Neues aus Aachen: Alles wie immer oder was?

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Nationenpreise ohne Werth und Beerbaum, Markus Ehning im Geburtsstress, aber die Hüte sind flott wie immer. Wenigstens das.

Auf den ersten Blick es wie immer beim CHIO Aachen: Die Damen haben die Hüte herausgeholt, an den Ständen gibt es Life-Styliges vom Pariser Seidentuch bis zum Reitstiefel aus Krokoleder. Schwimm-Ikone Franziska van Almsick, hochelegant in schwarz-weißem Abendkleid, wurde in der Kutsche auf den Platz gefahren, eröffnete am Dienstag die große Show in der Aachener Soers. Ann Kathrin Linsenhoff wird nicht müde, ihre fabelhafte neue Schlankheit vor den Fotografen vorzuführen, posiert mit und ohne Ehemann Klaus-Martin Rath vor den Kameras. Und wenn einer sein neues Amt genießt, dann ist es der Springreiter-Mannschaftstierarzt Jan-Hein Swagemakers. Der Mann hat Stehvermögen auf der Tanzfläche, das muss man ihm lassen. Warum eigentlich die Holländer nie mit Doping auffielen, fragte neulich jemand. Immerhin haben die Springreiter jetzt einen niederländischen Teamvet, vielleicht ist das ja der erste Schritt.

Ab gestern wird also richtig geritten auf dem großen Rasenparcours und im Dressurstadion. Aber manches ist doch nicht wie immer. Seit vielen Jahren führt die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten, Isabell Werth, das deutsche Dressurteam nicht an. Seitdem bei ihrem Pferd Whisper das Medikament Modecate gefunden wurde, das zur Behandlung der sogenannten Zitterkrankheit eingesetzt worden sein soll, ist sie vom Weltverband vorläufig suspendiert. Solche Pferde stehen ungern auf drei Beinen, zum Beispiel beim Schmied, heißt es. Da es auch beruhigend wirkt, steht die fünffache Olympiasiegerin nun im Verdacht, das Nervenkostüm ihres Pferdes unerlaubt gestärkt zu haben. Von ihrem Schweizer Tierarzt Hans Stihl, der die Arznei verschrieb, hat sie sich ja inzwischen getrennt. Ob Pferde mit Zitterkrankheit überhaupt im Spitzensport eingesetzt werden sollten, ist ohnehin strittig. Die Berliner Springreiterin Minou Diederichsmeyer kritisierte gestern morgen im ZDF-Morgenmagazin Isabell Werth scharf. Sie selbst hat ein Pferd mit dieser Krankheit in den Ruhestand versetzt.

Ohne Isabell Werth und ihr Star-Pferd Satchmo wird es für die deutschen Dressurreiter eng in der Soers, das zeigte sich gestern schon. Nur einmal in mehreren Jahrzehnten wurden sie im Mannschaftswettkampf geschlagen, jetzt müssen sie sogar um Platz zwei fürchten, denn außer den Niederländern, die freilich nicht nur die erste Wahl in Aachen dabei haben, sind auch die Briten inzwischen eine ernstzunehmende Konkurrenz, ein Vorgeschmack vielleicht schon auf die Europameisterschaft im August in Windsor, da Werth mit einer bis zu zweijährigen Sperre rechnen muss. Da haben die Deutschen noch Glück, dass die Amis nicht dabei sein werden. Und es ist ein schwacher Trost, dass die beste Engländerin, Laura Bechtolsheimer, eigentlich eine Deutsche ist und nur wegen Umzug ihrer Eltern auf der britischen Insel geboren wurde. Die Olympiadritte von Hongkong, Heike Kemmer auf Bonaparte, erreichte gestern im Grand Prix mit 70,72 Prozentpunkten ein ordentliches, aber kein überragendes Ergebnis. Ellen Schulten-Baumer auf Donatha, nachgerückt für Werth, brachte es gar nur auf 67,78 Prozent. Heute sind Ulla Salzgeber auf Herzrufs Erbe und der Deutsche Meister Matthias Alexander Rath an der Reihe.

Auch im Springen gibt es Lücken. So fehlt im deutschen Nationenpreis morgen abend Ludger Beerbaum, der nach seinen umstrittenen Äußerungen zu seinem Umgang mit Medikamenten vom deutschen Verband für Nationenpreise vorläufig gesperrt wurde. Otto Becker muss bei seinem ersten Auftritt in Aachen in seiner Funktion als Bundestrainer nicht nur ohne Beerbaum auskommen. Dienstag abend war er sich noch nicht sicher, ob er wirklich Markus Ehning neben Meredith Michaels-Beerbaum, den Deutschen Meister Philipp Weishaupt und Carsten Otto Nagel ins Team nehmen sollte. Nicht, dass die Leistung des rothaarigen Borkeners strittig ist. Aber er wird nächste Woche zum ersten Mal Vater, er möchte unbedingt dabei sein, wenn seine jüngst geehelichte Lebensgefährtin, die frühere Voltigierweltmeisterin Nadia Zülow, niederkommt. Und manchmal kommt ein Kind ja auch ein paar Tage früher, sagt Becker besorgt. Dabei fürchtet er wohl mehr um sein Team als um das Neugeborene. Einen Reservisten darf er seit einer Regeländerung in dieser Saison nicht mehr benennen, das deutsche Team hätte dann nur noch drei statt vier Reiter, kein Streichergebnis mehr und geringere Chancen. Aber Ehning hat ihm versprochen, dass es dazu nicht kommen wird, er will auf jeden Fall reiten. Was tut man nicht alles für Deutschland.

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