Zum Gedenken an Margit Otto-Crépin

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Die Nachricht vom Tode Margit Otto-Crépins kam für viele unerwartet. So stilvoll, wie sie im Sattel saß, so stilvoll hat sie sich nun für immer verabschiedet. Gabriele Pochhammer lässt die großen Momente der Karriere der Dressurreiterin noch einmal Revue passieren.

„Sie war eine, von der wir alle dachten, sie wird 100 Jahre alt“, sagt Dressurreiter Wolfgang Schade aus Schleswig-Holstein. Aber Margit Otto-Crépin wurde nur 75, erlag vor wenigen Tagen ihrem Krebsleiden in einer Hamburger Klinik.

Bis zum Januar dieses Jahres hatte sie selbst geritten. Dann zwang die Krankheit sie, den Sport, der ihr Leben war, aufzugeben. „Von dem Tag an, an dem sie nicht mehr reiten konnte, verließ sie auch der Lebensmut“, sagt Wolfgang Schade. „Ich habe ihr unendlich viel zu verdanken.“ Als Trainerin, als Beraterin, als Freundin.

Titel und Triumphe

Margit Otto-Crépin ist bis heute die erfolgreichste französische Dressurreiterin, die einzige, die ein Championat gewann, die Europameisterschaft 1987 und den Dressurweltcup im Jahre 1989.

Im Saarland geboren, mit einem Franzosen verheiratet und die letzten Jahre in Hamburg zuhause, bewegte sie sich elegant und lässig in allen Welten. Das Pferd ihres Lebens, mit dem sie ihre größten Erfolge feierte, war Corlandus, ein Nachkomme des Holsteiner Legende Cor de la Bryère, eines der besten Dressurpferde seiner Zeit.

Wer alt genug ist, sich an das Paar zu erinnern, wird den statiösen dabei hocheleganten bunten Braunen, der unter seiner filigranen, perfekt sitzenden Reiterin im Viereck strahlte, nicht vergessen. So wie der viel kalibrigere Granat unter Christine Stückelberger vor ihm und Chacomo unter Alexandra Simons-de Ridder nach ihm, war er ein Beweis dafür, dass im Land zwischen den Meeren sehr wohl auch Dressurtalente wachsen, oder zumindest wuchsen.

Gekrönt wurde die Karriere von einer olympischen Silbermedaille 1988 in Seoul. Corlandus’ starker Trab mit Siebenmeilenstiefeln, seine gesetzten Piaffen und Passagen würden noch heute im Spitzensport bestehen.

Corlandus und Margit Otto-Crépin zeigten, wie schön Dressur sein kann, wie leicht und erhaben zugleich, ohne Ziehen und Stechen, ohne Roll- und sonstige Kuren. Eine Schwäche im Sprunggelenk, die schon beim Dreijährigen beim Bundeschampionat zu erkennen war, verhinderten eine längere Laufbahn. Corlandus, da schon lange Altenteiler, starb 2001.

Auch nach Corlandus blieb Margit Otto-Crépin im Spitzensport noch eine Weile dabei, war unter anderem auf dem Zweibrücker Schimmel Lucky Luke erfolgreich. Sie kaufte immer wieder in Elmshorn vielversprechende junge Pferde, oft auf den Körungen. Ein zweiter Corlandus war nicht dabei, das wäre wohl auch vom Schicksal ein bisschen viel verlangt.

Engagement für den Sport

Nach der aktiven Turnierreiterei kamen neue Aufgaben im Sport, als Sprecherin der Reiter im International Dressage Riders Club (IDRC). Engagiert setzte sie sich für das ein, was ihr wichtig war: das gute Reiten, den fairen Sport. Sie hatte keine Angst, den Finger in die Wunde zu legen. Bevor sie sich nicht mit ihrer leicht rauchigen Stimme zu Wort gemeldet hatte, war noch nicht alles gesagt.

Die letzten sechs Jahre hatte Margit Otto-Crépin ihre Pferde in Elmshorn beim Holsteiner Verband untergebracht, zu dem seit Corlandus eine enge Beziehung bestand. Sie wurden betreut von Pflegerin Nathalie Kock. 34 Jahre lang kümmerte sie sich um Margits Pferde.

In den letzten Lebensmonaten hatte Margit Otto-Crépin auch den Verbleib ihrer Pferde testamentarisch festgelegt: Einen Hengst v. Diamant de Semilly hat die befreundete Springreiterin Luziana Diniz übernommen, eine Stute v. De Niro-Weltmeyer wird Zuchtstute bei Familie Max-Theurer. Ihr letztes Reitpferd, der 19-jährige Calimero, geht als Rentner zu einer Freundin von Nathalie Kock.

Eine Trauerfeier wird es nicht geben, so der Wunsch schon vor Corona-Zeiten. Die Urne mit ihrer Asche nimmt ihr letzter Wegbegleiter Thierry Lacour mit nach Frankreich. Und wir werden sie in Erinnerung behalten als die Lady im Sattel, die ihr herrliches Pferd zum Tanzen brachte.

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.