10 Dinge über Henrik von Eckermanns Weltmeister King Edward

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Bester King Edward! Das Lob seines Reiters hatte er sich in Herning einmal mehr redlich verdient. (© Pauline von Hardenberg)

Ein Weltmeister wie Dressurhengst Glamourdale ist nicht zu übersehen. Er hatte diesen Habitus schon, da trabte er noch an der Hand in der Brabanthalle zum Körsieg. Eine ganz andere Geschichte ist es mit dem anderen Weltmeister aus Herning, King Edward. Er ist ein König. Aber einer von der leisen Sorte.

Man kann Springpferde nach Plan züchten. Paul Schockemöhles Gestüt Lewitz stellte bei dieser WM zum Beispiel acht Pferde. Oder man kann in kleinerem Stil sein Glück versuchen und dann einen echten Volltreffer landen. So ging es dem Belgier Wim Impens aus dem ostflämischen Ressegem. Im Interview mit dem Belgischen Warmblutzuchtverband BWP sagte er neulich: „Einige Züchter werden das falsch oder dumm finden und sagen, dass Spezialisierung die Norm ist, wenn man ein Spitzenpferd züchten will. Aber die Zucht ist für uns nur ein Hobby.“ Er sei selbst Reiter. Ihr Zuchtziel seien Pferde, die sowohl in der Dressur als auch im Springen eingesetzt werden können. Ein Blick in King Edwards Pedigree bestätigt das.

Wim Impens hat seine Stute Koningin de Lauzelle (= Königin von Lauzelle) v. Feo de Lauzelle-Garibaldi II mit dem doppelveranlagten Celler Landbeschäler Edward angepaart. Der ist zwar rein springmäßig gezogen (Embassy-Fabriano-Singular-Joter-Servus-Gotthard), war aber im Viereck siegreich bis Prix St. Georges und Intermédiaire I. Koningin de Lauzelle ist zwar beim BWP eingetragen – ebenso wie ihre Mutter Gloria –, ist aber eine reine Hannoveraner Stute. Muttervater Feo de Lauzelle ist ebenfalls hannoversch gebrannt und sorgt mit seinem Vater Wendekreis für eine wertvolle Inzuchtkomponente in King Edwards Pedigree, denn Edwards Muttervater Fabriano geht bekanntlich ebenfalls auf Wendekreis und damit das Leistungsblut des Ferdinand zurück. Es gab schon einmal ein eher kleines fuchsfarbenes Pferd im großen Sport, das mit diesem Blut herausragendes geleistet hat: Luciana Diniz‚ Fit For Fun. Fazit: King Edward ist ein Hannoveraner mit belgischem Pass.

Wim Impens sagt: „Ich bin stolz, Züchter von King Edward zu sein und kann auch nicht leugnen, dass es einen sehr glücklich macht, wenn man sieht, wie ein selbst gezogenes Pferd fehlerfrei über Fünf-Sterne-Grand Prix springt oder sogar Olympiasieger wird.“

Reich würden sie damit allerdings nicht. „Wir verdienen sicher kein Vermögen damit. King Edward ist für relativ wenig Geld von hier weggegangen, denken Sie nicht an große Summen. Aber es ist schön zu sehen, dass er jetzt im Spitzensport geht.“ Bis dahin dauerte es allerdings noch ein bisschen. „Niemand konnte vorhersehen, dass King Edward eine solche Karriere machen würde, als wir ihn als Zweijährigen verkauften und eineinhalb Stunden auf der Wiese verbracht haben, um ihn einzufangen.“

Pferd hinterm Gartenzaun

Aber King Edward ging seinen Weg. Über eine Zwischenstation gelangte er fünfjährig in den Besitz von Ines De Vos. Für sie war der Wallach ein Traumpferd. Sie habe noch nie ein so gutes und kooperatives Pferd in ihrem Stall oder unter ihrem Sattel gehabt.

