Moment Mal! Gabriele Pochhammer: Ein trauriges Pferdeschicksal, stellvertretend für viele

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Vor einigen Wochen grassierte im Internet das Video eines Springreiters, der bei einem österreichischen Turnier auf brutalste Weise versuchte, sein Pferd namens Paddys Darco über den Parcours zu bringen. Er wurde nicht abgeklingelt. St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer hat den Fall näher unter die Lupe genommen.

Die Videobilder sind schlimm. Der Streifen zeigt den Österreicher Bernhard Maier beim CSI* Wiener Neustadt. Schon vor dem Start probt der irische Fuchs Paddy’s Darco den Aufstand, versucht zu steigen, reißt den Kopf hoch und wird in eben dieser Haltung auf den ersten Sprung gesteuert. Der Oxer wird bis auf den Boden niedergemäht, die Stangen fliegen Reiter und Pferd um die Ohren, und das ist erst der Anfang. Gröbste Fehler des trotz scharfer Zäumung von seinem bleischwer einsitzenden Reiter kaum zu regulierenden Pferdes, das mit durchgedrücktem Rücken über die Stangen hechtet und nicht die geringste Chance hat, ein Hindernis schmerzfrei zu überwinden. Schließlich eine Verweigerung am Wasser. Eine zweite, drei Sprünge weiter, macht der Holzfällerorgie endlich ein Ende. Ausgeschieden. Eine gepeinigte Kreatur, ein offenbar völlig gefühlloser Reiter, Richter, die dem Elend tatenlos zusehen. Das Internet glüht, die internationale Pferdesportgemeinde ist empört. Wasser auf die Mühlen derer, die Leistungssport mit Pferden ohnehin für Tierquälerei halten.

Statement des Verbands

24 Stunden, nachdem nachdem das Video im Internet erschien, wurde der Reiter vom Österreichischen Reiterverband (OEPS) für drei Monate gesperrt, vorläufig. Auf der OEPS-Website heißt es markig:

„Ein schwarzer Tag für den Pferdesport! Die Bilder, die von Bernhard Maiers Ritt mit dem bemitleidenswerten Pferd Paddys Darco beim CSI1* in der Lake Arena in Wr. Neustadt aufgenommen wurden, und durch die Sozialen Medien geistern, sind eine Schande für den Sport! Der Strafsenat des Österreichischen Pferdesportverbandes hat sofort Sanktionen gegen den Burgenländer eingeleitet. (…) Der OEPS und seine Gremien verwahren sich strikt gegen derlei unreiterliches Verhalten und versichern der Pferdesport-Community, dass alles unternommen wird, diese Ungeheuerlichkeiten gegenüber unserem Sportpartner Pferd schwer zu sanktionieren.“

Ja, es werde ein Verfahren vor der Disziplinarkommission geben, sagt Franz Kager, der Sportdirektor des Verbandes. Aber nicht etwa wegen des Katastrophenrittes, sondern vor allem wegen grober Beleidigungen. Maier war auf Turnierplätzen mehrfach ausfallend geworden. Er selbst gibt zu, dass der Ausdruck „Blöde Kuh“ gefallen sei. „Auf keinen Fall wurde Maier allein wegen des Rittes gesperrt, ausschlaggebend waren die Beleidigungen“, so Kager. Einem Menschen eine Verbalinjurie an den Kopf zu schleudern wiegt offenbar schwerer, als ein Pferd zu malträtieren. Das muss man auch erst mal verdauen.

