Lieber Hund als Kind sein in der Normandie

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Wieso hier Kinder Akkreditierungen brauchen und warum wir heute einen Stern haben aufgehen sehen.

Den Hunden geht es hier bei den Weltreiterspielen in Caen schon deswegen besser als den Kindern, weil sie zuhause bleiben müssen oder dürfen, wie mans nimmt. Lediglich der Pudel einer Parareiterin durfte mit einer speziellen Hundeakkreditierung mit in das weiß umzäunte Heiligtum, hinter dem sich die Weltreiterspiele vor neugierigen Blicken verbergen. Kinder unter 18 Jahren sollten erst gar nicht in den Stallbereich vorgelassen werden. Nach Protesten von Reitern, die wie überall auf der Welt, gerne ihre Kinder mit aufs Turnier und natürlich auch in den Stall nehmen manchmal auch gar keine andere Möglichkeit haben wurde schließlich eine rote Kinderakkreditierung vergeben. Auch Säuglinge schmücken sich nun damit, dummerweise müssen aber die Kinderwagen draußen bleiben. Das heißt also das Kind rumschleppen, laufen kann es schließlich noch nicht! Eine Equipechefin beim Voltigieren steht damit vor der unlösbaren Aufgabe, ihren dreijährigen Sohn plus zwei acht Monate alte Zwillinge hin und her zu bewegen.

Der frühere Voltigierweltmeister Kai Vorberg, jetzt als Trainer dabei, erzählte von einem Kollegen, der die Akkreditierung für seinen ein Jahr alten Sohn im Stall vergessen hatte. Um sie holen, durfte er das Kind nicht mit in den Stall nehmen, sondern musste es bei dem ihm wildfremden Ordner lassen. Offenbar wird befürchtet, dass Kleinkinder gerne mal mit Maschinengewehren um sich ballern.

Auch Philippa, die vierjährige Tochter von Ingrid Klimke, bekam zu spüren, was es bei dieser WEG heißt, Kind zu sein. Während ihre Mutter mit Escada beschäftigt war, ging die Kleine mit anderen Mitgliedern der deutschen Mannschaft ins Verpflegungszelt und freute sich auf ein kleines Mahl. Daraus wurde nichts. Philippa hatte keinen Anspruch auf eine Essensmarke und wurde des Zeltes verwiesen, die anderen durften ihr auch nichts abgeben. Ist das wohl zu fassen!!!

Das ist irgendwie der Punkt, wo die Organisation nicht nur als unfähig und chaotisch durchgehen kann, sondern niederträchtig ist. Das Problem ist wohl, dass nicht die Organisatoren das letzte Wort haben, sondern die Sicherheitsleute. Und die waren noch niemals irgendwo auf der Welt an flexiblen, menschenfreundlichen Lösungen interessiert.

Noch ein paar Beispiele vom WEG-Chaos: Es gibt bis jetzt keinen Hindernisbericht von der Vielseitigkeit, auf dem erkennbar ist, wer wo Verweigerungen oder einen Sturz hatte, es ist uns bis heute nicht gesagt worden, wie es der beim Distanzreiten verunglückten Reiterin geht (angeblich besser) und was die Obduktion des britischen Mannschaftspferdes Wild Lone ergeben hat. Bei den Fahrpferden gab es gestern kein fließendes Wasser zum Tränken.

Aber hier soll nicht nur gemeckert werden. Im Zeitspringen war ein genialer junger Mann zu besichtigen, von dem wir noch einiges hören werden. 19 Jahre jung ist der Sieger des Zeitspringens, der Ire Bertram Allen. Vor vier Jahren, als viele der Reiter, die heute in Caen um WM-Platzierungen ritten, in Kentucky unterwegs waren, freute er sich über seinen ersten Lorbeeren als Ponyreiter. Der Sohn eines europaweit tätigen irischen Bauunternehmers beschloss im zarten Alter von 17 Jahren auf die frühere Reitanlage von Jessica Kürten in Hünxe zu ziehen und dort seine Pferde zu trainieren. Ein in der Wolle gefärbter Jungprofi, der gelegentlich Marcus Ehning zu Rate zieht, aber ansonsten seinen Weg alleine findet. Chapeau!

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.