„Ihrem Stall“ bedeutet in diesem Fall der Stall im Garten hinter dem Haus ihrer Eltern. Dort wurde King Edward groß. Als Familienmitglied. Ines De Vos bildete den Fuchs mit Hilfe ihres Trainers Stefan Heymans aus. Ines De Vos Eindruck, als sie King Edward zum ersten Mal ritt: „Ich bemerkte sofort seine außergewöhnliche Kraft, seine Geschmeidigkeit, sein außergewöhnliches Herz“, erzählte sie im Interview mit dem belgischen Magazin Equnews.be.

Es seien aber nicht nur die körperlichen Attribute gewesen, die King Edward zu ihrem Traumpferd gemacht haben. „King hat mich noch nie enttäuscht. Er ist ein ehrliches Pferd, immer motiviert, bei jedem Sprung.“ Das hat King Edward zuletzt in Herning demonstriert, aber auch bei den Olympischen Spielen in Tokio. Sein Glück war wohl auch, dass er immer auf Menschen getroffen ist, die nicht nur sein Talent zu schätzen wussten, sondern die ihm auch mental die Zeit gaben, die er brauchte um zu reifen.

Wechsel zu Janika Sprunger

King Edward ging unter seiner Besitzerin Ines De Vos in den belgischen Jungpferdetouren, und zwar erfolgreich. Siebenjährig nahmen sie sogar an den Belgischen Meisterschaften in Lummen teil. Bis 1,40 Meter-Niveau waren die beiden erfolgreich – hier ein Video der beiden.

Das Talent des Wallachs war offensichtlich. Das Telefon klingelte immer öfter, die Angebote wurden immer höher. Immer standhafter aber war auch die Weigerung von Familie De Vos, King Edward herzugeben. Doch irgendwann brachte jemand den Namen Janika Sprunger ins Spiel. Und Ines De Vos wurde zunehmend bewusst, dass King Edward viel mehr konnte als das, was sie mit ihm ritt. Gegenüber worldofshowjumping.com sagte sie: „Meine Eltern sind auch sehr tierlieb. Unser Mantra ist, dass die Pferde, die zu uns kommen, auch bei uns bleiben. Wir haben viele Tiere und sie werden alle alt bei uns. Besonders meine Mutter war dagegen, King Edward zu verkaufen. Aber meinem Vater und mir wurde klar, was für ein Pferd er ist, als Janika ihn ausprobiert hat …“

Die Spitzenreiterin aus der Schweiz erhielt genau eine Gelegenheit, den Wallach zu testen. Aber das reichte. Sprunger war Feuer und Flamme. Zustande kam das Ganze über den belgischen Händler Peter Eeckmann, der Karl Schneider von King Edward erzählte. Karl Schneider war bekanntermaßen die erste Anlaufstelle von Henrik von Eckermann und dann auch Janika Sprunger, als von Eckermann die Beerbaum Stables verlassen hatte, um sich selbstständig zu machen. Er hatte beispielsweise auch Mary Lou entdeckt, die jahrelang bestes Pferd des neuen Weltmeisters war. Schließlich wechselte King Edward tatsächlich den Stall und zog zu Janika Sprunger und Henrik von Eckermann.

Durchgestartet

Lukasz Kowalski/Cavaliada

Janika Sprunger und King Edward, als sie im Dezember 2019 das Weltcup-Springen in Poznan gewannen. (© Lukasz Kowalski/Cavaliada)

Janika Sprunger ist bekannt für ihr außergewöhnliches Händchen für Pferde. Sie hat Palloubet d’Halong ausgebildet, der später für einen angeblich siebenstelligen Betrag über Jan Tops nach Nahost ging und von dem man danach leider nie wieder etwas gehört hat. Sie hat auch den Hengst Bacardi VDL zur Championatsreife gefördert, den dann Edwina Tops-Alexander weiter reiten sollte – und um den es seither ebenfalls ruhig geworden ist.

