EM Rotterdam: Dressur-Titel für Adelinde Cornelissen auf ihrem Pferd Parzival

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Medaillenträger Grand Prix Special: Carl Hester (Silber) Adelinde Cornelissen (Gold)

(© toffi-images.de)

Es war kein Grand Prix Special, der in die Geschichte eingeht. Alle Pferde im Vorderfeld machten Fehler. Und die deutschen Reiter blieben medaillenlos. Matthias Rath konnte noch Platz vier sichern.

Die Niederländerin Adelinde Cornelissen auf ihrem Pferd Parzival gewann den ersten Einzeltitel dieser Dressur-Europmeisterschaft in Rotterdam. Für ihren Ritt im Grand Prix Special erhielt sie 82,113 Prozent, Silbermedaillengewinner Carl Hester auf Uthopia bekam 81,682. Bronze ging an die Britin Laura Bechtolsheimer auf Mistral Horjis (79,256). Matthias Rath musste sich als bester Deutscher mit Platz vier begnügen. Isabell Werth auf El Santo ist Siebte vor Helen Langehanenberg auf Damon Hill (75,283). Da nur drei Reiter pro Nation an der Kür am Sonntag teilnehmen dürfen, war für Christoph Koschel auf Donnperignon die EM gestern zu Ende. Mit 73,750 Prozent wurde er Zehnter.

Das waren keine Sternstunden in dem Grand Prix Special von Rotterdam. Keiner der ersten vier Reiter lief zu Bestform auf, es wurden Fehler gemacht in seltener Häufung, aus verschiedenen Gründen. Letztlich siegte Routine und das starke Nervenkostüm der Weltcupsiegerin Adelinde Cornelissen, sowohl die beiden Briten Carl Hester und Charlotte Durjardin, wie auch Matthias Rath schienen dem Druck, der sich aufgebaut hatte, nicht standhalten zu können.

Einige Vorstellungen im Einzelnen: Adelinde Cornelissen stellte den 14-jährigen Parzival in verhältnismäßig weitem Rahmen vor, immer noch sind ihre Zügelhilfen oft überdeutlich und der Oberkörper geht immer mal wieder in Rückenlage. Aber das war schon schlimmer. Die Anfangsaufstellung auslaufend. Schwungvoller starker Trab, kadenzierte Passage mit sauberen Übergängen zwischen beiden. Zu Beginn der Galopptour hatte die erfahrene Reiterin dann auf einmal die Aufgabe vergessen, musste durchparieren und vor dem starken Galopp erst noch die Galopptraversalen reiten. Letzte Piaffe vorzüglich, auch die letzte Aufstellung mit deutlich vorgelassener Nase. Insgesamt eine ausgereifte schwungvolle Vorstellung. Dass man mit einem Verreiten noch Europameister werden kann, hat es sicherlich noch nie gegeben, aber die Konkurrenten leisteten sich weit schwerwiegendere Fehler.

 

Carl Hester und Uthopia ließen die ganz große Souveränität, die sie im Grand Prix gezeigt hatten, vermissen. Das Pferd wirkte etwas weniger strahlend, erhielt gleichwohl für die glanzvollen Trabverstärkungen verdient Noten zwischen 9 und 10. Das macht zur Zeit kein Pferd in der Welt besser. Dann häuften sich kleine Unstimmigkeiten wie vor der ersten Piaffe. Die Einerwechsel waren kaputt und die Rechtspirouette etwas überdreht. Abzüge bekommt er ohnehin im Schritt, obwohl sich beim Herausreiten am langen Zügel zeigte, dass der Hengst sehr wohl zwei Hufbreiten übertreten kann. Auch wenn er im Grand Prix noch mehr strahlte, so faszinierte Uthopia auch gestern durch seine Losgelassenheit, durch die schöne Silhouette, bei der die Nase so gut wie nie hinter die Senkrechte kommt und das Genick immer der höchste Punkt bleibt, der Reiter durch die feine, unsichtbare Hilfengebung. Hesters freute sich über die Silbermedaille, ließ sich keine Enttäuschung anmerken. Die Kür morgen sei für ihn ein Bonus, sagt Carl Hester. Er hat mit Uthopia erst eine Kür geritten und nicht mal die, die morgen dran ist.

