Olympianominierung: Sieg der glorreichen Drei im Grand Prix Special, Langehanenberg Vierte

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KRONBERG – Schafhof Dressurfestival 2021 2021

Isabell Werth und Bella Rose, Kronberg Schafhof Dressurfestival 2021 (© www.sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz)

Dass Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl und Dorothee Schneider auch den Grand Prix Special bei der entscheidenden Olympiasichtung in Kronberg für sich entscheiden würden, war keine Überraschung. Die Frage war eher, in welcher Reihenfolge. Und wer Vierter werden würde und das (Reserve-)Ticket nach Tokio ergattern kann. Das steht jetzt fest.

Olympianominierung Kronberg: die Würfel sind gefallen. Um es vorweg zu nehmen, der Sieg ging im Grand Prix Special an Isabell Werth und ihre 17-jährige Westfalen-Stute Bella Rose mit 85,596 Prozent. Höhere Wertungen hatte die Stute nur bei ihren beiden letzten Championatsauftritten erhalten, der EM in Rotterdam 2019 und der WM 2018 in Tryon. Und das trotz eines Einerwechsels in den Zweierwechseln und den ja wie üblich nur gerade „ziemlich guten“ Trabverstärkungen, von denen es im Special einige gibt. Auch die 15 fliegenden Galoppwechsel von Sprung zu Sprung endeten früh. Nach den 15 Einerwechseln waren es bei Bella Rose noch acht Galoppsprünge bis der Wechselpunkt erreicht war. In den Piaffen und Passagen gab es hingegen mehrfach die Idealnote 10,0.

Internationales Bestergebnis für Jessica von Bredow-Werndl

Rang zwei ging an die beiden Deutschen Meisterinnen Jessica von Bredow-Werndl und Dalera BB, für die es heute 84,766 Prozent wurden – auf internationalem Parkett ihr bislang bestes Ergebnis. Mehr waren es nur, als sie vor zwei Wochen in Balve Deutsche Meister wurden und mit 84,882 Prozent aus dem Viereck gekommen waren. Kein dringendes Bedürfnis wie noch im Grand Prix störte heute die Harmonie zwischen dem Paar – klassisch gute Lastaufnahme in den versammelten Lektionen, daraus gute Schwungentfaltung und Raumgriff in den Verstärkungen, ein losgelassener entspannter starker Schritt, der versammelte Schritt dann allerdings nicht ganz sauber. Die Stute zackelte vor der ersten Piaffe an. In der Galopptour dann nochmal echte Highlights in den Pirouetten – eine davon mit einer Zehn bewertet. Eine Note, die es en masse auf einer Schlusslinie gab, die besser kaum geht.

Dorothee Schneider: Gänsehaut-Ritt: knapp 88 Prozent im ersten Drittel

An dritter Stelle reihten sich Dorothee Schneider und Showtime ein, die Silbermedaillengewinner der EM 2019, die Mannschaftsolympiasieger aus Rio 2016. Man hat den Eindruck, der Sandro Hit-Sohn hat sich von Turnier zu Turnier, sogar von Prüfung zu Prüfung gesteigert in dieser Saison, die für ihn ja wegen der Verletzung seiner Reiterin erst im Mai in München begann. Sie starteten heute mit einer Grußaufstellung, für die es zweimal die 10,0 gab, von den Seitenrichtern bei E und B allerdings nur 7,0 und 7,5. Danach folgte in der Trabtour ein Highlight aufs nächste mit den erhabenen Passagen des Hannoveraners als i-Tüpfelchen. Auch die Piaffen gelangen heute taktsicherer als noch im Grand Prix. Man fragt sich, warum die Richter hier nicht mindestens zur 9,0 (oder mehr) greifen, wenn „Showi“ mit aktivem, weit übergreifenden Hinterbein im starken Trab „losmetert“. Da schwingt alles und das Sprunggelenk schwingt (!) weit unter den Schwerpunkt – das sah man so auch in der Spitze nicht bei allen Pferden. 8,5 erzielte er im Schnitt, ja eine hohe Note – aber in Relation zu anderen Bewertungen war das nicht gerade großzügig.

Gute Schritttour, sichere Serienwechsel, eine gute bis sehr gute erste Pirouette folgten. In der zweiten, der Rechtspirouette, die ebenfalls gut anfing, verlor Showtime  dann aber auf den letzten Galoppsprung etwas die Balance und rettete sich mit einem größeren Galoppsprung nach vorne. Das war teuer, denn die Pirouetten zählen auch im Grand Prix Special mal zwei. Zum Schluss nochmal eine super Schlusslinie. Dafür gab es heute 82,575 Prozent von den Richtern.

