Louisdor-Qualifikation Hagen: Rothenberger und Fendi in eigener Liga

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HAGEN – Horses and Dreams meets Canada 2022

Sönke Rothenberger und Fendi in Hagen 2022 (© www.sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz)

Nach ihrer super Vorstellung in der Einlaufprüfung ging auch die eigentliche Qualifikation für das Finale des Louisdor-Preises in Hagen an Sönke Rothenberger und Fendi.

Der Fünf-Sterne-Richter a.D., Dr. Dietrich Plewa, der die einzelnen Ritte kommentierte, machte es bei Sönke Rothenberger und Fendi kurz: „Der Championatskader lässt grüßen!“

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Alle Richter sahen Sönke Rothenberger und seinen erst achtjährigen dänischen Franklin-Sohn Fendi auf Rang eins – wobei sich die einzelnen Bewertungen dennoch deutlich unterschieden. 74,574 Prozent gab es von Ute von Platen bei M, 79,255 von Heinz-Holger Lammers bei B. Im Durchschnitt wurden es 76,680 Prozent, mit denen Fendi das Ticket zum Finale des Louisdor-Preises 2022 in der Frankfurter Festhalle löste.

Der kompakte Braune begeisterte in Hagen auf verschiedene Art. Da sind zum einen drei überdurchschnittliche Grundgangarten. Doch die sind nur die halbe Miete. Bei Fendi passt aber auch der Rest: ein offensichtlich motiviertes Pferd, das von seinem Reiter bestens in Szene gesetzt wurde, immer im passenden Rahmen und immer darauf bedacht, Herausforderungen mit sich öffnender Hand in Vorwärtstendenz zu begegnen. Dazu verfügt der Wallach über ein Talent für Piaffen und Passagen, das ihm einfach in die Wiege gelegt ist. In den ersten beiden Piaffen wollte er beinahe schon zu viel Last aufnehmen und drohte, die Balance zu verlieren. Das konnte Sönke Rothenberger mit ganz viel Gefühl auflösen, die Lektion retten und dem Pferd Sicherheit geben. In der Piaffe-Passage-Tour auf der letzten Mittellinie zeigte Fendi dann, wohin die Reise einmal gehen wird, wenn er erst einmal Kraft und Routine gewonnen hat. Dr. Plewa: „Das war Weltklasse!“

Highlights der Prüfung waren aber nicht nur die versammelten Lektionen im Trab, sondern zum Beispiel auch die Traversalverschiebungen mit weitem Kreuzen und geschmeidigem Umstellen.

Sicherlich hat Fendi keinen Schritt wie etwa ein Damsey, aber Takt und Fleiß waren in Versammlung und Verstärkung gegeben. Dabei dehnte er sich im starken Schritt zufrieden an die Hand heran.

Die Galopptour in dieser schwierigen Aufgabe beginnt mit einem Mittelgalopp über die Diagonale mit fliegendem Wechsel bei X. Das kann schon mal zu Problemen führen, wenn Spannung im Pferd ist. Nicht bei Fendi. Rothenberger konnte den Wechsel richtig herausreiten und erhielt dafür von Chefrichter Henning Lehrmann sogar eine 9.

Was nach vorne ging, funktionierte auch in der Versammlung: ausbalancierte, zentrierte Pirouetten zu beiden Seiten. Auffällig: Immer wieder holte Rothenberger den Wallach vor sich und gab ihm mit der Hand den Raum, sich selbst auszubalancieren. Schade war eine Störung in den Zweierwechseln, als Fendi äppeln musste. Dafür gelangen die Einer mit weitem Durchsprung im Bergauf.

Kurz und gut: Da reift ein ganz großes Pferd heran!

Louisdor-Finalist Nummer zwei: Harrods

Platz zwei und damit Louisdor-Ticket Nummer zwei ging mit 72,765 Prozent an Frederic Wandres und den neunjährigen Hannoveraner Hochadel-Sohn Harrods. Die beiden sind ja auf dem Hof Kasselmann zuhause, hatten die grüne Saison aber bereits in Wellington eröffnet.

Heute gab es viele gute Momente, aber auch ein paar Probleme. Eines davon begann schon beim Gruß, als der hübsche Dunkelfuchs nicht ruhig zum Stehen kam. Doch dann demonstrierte er seinen bedeutenden Trabablauf. Auch bei ihm gefiel das Seitenbild mit stabiler, leichter Anlehnung. In den Passagen erreichte er die gewünschte Erhabenheit, müsste aber noch mehr unter den Schwerpunkt federn. Vielleicht war das der Grund, weshalb der Übergang zur ersten Piaffe etwas stockend war und Wandres den Wallach dann recht deutlich auffordern musste. Daraufhin schien er den Rücken kurz festzuhalten, fand schließlich aber den Takt. In der zweiten Piaffe wollte Harrods es ein bisschen zu gut machen, schob sich sehr zusammen und kam so aus der Balance. Schade, denn die Veranlagung für gute Piaffen ist da.

Die Schritttour gelang, vielleicht hätte sich der Wallach im starken Schritt noch mehr nach Vorwärts-abwärts an die Hand herandehnen können.

Highlights im Galopp waren die beiden gelungenen Pirouetten und der Mut zum Risiko im starken Galopp. Leider sprang Harrods den fliegenden Wechsel im Anschluss jedoch vor der Hilfe. In den Zweierwechseln gab es eine Störung, doch die Einer waren locker nach vorne und sicher durchgesprungen. Leider fand Harrods auch bei der letzten Piaffe nicht so recht den Takt.