 

Laura Bechtolsheimer und Mistral Horjis fanden freundliche Richter und die Benotung war angesichts der vielen Fehler zu hoch. Zwar schien die britische dreifache Vizeweltmeisterin  zu Beginn der Aufgabe dem 16-jährigen Dänen einen etwas weiteren Rahmen zu gönnen, die Wechsel starker Trab Passage gelangen gut, aber schon in der Trabtraversale kam der Fuchs wieder auf die Hand und versuchte, seine Reiterin aus dem Sattel zu ziehen. Sie kommt dann gar nicht mehr zum Sitzen, der Rücken wird rund und die Arme werden ihr lang. Dann unterliefen ihr im Laufe der Aufgabe etliche Fehler. In einer Passage galoppierte Mistral an, die zweite Piaffe geriet vollkommen schief, das aus der Passage folgende Angaloppieren ging total daneben und die Einerwechsel wurden versprungen. Mit einer sehr schönen Piaffe verabschiedete sie sich aus der Prüfung, die sie mit der Bronzemedaille beendeten.

Für Matthias Rath auf Totilas blieb nur Platz vier, damit war er immerhin bester Deutscher. Aber die Enttäuschung war doch riesengroß. Denn als letzter Starter und angesichts der fehlerbehafteten Ritte seiner Konkurrenten hätte man ihm eine große Chance eingeräumt, tatsächlich der Champion zu werden, als der er auf den Fan-T-Shirts schon lange prangt. Aber von Anfang an lief es nicht rund. Beim Einreiten hätte er fast das 45-Sekunden-Limit verpasst, wurde durch Rufe aus der deutschen Gruppe oben auf der Tribüne wach gemacht. Eine hastige Kurzkehrtwendung, ein beschleunigter Galopp, genau als die Uhr auf Null sprang erreichte er den Einritt bei A. Das Halten geriet abrupt, Totilas biss sich fast in die Brust und los gings. Die erste Passage gelang super, (vom französischen Richter Jean Michel Roudier bekam er dafür eine zehn), in der folgenden sprang er einmal in den Galopp. Vor der ersten Piaffe gab es das erste ernsthafte Missverständnis, Totilas sprang in einem leichten Aufbäumen aus der Piaffe heraus, nahm die Hilfe nicht an. Wirklich nur ein Missverständnis? Oder ließ der Hengst mal seine Muskeln spielen und wollte mal testen, wer Herr im Haus ist? Eine weitere Unstimmigkeit gabs bei den Galopptraversalen und schließlich in den Zweierwechseln. Die Linkspirouette war etwas auf der Stelle gedreht, die rechte besser, aber in beiden Pirouetten ist das Pferd nicht sauber gestellt. Die letzte Linie mit Passage und Piaffe gelang sehr gut, aber beim Halten biss sich der Rappe fast wieder in die Brust.

Rath gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Heute war er in der Prüfung nicht so bei mir, wie ich es brauche, sagt er. Der Abend sollte gemeinsam mit seinem Trainer-Vater Klaus-Martin Rath vor dem Videorekorder der Ursachenfindung dienen.

Auch die hinter dem Schweden Patrick Kittel mit Scandic auf Platz sechs rangierende Britin Charlotte Dujardin, die so wesentlich zum britischen Mannschaftssieg beigetragen hatte, konnte die Leistung aus dem Grand Prix nicht wiederholen. Der Druck sei zu groß gewesen, gab sie nach dem Ritt zu. Immerhin war es für sie und ihren neunjährigen Wallach erst der vierte Grand Prix Special. Es gab Störungen in der Anfangspassage, in den Trabtraversalen, in den Einerwechseln und insgesamt vermisste man die traumhafte Sicherheit des Paares, die im Grand Prix so fasziniert hatte.

 

Isabell Werth ging wie immer auf volles Risiko, machte ihren Ernie mobil und verschenkte kein Pünktchen durch unpräzises Reiten. Die Trabverstärkungen gehörten zu den besten des Turniers. Aber die Piaffen mit Noten zwischen 4 und 6,5 drückten wieder auf das Ergebnis wie auch ein zu früh gesprungener Wechsel nach dem starken Galopp und Fehler in den Einerwechseln. Immerhin konnte sie ihr Ergebnis aus dem Grand Prix um rund ein Prozent verbessern.

 

Helen Langehanenberg und Damon Hill liefen zu großer Form auf, konnten sich mit einer ganz vorzüglichen Vorstellung noch einen Platz in der Kür sichern und den vierten deutschen Reiter, Christoph Koschel auf Donnperigon, der das ganze Turnier über nicht wirklich zu seiner Bestform fand, nach Hause schicken. Schwungvoll, die Nase immer vor der Senkrechten ging der elegante Westfalenhengst durch die Aufgabe. Die Wechsel wurden fehlerfrei gesprungen, alles gelang, bis auf die zweite Piaffe, in der sich Damon Hill im wahrsten Sinne des Wortes quer stellte.

 

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