Eine Reise durch Mecklenburg-Vorpommern – manchmal ist das Urlaubsparadies direkt ums Eck

Von
4685f677817fe10ec94b89fbb0f081de_img_0022

Camping in Mecklenburg-Vorpommern kann äußerst romantisch sein! (© www.campingplatz-goldberger-see.de)

Wissen Sie, wo Dobbertin liegt? Unsere Reporterin Antonia von Baath musste jedenfalls erst einmal einen Blick auf die Landkarte werfen. „Dobbertiner Seenlandschaft“ war da unter anderem zu lesen. Na, das klingt doch schon mal gut! Und der Name hielt, was er versprach.

Unsere Reise begann am Schweriner Bahnhof. Hier wurden wir von Mitarbeiterinnen des Vereins „Wälder, Seen und mehr“ empfangen und in einen VW-Bus gelotst, der uns nach Dobbertin bringen sollte. Die knapp einstündige Fahrt führte über unzählige Dörfer, die entweder auf -in oder -ow endeten (wie wohl fast alle Orte in Mecklenburg-Vorpommern). Am Hotel angekommen brachten wir schnell das Gepäck auf unsere Zimmer, zack umgezogen und dann startete bereits der erste Programmpunkt auf der gefühlt unendlich langen Liste, die einen überlegen ließ, ob das überhaupt an drei (oder eher zweieinhalb) Tagen zu schaffen sein.

Ausreiten in Meck-Pomm

Zu Fuß ging es quer durch Dobbertin bis wir einen unbefestigten Weg erreichten. „MP Horse Stables“ hieß unsere erste Station. Stables: ja, Pferd: nein. Weit und breit war kein Huftier zu sehen, nur einige einzelne flache Ställe und viele großläufige Weiden. Da kam uns eine fröhlich lächelnde Frau entgegengelaufen: Pferdewirtin und Stallbetreiberin Maria Michaelis. Sie führte uns um das erste Gebäude herum, in dem das Sattelzeug und ein großer, beheizter Aufenthaltsraum zu finden waren. Dahinter erblickten wir die ersten „richtigen“ Pferde. Sie standen dort am Putzplatz angebunden. „Wir haben doch nur eine Reiterin, also brauchen wir nur Malina!“, teilte Maria ihren schon fleißig putzenden Ferienkindern mit. Ich war wohl die einzige, die den Punkt „Ausritt“ auf der Programmliste nicht übersehen hatte. Auch gut. Der Stall ist aufs Freizeitreiten ausgelegt und ich war heilfroh, dass es für mich trotzdem einen Springsattel gab. Während sich der nichtreitende Rest für Kaffee und Kuchen in das Reiterstübchen begab, machten Maria und ich uns auf ins Gelände. Ich war total gespannt, wie man hier wohl ausreiten kann, wenn man von zu Hause die Lüneburger Heide gewohnt ist. Dobbertin konnte da locker mithalten, wie ich feststellen durfte: Mein Pferd Malina, 26 Jahre alt, aber topfit, wusste genau, wo getrabt oder galoppiert wird. Viele Wege mit super Boden durch den Wald, entlang des Dobbertiner Sees, in den wir an mehreren verschiedenen Stellen auch hineinreiten konnten. Nach einer guten Stunde erreichten wir den Hof wieder. Acht Kinder trabten wie die Orgelpfeifen von groß nach klein sortiert hintereinander auf dem großen Reitplatz. So sieht Ferienspaß aus! Wir sattelten unsere Pferde ab, brachten sie zurück auf die Weide und dann stieß ich wieder zu den drei „Nicht-Reitern“ dazu. Wir mussten uns auch direkt verabschieden, unser Programm war im Minutentakt durchgeplant und die nächste Station erwartete uns schon: Goldberg.

