FN stellt klar: Niemand fordert Anreiten mit zweieinhalb Jahren

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Anreiten eines jungen Pferdes

Beim Anreiten eines jungen Pferdes gibt es viele individuelle Komponenten, die über das wann und wie entscheiden. (© ww.sportfotos-lafrentz.de)

Bei der FN-Tagung in Hamburg wurde vergangenen Dienstag unter anderem die Position des Verbandes zu einem Entwurf der „Leitlinien zu Umgang und Nutzung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten“ dargestellt. Ein Bereich des Entwurfs aus dem Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) befasst sich mit dem Anreiten und der ersten öffentlichen Präsentation. Hierzu gibt es nun eine Stellungnahme nach einer Pressemitteilung von vorgestern.

Im Entwurf der „Leitlinien zu Umgang und Nutzung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten“ gibt es drei Punkte, die von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) kritisch gesehen werden. Verschiedene Interessenvertreter (vom u.a. Tierschutzbund über das Direktorium für Vollblutzucht, Tierärzte, Wissenschaftler und der FN) haben über die Leitlinien beraten. Im formuliertem Entwurf wird nun unter anderem gefordert, dass Pferde nicht allein den Stall wechseln sollen. Außerdem sollen Jungpferde (die zum Anreiten in einem Ausbildungsstall stehen) in Gruppen gehalten werden, selbst Hengste, insofern sie sozialverträglich sind. Außerdem wird der Zeitpunkt einer ersten öffentlichen Präsentation definiert: Frühestens im 30. Lebensmonat dürfe mit der Arbeit begonnen werden. Erst nach einer Frist von mindestens sechs Monaten soll das Pferd erstmals in der Öffentlichkeit „zur Schau gestellt werden“ dürfen. An diesen Formulierungen in Kapitel 5, „Ausbildungsbeginn, Einsatz und Wettkampf“ waren aber nicht mehr alle Interessenvertreter beteiligt.

30 + 6-Forderung der Leitlinien Tierschutz

Gegen besagte Formulierungen sperrt sich die FN und auch andere Interessensgruppen. Allerdings besteht aktuell nicht mehr die Möglichkeit, diesen oder andere Abschnitte umzuformulieren. Deswegen möchte die FN die Leitlinie nicht unterschreiben, bzw. ein Differenzprotokoll anfügen. In einer als Interview verbreiteten Pressemitteilung hatte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach gesagt, „Da geht es zum einen um ein Mindestalter von 30 Monaten beim Beginn der eigentlichen Ausbildung für den Nutzungszweck, also Reiten und regelmäßiges Longieren. Hier standen vorher drei Jahre als Mindestalter geschrieben. Der Stichtag wurde also sogar ein paar Monate nach vorne verlegt. Insofern können wir damit sehr gut leben“. Aus dem Zusammenhang gerissen – Lauterbach relativiert und erläutert den FN-Standpunkt im Weiteren, wurde auf einigen Internetmeldungen daraus der Schluss gefolgert, Lauterbach, sprich die FN, empfehle nahezu ein Anreiten im Alter von zweieinhalb Jahren (30 Monaten). Nun stellt die FN in einer weiteren Pressemitteilung diese Fehlinterpretation klar. Hier die Pressemitteilung im Wortlaut:

Intensität und Frequenz sind entscheidend

Seine Aussage zum Ausbildungsbeginn junger Pferde sorgte in den letzten Tagen für Verwirrung. Im Rahmen der FN-Tagungen in Hamburg äußerte sich Soenke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), zu den Leitlinien Tierschutz im Pferdesport, die künftig 30 Monate als frühesten Termin für den Ausbildungsbeginn von Pferden definieren.

Meine Aussage im Interview verstehen einige Leute offensichtlich als Aufruf, jetzt grundsätzlich alle Pferde im Alter von 30 Monaten anzureiten. Das stimmt so nicht,

stellt Lauterbach richtig.

Zur Verdeutlichung hier noch einmal die Position der FN zum Thema Ausbildungsbeginn junger Pferde:

Es gibt keinen festen Zeitpunkt, zu dem mit der Ausbildung eines Reitpferdes begonnen werden muss. Das ist eine höchst individuelle, allein vom Pferd abhängige Entscheidung, die immer zugunsten des Pferdes ausfallen sollte. Um Orientierung bieten zu können, definiert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in den Leitlinien einen Zeitpunkt, zu dem frühestens mit der Ausbildung „zum vorgesehenen Nutzungszweck“ begonnen werden darf. Diese Grenze wurde vom BMEL letztlich bei 30 Monaten gezogen. Wir können mit der Vorgabe leben, da sie mit unseren Ausbildungsgrundsätzen nicht kollidiert.

Unsere Richtlinien für Reiten und Fahren Band I geben an, dass Pferde in der Regel mit drei Jahren angeritten werden. Die FN-Broschüre „Anreiten und Ausbilden von jungen Pferden“ ergänzt dazu: „Ob dies einige Monate früher oder später geschieht, ist individuell von der Entwicklung des Pferdes abhängig. Wichtiger noch als das Alter ist das richtige und schonende Anreiten.“ Darüber hinaus weisen wissenschaftliche Studien darauf hin, dass ein früher, aber langsamer und schonender Aufbau zur langfristigen Gesunderhaltung der Pferde beiträgt.

Meinungsäußerungen, nach denen es pauschal besser ist, möglichst spät mit der Ausbildung zu beginnen, stimmen wir dagegen nicht zu. Dabei stützen wir uns auch auf eine Metaanalyse von Prof. Dr. Uta König von Borstel, Professorin für Tierhaltung und Haltungsbiologie der Universität Gießen, die die vorhandenen wissenschaftlichen Studien zum Thema ausgewertet hat. Auch sie kommt zu dem Ergebnis, dass „ein früher Ausbildungsbeginn in altersgerechter Intensität und Frequenz von Vorteil ist, wenn die Rahmenbedingungen stimmen wie zum Beispiel, dass ausreichend zusätzliche, freie Bewegung gewährt wird“.


In der Juni-Ausgabe des St.GEORG haben wird uns dieser Problematik ausführlich angenommen. Wir haben mit vielen, die an der Überarbeitung der Leitlinien mitgewirkt haben, gesprochen. Die Juni-Ausgabe ist ab 22. Mai erhältlich. Möchten Sie wissen, wo Sie das Magazin in Ihrer Nähe bekommen können, hilft ihnen diese Seite von MYKIOSK.


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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

  1. Carmen Fischer

    Eigentlich eine klare Sache.
    Wir brauchen eine frühe Grundschule, wo Pferde ohne großen Druck geistig und körperlich reifen können.
    Ob der eine mit 30 monaten so weit ist, der andere mit 36 oder sogar 48 ist dabei nicht so entscheidend wie der faire und artgerechte Umgang.
    Der eine ist mit 36 Monaten recht balaciert, schiebt dann nochmal und bekommt nochmal Koppelpause, der andere wächst sich erst ein wenig später zurecht.
    Eins ist aber klar, egal ob beim Pferd, beim Menschen oderbeim Huhn.
    In der Jugend ist der Körper anpassungsfähig, sowohl geistig als auch körperlich, deswegen schulen wir unsere Kids auch mit 6 ein und nicht erst mit 18.
    Der Glaube die Substanz wird durch ausgedehnte Schonung in der Jugend besser hat sich als Irrtum erwiesen.
    Pferde wollen für die Gesunderhaltung früh, schonend und vielseitig ausgebildet werden.


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