Marbach: Führung bleibt bei Michael Jung

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CCI4_Michael-Jung

Michael Jung und Chipmunk im Marbacher Gelände. (© TOMsPiC Media Production)

Seine Spitzenposition im CCI4*-S in Marbach, zugleich Championat der Berufsreiter, hat Michael Jung im Gelände verteidigt, allerdings nur mit einem Pferd. Dahinter hat sich einiges getan in der Rangierung. Die Geländestrecke war neu konzipiert.

Die Geländestrecke der Vier Sterne-Kurzprüfung auf dem Areal des Haupt- und Landgestüts Marbach trägt eine neue Handschrift – die von Kursdesigner Bernd Backhaus, der in diesem Jahr die Nachfolge von Rüdiger Schwarz angetreten hat. Schwarz war seit 2018 verantwortlich für die Gestaltung der Geländestrecke.
Bernd Backhaus hat die Streckenführung verändert, so dass die Teilnehmer weniger Anstiege bewältigen mussten, es gab viele Zwischendistanzen und der Fischerteich war von einer anderen Seite anzureiten und lag am Anfang der Strecke, nicht wie sonst am Ende. Außerdem hat Backhaus einige neue Sprünge konzipiert und gab der Strecke so ein neues Gesicht. Zu bewältigen waren 24 Hindernisse auf 3648 Metern. Ein Sprung, der Tisch 22c, wurde wegen der Witterung herausgenommen. Die Tage zuvor hatte es ordentlich geregnet, am Geländetag war der Bautrupp ununterbrochen mit einem Trecker voll Sand auf der Strecke unterwegs, um den aufgeweichten Boden zu präparieren – mit Erfolg, es gab keine schlimmen Stürze und nur sieben von insgesamt 46 Startern kamen nicht ins Ziel, allerdings gab es keinen Ritt in der vorgegebenen Zeit. Dreimal löste das MIM-System aus.

Spitzenposition bleibt im Hause Jung

Auch der Führende Michael Jung nahm mit Chipmunk Zeitfehler in Kauf, das Paar galoppierte energisch, aber nicht das letzte herausholend über die Strecke, 6,4 Zeitstrafpunkte gab es am Ende. 30,7 Minuspunkte in der Zwischenabrechnung reichen aber immer noch, um das Teilnehmerfeld vor dem morgigen Springen anzuführen. Auch in der Wertung zum Berufsreiterchampionat, das in diesem Jahr 20-jähriges Jubiläum in Marbach feiert, liegt der Pferdewirtschaftsmeister in Front. Es wäre sein neunter Titel. „Ich hatte ein sehr gutes Gefühl. Fischerchipmunk ist hier toll galoppiert und gut gesprungen“, so Michael Jungs Fazit nach der Prüfung. „Es war eine sehr tolle Strecke mit verschiedenen Aufgabenstellungen, die sehr interessant waren und doch auch für ein erfahrenes Pferd immer wieder eine gute Übung sind. Der Boden war nicht ideal, aber trotzdem hatte ich ein gutes Gefühl und war sehr zufrieden. Ich bin ohne Uhr geritten, ich wollte mir keinen Stress machen und hier mein Pferd weiter aufbauen.“

Mit Kilcandra Ocean Power war Michael Jung nur zu Trainingszwecken nach Marbach gekommen. Nach der Dressur lagen die beiden auf Platz zwei, im Gelände hörten sie planmäßig bei Sprung 13 auf. Der Wallach soll nächstes Wochenende in Baborowko bei der Vier Sterne-Prüfung an den Start gehen.