Museumsstädtchen

Also flugs die Reithose gegen eine Jeans getauscht, rein ins Auto und auf in die Kleinstadt Goldberg. Treffpunkt mit den anderen Mitgliedern der Reisegruppe, die in einem zweiten Auto saßen, war das Museum – das ist allerdings momentan aufgrund von Sanierungsarbeiten geschlossen. Das machte aber nichts, denn wie wir feststellen konnten, ist eigentlich ganz Goldberg ein Museum. Entlang des Flusses Mildenitz arbeiteten wir uns an einer erstaunlichen Menge historischer Gebäude und Denkmäler in Richtung Stadtmitte vor. Vor jeder Sehenswürdigkeit gab es eine Erklärung und dann ging es weiter. Ein Fazit konnte ich bereits zu diesem Zeitpunkt ziehen: Jedes der Gebäude hat im 19. oder 20. Jahrhundert mindestens einmal gebrannt, wurde saniert und hat dann wieder gebrannt. War ganz komisch, als wir dann weitergingen und es hieß: „Dieses Gebäude hat tatsächlich nicht gebrannt.“ (vielleicht ist es das Wunder von Goldberg?). Nach etwa eineinhalb Stunden kamen wir wieder am Anfangspunkt des Rundgangs an. Unglaublich, wie viele interessante Geschichten und Hintergründe eine Kleinstadt wie Goldberg haben kann, die nach außen hin so unscheinbar wirkt! Dann ging es auch direkt wieder ins Auto. Der letzte Punkt auf der Tagesordnung: Grillen am Campingplatz des Goldberger Sees.

Dort saß schon eine fröhliche Truppe am Bistroeingang und nahm uns herzlich in Empfang. Einige Dauercamper, der Campingplatzinhaber und seine Frau und einige andere, die den Abend gemütlich ausklingen lassen wollten. Neben leckerem Essen gab es den ganzen Abend Geschichten über Kutschen, die Region und vor allem den Campingplatz, der im Winter immer ein beliebter Platz der Eissegler ist, da der See meist der erste ist, der bei Frost komplett zufriert. Im Sommer treffen sich da Angler, Schwimmer und Motorbootfahrer. Schade, dass es schon dunkel war, aber im Geiste wuchs schon die Vorstellung, ob man im nächsten Urlaub nicht auch mal campen gehen sollte!

Tag zwei

Um neun Uhr am nächsten Morgen begann unser „Action-Tag“. Acht Punkte standen auf dem Plan. Der erste war schon mal ganz nach meinem Geschmack. Unser Tag startete nämlich im Gestüt Ganschow. Schon bei der Anfahrt fuhren wir gefühlt hunderte Kilometer am Gestütsgelände entlang und es kam einfach keine Einfahrt. Doch, da! Endlich! Was für ein riesiges Anwesen! Wir lernten Herrn und Frau Mencke, die Betreiber des Gestüts kennen und wurden zu Kaffee in das wunderschöne Gestütsbüro eingeladen. Die Familie widmet sich ausschließlich der Zucht von Trakehnern und Mecklenburger Warmblütern. Nach einigen Eckdaten, vielen Veranstaltungstipps und lustigen Geschichten starteten wir einen Rundgang. Der Ausblick über die Weiden, die insgesamt über 100 Hektar groß sind, ist atemberaubend! Die Ställe verströmen die Aura längst vergangener Zeiten. Die Gebäude sind im Krieg erhalten geblieben und wurden umgebaut. Und wie! Das Innere der Ställe ist ein Pferde-Traum mit riesengroßen, hellen und luftigen Boxen.

Als letztes zeigte uns Herr Mencke seinen „größten Kinderspielplatz aller Zeiten“: riesige Laufställe für Stuten mit Fohlen und Jährlinge oder auch die Junghengste, die als Köranwärter infrage kommen können. Das Highlight dieses Stalles ist, dass auch Ferienkinder, die ihren Urlaub im Gestüt Ganschow verbringen, eine Fohlengeburt live miterleben können, wenn sie zur richtigen Zeit dort sind. Die Führung endete am großen Paradeplatz, auf dem jährlich die großen Ganschower Stutenparaden gezeigt werden. Stolz schwärmte Herr Mencke immer wieder von den unzähligen Schaubildern und der freilaufenden Herde, die am Ende jeder Parade auf die riesigen Weiden entlassen wird. Da kommt man schon ins Träumen … Träumen sieht unser Zeitplan allerdings nicht vor. Leider mussten wir schon wieder weiter. Ein bisschen wehmütig verabschiedete ich mich von Herrn Mencke und dem riesigen Gestüt.

