WM Zweispänner: Abräumer Ungarn, Bronze für Deutschland, Silber für Koalick

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Martin Hölle HUN (2)

Doppelgold bei den Weltmeisterschaften der Zweispänner für den Ungarn Martin Hölle. (© Dr. Jürgen Schwarzl)

Gold für das ungarische Team, Silber für die Niederlande, Bronze für Deutschland, so das Ergebnis der Mannschaftswertung bei der Weltmeisterschaft der Zweispänner in Drebkau. Und eine Einzelmedaille gab es auch noch für Deutschland.

„Ganz okay, der dritte Platz unter 24 Nationen“, ist Bundestrainer Karl-Heinz Geiger zufrieden. „Silber wäre auch schön gewesen“. Die gab es ja immerhin in der Einzelwertung.

Derzeit unangefochten die Nummer eins im Zweispännersport sind allerdings die Ungarn. Deren bester Fahrer Martin Hölle stand wie bei der WM 2017 in Lipica/ Slowenien auf dem obersten Podest (148,81). Silber holte Sandro Koalick (149,9) in seinen Heimatort. Auf dem Bronzerang der Niederländer Stan van Eijk (155,33).

Spannendes Kegelfahren

Das abschließende Kegelfahren am Sonntag war noch einmal ein Highlight aus sportlicher Sicht für die Fahrer, spannend und unterhaltsam für das Publikum. Freud und Leid lagen manchmal nur einen Ballabwurf auseinander.

Es war so gar nicht das Turnier des Arndt Lörcher, der nach einer schwachen Dressur und einer enttäuschenden Geländefahrt auch im Kegelparcours mit 10,62 Strafpunkten das Streichergebnis für die deutsche Mannschaft lieferte. Damit setzte er seine Teamkollegen gehörig unter Druck.

Jörn Zwiers schaffte den Parcours zwar in der knapp bemessenen Zeit, kassierte jedoch zwei Abwürfe. „Dennoch war das Abschneiden bei seiner ersten WM (Platz 39) durchaus zufriedenstellend“, ist das Fazit von Bundestrainer Karl-Heinz Geiger.

Am letzten Tag eines anstrengenden Turniers, bei dem Torsten Koalick gefühlt überall war, schaffte er trotzdem eine gute Runde im Kegelparcours und erntete viel Lob trotz der 6,98 Strafpunkte die er hinnehmen musste. Rang 34 von 83 Startern in der kombinierten Prüfung war ein respektables Ergebnis.

Kein Abwurf, aber 4,71 Strafpunkte für Zeitüberschreitung standen für Stefan Schottmüller auf der Anzeigetafel. „Schade um die Zeitfehler“, bedauerte der Kraichtaler. „Bei den Schlangenlinien schwankten meine Pferde leicht, hatte noch Glück, dass ich keinen Ball bekam. Danach musste ich Tempo rausnehmen, bis alles wieder im Lot war“. So blieb ihm der 15. Rang in der WM.

„Zu Hindernis elf bin ich ein bisschen aggressiv hingefahren, da konnte das Pferd nicht mehr ausweichen“, erklärt Marco Freund seinen Abwurf, 1,32 Strafpunkte für Zeitüberschreitung kamen dazu. Dennoch rückte er mit dem Ergebnis in der Gesamtwertung noch vom 15.Rang in der Zwischenwertung drei Plätze vor, er beendete die Weltmeisterschaft als Zwölfter.

Die erfolgreichste Fahrerin unter den neun angetretenen Damen war Anna Sandmann. Dressur gut, Gelände nicht wie erhofft, Kegelfahren richtig gut. Kein Abwurf, aber ein kurzer Stopp in Hindernis neun führte zu 3,07 Strafpunkten für Zeitüberschreitung. „Da blieb einem ja fast das Herz stehen“, sagt Annas Mutter Karin Sandmann, genauso war es. Die junge Fahrerin erklärt die Verzögerung: „Ich musste die Pferde so zurücknehmen, hätte sonst einen Ball abgeworfen“. Am Ende große Freude bei der ganzen Familie über den sechsten Platz in der Einzelwertung.

Unmittelbar nach Anna Sandmann ging Sebastian Warneck in den Kegelparcours, lag bis dahin in der kombinierten Prüfung auf Platz neun. Nur 2,47 Punkte für Zeitüberschreitung musste er sich ankreiden lassen, das katapultierte ihn vor auf den vierten Platz, also dicht dran an einer Medaille.

Um den zweiten Platz in der Teamwertung zu halten musste Lars Schwitte für die deutschen Fahrer mindestens ohne Abwurf bleiben, leider gelang ihm das nicht. 6,35 Strafpunkte, bedeuteten für ihn Platz acht in der Einzelwertung.

Nachdem der Niederländer Stan van Eyk drei Strafpunkte für einen Abwurf kassiert hatte, damit aber seine Position halten konnte, war der Abstand zu Sandro Koalick größer, unter Druck stand der 35-jährige Drebkauer dennoch.