Etwa zur selben Zeit, als Bacardi ging, kam King Edward zu Janika Sprunger. Die ließ es langsam angehen, startete ihn zunächst in mehreren 1,35 Meter-Springen, wo sie aber immer mal einen Fehler hatten. Das änderte sich, als es höher wurde. Nur wenige Monate später ging King Edward seinen ersten Großen Preis auf 1,50 Meter-Niveau und war auf Anhieb platziert. Er lernte schnell. Am 1. Dezember gewann er das Weltcup-Springen in Poznan, Polen. Der Durchbruch.

Schweizer-schwedische Nationalität

Anfang 2020 wechselte King Edward die Nationalität. Bislang lief er unter Schweizer Flagge für die „Dufour Stables“, einer AG mit Sitz in Basel, hinter der sich als Person vor allem Georg Kähny verbirgt, dem seinerzeit auch Palloubet d’Halong gehörte. Doch sein King Edward wurde nun Schwede und Henrik von Eckermann als Mitbesitzer eingetragen. Eine weise Entscheidung, wie sich noch herausstellen sollte.

Erst Schwangerschaftsvertretung, dann Olympia

www.sportfotos-lafrentz.de

Kleines Pferd mit großen Sätzen: King Edward und Henrik von Eckermann bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021, wo sie Gold mit der Mannschaft holten und Vierte in der Einzelwertung wurden. (© www.sportfotos-lafrentz.de)

Die Corona-Saison 2020 haben Janika Sprunger und Henrik von Eckermann sinnvoll genutzt. Im November gaben sie bekannt, dass Janika ein Kind erwartet. Darum übernahm Henrik von Eckermann die weitere Förderung von King Edward, quasi als Schwangerschaftsvertretung. Bereits im August hatte er den Fuchs auf ersten Turnieren vorgestellt. Acht Wochen später wurden sie Vierte im Großen Preis beim CSI4* St. Lô in Frankreich. In dem Stil ging es weiter. Sieben Turniere später hatten sie ihren großen Auftritt in Tokio.

Hatte bis dato trotz zahlreicher Top fünf- und Top drei-Platzierungen noch nicht jeder Notiz genommen von dem ja stockmaßmäßig eher kleinen Fuchs, staunte die Pferdewelt nicht schlecht, als King Edward über die gewaltigen olympischen Kurse von Tokio flog. Wo andere sich nicht mal trauten, den ersten Sprung in Angriff zu nehmen (vernünftigerweise!), hüpfte King Edward wie ein Gummiball über die Hochhäuser, die Parcourschef Santiago Varela da in den Sand des Stadions gebaut hatte. Es war einfach nur verblüffend. Wie Henrik von Eckermann selbst sagt: „Er ist klein. Aber er hat so viel Kraft!“

Am Ende wurde es Mannschaftsgold für Schweden und Rang vier in der Einzelwertung für das Paar. Aber Henrik von Eckermann hätte wohl auch nicht glücklicher sein können, hätte er damals schon Doppelgold gewonnen. „Es ist doch unfassbar! Dieses kleine Pferd ist schon wieder null gesprungen“, strahlte er, nachdem Schweden als Olympiasieger feststand. Was King Edward da geleistet hat, hat ihn offenkundig selbst erstaunt.

„Pferd des Lebens“

Pauline von Hardenberg

Verdienter Lohn für eine überwältigende Leistung: die Weltmeister 2022 Henrik von Eckermann (SWE) und King Edward auf der Ehrenrunde in Herning. (© Pauline von Hardenberg)

Nach dem Auftritt in Tokio hat King Edward noch eine ganze Menge großartiger Dinge mehr geleistet. Beispielsweise den Sieg im Super Grand Prix der Global Champions Tour von Prag. Dann Platz zwei hinter Olympiasieger Explosion im Rolex Top Ten Finale von Genf. Und überhaupt – kein Turnier bis Herning, bei dem King Edward nicht wenigstens eine Schleife mit heimgebracht hätte.