Lias Tongrube – der Name ist nicht immer Programm

Den nächsten Halt machte unser VW-Bus mitten am Waldrand, scheinbar irgendwo im Nirgendwo. Hier sollte „Lias Tongrube“ sein. So hieß es. Bis ich gemerkt hatte, dass „Lias“ kein Name, sondern ein Zeitalter ist, hatten wir schon die Hälfte des Rundgangs geschafft. Der Lias Ton ist bis zu 200 Millionen Jahre alt und es gibt tatsächlich in diesem Gebiet noch Stellen, wo man den echten, alten Ton findet. Nicht nur den, den man früher im Sandkasten gefunden hat, wenn man tief genug gebuddelt hat. Das hier war Original Lias Ton. Manche Schulklassen machen ihre Ausflüge hier her, sammeln ein bisschen Ton aus der Restgrube, die noch übrig ist und töpfern daraus Figuren. Auf den kleinen Hinweisschildern, die im Wald stehen, kann man sich ganz gut einige der Grundinformationen aneignen und begreift dann erst, wie alt diese Grube wirklich ist. Bei so viel Geschichte und Natur vergisst man glatt die Zeit. Dabei wartete unser Mittagessen schon auf uns.

Beim Mittag im Hotel „Zwei Linden“ trafen wir noch einige andere Persönlichkeiten aus den Mecklenburger Reitvereinen, unter anderem Frau Marschall, die sich seit Jahren für die Reitwege in der Region einsetzt und inzwischen in mühevoller Arbeit eine sehr sorgfältige Karte mit allen für Pferde erlaubten Wegen erstellt hat. So etwas Ordentliches und Übersichtliches sieht man selten! Vor allem, weil die Hälfte der Orte wieder auf -ow endet und man dabei auch als des Kartenlesens nur bedingt kundiger Mensch den Überblick behält!

Eine Schifffahrt, die ist lustig …

Nach kurzer Mittagspause im Hotel begann Teil eins des eigentlichen Action-Tage – obwohl wir da auch noch nicht direkt sportlich aktiv werden mussten. Eine Schifffahrt mit der MS Condor hörte sich vielversprechend an und bestätigte dies auch. Das Schiff dreht seine Runde auf dem Dobbertiner See, entlang des Klostergeländes und einem der größten Vogelschutzgebiete Europas. Unterhalten wurde man während der Fahrt von Kapitän Müller, der diese Tour regelmäßig für Touristen anbietet und genau weiß, wie er seine Passagiere zum Lachen bringt. Selbst Kaffee- und Kuchenservice ist an Bord – Müllers Frau weiß, was gut ist. Da kommt einem eine Schifffahrt vor, wie ein Nachmittag auf dem Sofa und es muss garantiert keiner seekrank werden. Für uns verkürzt Herr Müller die Rundfahrt von 90 auf 60 Minuten, denn – klar – auf uns wartete ja bereits der nächste Punkt auf der Tagesordnung, inzwischen der fünfte.

Ein Hoch auf die Erfindung elektrischer Motoren!

Direkt am Steg wurden wir abgefangen und aus einem Sprinter wurden vier e-Bikes ausgeladen. Darauf hattee ich mich schon seit Bekanntwerden des Programms gefreut, so muss sich Scheinsport anfühlen – sieht aus wie harte Arbeit, aber den kleinen, versteckten „Motor“ sieht immer keiner. Unsere Tour führte von Dobbertin bis nach Goldberg. Es hat schon was, im achten Gang einen sehr steilen Berg mit quasi null Anstrengung hochzufahren. Aber was erwartet man auch, wenn der Fahrradverleih die „Motorstufe“ auf zwei (Eco) eingestellt hat und ich sie einfach bis auf sechs (Powerboost) stelle, um zu gucken was geht? Unsere Tour endete (dadurch natürlich viel zu schnell) in Goldberg am alten Bahnhof. Dort wartete diesmal echter Sport auf uns: eine Fahrt mit der Draisine durch Meck-Pomm. Okay, zugegeben, auch hier hatten wir eine e-Draisine. Trotzdem war die Bedienung ungleich schwerer als die der Fahrräder. Auf alten Bahngleisen rollten wir, immer zu weit auf einer Draisine, durch die schönste Natur, die Mecklenburg zu bieten hat. Vor uns sprangen noch einige Rehe über die Gleise und verschwanden über den Hügel eines riesigen Feldes. Kilometerweit schweifte der Blick hier über sanftes Hügelland. Es gab so viel zu sehen, dass wir unsere Vordermänner immer mehr verloren, obwohl wir strampelten wie die Weltmeister. Der verzweifelte Versuch, die Motorstufe der Draisine zu erhöhen, konnte nicht klappen, wenn man schon auf Stufe vier von vier möglichen war. Also anstrengen! Wir holten die anderen dann doch noch ein und erreichten unsere Endstation in Below fast gemeinsam. Dort gaben wir die Draisinen wieder an den Verleih ab und wurden herzlich von Herrn Ritter mit seinem Kutschengespann empfangen.

