EM Rotterdam: Dorothee Schneider führt nach erstem Dressurtag, deutsches Team auch

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Dorothee Schneider und Showtime (© Pauline von Hardenberg)

Dorothee Schneider und Showtime führen nach dem ersten Grand Prix-Tag bei der Dressur-Europameisterschaft vor Jessica von Bredow-Werndl und Dalera. Damit liegt auch das deutsche Team vor Großbritannien und Schweden in der Zwischenwertung.

Nach Tag eins bei den Europameisterschaften der Dressurreiter in Rotterdam führt die deutsche Equipe klar vor Großbritannien und Schweden. Dorothee Schneider und Showtime liegen mit der einzigen Runde über 80 Prozent vor Jessica von Bredow-Werndl und Dalera. Das Paar aus Bayern hatte einen Moment, der genauso natürlich wie teuer war und kam auf knapp 77 Prozent.

Dorothee Schneider: „Oh, oh, der junge Mann ist an“

Strahlender Sonnenschein, der fünftletzte Startplatz des ersten Tages bei den Europameisterschaften, die Rahmenbedingungen gut: Dorothee Schneider und Showtime waren die Anwärter auf die „Overnight Leader“-Position bevor sie das Stadion im Kralingse Bos überhaupt betreten hatten. Der Hannoveraner Wallach begann schwungvoll. Wie ein König trabte er die erste Diagonale hinab. Als die erste Wertung im Open Scoring aufflackerte, standen in der dort angezeigten Zwischenwertung über 82 Prozent. 8,6 gab es für den zweiten starken Trab.

Pauline von Hardenberg

Passage: 9,9! Showtime und Dorothee Schneider EM Rotterdam 2019 (© Pauline von Hardenberg)

Dann kam die erste Piaffe. Die gelang nicht in der Qualität, wie sie der Sandro Hit-Sohn sie in Aachen oder Balve gezeigt hatte. In der ersten Piaffe stockte der Wallach, die zweite war auch nicht in der in Aachen erlebten Qualität. Die dritte, kurz vorm Schlussgruß war deutlich besser. „Ich habe schon beim Hineinreiten ins Stadion gemerkt, oh, oh, der junge Mann ist an.“ Es ist wohl Dorothee Schneiders Reitkunst zu verdanken, dass man das Unbehagen, das Showtime im Stadion verspürte, nur hin und wieder aufflackerte. „Es sind die Momente, in denen ich die Verbindung nicht mehr ganz habe.“ Was tun? „Ruhe bewahren, langes Bein, dem Pferd Selbstvertrauen geben“, entgegnet die Mannschaftsweltmeisterin. Und genau das hatte sie auch getan.

Ruhe bewahrt, Passage 9,9!

Im starken Schritt hatte sich das Paar wiedergefunden (7,9). Die Galopptour habe sie etwas vorsichtig angelegt, analysierte Dorothee Schneider nach ihrem Ritt. Schöne, bergauf gesprungene Zweierwechsel (7,6), eine sehr gut aufgeteilte Zickzack-Traversale (8,1) und Einerwechsel, bei denen „Showi“ im Verlauf ein bisschen eng im Hals wurde, sie aber sicher zu Ende brachte (7,5) sowie eine super zentrierte Linkspirouette (7,9) und eine kaum weniger gute Rechtspirouette (7,8) ließen die Noten wieder gen 80-Prozent-plus klettern.

Am Ende schien der Wallach „angekommen zu sein“. Die Passage begeisterte alle sieben Richter, die im Championatsmodus das Viereck umlagern: 9,9!

Morgen hat Showi „Chill-Programm auf Trense“

Heute Morgen durften niemand mehr ins Stadion. Sonst gibt es schon einmal die Gelegenheit, die Pferde noch einmal zu führen. Für Showtime wäre das sicherlich gut gewesen, sagt Dorothee Schneider. Sie möchte den Wallach morgen auf Trense locker arbeiten. „Da hat er Chill-Programm“. Dass die Deutschen Mannschaftseuropameister werden, glaubt jeder in Rotterdam. Aber Dorothee Schneider hält den Ball flach: „Abwarten, wir haben vier gute Pferde, vier Menschen, alle müssen ihr Bestes geben. Wir werden da sein und sie (Sönke Rothenberger und Isabell Werth) morgen unterstützen. Ich bin stolz in einem solch starken Team zu sein“.

