FEI-Generalsversammlung von Medikamenten-Freigabe überschattet

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Der Versuch einiger großer Reitsportnationen die Freigabe einiger Schmerzmittel und Entzündungshemmern im Wettkampf doch noch zu verhindern, scheiterte bei der Generalversammlung der Internationalen Reiterlichen Vereinigung in Kopenhagen.

Um 17 Uhr stand fest: die sogenannte Progressive Liste, die eine umfangreiche Medikation von angeschlagenen Pferden bei Wettkämpfen erlaubt, würde nicht mehr gekippt werden, jedenfalls nicht bei dieser Generalversammlung der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) in Kopenhagen. Bis zuletzt hatten Vertreter großer europäischer Reiternationen, darunter Großbritannien und Irland, versucht, eine erneute Abstimmung herbeizuführen.  Wir gehen unvorhersehbaren Konflikten in unseren Ländern entgegen, hier sind Tierschutzbestimmungen tangiert, sagte auch der deutsche Reiterpräsident Breido Graf zu Rantzau. Am Vormittag hatten die Delegierten des Weltreiterverbandes mit einer Mehrheit von 53 zu 48 Stimmen eine Liste verbotener Substanzen genehmigt, auf der eine Reihe von Schmerzkillern und Entzündungshemmern fehlen oder bis zu einer Obergrenze angewendet werden dürfen. Die kurzfristig präsentierte Liste habe bei manchen Delegierten zu Verwechslung mit der ursprünglichen Liste  geführt, so die Argumentation der Befürworter einer erneuten Abstimmung. FEI-Präsidentin Prinzessin Haya lehnte eine zweite Abstimmung ab. Sie berief sich dabei auf demokratische Spielregeln. Viele Delegierte seien nach der Abstimmung abgereist, das Ergebnis könne nun nicht mehr verändert werden.

So darf Butazolidin zum Beispiel nun beim Wettkampf bis zu einer Obergrenze von 8 mcg/ml nachgewiesen werden, ohne dass der Reiter Sanktionen zu befürchten hat. Das ist dreimal soviel, wie bis zum Verbot von Buta Anfang der 90er-Jahre zugelassen waren. Lacatanase, jenes Stärkungsmittel, das bekanntlich beim deutschen Olympiaspringpferd Cornet Obolensky zu einem Schwächeanfall geführt, ist nun ohne Begrenzung erlaubt. Der Reiter Marco Kutscher muss sich deswegen vor dem FEI-Tribunal verantworten absurd angesichts der neuen Freigabe von Medikationen, mit denen nach Ansicht von Fachleuten auch lahme Pferde wieder fit gemacht werden können.

In Deutschland sind Konflikte mit dem Tierschutzgesetz zu befürchten, nach dem einem Tier keine Leistung abverlangt werden darf, die es ohne Medikamente nicht zu erbringen in der Lage ist. Auch die Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), die unter Leitung von Professor Udo Steiner die Vorkommnisse um Cornet Obolensky in Hongkong untersucht hatte, forderte strikt die Null-Lösung, nach der ein Pferd, das einer medikamentösen Behandlung bedarf, nicht in einen Wettkampf gehört.  Auf Gesetze seines Landes berief sich auch der Schwede  Bo Helander. In seinem Land droht Reitern, die ihre Pferde medikamentös fit machen, sogar Gefängnis.  Der schwedische Vorsitzende des FEI-Springkomitees und FEI-Vizepräsident, Sven Holmberg, lehnte die Liste ebenfalls strikt ab und stellte der Versammlung anheim, ob sie ihn dennoch in seinem Amt bestätigen wollten. Er erhielt die Mehrheit, es gab keinen anderen Kandidaten. Unterstützt wird die deutsche Verbandsspitze auch von den Turnierveranstaltern. Der Sportchef des größten internationalen Turniers, des CHIO Aachen,   Frank Kempermann, erklärte: Ich weiß nicht, wie ich den Pferdesport noch in der Öffentlichkeit verkaufen soll. Welche Auswirkungen die Freigabe vieler Medikamente auf die Verhandlungen mit  den Öffentlich-Rechtlichen  Fernsehanstalten hat, bleibt abzuwarten. Ungeklärt ist auch, wie die jetzt zulässige Medikation in den Ländern gehandhabt wird, in denen sie per Gesetz verboten ist. Das staatliche Recht habe zwar immer Vorrang, so FEI-Tierarzt Graeme Cooke, aber praktische Vorschläge konnte er nicht anbieten. Laufen nun die Reiter des Gastgeberlandes Gefahr, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, während ihre ausländischen Konkurrenten ungestraft mit Salben und Spritzen hantieren dürfen?

Im Sande verlief der Beschluss des FEI-Vorstandes, den Ex-Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FEI) Dr. Hanfried Haring als Mitwisser der ungenehmigten Behandlung von Cornet Obolensky in Hongkong auszuschließen. Haring vertritt im FEI-Bureau die europäischen Nationen, die ihm in überwältigender Mehrheit das Vertrauen aussprachen. Die Sanktionen gegen die anderen Deutschen blieben bestehen: Mannschaftstierarzt Dr. Björn Nolting wurde von der FEI-Tierarztliste gestrichen, Kutscher muss vors FEI-Tribunal und die deutschen Offiziellen, die im Stall anwesend waren, sind nicht mehr in ein FEI-Amt wählbar.

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