Zeit zum Klönen

Mit ihm machten wir uns auf dem Heimweg nach Dobbertin. Das gleichmäßige Tempo der beiden Mecklenburger Kaltblüter entspannte ungemein. Wir vertieften uns in eine Gesprächsrunde, da Uwe Ritter ebenfalls aktiv im Vielseitigkeitssport unterwegs ist. Er berichtete von seinen zwei großen Reitjagden, die er jährlich auf seinem Hof veranstaltet, und die so großen Andrang finden, dass er schon Gäste begrüßen durfte, die die Landesgrenzen von Mecklenburg-Vorpommern sonst nur aus ferner Sicht kennen.

Am Hotel in Dobbertin angekommen war es schon sehr dämmrig und ein großes Lagerfeuer brannte bereits vor dem Partyhaus des Insel-Hotels (unser Hotel, das übrigens Kapitän Müller von der MS Condor gehört). Der große Räucherabend begann! Selbst geräucherter Fisch ist schon etwas ganz besonderes, vor allem, wenn jemand so viel Herzblut hineinsteckt wie Herr Müller. Es stießen noch einige Personen dazu, unter anderem Frau Marschall, die wir bereits beim Mittagessen kennenlernen durften. Außerdem mischte sich Claudia Krempien vom „Landurlaub und Reiten in Mecklenburg“ unter die Gruppe. Nach dem Essen begaben sich nach und nach alle eingeladenen Gäste um das Lagerfeuer herum und eine große, lustige Gesprächsrunde begann. Am warmen Feuer ließen alle den ereignisreichen Tag ausklingen.

Abschiedstag

Und dann war es schon so weit: der letzte Tag. Leider! Aber einen Programmpunkt gab es noch, bevor wir uns wieder auf den Weg in die Heimat machten. Wir besuchten das Mecklenburger Kutschenmuseum in Kobrow. In mehreren riesigen Hallen sind 191 Kutschen ausgestellt. Unfassbar, wenn man bedenkt, dass einige von ihnen aus dem 19. Jahrhundert stammen. Bei diesem Anblick wünscht man sich doch ab und zu, dass der heutige Verkehr noch immer von Kutschen dominiert würde. Ein traumhafter Anblick, wie alles zurechtgemacht ist und fast jede Kutsche als Original aus ihrer jeweiligen Zeit ausgestellt ist. Die kleinsten Teile an Kutschen- und Reisezubehör sind ausgestellt, zum Teil Ledergeschirre, die über 100 Jahre alt sind oder Schmiedezubehör für die Kutschpferde. Woran die Menschen früher schon alles gedacht haben, ist unglaublich. Für Geschichtsfans wie mich, war es die letzte Halle, die mich ehrfürchtig verstummen ließ. Hier stehen Originalwagen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, die zum Teil nicht mal überlackiert oder in irgendeiner Weise verändert wurden. Einige von ihnen, vor allem die Planwagen, haben Einschusslöcher. Der Kochwagen mit den ganzen Töpfen ist eingedellt, aber so zusammengebaut, dass er die Bäuche einer ganzen Mannschaft stopfen kann und auch das Sattelzeug der Kavalleriepferde lässt keine Wünsche offen. Das muss man gesehen haben, um es sich auch nur in ansatzweise vorstellen zu können. Unglaublich!

Die Führung endete im museumseigenen Café bei Kaffee und Kuchen. Nach dieser kleinen Stärkung, fuhren wir auch schon wieder Richtung Schweriner Bahnhof. Bei so viel schönem und interessantem Programm merkte man gar nicht, wie die Zeit verflog. Und das war nur ein Bruchteil von allen Aktivitäten, die Mecklenburg zu bieten hat. Bei so schöner Natur und dieser friedlichen Umgebung, wird das definitiv nicht mein letzter Besuch in Mecklenburg-Vorpommern gewesen sein!

Bilder und Informationen zur Urlaubsregion und unseren Reisezielen

www.landurlaub.m-vp.de

www.auf-nach-mv.de/reiten

www.waelder-seen-mehr.de

www.gestuet-ganschow.de

www.draisine-mecklenburg.de

www.ms-condor.de

www.amt-goldberg-mildenitz.de

www.insel-hotel-dobbertin.de

www.museumsdorf-kobrow.de

www.campingplatz-goldberger-see.deair jordan 1 mid outlet | air jordan 1 cheap australia

Schreibe einen neuen Kommentar