Die Richtersicht

„Solche Sachen passieren halt, das sieht natürlich nicht schön aus“, sagt Fritz Steiner zu dem Ritt, einer der drei Richter bei besagter Prüfung. Einen Grund, einzugreifen sahen weder er noch seine Kollegen. Schließlich habe das Pferd kurz davor einen Großen Preis gewonnen. Beim nächsten Fehler habe man ihn abläuten wollen, so die etwas lahme nachträgliche Rechtfertigung. Bevor es dazu kam, hatte Paddys Darco seine Not selbst mit einem zweiten Steher beendet. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Solche Ritte gibt es auch auf deutschen Turnieren, sie sind nicht unseren alpenländischen Nachbarn vorbehalten. Und sehr oft werden die Richter ähnlich zaudern wie in Wiener Neustadt. Aber sie verstoßen damit ganz klar gegen die Regeln, die nämlich besagen, dass ein Paar, das den Anforderungen nicht gewachsen ist, abgeläutet werden muss. Das verlangt das nationale wie auch das beim CSI* Wiener Neustadt geltende internationale Reglement. So wie es FEI-Richter Joachim Geilfus bereits dreimal in seiner Laufbahn gehandhabt hat. „Auch in diesem Fall hätte der Reiter abgeläutet werden müssen“, sagt er, „spätestens nach dem vierten Sprung.“

„Auf dem richtigen Weg“

Bernhard Maier fühlt sich zutiefst ungerecht behandelt und von Feinden verfolgt. „Die wollen mich fertig machen“, sagt er. Der Ritt sei nicht schön gewesen. „Es war wohl ein Fehler gewesen, nicht aufzuhören“, gibt der frühere Nationaltrainer der Ponyreiter zu. „Auch bin ich der Meinung, dass ich trotz dieses einen ganz sicherlich misslungenen Parcours in Wiener Neustadt auf dem richtigen Weg bin.“ Einsicht hört sich anders an.

Paddy Darco – ein Schicksal von vielen

Und dann ist da noch Paddys Darco, der zehnjährige irische Fuchs mit toller Abstammung, Darco-Cruising, beides internationale Erfolgshengste. Als Fünfjähriger ein vielversprechender Hoffnungsträger, dann teuer verkauft in die USA, weitergereicht nach Katar und irgendwann nach Italien, wo er unter einer italienischen Reiterin bei vier FEI-registrierten Parcours nur einen beendete. Er war zum Problempferd geworden, er „funktionierte“ nicht mehr, wie es so entlarvend in der Sprache der Pferdehändler heißt. Pferdeschicksal in Zeiten globaler Gewinnmaximierung. Als Maier ihn kaufen konnte, hatte Paddys Darco bereits sein wertvollstes Kapital eingebüßt, das Vertrauen zum Menschen auf seinem Rücken. Sein Name steht für viele, fast immer ist menschliches Versagen der Grund, wenn ein Pferd die Mitarbeit aufkündigt. Es gibt viele Paddys auf den Turnierplätzen dieser Welt, sie brauchen Menschen, die hinschauen. Wer tatenlos zusieht, wie sie malträtiert werden, machen sich zum Mittäter.

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  1. Sandra

    Schon bei Sprung 1 hätte geklingelt werden müssen. Das Hindernis wurde durchrannt und nicht überwunden! Immerhin pfeifen die Zuschauer ihn aus und rufen dass er aufhören soll! Was das Pferd zu Hause erlebt will man gar nicht wissen. 😢

  2. Luiza

    Das hat nichts mehr mit Sport zu tun zwischen zwei Partnern die ein Team bilden, solche Bilder will keiner sehen. Mir tut das Pferd wirklich leid und ich würde gerne wissen wie Paddy’s Darco zu Hause trainiert wird.

  3. Alexandra Bantel

    Und warum das alles? Weil es immer nur um´s Geld geht und nicht um das Tier. Leider sieht man solche Ritte sehr oft auch auf ländlichen Turnieren. Da wird dann kein so ein Aufstand gemacht. Leider!.

  4. Steffi

    Dieses Bild kann man auf ländlichen Turnieren nicht nur in Springprüfungen sondern auch in Dressurprüfungen sehen. Was der ungeschulte „Freizeitreter“ zuhause macht, wage ich mir nicht vorzustellen. Wenn ich mich umschaue sehe ich viele Pferde mit weggedrücktem Rücken die ihren Reiter nur schmerzvoll tragen können. Es gibt so viele Menschen die sich ohne Kentnisse auf ein Pferd setzen. Natürlich macht Das den Ritt nicht besser, ist aber nur die Spitze des Eisberges und auch die sollte geahndet werden.