Die Zuschauer waren sich dahingehend einig, dass dies die drei besten Paare waren. Allerdings hatten sie im Spectator Judging eine andere Reihenfolge: Schneider mit 84,522 Prozent vor Jessica von Bredow-Werndl (84,041) und Isabell Werth (82,627).

Der spannende vierte Platz

Die große Frage, die sich alle stellen ist die, wer als Nummer vier mit nach Tokio reist. Die Antwort: Helen Langehanenberg mit der Holsteiner Stute Annabelle, die Nummer fünf auf der Nominierungsliste des Dressurausschusses des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) ist Benjamin Werndl mit Daily Mirror.

In Tokio gibt es ein neues Reglement. Es wird kein Streichergebnis geben (mehr dazu lesen Sie in unserem Hintergrund-Artikel Olympia 2020)

Langehanenberg hat ihre starken Nerven bereits bei diversen Championatseinsätzen unter Beweis gestellt. Man erinnere sich an die EM 2013 in Herning, wo sie und Damon Hill Mannschaftsgold in der Hand hatten, dafür aber den Grand Prix ihres Lebens zeigen mussten. Das gelang. Nun ist es ein Sohn des Damon Hill, der Helens Mitstreiter Benjamin Werndl zumindest als Reservist beinahe zu den Olympischen Spielen in Tokio gebracht hätte. Für den Reiter wäre es das erste Championat im Seniorenbereich. Er kommt zum Einsatz, sollte in der Quarantäne, die für die deutschen Dressurpferde in Aachen stattfinden wird, von dort ist es bis zum Abflughafen im belgischen Lüttich nur ein Katzensprung, eine Pferd-Reiter-Kombination ausfallen. Isabell Werth hat zwei Reservepferde, Weihegold und Quantaz, Dorothee Schneider eins, Faustus.

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Helen und Benni

In Balve hatten Langehanenberg und Annabelle die Nase vorn. Im Grand Prix von Kronberg ging Benjamin Werndls Daily Mirror eine super Prüfung, während bei Helen und der Holsteiner Conteur-Tochter Annabelle gar nichts gelingen wollte.

Heute jedoch lieferten die ehemalige Mannschaftswelt- und -europameisterin und ihre Stute ab. Und wie! Neues persönliches Bestergebnis im Grand Prix Special, 76,170 Prozent. Und der Special ist die Aufgabe, in dem in Tokio die Mannschaftsmedaillen vergeben werden in der letzten Juliwoche.

Druckvolle Linie bis zum Gruß

An dieses Ergebnis kamen Benjamin Werndl und Daily Mirror heute nicht heran. Sie begannen ganz stark, aber ausgerechnet ganz am Schluss der Aufgabe hatten sie teure Fehler. In der ersten Passage auf der Mittellinie ließ Daily Mirror sich bitten, woraufhin Werndl ihm einmal richtig Druck machte, um ihn wieder vor die treibenden Hilfen zu bekommen. Das gelang auch, allerdings auf Kosten der Lektionen. Dafür wird der Wallach beim nächsten Auftritt wahrscheinlich durchziehen. Hinzu kam noch ein Fehler in den Einerwechseln. Am Ende wurden es 74,617 Prozent und Rang sieben.

Zwischen ihn und Helen Langehanenberg hatten sich Frederic Wandres und Duke of Britain auf Rang fünf (75,830) und Carina Scholz mit Tarantino (75,532) schieben können.


Außerdem auf dem Schafhof Dressurfestival:
Leo Löwenherz und Niklaas Feilzer für das Finale Nürnberger Burg-Pokal qualifiziert
Total Hope und Isabell Freese sind beim Louisdor Preis-Finale 2021 dabei


Nominiert für die Olympischen Spiele in Tokio (in alpabetischer Reihenfolge)

  • Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) mit TSF Dalera BB
  • Dorothee Schneider (Framersheim) mit Showtime FRH (Reserve: Faustus)
  • Isabell Werth (Rheinberg) mit Bella Rose (1. Reserve: Weihegold OLD, 2. Reserve: DSP Quantaz)

Nach Tokio reisendes Reservepaar:
Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit Annabelle vor.

In die Quarantäne vom 6. bis 14. Juli auf dem Gelände des CHIO Aachen gehen außerdem:

Frederic Wandres (Hagen a.T.W.) mit Duke of Britain FRH
Benjamin Werndl (Aubenhausen) mit Daily Mirror.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.