Weltcup Neumünster: Wer den Zepter hat, regiert, Klimke Zweite hinter Merrald

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NEUMUENSTER – VR Classics 2023

Nanna Skodborg Merrald (DEN) und Zepter, Sieger im Grand Prix von Neumünster 2023. (© sportfotos-lafrentz.de)

Beim Grand Prix anlässlich des Weltcup Neumünster gab es mehrere Neuigkeiten: Ein Paar, das das Zeug zum Traumpaar hat, ein Franz, der nicht nur gern tanzt, sondern auch mal kurz los rockt sowie drei Weltcup-Debütanten aus Deutschland.

Zehn Paare im Weltcup Grand Prix in Neumünster kamen auf über 70 Prozent. Zum Vergleich: Bei der letzten Etappe in Amsterdam waren es 13 Kombinationen. Aber dort gilt die Halle auch nicht als ganz so schwierig wie die altehrwürdige Holstenhalle in Neumünster. In der nationalen Tour hatte man einigen Pferden dies angemerkt, beim Grand Prix heute war das nicht anders.

Weltcup Neumünster mit strahlendem Zepter

Wer den Siegesritt genießen wollte, der musste bis zum Schluss ausharren. Die Dänin Nanna Skodborg Merrald ritt das zweite Mal den Oldenburger Zepter, Vorname Blue Hors. Beide, Reiterin und Pferd, sind angestellt im dänischen Gestüt in Randbøl. Mit 77,13 Prozent setzte sich die dänische Mannschaftsweltmeisterin nicht nur an die Spitze des Feldes. Es ist auch die dritthöchste Bewertung, die der Fuchswallach in seiner wechselvollen Karriere jemals in einem internationalen Grand Prix erreicht hat. Nur unter Daniel Bachmann Andersen, der ihn bis Grand Prix ausgebildet hat, stand zweimal eine 78 vor dem Komma.

Der Schwede Patrik Kittel, der den Fuchs in der vergangenen Saison geritten hat, auch im Weltcup-Finale (Achter) hat eine solch hohe Bewertung nie erreicht. Und tatsächlich ging da heute ein herrlich ausbalanciertes, zufriedenes Pferd, das nicht zu eng im Hals wurde, sich trug, das sogar vereinzelt Neunen für die Piaffen bekam. Der Hausgeist der Holstenhalle erschien aber auch diesen beiden einmal. Kurz vorm Ende der Aufgabe war Zepter „spannig“, das Durchparieren aus dem Galopp in den versammelten Trab wollte nicht gelingen. Aber das Paar kennt sich auch erst seit gut zwei Monaten. In Basel hatten sie sich anlässlich des Weltcup erstmals international gezeigt, damals protestierte die österreichische Föderation, weil beide das seit 2023 geforderte Qualifikationsergebnis in einem internationalen Grand Prix nicht zuvor erzielt hatten.

Platz zwei ging an Ingrid Klimke und Franziskus. „Franz“ war gut drauf. Lediglich vorm Rückwärtsrichten, das dann etwas eilig geschah, schlug er einmal mit dem Kopf. Für die fliegenden Galoppwechsel zu zwei Sprüngen, sonst einer der Highlights im Repertoire des Team-Bronzemedaillengewinners der Weltmeisterschaften 2022, hatte sich der Hengst eine Überraschung ausgedacht. Wie aus dem Nichts sprang er aus der Ecke los und preschte auf die Diagonale. Buschikone Klimke brachte der Freudenhüpfer nicht aus dem Konzept. Sie kennt „ihren Franz“ ja schon etwas länger. Einmal kurz pariert, Galopp wieder in Ordnung gebracht, und dann schöne Zweier, die aber nicht über den Notenschnitt von 4,6 hinauskam in dieser Lektion. Bitter, aber kein Drama. Mit 75,478 Prozent wurde das Münster-Duo Zweiter.

Und es hat „Zack“ gemacht

Dritte wurde die Niederländerin Kirsten Brouwer auf dem Dunkelfuchs Foundation v. United. Sie punktete vor allem im Galopp, kam auf 74,065 Prozent. Besonders angetan von dem Paar war die dänische Richterin Susanne Baarup, die mit 76,522 Prozent deutlich über den Noten der restlichen Jury lag.

Vierter wurde der Mann, der den Sieger Zepter in den Grand Prix Sport gebracht hat: Daniel Bachmann Andersen. Er ritt einen weiteren Zack-Sohn, den elfjährigen Zippo. Mit dem Braunen war Bachmann Andersen bereits Achter in Amsterdam. Der dänische Wallach ist im Mai 2022 seinen ersten internationalen Grand Prix gegangen. 74,044 Prozent waren es heute. In der Piaffe wünschte man sich, dass Zippo den Widerrist noch mehr anhebt und mit den Hinterbeinen deutlicher unter den Körperschwerpunkt tritt.

Drei Debütanten aus Deutschland

Drei deutsche Kombinationen erlebten heute ihre Feuertaufe im Weltcup Neumünster: Mit einem so gut wie fehlerlosen Ritt hatte sich die erste Starterin, Bianca Nowag-Aulenbrock, mit der Foundation-Tochter Florine, eine gute Ausgangsposition verschafft. 71,804 Prozent bedeuteten längere Zeit die Führung. In der Galopptour konnte die mächtige Fuchsstute vor allem punkten. Es war der vierte internationale Grand Prix der beiden. Sie wurden Siebte.

Einen Platz dahinter rangierte Juliane Brunkhorst mit Aperol. Der Holsteiner v. Ampère ging siebenjährig noch unter der Finnin Emma Kanerva, die heute mit Greek Air (72,652) Sechste wurde. Der Braune ging leichtfüßig und mit gutem Seitenbild im Viereck. Ärgerlicherweise sprang Aperol vor der zweiten Pirouette hinten um. Das war teuer, weil damit die mit dem Faktor zwei multipliziert in die Wertung eingehende Lektion nur auf einen Schnitt von 5,1, kam. Unterm Strich waren es 71,543 Prozent, Platz acht.

Dritter Debütant aus Deutschland ist Hendrik Lochthowe. Mit Bricco Barone kam er auf 68,522 Prozent. Das Paar ließ Punkte beim Rückwärtsrichten liegen.

Die Startliste für die Kürentscheidung beim Weltcup Neumünster ist bereits veröffentlicht (hier). Los geht’s am Sonntag um 10 Uhr. Die Ergebnisse von heute finden Sie hier.nike air jordan 1 factory outlet | New Air Jordans 1 release dates

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).