CHIO Aachen: Charlotte Dujardin und Valegro siegen in der Kür

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Die Sieger der Grand Prix Kür von Aachen: Charlotte Dujardin und Valegro

(© Julia Rau)

Acht Pferde über 80 Prozent, eine Debütantin mit über 85 Prozent. Die Dressurkür in Aachen hat Maßstäbe gesetzt.

Charlotte Dujardin (GBR) und Valegro v. Negro (KWPN)
Das zweite Mal nach dem Weltcupfinale Lyon reitet Charlotte Dujardin ihre neue Kür zu Melodien aus dem Film „Drachen zähmen leicht gemacht“. Passend zu dem mittelalterlichen Thema, ein kleiner Wikingerjunge freundet sich mit einem Drachen an, ist die Instrumentierung. Es gibt viele Querflöten, ein paar Geigen ein Klangpotpourri, das an Spielmänner und mittelalterliche Feste mit großen Tafeln und Hofnarren erinnert. Charlotte Dujardin genießt diese Kür nach einem „Desaster-Grand Prix“, wie sie selbst sagt, und einem deutlich besseren Grand Prix Special – „Allein schon deshalb, weil ich die Musik höre. Bei meinen anderen Ritten haben die Zuschauer selbst auf die kleinsten Fehler immer mit einem Oooooooh reagiert. Das hat mich abgelenkt, jetzt hatte ich die Musik, da konnte ich das nicht hören.“ Und das Publikum hätte nur einmal Stöhnen müssen, denn auch in dieser Prüfung misslangen die ersten Galoppwechsel von Sprung zu Sprung. Aber sonst klappte eigentlich alles. Nahezu perfekte Piaffen, ausdrucksstarke Passagen, Galopppirouetten, die sowohl zentriert als auch gut eingeteilt und mit viel Ausdruck gezeigt wurden. Der Wechsel zwischen Passage-Traversalen und solchen im versammelten Trab, immer passend zur Musik, alles gelingt. Und am Ende dann eine Piaffepirouette mit zwei Richtungswechseln, erst nach links, dann nach rechts, und das sogar um 360 Grad. Dabei beschreiben die Hinterbeine des zwölfjährigen Negro-Sohns einen Halbkreis von vielleicht einem halben Meter Durchmesser. Dressurreiten in Perfektion mit einer zu jeder Zeit ruhig und unauffällig einwirkenden Reiterin, 87,9 Prozent Platz eins.

Helen Langenhanenberg und Damon Hill v. Donnerhall (Westfale)
Das war wieder der Damon Hill in der Form, in der er in den vergangenen Monaten seine Auftritte zu Siegen ummünzen konnte. Der Donnerhall-Sohn wirkte motivierter als in den beiden ersten Prüfungen, trug sich mit großer Selbstverständlichkeit, piaffierte am Punkt und zeigte sehr gute Pirouetten. Der starke Schritt zählte zu den besten des Tages. Nach einer doppelten Galopppirouette gab es ein Problem mit den Einerwechseln. „Da habe ich gedacht, ich bekomme die Linie nicht mehr und ihn mit der Hilfe überfallen, deshalb der Fehler.“ Helen Langehanenberg ist froh, dass Damon Hill nach dem Weltcupfinale eine Pause hatte und nicht in Perl-Borg gehen musste. „Das hat ihm gut getan, und ich konnte hier alle drei Prüfungen reiten und weiß jetzt, wo wir stehen.“ Eine kleinere Pause bekommt Damon Hill nun, der Westfale wird ein bisschen joggen und auf die Weide gehen, dann wird das Training in Richtung Weltreiterspiele wieder intensiviert. 86,625 Prozent bedeuteten Platz zwei

