Die Zukunft ist gesichert – zu Besuch bei Carlotta Merschformann

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Carlotta Merschformann und ihr Pony Black Pearl SH beim Training daheim. Hat offensichtlich viel gebracht! (© Sophie Linckersdorff)

Preis der Besten, Europameisterschaft, Deutsche Jugendmeisterschaft und zuletzt die Aachen Youngstars: Carlotta Merschformann hat eine tolle Saison in gleich zwei Altersklassen hingelegt. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, wie ein Besuch bei der Familie im Oktober 2022 zeigte.

Sie hat die Wahl: eine Woche in den Urlaub gehen mit Mama Leslie Merschformann an die Nordsee in die Niederlande, jetzt, da die Saison abgeschlossen ist, oder doch Zuhause bleiben? „Carlotta will hier bleiben, reiten und ihrem Papa Frank mit den Pferden helfen“, schmunzelt Leslie Merschformann. Carlotta Merschformann, 14 Jahre alt, kann einfach nicht aus ihrer Haut. Sie ist genau so vernarrt in Pferde und den Reitsport wie ihre Familie.

Leslie Merschformann sagt, Ehemann Frank hat das Nachsehen, er „muss“ zu Hause bleiben. Dieses „Müssen“ ist für ihn wohl eher ein „Können“. „Für Frank war das gemeinsame aufs Turnier fahren für eine Woche im Sommer schon wie Urlaub“, sagt Mama Merschformann.

Carlotta Merschformann: Unverhofft zur Pony-EM

Diese Woche „Sommerurlaub“ gab es im Jahr 2022 in Carlotta Merschformanns Schulferien. Anfang August wurde sie als Einzelreiterin mit ihrer Stute Black Pearl für die Pony-Europameisterschaften in Strzegom in Polen nominiert. Es kam ziemlich unverhofft für die junge Reiterin. „Eigentlich hatten wir den Fokus in Carlottas letztem Children-Jahr auf Conny gelegt“, berichtet Mutter Leslie. Doch im Sommer verletzte sich die Preis der Besten-Siegerin von Carlotta leicht, durfte sechs Wochen lang nur Schritt gehen. Mit der Ponystute „Pearli“ visierte Carlotta hingegen die Westfälischen Meisterschaften an. Die Ponyreiter müssen dort Parcours bis 1,30 Meter Höhe bewältigen.

Doch es kam anders. Eine für die Europameisterschaften gesetzte Reiterin fiel aus. Nur eine Woche vor Abreise nach Strzegom kam der Anruf von Bundestrainer Karl Brocks. Carlotta darf als Einzelreiterin in Strzegom starten! In dieser Zeit ist es Carlottas Bruder Felix, der daheim die Geschicke auf dem Hof leitet. Also geht es für die Eltern Merschformann und Carlotta los nach Polen. Die Aufgaben bei der EM: 1,30 Meter-Parcours in den Mannschaftsprüfungen, 1,35 Meter, also M**-Springen, im Einzelfinale. Trotz der Vorbereitung auf die Landes- statt der Europameisterschaften liefert das Duo „Lotti“ und „Pearli“ insgesamt eine super Leistung ab.

Der Anfang aber war holprig. An einer Stelle im Parcours war die Abstimmung nicht ideal mit dem Ergebnis von acht Fehlerpunkten. Ein Dämpfer gleich zu Beginn. „Mein Mann und ich haben sie abends beide aufgebaut und gesagt: ‚Du musst das jetzt versuchen auszublenden‘“, so erzählt es Leslie. Das tat Carlotta, und auch „Pearli“ ließ sich durch den Fehler nicht verunsichern. Im weiteren Verlauf leistete sich die Stute nur einen Springfehler und fünf Zeitstrafpunkte am Finaltag, als Carlotta undankbare erste Starterin war. „Wir sind überglücklich und zufrieden wieder nach Hause gefahren“, berichtet Carlotta vom Ende des Familien-„Urlaubs“ im Sommer. Das sollte aber nicht der letzte Höhepunkt der Saison von Carlotta gewesen sein.