Die Silber- und Goldfahrten

Die Zuschauer im voll besetzten Stadion drückten dem Lokalmatador die Daumen, er wurde schon mit viel Beifall begrüßt. Und der Vize-Weltmeister von 2017 hielt dem Druck stand: Mit einer blitzsauberen Nullrunde hielt er nicht nur seinen zweiten Platz, sondern sicherte dem Team auch die Bronzemedaille. Riesengroßer Jubel für den alten und neuen Vize-Weltmeister aus Drebkau in Drebkau, der mit seiner fantastischen Leistung im Kegelparcours diese Prüfung auch noch gewinnen konnte.

Titelverteidiger Martin Hölle lag nach seinen Siegen in der Dressur und im Gelände mit 15 Punkten vor Koalick, sein erneuter Titel schien nur eine Frage der Höhe des Vorsprungs, da machte es der Ungar noch einmal richtig spannend. Seine zahlreichen Strafpunkte im Kegelparcours (14,49) hätten ihn am Ende beinahe die Goldmedaille gekostet. So reichte es ganz knapp mit 0,58 Punkten Vorsprung auf Koalick doch für den Sieg. Das war zum guten Schluss noch einmal Drama pur, ein Höhepunkt, den sich Hölle so sicher nicht gewünscht hat.

Vierspänner-Promis im Trainereinsatz

Prominente Fahrer aus dem Vierspännersport waren angereist, die Zweispänner zu unterstützen. Ijsbrand Chardon, der erfolgreichste Fahrer aus den Niederlanden, trainierte Amelie Baronin von Buchholz, die für Argentinien startet.

Sein Sohn Bram unterstützte den Ungarn Jósef Dobrowitz, die beiden sind Freunde seit Kindertagen.

Michael Freund gab Fahrern aus Frankreich, Österreich und Polen so wie natürlich seinem Sohn Marco Tipps. Daniel Schneiders fungierte als Equipechef der Slowakei. James Miller aus den USA hatte mit Boyd Exell nicht nur einen der besten Trainer der Welt, der Weltmeister der Vierspännerfahrer war sich auch nicht zu schade bei der Geländefahrt als Groom auf der Kutsche aktiv mitzuhelfen.

„Die Veranstalter haben es ihren Nachfolgern schwer gemacht, dieses Level auch nur annähernd zu erreichen“, bewertet der Equipechef der Zweispännerfahrer, Fritz Otto-Erley, die Weltmeisterschaft in Drebkau. „Die sportlichen Bedingungen waren spitze, hier waren Profis am Werk, das merkt man. Alles lief hoch professional ab, viele Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf“.

Fahrsportfans aus der ganzen Republik hatten den weiten Weg in die Lausitz nicht gescheut. „Hier wurde ein Fest des deutschen Fahrsports gefeiert“, schwärmt Otto-Erley.

Darüber hinaus hat das abwechslungsreiche Rahmenprogramm viele Menschen in den Schloßpark Raakow gelockt. Die WM war ein regionales Top-Ereignis, der ganze Ort war auf den Beinen.

Die Besucher bekamen jede Menge Unterhaltung geboten. Das Festzelt war ein riesengroßes Zirkuszelt, in dem während des gesamten Turniers ein Riesenrad, eine Schieß- und eine Wurfbude geöffnet waren. Am Freitag gab es ein Konzert, Samstag wurde Oktoberfest gefeiert, das Zelt war zum Bersten voll. Bis in die frühen Morgenstunden wurde kräftig abgerockt.

Der Vereinsvorsitzende des Reit-u. Fahrvereins „Am Schlosspark Raakow“, Torsten Koalick, der als Organisator, Repräsentant und Aktiver unermüdlich unterwegs war, hatte in seinem Grußwort im Programmheft geschrieben: „Ich begrüße alle angereisten Mannschaften, Fans und Helfer hier in Drebkau zur ersten Weltmeisterschaft, die wir hier im Osten Deutschlands 30 Jahre nach dem Mauerfall ausrichten. Ich bin sehr glücklich, dass ein solches Ereignis bei uns stattfindet. Ein Ereignis, das Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammenführt und so wichtig ist als Signal der Gastfreundschaft“.

Fazit der Veranstaltung: Chapeau dem Reit- und Fahrverein „Am Schlosspark Raakow“. Experiment gelungen!

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Christine Meyer zu HartumRedakteurin

Expertin für den Fahrsport mit eigener Erfahrung sowohl auf dem Bock als auch als Turnierorganisatorin. Westfälische Züchterin mit erfolgreichen Kindern in Pferdesport und -zucht. Reitwartin und Ansprechpartnerin in der Rubrik „Leser fragen, Experten antworten“. Berichterstatterin über internationale Voltigierevents von vielen Welt- und Europameisterschaften.