Causa Landgestüt Warendorf: Ganz normale Gier oder ganz unnormale Dummheit?

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St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer über die Vorfälle im Landgestüt Warendorf.

Die Pressemeldung, die am Montag, den 25. September, von der Staatsanwaltschaft herausgegeben wurde, überraschte am Ende niemanden mehr. Es wird, wie berichtet, möglicherweise Anklage erhoben gegen die frühere Leiterin des Landgestüts Warendorf, Susanne Schmitt-Rimkus, ihren Stellvertreter Bernd Gerdemann und Hauptberittmeister Peter Borggreve, ein Titel übrigens, der eigens für ihn bei seinem Dienstantritt geschaffen wurde. Über die Zulassung der Anklageschrift muss noch entschieden werden. Vorgeworfen wird den drei Führungskräften des Landgestüts Vorteilsnahme in mehreren Fällen in den Jahren 2013 und 2014.

Seit 2016 ist das Trio beurlaubt, es folgte die fristlose Kündigung, die zumindest für Gerdemann gerichtlich als rechtens erkannt wurde. Derzeit wird noch gerichtlich geprüft wird, ob auch Schmitt-Rimkus’ fristlose Kündigung zu Recht erfolgte. Zur Zeit sucht das zuständige Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in Düsseldorf eine/n Nachfolgerin für den Posten des Gestütsleiters, die Stelle ist auf der Website des Ministeriums ausgeschrieben. Ab nächster Woche wird das Gestüt von Peter Hettlich, einem Abteilungsleiter des Ministeriums, kommissarisch geleitet. Dass Susanne Schmitt-Rimkus jemals an ihren Arbeitsplatz zurückkehren wird, ist schwer vorstellbar.

Ein Brief gab den Anstoß für die Ermittlungen

Die Staatsanwaltschaft begann aufgrund eines anonymen Briefes zu ermitteln. Die Vorwürfe, die dem Trio gemacht werden, lesen sich folgendermaßen: Geldwerte Vorteile (Businessflüge, Luxushotels etc.) in Höhe von knapp 50.000 Euro, zu Unrecht einbehaltene Preisgelder von knapp 10.000 Euro, Vermittlungsgebühren bei Pferdeverkauf von rund 8000 Euro plus die Gebühren für zu Unrecht nicht berechnete amtstierärztliche Untersuchungen. Macht zusammen rund 70.000 Euro. Viel Geld für die meisten von uns. Für die Katari, mit denen die meisten dieser unsauberen Geschäfte abgewickelt wurden, nicht mehr als der berühmte Griff in die Portokasse. Man ließ sich mitsamt Ehepartnern zu teuren Flügen einladen, man besorgte Pferde, strich eine Provision ein, und glaubte bis zuletzt, dass einem da ein Superdeal gelungen sei, denn immerhin ließen die Reiter aus Katar, die in der Deutschen Reitschule in Warendorf Reitunterricht nahmen, am Ende mehrere hunderttausend Euro da, für die Landeskasse.

Ein Taschengeld – und trotzdem ist es Betrug am Steuerzahler

Wer das Gebaren mancher Pferdehändler und Vermittler im internationalen Sportpferdegeschäft kennt, fasst sich an den Kopf. In atemberaubender Geschwindigkeit verdoppeln und verdreifachen sich Kaufpreise, wenn eine Handvoll Zwischenhändler befriedigt werden muss, von denen manche nur den Telefonhörer abheben und sagen: “Kannste kaufen.“ Damit verglichen sind die dem Warendorfer Trio zum Verhängnis gewordenen Vorteile lächerlich. Dafür lohnt es wahrlich nicht, seinen Job, seine Zukunft, sein Vermögen aufs Spiel zu setzen. Wer die Kataris richtig hätte abzocken wollen, hätte es nicht bei einem – in deren Augen –  Taschengeld bewenden lassen. Doch was Privatpersonen unbenommen und nur vom persönlichen Anstandsgefühl begrenzt ist, geht im öffentlichen Dienst eben nicht. Betrogen wird ja immer der Steuerzahler und damit wir alle. Und es ist beruhigend zu wissen, dass die Maßstäbe öffentlich immer noch sehr streng sind, da gibt es ja ganz andere Administrationen in anderen Ländern, wo nichts geht, bevor nicht eine aufgehaltene Hand gefüllt wird. Dass so etwas in deutschen Amtsstuben niemals vorkommt, das wollen wir jetzt mal hoffen, genau wissen wir es natürlich auch nicht.

Es geht ums Prinzip

Trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack. Das ungute Gefühl, dass hier was nicht zusammenpasst. Genauso wenig wie beim Banker, der seine Kunden leichtfertig in den Ruin stürzt, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, während die Supermarkt-Kassiererin fliegt, weil sie ein paar Cent Pfandgeld für Leergut einbehält. Wer die umsichtige, disziplinierte Gestütsleiterin Susanne Schmitt-Rimkus kennt, wird ihr keine kriminelle Energie unterstellen. Wohl eher Naivität und Unbedachtheit, die sie nun möglicherwiese zum Bauernopfer macht. Obwohl sie sich zumindest hätte ausmalen können, was auf sie zukommen kann, als ein Antrag der drei auf Nebentätigkeit vom Ministerium abgelehnt wurde. Wie viele Feinde muss sie in ihrem Umfeld haben, wenn sogar die Rechnung für die Reparatur eines Sattels gerichtskundig gegen sie und ihre Mitarbeiter verwandt wird? Doch am Ende geht es der Staatsmacht nicht um die Summen, sondern ums Prinzip. Eine polizeiliche Hausdurchsuchung ist kein Vergnügen, hört ja nicht bei Computer und Handy auf, sondern reicht bis in die Schubabladen mit der Unterwäsche. Schon jetzt, vor Beginn einer eventuellen Gerichtsverhandlung, ist der Warnschuss nicht zu überhören: Ein bisschen Mauscheln ist auch Betrug. Ob aus Dummheit oder aus Gier.Men’s Air Jordans 1 release dates | spider-man jordan 1 release date australia

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

  1. Volker Kückelhaus

    „Wer die umsichtige, disziplinierte Gestütsleiterin Susanne Schmitt-Rimkus kennt, wird ihr keine kriminelle Energie unterstellen. Wohl eher Naivität und Unbedachtheit, die sie nun möglicherwiese zum Bauernopfer macht“
    Ich habe Frau Schmitt-Rimkus nicht als umsichtige und disziplinierte Gestütsleiterin erlebt und habe eine Dienstaufsichtsbeschwerde erhoben, die erwartungsgemäß vom grünen Ministerium nicht angenommen wurde. Sonderrechte hat diese Gestütsleiterin z.B. beim Wohnsitz erhalten. Ein Neubau im denkmalgeschützten Bereich und der günstige Erwerb einer Gartenfläche dürften nur mit Zustimmung guter Freunde möglich sein. War eventuell die Dienstaufsicht durch freundschaftliche Verbundenheit ausgehebelt? Ich glaube nicht an Naivität und Unbedachtheit.


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