80,233 Prozent – Bundestrainerin Monica Theodorescu lobte, „eine stramme Leistung, erster Tag über 80 Prozent, weiter so!“ Die mannschaftsinternen Startplätze richten sich übrigens streng nach den Leistungen im Grand Prix des letzten Turniers. Für die deutsche Equipe also die Resultate von Aachen.

Pauline von Hardenberg

Volle Konzentration: Cosmo und Sönke Rothenberger plus Bundestrainer Jonny Hilberath und familiäre Unterstützung (© Pauline von Hardenberg)

Morgen sind Sönke Rothenberger und Cosmo um 10.30 Uhr dran. Das Weltmeister-Paar, Isabell Werth und Bella Rose, sind um 14.30 Uhr gefragt. Deutschland liegt in Führung. Die Briten sind dank einer guten Runde von Gareth Hughes mit der Stute Classic Briolinca (76,51, Dritter) Zweite. Der hochaufgeschossene Engländer war einfach nur happy: „Die zwei Stars kommen dann morgen, wir könnten nicht glücklicher sein“, sagte er mit Blick auf Carl Hester und Charlotte Dujardin, die morgen um 11 Uhr bzw. 14.50 Uhr ihre Startzeiten haben.

Platz drei nimmt momentan Schweden ein, wobei Therese Nilshagen sich über verpatzte Einerwechsel ärgerte. Die drückten die Note auf 75,466 Prozent. Allerdings wollte sie den Fehler nicht ihrem Oldenburger Hengst Dante Weltino anlasten: „Ich bin nicht gerade super happy mit meinem Grand Prix wegen des schwerwiegenden Fehlers in den Einerwechseln. Ich muss da was falsch gemacht haben, sonst hätte mein Pferd den Fehler ja nicht gemacht. Ich hoffe, dass meine Teamkameraden morgen besser sind als ich.“ Ihre Teamkollegin Antonia Ramel und Brother de Jeu liegen mit 74,224 Prozent in der Zwischenwertung auf Rang sieben.

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Jeder kennt das Sch…-Problem

Die misslungene Trabtraversale im Grand Prix von Dalera und Jessica von Bredow-Werndl war das Thema des Vormittags. Interessanterweise weiß nahezu jeder Reiter sich an eine vergleichbare Situation zu erinnern. Auch Dorothee Schneider, die die ganze Problematik des Äppelns ausgerechnet an dieser Stelle des Grand Prixs aus eigener Erfahrung kennt. „Ich hatte das mal mit Diva Royal in Dortmund. Wenn du da ins Stocken kommst, oder das Pferd angaloppiert, dann ist das echt schwierig. Die Traversale ist so steil, du kannst nur das tun, was Jessi auch gemacht hat, einmal konterstellen, und dann die Traversale neu ansetzen.“

Monica Theodorescu zitierte den Schweizer Equipechef. Der sei ihr begegnet und habe nur ein Wort auf den Lippen gehabt: „Natur!“

Das Richten: Wer seine Nation besonders gern hat

Platz fünf nimmt in der Zwischenwertung der Niederländer Hans Peter Minderhout mit dem Rappen Dream Boy ein. Der Lokalmatador gab viel Gas in der Prüfung, was der Hengst mit mehr oder weniger permanentem Schweifschlagen quittierte. Für eine technisch fehlerfreie Runde erhielt das Paar 75,295 Prozent und landete damit vor der jungen Britin Charlotte Fry und Dark Legend (74,317). Einige Richterurteile ließen eine gewisse Nähe zum Athleten aus dem eigenen Land vermuten. Nach dem zweiten Teil des Grand Prix und dem dann entschiedenen Mannschaftswettbewerb wird man morgen sehen, ob sich diese Tendenz noch verfestigt.

Zwei Pferde abgeklingelt

Zwei Starter kamen nicht bis zum letzten Gruß auf der Mittellinie. Die Französin Chartlotte Chalvignac mit dem von Bernadette Brune übernommenen Hannoveraner Lights of Londonderry hörte die Glocke der französischen Chefrichterin Isabelle Judet bei einer Passage. Das Pferd sein „nicht fit für den Wettkampf gewesen“, sagte Judet auf Nachfrage. Zu ungleich sei der Fuchs im Vorderbein getreten. Und Nicolas Wager aus Luxemburg musste einen Bocksprung aussitzen, den sein Quater Back Junior aus einer Piaffe heraus entwickelte. Danach blutete der Fuchs aus dem Maul.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).