Isabell Werth und Bella Rose v. Belissimo M (Westfale)
Das heißt pokern und gewinnen! Noch nie ist Bella Rose, die herrliche Belissimo M-Tochter von Isabell Werth eine Grand Prix-Kür gegangen und in Aachen ging die Fuchsstute überhaupt erst den zehnten Grand Prix ihrer Karriere. „Tolles Pferd, toll sie live zu sehen“, sagt auch die Weltranglistenerste Charlotte Dujardin. Isabell Werth hat eine Kür zusammengestellt, die vergangene Woche noch gar nicht fertig war. Am Montag, auf dem Weg nach Aachen, hat Werth dem letzten Finetuning beigewohnt, da erst wurden die Gesangsstimmen aufgenommen. Die jubilieren in der Kür Freude schöner Götterfunken, zum Beispiel zu Trabtraversalen, die sich mit Passage-Traversalen abwechseln. Mit der Fuchsstute ist Isabell Werth die Kür fast noch gar nicht zuhause geritten – „Ich wollte sie nicht durcheinander bringen, habe mich im Training auf Grand Prix und Grand Prix Special konzentriert.“
Statt der Stute hat sie andere Pferde genommen, um sich die Linienführung einzuprägen unter anderem mit Piaffe-Pirouetten mit Richtungswechseln, aus denen heraus sich direkt Passage-Traversalen anschließen. Gestern Abend musste Johnny alias Don Johnson als Sparringspartner ran. Da hat Isabell Werth das ganze Programm auf dem Abreiteplatz durchgeritten. Heute dann die Premiere mit Bella Rose. Da klappte fast alles. Passagen und Piaffen sowieso, auch im Galopp zeigte die Stute sich noch einmal verbessert, lediglich die ersten Einerwechsel hatten einen Fehler. Dafür ritt Isabell Werth danach noch auf anderer Linie 17 fliegende Wechsel von Sprung zu Sprung. „Die besten, die sie bisher in einer Prüfung gegangen ist,“ sagt Werth. Mit 85,15 Prozent wurde sie Dritte.

Platz vier ging an Kristina Sprehe und Desperados. Nachdem Totilas nicht starten sollte, konnte die Sechstplatzierte des gestrigen Grand Prix Specials auch in der Kür reiten. Sprehe nutzte ihre Chance mit der Kür, mit der sie in Balve deutsche Meisterin geworden war. Der De Niro-Sohn war voll konzentriert, kein Vergleich mehr zu dem abgelenkten Testosteron-Paket vom Grand Prix am Donnerstag. Zu der mit viel Geigenklängen ausgestatten Kür zeigte der Hannoveraner sein Können. Ein Highlight: versammelter Schritt über die Diagonale, kurz vor X eine Piaffe-Pirouette mit einer 90-Grad-Drehung und daraus sofort im starken Schritt wieder auf der Diagonalen auf die kurze Seite mit den Richtern zu. Sprehe erhielt 83,15 Prozent und ist neben Totilas/Matthias Rath, Helen Langehanenberg/Damon Hill und Isabell Werth/Bella Rose nominiert für die Weltreiterspiele. Als Reservistin wird Fabienne Lütkemeier ins Trainingslager nach Perl-Borg reisen, mit D’Agostino hatte sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Jessica von Bredow-Werndl geliefert. Die Bayerin und ihr Unee BB sind Reservepaar Nummer zwei, das teilte der Dressurausschuss des Deutschen Olympiadekomitees für Reiterei (DOKR) in Aachen nach der Kür mit.

Weitere Ritte im Telegramm

Anna Kasprzak (DEN) und Donnperignon v. Donnerhall
Die Phil Collins-Kür, Passage hinein, Galopp zu Beginn mit Einerwechseln und Pirouetten, alles sehr sicher. Dann Musikwechsel. Invisible Touch starker Trab, Passage und Piaffe, die besser ist als im Grand Prix Special, das Pferd insgesamt heute weniger eng im Hals. Passage-Travesale Ill be there passt gut zum verzögerten Passagetakt des Donnerhall-Sohns. Endlich mal richtig leicht in der Hand in der Passage-Traversale, das tut gut. Der schwierige Wechsel von Galoppsprüngen von Sprung zu Sprung in die Zweierwechsel und dann wieder zurück in die Zweierwechsel leider mit einer Störung. Am Ende auf einer Halbdiagonalen Piaffe-Pirouetten mit 45- Grad-Richtungswechseln. Nach neun Startern technisch das anspruchsvollste Programm, dazu äußerst präzise zur Musik: 82,12 Prozent, letztendlich Platz fünf.

