Olympia-Blog: Sehen und gesehen werden!

Von
Gabriele Pochhammer Olympia 2021 Blog

St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer bloggt von den Olympischen Spielen 2021 in Tokio. (© www.st-georg.de)

Nachdem wir gestern einen ersten Blick auf die Geländestrecke werfen durften, konnten wir heute morgen die vierbeinigen Akteure bei der ersten Verfassungsprüfung beobachten.

Wobei das nicht so einfach war, wie es jetzt klingt, denn uns hatte man mal wieder überhaupt nicht eingeplant als Zuschauer und erst nach energischer Intervention von Grania, der FEI-Pressechefin, durften wir so nah ran, dass wir mehr sehen konnten, als ein paar Playmobilpferdchen, die vor der kurzen Seite der Tribüne hin und her huschen. Ein Aufpasser brachte uns den ganzen Weg rund ums Stadion zu unseren Plätzen. Man legt schon ordentlich Strecke zurück hier, aber das tut ja nur gut, man fühlt sich gleich ein bisschen sportlich.

Als erstes fällt auf, dass die Buschpferde deutlich weniger Probleme hatten, die Sandpiste hin und her zu traben als die Dressurpferde: Keines blieb wie angewurzelt stehen, um angsterfüllt auf die Fotografen am anderen Ende zu starren. Entweder sie haben’s mehr geübt oder Geländepferde sehen so viel in ihrem Leben, was bedeutend gefährlicher aussieht, dass sich die Aufregung nicht lohnt.

Modische Statements

Wie immer nutzten ein paar Nationen den Auftritt der Reiter zu Fuß für ein paar modische Statements. Die Deutschen trabten wie schon die Kolleginnen von der Dressur in den funktionellen roten T-Shirts, die zum DOSB-Outfit gehören. Ordentlich, wenn auch nicht sehr originell.

Den beiden Reiterinnen aus Österreich hatte man trachtige Hirschlederhosen verpasst, die kurz über dem Knie edeten. Muss man mögen, und eine Figur haben, die auch Heidi Klum mit einem Foto belohnen würde. Sehr schick in einem schmal geschnittenen Blazer mit Anleihen beim Uniformschneider erschien der indische Einzelreiter Fouaad Mirza mit dem von Bettina Hoy ausgebildeten Seigneur, der seinen Beinamen Medicott vor den Türen der olympischen Hallen abgeben musste. Bekanntlich wurden ja alle Sponsorenzusätze vorne und hinten vorübergehend gestrichen, die Pferde haben also wieder kurze knackige Namen, für die man nicht zwei Zeilen braucht, um sie aufzuschreiben.

Die holländischen Reiterinnen steckten in orangefarbenen Overalls, keine Figurschmeichler. Warum sie nicht wie die Dressurherren in eleganten hellen Blazern kommen durften, bleibt das Geheimnis der Olympiadesigner. Dasselbe gilt für die Schwedinnen, Sara Algotsson-Ostholt und Louisa Romeike, beide mit deutschen Buschreitern verheiratet übrigens, mussten in weiten, schmuddeliggelben Schlabberhosen vortraben, die den beiden Frauen mit ihren Top-Figürchen glatt zehn Kilo auf die Hüften packten.

Die schwedischen Herren dagegen durften in schmal geschnittenen Bermudas Bella Figura machen. Im netten weißen Sommerfummel mit Glockenrock und rotem Gürtel, also in den Nationalfarben, erschienen die Polinnen, hübsch anzusehen, aber nicht wirklich praktisch, wenn einem das Pferd mal zu nahe kommt mit seinem Maul.

Alles unter Kontrolle

Nach einem kurzen Gespräch mit den deutschen Buschreitern war der Tag im Equestrian Park für heute zu Ende, endlich mal Gelegenheit, ein paar Sachen einzukaufen, um eine halbwegs vernünftige Ernährung sicher zu stellen. Zwar kam heute wieder eine Mahn-Mail von der Infektionskontrollstelle, dass wir uns in den ersten 14 Tagen in Japan – und die sind ja erst nächste Woche um –nur zwischen Hotel und Sportstadion bewegen dürfen, aber wir hielten dies für eine überlebenswichtige Aktion, die eine Ausnahme rechtfertigt.

Also marschierten wir ohne Aufpasser, wie eigentlich vorgeschrieben, in einen gigantischen Supermarkt. Das wichtigste Gerät in der japanischen Küche muss die Mikrowelle, sein in der all die abgepackten kulinarischen Seltsamkeiten aufgewärmt werden. Daneben muss ein großer Sack stehen für die dicken Plastikfolien, in die alle und jedes dreimal dick eingewickelt ist. Soviel zur Nachhaltigkeit, die ja auch bei diesen Spielen immer wieder beschworen wird.

Unser digitaler Kontrolleur merkt übrigens auch, wenn man mal den Spucktest vergessen oder die „Gesundheitsdaten“ nicht eingegeben hat, das heißt einen Wert für die Körpertemperatur, der vorher natürlich akribisch gemessen wurde, weswegen wir auch alle ein Thermometer dabeihaben. Wenn man Glück hat, stimmt er einigermaßen mit dem Wert überein, den die Kontrollstation am Eingang zum Reitstadion angibt. Ja, es ist schon schön zu wissen, dass man nie allein ist….air jordan 1 factory outlet | air jordan 1 high og university blue release date

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.