Schweiz dicht auf

Eine sichere Runde lieferte auch Felix Vogg (SUI) mit dem noch recht unerfahrenen zehnjährigen Selle Français-Wallach Dao de l’Ocean v. Kannan ab. Das Paar kam nur 13 Sekunden über der Zeit ins Ziel, momentan Platz zwei mit 32,4 Minuspunkten, wenger als einen Springfehler von dem Führenden entfernt. Auch Vogg reitet um den Titel des Berufsreiterchampions, 2013 war der Pferdewirtschaftsmeister Zweiter, 2017 Dritter. „Mein Pferd ist ganz frisch auf dem Level. Ich bin sehr zufrieden, ich finde, er hat das hier hervorragend gemacht. Ich habe die ersten paar Sprünge etwas abgewartet, weil er teilweise etwas vorsichtig ist, danach habe ich ihn mehr laufen lassen. Er hat ein bisschen Mut, wenn er mehr Tempo hat.“
Felix Vogg hat Dao de l’Ocean 2022 von der Französin Aurelie Gomez übernommen, von der er bis auf Drei Sterne-Niveau vorgestellt wurde. Vogg und der Wallach haben letzten November und im Februar eine Drei- und eine Zweisterneprüfung in Monetlibretti gewonnen, sie belegten Platz zwei im CCI3*-S in Oudkarspel und gewannen die CCI3*-S Prüfung in Radolfzell Mitte April.

Krajewski im Moment auf Platz drei

Aktuell auf dem Bronzerang des Berufsreiterchampionats liegt Pferdewirtschaftsmeisterin Julia Krajewski mit dem neunjährigen Querlybet Hero-Sohn Ero de Cantraie. Ohne Probleme an den Hindernissen kassierten auch diese beiden Zeitstrafpunkte (5,6) und haben nun 35,4 Minuspunkte in der Zwischenwertung. Im Ranking des CCI4* liegt das Paar auf Platz vier. Auch Profi Nicolai Aldinger kann sich noch berechtigte Hoffnungen auf einen Podiumsplatz im Berufsreiterchampionat machen, für ihn wäre es eine Premiere. Mit seiner Nummer eins im Stall, dem 13-jährigen Holsteiner Timmo v. Timolino, liegt er nach einer sauberen Geländerunde mit nur 4,8 Zeitstrafpunkten, auf Rang sechs im CCI-Ranking und im Berufsreiterchampionat Julia Krajewski dicht auf den Fersen. Timmo soll in Luhmühlen dieses Jahr seine erste Fünf Sterne-Prüfung gehen.

Zwischen Krajewski und Aldinger schoben sich im Ranking Malin Hansen-Hotopp, die auf Quidditch K die schnellste Geländerunde absolvierte (nur 2,8 Zeitstrafpunkte) auf Platz drei (35,1) und der Franzose Camille Lejeune mit Dame Decoeur Tardonne auf Platz fünf (38,2). „Die Hauptfrage war, glaube ich, wie der Boden hält heute“, betonte Malin Hansen-Hotopp. „Man merkte schon, dass es etwas zog, aber mein Pferd hat das toll gemacht. Es hat alles so geklappt, wie ich mir das vorgenommen habe.“
Auf Platz sieben rangiert momentan Johanna Marloh mit Crazy Carlotta (40,1), die in der Wertung der Berufsreiterinnen und -reiter momentan auf Rang fünf liegt .

EM-Sichtung

Marbach ist die erste Sichtung für die Europameisterschaft im August in Frankreich, dementsprechend aufmerksam beobachtete Bundestrainer Peter Thomsen heute seine Schützlinge. „Ich war nicht nur zufrieden, ich war begeistert“, so sein Fazit. „Kompliment an das gesamte Aufbauerteam, es war wirklich eine tolle Strecke. Ich dachte schon fast, vielleicht um diese Zeit ein bisschen zu anspruchsvoll, aber die Bilder haben es uns gezeigt: Die Pferde und Reiter konnten sich wirklich weiterentwickeln und diese Trasse, das Bergauf und Bergab bringt meines Erachtens eine herausragende Kondition für die weiteren Ziele, die man hat – sei es eine Fünfsterne in Luhmühlen, die Deutsche Meisterschaft oder auch ein Championat. Deshalb kann ich jedem nur empfehlen, Marbach in den Saisonplan mitaufzunehmen.“

Alle Ergebnisse der CCI4*-S-Prüfung in Marbach 2023 finden Sie hier.

 

 

Laura BeckerRedakteurin

Nach der Lehre zur Pferdewirtin „Klassische Reitausbildung“ und Coach für Longier- und Reitabzeichen Studium der Germanistik. Anschließend Volontariat beim St.GEORG. Mutter von zwei Söhnen, verantwortet alle Themen rund um die Berufsreiterei. Auch Tipps und Hilfen in punkto Pferde- und Reiterausbildung sowie Recherchen rund ums Pferd gehören zu ihrem Aufgabenbereich.