai Rüder/Colani Sunrise und Ingrid Klimke/Hale Bob.

Gestern lief der CDIO-Grand Prix, die erste Prüfung für die Mannschaftswertung, die Samstag nach dem Special entschieden ist. Sieht leider gar nicht so aus, als ob sich die Deutschen das Ding mit links reinziehen. Die beiden ersten Reiterinnen, Helen Langenhanenberg auf Damsey (77,034) und Dorothee Schneider auf Sammy Davies Jr. (75,916) erfüllten die Erwartungen voll. Dorothee Schneider wurde irritiert, als plötzlich das Publikum laut stöhnte. Hab ich mich verritten, fragt sich der Reiter in so einem Moment als Erstes. Keineswegs. Nur ein dressur-begeistertes Kaninchen kreuzte die Arena, lief im Zickzack hin und her, bis es im Blumenschmuck verschwand. Kein Wunder, dass in den Einerwechseln dann ein Knoten war. Für Tryon bleibt Showtime die Nummer eins, der hier in der CDI-Tour geht, er hat bisher deutlich die besseren Noten bekommen.

Interessierter Zuschauer im Dressurstadion war übrigens der frühere Bundestrainer und dreifache Olympiasieger Harry Boldt, der nach wie vor die meiste Zeit in Australien lebt. „Da bin ich Permanent Resident“, sagte er, also ständiger Einwohner. „Aber manchmal bin ich auch auf Mallorca“. Man kann es schlechter treffen. Der 88-Jährige verfolgte jeden Ritt genau und ordnet immer noch jede Lektion mit einem Blick richtig ein. Wie alle hier vermisste er Cosmo von Sönke Rothenberger, der sich ja bekanntlich wegen Fiebers abgemeldet hat. „Vielleicht auch besser, wenn die Top-Pferde hier nicht alle schon vor der WM aufeinander treffen“, sagte er mit Blick auf Verdades von Laura Graves (USA). Was für ein Gedanke! Wahrscheinlich ist es Cosmo allein bei dem Gedanken schon ganz heiß geworden.

Kaum vom Pferd gesprungen, trug Helen Langehanenberg schon Baby Finja herum, sonnendicht verpackt mit einem bunten Hütchen. Vier Wochen alt ist die Kleine, zart wie eine Elfe. Kein Wunder bei der zierlichen Mutter, die sorgfältig drauf achtet, dass keine Fotos von dem Mini-Bündel gemacht werden. „Wenn sie fotografiert werden will, soll sie selbst entscheiden“, sagt Helen. Das kann also noch dauern, aber Finja ist eines Tages vielleicht ganz froh darüber.air jordan 1 royal nike outlet | air jordan 1 cheap australia

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

  1. Horst Müller

    Zitat:
    „Ein Jahrzehnt traumhafter Erfolge der deutschen Buschreiter neigt sich dem Ende zu, mag man befürchten. Dem allerdings widerspricht Melzer energisch: Alle Topreiter hätten mehrere gute Nachwuchspferde, die kurz davor sind, in die Championatsklasse herein zu wachsen.“

    Wenn Herr Melzer alle Bundeskaderreiter zu den Topreitern zählt, vertut er sich vielleicht.
    Ist aber nichts Neues, glaubt er schließlich auch, er könne zwei erfolgreiche Teams zu Championaten senden.
    Vielleicht im Jahr 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio, wo die Mannschaft nur aus drei Paaren besteht?
    Aber selbst das wird bei dem derzeitigen Aufgebot schwierig werden.
    Erst einmal gilt es sich für die OS 2020 zu qualifizieren.
    Die angesprochenen Erfolge des letzten Jahrzehnts aus der Aera Christopher Bartle lassen sich nach seinem Ausscheiden wohl kaum wiederholen.
    Dazu fehlt es zusätzlich an ausreichend guten Mäzenen, die sich uneigennützig für den Erhalt von guten Pferden einsetzen. Erinnern wir uns zurück, welche Anstrengungen unternommen wurden um MJ`s Sam in Deutschland zu halten.
    Heute laufen deutsche Championatspferde unter ausländischer Flagge.
    Schauen wir hier in Aachen einmal in die Starterlisten, sehen wir schon einige Spitzenpferde aus ehemaligem deutschen Beritt.

  2. Eva

    Mir fällt auf, dass Sie doch immer sehr abfällig über die sogenannte Bloggerszene urteilen.
    Ich kann mir vorstellen, dass einem als professioneller Journalist das ganze ein Dorn im Auge ist. Und natürlich gibt es viele unerfahrene in dieser Gruppe, sodass ich mir vorstellen kann, dass die Geländebegehung etwas anstrengend war.
    Trotzdem finde ich schade, dass Sie z. B. in Ihrem vorherigen Artikel zum silbernen Pferd nicht auch mal anerkennen können, dass Juliane Barth dieses hochverdient gewonnen hat. Sie kennt die Szene und ihre Artikel und Videos sind hoch interessant. Das müssen auch Sie als Sympathisantin der Vielseitigkeit zugeben.
    Finde ich sehr schade, dass das mit keiner Silbe erwähnt wird und stattdessen immer so ein Unterton zwischen den Zeilen mitschwinkt.

  3. Iris

    @eva: es ist doch anhand dieser Zeilen von Frau Pochhammer ziemlich deutlich ersichtlich, das sie Blogger/innen nicht für das ansieht, was sie im Endeffekt sind, nämlich journalistischer Nachwuchs. Woraus, wenn nicht aus der Bloggerszene werden sich denn demnächst wohl die Nachwuchsschreiberlinge rekrutieren (lassen müssen)? …. genau!
    Dann aber noch dazuzuschreiben, das man die Veranstaltung zugunsten von Champagnerschlürfen mit einem FN-Funktionär (ohne Namensnennung ging das ja scheinbar auch nicht, schließlich muss man ja zeigen, das man wen kennt…) vorzeitig verlassen hat, sich also theoretisch gar kein Urteil über die ganze Veranstaltung hätte erlauben dürfen…das sagt mehr über die Frau Pochhammer aus, als diese sich vielleicht bewusst ist. Den Nachwuchs mit Herablassung zu bedenken rächt sich. Eher früher als später.


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