Dann Auftritt Herning. Vom ersten bis zum letzten Tag war deutlich: Es war alles andere als ein Zufall, dass die Schweden im Vorjahr Olympiasieger geworden waren. Von Tag eins an übernahmen sie die Pole Position des Feldes und gaben sie nicht mehr her. Wie Henrik von Eckermann sagte gegenüber der schwedischen Website Hippson.se: „Wir hatten uns vorgenommen, nach dem ersten Tag in Führung zu gehen, damit wir uns keine Gedanken über das Abschneiden der anderen machen müssen.“ Gesagt, getan. Und er selbst machte es dann genauso.

Am Ende war King Edward das einzige Pferd, das fünf schwierige Kurse – und der letzte war nochmal eine echte Herausforderung! – ohne Fehler hinter sich brachte. Einfach immer null weiter reiten. Es klingt so einfach. Aber Henrik von Eckermann sagt: „Ich bin noch nie als Führender in ein Finale gegangen. Und ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen, wie das, auf dem ich jetzt sitze. Ich hatte im Laufe der Jahre tolle Pferde. Aber er ist so unglaublich beständig. Er ist jeden Tag derselbe. Das ist vor allem bei Championaten wichtig. Und das ist nicht so einfach.“

Henrik von Eckermann sagt, das besondere an King Edward sei, dass er alle Qualitäten in sich vereine. „Er hat das Gesamtpaket. Die Leute sagen oft ,wenn das Pferd doch nur ein bisschen vorsichtiger wäre‘. Aber er hat alles. Er ist vorsichtig, er hat Vermögen, er hat Energie.“ Und er hat eben trotz seiner geringen Größe diese unglaubliche Kraft im Hinterbein, die es aussehen lässt, als hüpfe da ein Flummi über 1,60 Meter. Kurz: „Es gibt nicht viele Pferde wie ihn. Er ist wirklich etwas Besonderes.“

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Teamwork makes the Dream work …

Die Qualität war immer da. Seine Menschen wussten das. Nur King Edward anfangs noch nicht so richtig. „Woran wir arbeiten mussten, war sein Selbstvertrauen, weil er ein kleines Pferd ist, das über große Hindernisse springt. Er brauchte Vertrauen, und das haben wir mit der Zeit aufgebaut. Anfangs wurde er noch unsicher, wenn es etwas schneller wurde, aber jetzt funktioniert das sehr gut. Er vertraut mir und das ist ein tolles Gefühl!“

Barhufgänger

von Hardenberg

Henrik von Eckermann (SWE) und King Edward v. Edward krönten in Herning ihre Championatswoche mit zwei weiteren Nullrunden und dem Weltmeistertitel. (© von Hardenberg)

Hufeisen bringen Glück, heißt es immer. Doch bisweilen bringen keine Hufeisen mehr Glück. Sowohl King Edward als auch All In von Peder Fredricson sind „unten ohne“ unterwegs. So haben sie Olympiagold gewonnen und wurden jetzt Weltmeister. Die Pferde saisonal immer mal wieder ohne Hufeisen gehen zu lassen, wird von vielen Tierärzten empfohlen. Henrik von Eckermann hatte es während der Corona-Pause ausprobiert und festgestellt, dass King Edward sich so wohler fühlt.

Weltmeister mögen Mango

King Edwards Pflegerin Louise Barraud sagt, King Edward sein sehr pflegeleicht im Umgang, weil freundlich, nett und nicht ängstlich. Aber es gebe schon ein paar Eigenheiten, die man kennen muss. So steht er gar nicht darauf, geputzt zu werden – „dann stampft er auf dem Boden herum und versucht, in die Wände zu beißen“.

Und sonst? „Am liebsten mag King Edward Leckerlis mit Mango- oder Papaya-Geschmack!“ Scheint so ein Weltmeister-Ding zu sein. Wir erinnern uns: Auch Simone Blums Alice wurde am liebsten mit einer frischen Mango für Nullrunden belohnt.Yeezys – Jordans, Musee-jacquemart-andre News, Jordan Essentials Statement Hoodie – release dates & nike. | Página no encontrada , Diario Calle de Agua

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.


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