Plewa tröstete: „Im Moment macht sich das Pferd es selbst noch in den Piaffen schwer und kommt zu sehr unter den Schwerpunkt. Auf die Dauer muss der Reiter es zu mehr Fleiß animieren. Bemerkenswert jedoch die erkennbare Rahmenerweiterung in den Verstärkungen.“

Wandres, der wie alle Reiter ebenfalls zu Wort kam nach seinem Ritt, sagte: „Wir  haben die Linienführung nicht richtig geübt. Bei der ersten Piaffe war er überrascht. Aber eigentlich kann er das sehr gut! Wir glauben unheimlich an dieses Pferd!“

Sympathieträger Facilone

Rang drei (72,127) ging an ein Pferd, das schon vierjährig zu den besten in Deutschland gehört hatte: den heute zehnjährigen Hannoveraner Fürstenball-Sohn Facilone mit Marcus Hermes im Sattel. Bianca Nowag hatte den sympathischen Hellbraunen die ersten Jahre ausgebildet und in Reit- und Dressurpferdeprüfungen Schleifen in Serie mit ihm gesammelt. Unter anderem war er vierjährig Achter beim Bundeschampionat.

Seit rund einem Dreivierteljahr hat Marcus Hermes Facilone nun unter dem Sattel und er sagt, es mache unheimlich Spaß, dieses Pferd zu reiten. Das sah man. Den beiden gelang eine sehr harmonische Vorstellung, bei der Facilone seinen schwungvollen, elastischen und leichtfüßigen Ablauf in Trab und Galopp voll ausspielen konnte. „Klassisch gut entwickelt“ nannte Dr. Plewa die Verstärkungen und lobte insbesondere die deutlich erkennbare Rahmenerweiterung und dass der Wallach mühelos zwischen Schub- und Tragkraft bzw. umgekehrt hin und herwechselte. Recht hat er. Und das fiel erfreulicherweise nicht nur bei diesem Paar auf.

In den Grand Prix-Lektionen war Facilone noch nicht ganz sicher, aber Hermes half ihm geschickt, indem er sich zum Beispiel in der ersten Piaffe nach vorne neigte, um es Facilone leichter zu machen. In die erste Piaffe waren die beiden nicht ideal hineingekommen, die zweite war viel besser. Mit mehr Kraft und Routine kann das richtig gut werden. Ein kleiner Wermutstropfen war der versammelte Schritt, wo Facilone wie auch schon in der Einlaufprüfung zum Stapfen neigt.

Die Galopptour begann auch bei ihnen mit einem gelungenen fliegenden Wechsel im Mittelgalopp. Vor der Linkspirouette wich der Wallach eine Idee aus, die Pirouette selbst gelang dann aber ausbalanciert, könnte auf Dauer noch zentrierter werden. Dasselbe gilt für die nach rechts.

Ein weiteres Highlight waren die Serienwechsel: Zweier wie auch Einer sehr gelassen und sicher nach vorne durchgesprungen, dabei beide Linien schnurgerade. Danach noch ein toller starker Trab mit erwähnter erkennbarer Rahmenerweiterung und eine bedeutende Passage. In die letzte Piaffe fand das Paar ebenfalls nicht ideal hinein. Aber alles in allem eine sehr gefällige, schwungvolle Vorstellung, die von großer Leichtigkeit geprägt war.

Dr. Plewa schwärmte: „Das war eine unheimlich tolle Prüfung, alle Bewegungen elastisch und im gewünschten Rahmen, Trabverstärkungen im klassischen Sinne gut entwickelt.“

Weitere 70 Prozent-Kandidaten

Rang vier ging mit 71,808 Prozent an Juliane Brunkhorst auf dem neunjährigen Oldenburger Fürst Enno v. Fürst Romancier-Sir Donnerhall. Den beiden zuzuschauen machte einfach nur Spaß – ein motiviertes, zufriedenes Pferd unter einer dezent einwirkenden und elegant sitzenden Reiterin. Manko: die Piaffen. Das waren eher halbe Tritte. Doch Brunkhorst verriet später, dass sie den Fuchs auch erst seit rund neun Monaten unter dem Sattel hat. Das kann also noch kommen. Bis Klasse S hatte Inger Jane Steen den Wallach ausgebildet.

Ein ganz großes Talent für Piaffen und Passagen bringt die Stute auf Rang fünf mit: die nun neunjährige Amanyara v. Ampère unter dem Sattel ihrer Züchterin, Svenja Kämper-Meyer. Die beiden hatten heute die Prüfung eröffnet und begeisterten unter anderem durch die Leichtigkeit, mit der sie insbesondere die schwierigen Lektionen zelebrierten.

Noch grün, aber ebenfalls ein großes Talent ist der zehnjährige Westfale Delavega v. De Niro, der ebenfalls von der Familie seiner Reiterin Fabienne Müller-Lütkemeier gezogen wurde. Seine Existenz verdankt Delavega Fabis langjährigem Erfolgspferd D’Agostino. Als der seine Reiterin nämlich zur dreifachen U21-Europameisterin machte, schenkte Burkhard Wahler vom Klosterhof Medingen der Familie Lütkemeier einen Freisprung von D’Agostinos Vater De Niro. Delavega ist das Ergebnis. Und das kann vieles, was auch sein Halbbruder gut konnte, zum Beispiel traben und galoppieren. Bei den Übergängen zwischen Piaffen und Passagen ist er offensichtlich eifrig bemüht, alles richtig zu machen, muss aber einfach noch an Kraft gewinnen. Alles in allem wurden es 70,276 Prozent und der sechste Platz für die beiden.

Alle Ergebnisse der Prüfung finden Sie hier.dolce gabbana portofino lace up sneakers item | Sneaker News & Release Calendar for 2023 in UK | Grailify | air jordan 1 royal nike outlet

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.