Dressur in Compiègne: Zwei Siege für Kathleen Keller und den zu langsamen Carl Hester

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Carl Hester und Nip Tuck

Carl Hester und Nip Tuck (© (Archivbild) Pauline von Hardenberg)

In der kleinen Tour des Dressurturniers im französischen Compiègne hat ein ganz Großer schon zweimal gewonnen: Kathleen Kellers Desperados. Im Grand Prix und Grand Prix Special war der Brite Carl Hester nicht zu schlagen, nur sein Zeitgefühl kostete Punkte. Und nationalistisch anmutende Urteile vom Olympiarichter gab es auch mal wieder.

Mit ihrem Hünen Desperados v. Danone konnte Kathleen Keller unangefochten sowohl den Prix St.Georges und die Intermediaire I gewinnen. Mit 73,237 bzw. 73,184 Prozent stand sie jeweils deutlich in Front. Der bunte Dunkelfuchs, der dreimal beim Finale des Nürnberger Burgpokals dabei war, punktete unter anderem in den Traversalen. Einer Lektion, mit der es das Paar auch schon einmal auf das Titelbild des St.GEORG geschafft hatte. Als einzige weitere deutsche Starterin war Jenny Lang-Nobbe mit Diamond Song v. Diamond Hit in den Prüfungen am Start, landete aber im Mittelfeld.

Im Grand Prix siegte der Brite Carl Hester mit seinem potenziellen Olympiapferd Nip Tuck, alias „Barney“, der von vier der fünf Richtern auf Platz eins gesehen wurde. „Er hat sich so zum Sieg geglotzt“, bilanzierte Hester gewohnt selbstironisch auf Facebook, mit Blick auf eine wenig gelungene Galopppirouette. Zu allem Überfluss war der Brite auch noch zu spät eingeritten. Die vorgeschriebenen 45 Sekunden nach Ertönen der Glocke waren schon verstrichen, als das Paar ins Viereck kam. Pro Richter gab das zwei Punkte Abzug, also zehn  „Zeitfehler“. Vier der fünf Richter sahen die Kombination an der Spitze des Feldes (74,16 Prozent), lediglich der Niederländer Eduard de Wolff van Westerrode, der schon in Aachen bei den Europameisterschaften durch großzügige Punktvergabe für die Reiter seines Landes aufgefallen war, befand, dass seine Landsfrau Adelinde Cornelissen mit ihrem neuen Pferd Aqiedo hätte die Siegerin sein sollen. Für den Rappen ist das CDIO5* das erste internationale Turnier. Als Cornelissen Aqiedo vor einigen Wochen erstmals außer Konkurrenz gestartet hatte und ein Video von diesem Ritt im Internet gelandet war, hatte die Amazone versucht, die Verbreitung dieser Bilder zu verhindern. 71,88 Prozent erhielt das Paar in Frankreich, Platz vier. Zweiter wurde der Schwede Patrik Kittel mit dem Oldenburger Delauney v. Dr.Doolittle (77,78) vor Hester mit seinem zweiten Pferd, dem Hannoveraner Wanadoo v. Wolkenstein II (Alle Ergebnisse des Grand Prix CDI3* finden Sie hier).

Im Grand Prix Special hatte Carl sein Zeitgefühl und Nip Tuck seine Nerven dann wieder im Griff. Ein bischen skeptisch schaute der mächtige Don Ruto-Sohn an der kurzen Seite bei A zum Geschehen in einem der Verpflegungszelte, aber es war ein harmonischer Ritt. Ein zufriedenes Pferd, das seine Stärken, hier vor allem die rhythmische Passage und die schnugeraden fliegenden Wechsel, ausspielt und seine Schwächen durch die Lockerheit und das gute Gerittensein zu kompensieren versteht. Schönes Reiten, das mit einem fast vierprozentigen Abstand den Sieg bedeutete (75,686). Ganz anders die Zweitplatzierte, die Niederländerin Adelinde Cornelissen mit einem Ritt nach der Machart, wie man das aus den besten Parzival-Zeiten kennt. Der Rappe Aqiedo ging seinen ersten Garnd Prix Special, er passagiert gleichmäßig, die Galopppirouetten gelangen gut. Die Piaffen sind aber alles andere als synchron, dazu schwankt der Wallach, fußt immer mal wieder breit und weicht mit hohem Sprunggelenk deutlich von der Spur ab. Das leichte Vorwärts in der Piaffe verzeiht man dem zwar schon elf Jahre alten, aber noch unerfahrenen Pferd, nicht aber, dass es mit Ausnahme des starken Schritts in einer einzigen Kopf-Hals-Haltung, eng und mit der Nase meist hinter der Senkrechten von der Reiterin am strammen Zügel mit breiter Hand geführt wird. Trotz Fehlern in den fliegenden Galoppwechseln von Sprung zu Sprung und einem Angaloppieren in einer Trabverstärkung, von der Reiterin durch deutliches Zurücklehnen korrigiert, bekam der Ritt immer noch eine Wertung von 71,941 Prozent. Dritte wurde die US-Reiterin Arlene Page mit Woodstock. Der Fuchs leistete sich zum Auftakt einen deutlichen Patzer, als er nach dem Gruß beim Antraben guckte und kaum an die kurze Seite gehen wollte. Das kostete die Punkte, die sie benötigt hätte, um Zweite zu werden (71,745).

Platz vier ging an die in den Niederlanden lebende Dänin Anne van Olst mit dem Schimmel Zhivago (70,176), die sich vor den Sieger im Deutschen Dressurderby 2016, den Spanier Borja Carrascosa und Wonder setzte.

Am morgigen Samstag steht der CDIO5* Grand Prix auf dem Programm in Compiègne. Für Deutschland starten dort Bernadette Brune, Kathleen Keller, Jenny Lang-Nobbe und Annabel Frenzen.

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