  5. Bernd

    Jeder Richter mit dem nötigen Sachverstand hätte nach der Kombination, 4a,4b zur Glocke gegriffen!! Ist es etwa die Angst, nicht wieder „Eingeladen“ zu werden ?? Wir haben am Wochenende in einer Prüfung der Kl. L auch einen Teilnehmer abgeläutet, nachdem das Pferd „Deutlichen“ Kontakt an den Stangen hatte und der Reiter nicht in Lage war, einen passenden Absprung zu finden!! Wir haben die Pflicht, solche Ritte zur „Schonung “ ( Leider nur für den Moment !) der Pferde zu unterbinden!! Hier sind ALLE gefordert!!

  6. SixDecember

    Beim Hamburger Springderby startete der Sohn von Geir Gulliksen (ehemaliger norwegischer Spitzenreiter), Johan Sebastian Gulliksen und war mit dem Parcours schon vor dem Großen Wall völlig überfordert. Leider hatte er nicht den Mum besessen auf dem Wall abzusteigen und sein Pferd hinunterzuführen. Es sind also auch die großen Namen und deren Nachkommen, die oft nicht wissen was sie sich und ihrem Pferd, vor allem ihrem Pferd zumuten können. Ein Trauerspiel. Und Herr Maier war mal Nationaltrainer der Ponyreiter in Österreich. Was haben denn die Kinder von ihm gelernt?

  7. Adelheid Rehse

    Ich verstehe nicht, wieso Ihr Euch alle so aufregt. Solche Bilder sind doch völlig normal auf deutschen und internationalen Turnierplätzen, bloß daß diesmal halt ein Österreicher ist und Maier dransteht. Wenige von Euch werden sich an die 80-er-Jahren erinnern, da gab es einen hochdekorierten Springreiter, stand im Bügel, Sporen fest im Pferdebauch geparkt und im (Pferde-)Maul alles, was er in der Sattelkammer finden konnte. Fiel damals noch auf, heute nicht mehr. Millionär ist er allerdings mit einer anderen Tierquälerei geworden. Oder eine deutsche Dressurreiterin, deren Pferd so verspannt war, daß es keinen klaren Schritt mehr gehen konnte. Hätte aber mit Pferd ab der Hand ins Viereck kommen können und trotzdem gewonnen. Und wenn man Photos von Balve gesehen hat, oder die letzte Olympiade mit dem Pferd das „sich vor Aufregung auf die Zunge gebissen hat“. Also mir wird regelmäßig schlecht, wenn ich aus Versehen Turnier gucke.

  8. Maria Bergmüller

    Skandalös und zutiefst schockierend! Wieder ein Fall der zeigt, wie gefühllos und brutal Menschen mit Tieren umgehen. Eine Schande!!! So etwas muss streng bestraft werden!

  9. Sandra Natalie Schuster

    Der Sport mit Tieren sollte endlich aus den gesellschaftlichen Events verschwinden.
    Es ist die geduldete Tierquälerei einer Gesellschaft die sich mit den Erfolgen ,die sie auf Kosten der Tiere erlangen,brüsten.

    Tausende von Zuschauern unterstützten diese Veranstaltungen und wollen nichts von den üblen Trainingsmethoden wissen. Es macht mich sehr traurig , dass die Rufe der Menschen , die es nicht mehr mit ansehen können, niedergeschmettert werden.
    Der Pferdesport wird schöngeredet und ist dabei nichts als Tierquälerei ohne Ausnahme!

    Wenn die Pferde vor Schmerzen schreien könnten hätte es vielleicht ein Ende!
    Leider haben sie keinen Schmerzlaut, aber der Gesichtsausdruck spricht Bände…..

    • Willi

      wie ich den Maier kenne, kann ich mir net vorstellen dass er noch lebt. Habe den Maier leider in einem Stall erleben müssen – bis wir zsammkracht sind und ich den Stall verlassen mußte.


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