Adeline Cornelissen (NED), Parzival v. Jazz (KWPN)
Im Schritt hinein, dazu Piano, nach Gruß starker Trab, der 17-Jährige nicht ganz so frisch wie früher, auch in der Passage matt hinten, dann aber eine gute Piaffe, zu Geigen, die mit Schlagzeugrhythmus unterlegt sind. Die Piaffen nach wie vor gut, auch in der Anlehnung. In der Traversale Töne, die mitteralterlich klingen, The Red Knight, der rote Ritter, heißt die Kür, in denen Hörner immer wieder Akzente setzen. Im Schritt dann elegischer Frauengesang. Schritt gelingt losgelassen und gut schreitend, Querflöte und Trompeten setzen zu Galopptraversalen ein, doppelte Pirouetten, da ist Adelinde Cornelissen wieder super synchron zur Musik, am Ende der Einerwechsel, die sehr gut waren, leider ein Fehler. Übergang vom starken Trab in die Piaffe-Pirouette mit Richtungswechsel und dann der Schlussgruß. Parzival hält, kratzt sich am Vorderbein. 81,95 Prozent, Sechster.

Tinne Vilhelmson Silfvén (SWE) und Don Auriello v. Don Davidoff (Hannoveraner)
Zu der Rockoper Tommy von The Who zeigt der hochbeinige Wallach viele Schwierigkeiten: Übergang von den Zweierwechseln direkt in die Einerwechsel, Piaffe-Pirouetten mit Richtungswechseln, Passage-Traversalen, das ganze Programm. Leider ist der Wallach durchgängig im Vorderbein spektakulär, im Hinterbein aber nur gerade mal vorhanden. Da wünscht man sich mehr Abfußen, mehr Energie, mehr Dynamik. Wenn Don Auriello das hätte, er wäre schwer zu schlagen, so sicher ist er in den Lektionen, so präzise kann die Schwedin den schicken Donnerhall-Urenkel zur Musik reiten. 81,850 Prozent, Siebter.

Michael Eilberg (GBR) und Half Moon Delphi v. Dimaggio (Hannoveraner)
Shakira zu Passagen und Piaffen am Beginn, da groovt die Panflöte, Whenever, whenever …. Geschmeidige Traversalen und tolle Passagen, Gitarre und Panflöte. Im Schritt geht es weiter mit Shakira, die kann ja auch langsam, Underneath my heart. Tangoeske Klänge, Bandoneon, ein paar Bläser zu Zweierwechseln auf gebogener Linie. In den Einerwechseln kommt die Schimmelstute etwas auf die Vorhand. Nach der Galopptour ist Eilberg etwas vor der Musik, muss in der Ecke durchparieren und dann im starken Trab über die Mittellinie, die Musik gibt das erst wieder, als er schon 20 Meter getrabt ist, am Ende Passage und Piaffen zum musikalischen Anfangsthema Whenever das passt zu der Stute, die sich seit den Europameisterschaften im letzten Jahr noch einmal deutlich verbessert hat, aber immer noch die Tendenz hat, zu eng zu gehen. Auch wenn das heute viel besser war, als in den beiden vorherigen Prüfungen hier in Aachen. 80,475 Prozent über 80 Prozent, das hatte Eilberg wohl auch noch nicht, Achter!

Neunte wurde die Italienerin Valentina Truppa mit Eremo del Castegno, die einige Lektionen einhändig ritt (78,575). Platz zehn gab es für die Überraschung aus Übersee, die US-Amazone Laura Graves und Verdades. Zu Rondo Veneziano, lang leben die 80-er Jahre!, kam sie auf 76,9 Prozent. Obwohl es diese Wertnotensumme dreimal gab, wurde Graves Zehnte gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Adrienne Lyle mit Wizard, da beide identische A- und B-Notensummen hatte, wohingegen der Spanier Jose Daniel Martin Dockx und Grandioso Zwölfter wurde bei Wertnotengleichheit entscheidet die bessere B-Note.

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