Sie sind wieder da – vom Treffen der Holsteiner Pferdeleute nach Corona

Von
pochhammer_moment_mal_web

Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Gabriele Pochhammer ging es in den vergangenen Wochen wie vielen Pferdeleuten anderen auch: Endlich mal wieder raus, Leute treffen, Pferde sehen. Die Verbandsstutenschau in Elmshorn war die richtige Gelegenheit.

Auch wenn nur 250 Leute reindurften, traf man doch die, die man sehen wollte. Ich war schon eine Stunde zu früh, ich wollte nicht die Nummer 251 sein.

Vorzuzeigen war eine Akkreditierung und ein ausgefüllter Corona-Fragebogen. Überall standen Stapel von weißen Plastikstühlen, die Zuschauer sollten nicht zu dicht aneinander auf Bänken kuscheln. Viele Stapel standen abends noch genauso da, die meisten Besucher standen und gingen rum, wie immer. Und wenn es regnete, dann schnell ab ins Zelt, zur Not dicht an dicht. Was soll’s, Schleswig-Holstein ist ja so gut wie Corona-frei, heißt es.

Einen Ehrengastbereich gab’s diesmal nicht, jeder kaufte sich seine Erbsensuppe und seinen Kaffee selbst. Nur für die drei Richter schleppte Vermarktungsleiter Roland Metz ein Tablett mit belegten Brötchen und Kaffee über den Platz in eine Ecke des Zeltes, wo die Jury saß.

Anders als immer mal wieder gemunkelt, habe der Verband keine Probleme, seine Veranstaltungen auf dem Herbert Blöcker-Turnierplatz gleich neben der Verbandszentrale auszutragen, versicherte Metz. „Nur wenn wir hier ein Helene-Fischer-Konzert veranstalten würden, das wäre wahrscheinlich schwierig.“ Dann würden sich wohl die Anwohner wehren.

Der Neue in der Jury

Neuling in der Stutenprämierungskommission war Rasmus Lüneburg, älterer Bruder des dreifachen Derby-Siegers Nisse Lüneburg und selbst erfolgreicher Springreiter. Praktiker wie ihn braucht jeder Verband dringend.

Inzwischen leitet Rasmus den Familienbetrieb, den sein Vater, der frühere Verbandsvorsitzende Jan Lüneburg, in Hetlingen aufgebaut hat. Der Arzt und seine Frau Karin haben es geschafft, vier von ihren fünf Kindern aufs Pferd zu bringen. Seine Praxis hat Jan Lüneburg im vergangenen Jahr weitgehend abgegeben, jetzt ist er der Mann für die Zucht, wählt die Hengste für die Stuten  aus und kann jedes Pedigree bis anno schnuff runterbeten (fast). Zeit für Ahnenforschung hat er ja jetzt.

2020 alles anders – oder doch nicht?

Von 49 im Lande selektierten Stuten waren nur 38 nach Elmshorn gekommen (SG-online berichtete), aus verschiedenen Gründen. Einer war sicherlich die allgemeine Vorsicht, sich unter Menschen zu begeben. Viele Züchter gehören ja zur Risikogruppe der Älteren. Die schauen sich dann die Sache bei ClipMyHorse an. Auf dem Pferdesportkanal wird zur Zeit so ziemlich alles übertragen, wo mehr als ein Pferd rumläuft.

Die Zahl der kleinen und mittleren Turniere nimmt jede Woche zu, die haben meist ohnehin kein Problem mit Zuschauermassen, die sich auf die Füße treten und virenhaltige Aerosole versprühen.

Während der normale Handel, – Leute kommen, probieren ein Pferd aus, kaufen und fahren wieder weg – immer noch so gut wie tot ist, laufen die Online-Auktionen wie geschmiert.

Die Fohlenauktion des Holsteiner Verbandes lief in diesem Jahr erstmals als „Hybrid-Auktion“. Das heißt, man konnte sowohl live vor Ort als auch am Telefon und übers Internet eines der 25 Fohlen ersteigern.

Die Prise waren besser als im vergangenen Jahr, das freute Vermarktungsleiter Metz, auch wenn er zugeben musste: „Vor Ort entwickelt sich natürlich nicht dieselbe Stimmung wie bei einer Live-Auktion. “ Wie auch immer, die Stimmung des Züchters steigt oder sinkt beim Blick auf sein Konto.

Auch wegen im allgemeinen besseren Preisen für Dressurfohlen ermunterte Berichterstatter Gerd Sosath, der in Lemwerder eine Hengststation betreibt, die Holsteiner Züchter, mal auf die Dressurschiene zu setzen – es gab ja erstmals eine Dressursiegerin und verwies auf die international erfolgreichen Holsteiner im Viereck. Die gab es auch mal. Lang ist’s her. Auf einen neuen Corlandus, unter Margit Otto-Crépin eines der besten Pferde seiner Zeit, warten wir immer noch.

Abschiedsveranstaltung von Dr. Nissen

Für den Zuchtleiter Dr. Thomas Nissen war es seine letzte Stutenschau, er geht zum Ende des Jahres in Pension. „Einer der freundlichsten Zuchtleiter überhaupt“, sagte Sosath und niemand würde ihm widersprechen. Aber nett reicht natürlich nicht.

Sein riesiges hippologisches Wissen, sein sicheres Urteil und seine große persönliche Integrität haben Thomas Nissen über Holstein hinaus zu einem gefragten Fachmann gemacht. Nie war er in irgendwelche Querelen verwickelt, derer es in der diskutierfreudigen Holsteiner Züchterschaft immer eine ganze Menge gab und gibt.

Noch einen guten Rat hatte Gerd Sosath für seinen Freund Thomas bereit. „Ich glaube ja, dass Du eine dicke Abfindung kriegst, wenn du den Posten als Zuchtleiter abgibst (Träumen Sie weiter, Herr Sosath!) und würde dir raten, eine der besten jungen Stuten hier zu kaufen, die von einem der besten Junghengste des letzten Jahres decken zu lassen, dann sehen wir uns hier in vier Jahren wieder, oder, wenn es ein Hengstfohlen ist, schon in drei Jahren beim Hengstmarkt in Neumünster“ Gute Idee!

 nike air jordan 1 factory outlet | cheap air jordan 1 dior

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.