Deutsches Springreiterteam raus: „Das Glück hat uns verlassen“

Von
Janne Friederike Meyer und Lambrasco

(© Rau)

„Wir sind traurig und enttäuscht.“ Otto Becker mühte sich um Fassung, als feststand, dass die deutschen Springreiter mit der Medaillenentscheidung nichts mehr zu tun haben.
 

Was für eine Enttäuschung! Da deutsche Springreiterteam ist im ersten Umlauf des Nationenpreises ausgeschieden und morgen beim zweiten Umlauf nicht mehr dabei. Mit zwölf Fehlerpunkten liegt es gemeinsam mit Australien auf Platz zehn, nur acht Nationen kommen weiter. Auch Frankreich und Belgien sind nicht mehr dabei. In Führung liegen nach dem ersten Umlauf die Reiter aus Saudi-Arabien (1 Punkt), gemeinsam gefolgt von Großbritannien, Schweiz, Niederlande und Schweden.

Das ist natürlich eine große Enttäuschung, sagte Bundestrainer Otto Becker, Da kann man nicht drum herum reden. Ich mache keinem Reiter einen Vorwurf, das war eine Supertruppe. Aber wir hatten die ganze Saison schon viel Pech, schon in Aachen lief es nicht ganz rund. Das Schlimmste ist, wenn jeder einen Fehler hat. Wir hätten eine Nullrunde gebraucht, aber die ist keinem Reiter heute gelungen.

Marcus Ehning auf Plot Blue bekam bereits am zweiten Sprung einen Fehler. Schon auf dem Abreiteplatz war der Hengst lurig, sagte er, es lief nicht wie sonst. Die Linienführung ist ungewöhnlich, das hat ihn irritiert, zum Beispiel die Spitzkehre zum Wasser.

Auch Janne Friederike Meyer als zweite deutsche Reiterin kam mit Lambrasco nicht ungeschoren aus dem Parcours. Gleich am zweiten Hindernis kam der Abwurf. Wenn man so früh einen Fehler hat, muss man natürlich kämpfen, sagte sie. Meredith Michaels-Beerbaum auf der relativ unroutinierten Bella Donna kassierte sogar zwei Abwürfe, vor dem Roten Omnibus und nochmal am folgenden Sprung.  Ich habe die falsche Entscheidung getroffen, hätte sechs Galoppsprünge machen sollen vor dem Hindernis. Von da an war die Konzentration weg. Mit der Höhe und Breite der olympischen Hindernisse kommt mein Pferd zurecht, aber was fehlt, ist die Routine.

Christian Ahlmann, der gestern in der Qualifikation mit Codex One insgesamt 15 Fehler kassierte und damit bereits vor dem ersten Nationenpreisumlauf aus der Einzelwertung ausgeschieden war, kam mit einem Abwurf aus dem Kurs. Ich habe große Hochachtung, wie Christian sich hier als letzter Reiter eingesetzt hat für das Team, obwohl er in der Einzelwertung keine Chance mehr hatte, sagte Otto Becker. Das ist eines der schlechtesten Ergebnisse des deutschen Springreiterteams bei Olympischen Spielen. Bereits im Vorfeld wurde das Team durch mehrere Ausfälle geschwächt, von dem Team, das im vergangenen Jahr Europameister geworden war, fehlten Ludger Beerbaum auf Gotha, Carsten-Otto Nagel auf Corradina und Marco Kutscher auf Cornet Obolensky. Auch der vierte Mann, Philipp Weishaupt auf Monte Bellini musste im letzten Moment noch gegen Meredith Michaels-Beerbaum auf der unroutinierten Bella Donna ausgetauscht werden. Außer Christian Ahlmann sind alle drei deutschen Reiter noch im Rennen um einen Platz im Einzelfinale. Otto Becker: Wir werden uns heute abend zusammensetzen und die Lage analysieren.

17 Reiter bewältigten den Kurs ohne Fehler, davon drei Reiter aus Saudi-Arabien, für die heute abend nur ein Zeitfehler zu Buche steht. Vier Mannschaften teilen sich zur Zeit mit vier Fehlern Platz zwei: die Briten, Niederländer, Schweden und die Schweizer. Sechster vorläufig ist das Team aus Kanada (5), das nur noch aus drei Reitern besteht. Tiffany Foster wurde disqualifiziert, weil die Thermographie bei ihrem Pferd Victor an einem Vorderbein erhöhte Temperatur anzeigte. Obwohl dies auf eine harmlose Hautwunde zurückgeführt wurde, also keine Manipulation vorlag, wies die Ground Jury den Protest der kanadischen Mannschaftsführung zurück. Eric Lamaze, Olympiasieger 2008, der sein Hongkong-Pferd Hickstead vor einigen Monaten durch Herztod verlor, gelang auf dem unroutinierten Pferd Derly Chin de Muze eine abwurffreie Runde mit einem Zeitfehler, dem Senior des Teams, dem 64-jährigen Ian Millar auf George, sogar ein makelloser Nullritt.

Qualifiziert haben sich außerdem für den zweiten Umlauf die Teams aus Basilien und USA.

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