Einsatz mit Gefühl

Nach dem Championat bekam „Pearli“ erstmal Pause. „Sie liebt es, das Geschehen auf dem Hof zu verfolgen. Deshalb nennen wir Pearli auch gerne ‚die Hofpolizei‘!“, schmunzelt Carlotta.  „Wir achten darauf, unsere Pferde und Ponys dosiert einzusetzen“, erklärt Leslie, stellvertretend für die gesamte Familie. Die schöne Ponystute durfte also erstmal Freizeit genießen und wurde von Carlotta locker bewegt. Ein Erfolgskonzept, das Vater Frank und Onkel Markus Merschformann vorleben.

Derweil widmete sich die Schülerin der neunten Klasse eines Gymnasiums ihren anderen Pferden. Conny war noch nicht wieder voll einsatzbereit. Die neunjährige Comme il faut-Tochter brachte aber schon vierjährig ein Hengstfohlen zur Welt, das noch immer im Besitz der Familie steht. Paladin heißt der heute fünfjährige Wallach. Mit ihm bestritt Carlotta noch im Sommer ihre ersten Jungpferde-Prüfungen. Es gab mehrfach die goldene Schleife in Springpferdeprüfungen der Klassen A und L. Zudem erhielt Carlotta die Chance, in beiden Altersklassen, also bei den Ponys und bei den U14-Reitern, den „Children“, die Deutschen Jugendmeisterschaften in Verden zu bestreiten. Dafür lieh Vater Frank Carlotta ein Ausbildungspferd, Corella. Die DJM war das dritte gemeinsame Turnier der beiden. Und trotz teils widriger Bedingungen ritt Carlotta die Colestus-Stute zum Titel! Und damit nicht genug. Auch Black Pearl war in Verden am Start. Mit der 14-jährigen Ponystute schafft es Carlotta auch noch auf den Bronzerang. 

Linckersdorff

V. l. n. r. Ponystute Black Pearl mit Carlotta Merschformann, Top-Pferd Conny, die Carlotta auch bei den Junioren begleiten soll, und DJM-Stute Corella mit Leslie Merschformann. (© Linckersdorff)

Cousins Merschformann ebenfalls erfolgreich

Mit von der Partie in Verden waren neben Carlotta Merschformann auch ihre beiden Cousins, Malte (13) und Max (16) Merschformann. Malte trat wie auch Carlotta bei den Children an, wurde dort 13. Dafür darf sich Malte aber schon Westfälischer Meister 2022 nennen. Und Max? Der ritt bei den Junioren, also den U18-Reitern, mit seinem westfälischen Wallach Stroller zu Gold! Ob danach gefeiert wurde? „Na ja, irgendwie kam es einfach nicht dazu“, erklärt Max‘ Vater Markus. „Man muss es so genießen, wie es jetzt war.“ Solche Erfolge lassen sich nicht beliebig wiederholen, weiß der Springreiter und einstige Bundestrainer. Der Alltag kam auch nur allzu schnell wieder. Das bedeutete auch: Schulunterricht und Hausaufgaben. Bei der DJM hatte Carlotta zum Beispiel ihre Spanischbücher mit und lernte während der Prüfungen. Einen Tag nach der Rückkehr gab es eine Klassenarbeit zu schreiben. Das war wieder die ungeliebte Form des Weckerklingelns, sagt Carlotta: „Wenn ich für die Schule aufstehen muss, denke ich immer ‚ooooh nee‘, aber wenn ich fürs Turnier um sechs aufstehen muss: kein Problem!“

Dieser Artikel erschien im St.GEORG 11/2022. Sie wollen jeden Monat exklusive Einblicke in den Alltag kleiner, aber auch großer Spitzensportler erhalten? Dann sichern Sie sich ein Abonnement der St.GEORG inklusive toller vergünstigter Prämien – hier zu bestellen.

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Gloria Lucie AlterRedakteurin

Hat sich parallel zum Volontariat beim St.GEORG im Studium mit „Digital Journalism“ an der Hamburg Media School befasst. Als Redakteurin liefert sie Beiträge aus den unterschiedlichsten Bereichen, von Reitlehre bis zu Produktneuheiten. Ihre Erfahrungen aus Tätigkeiten bei privaten TV-Sendern in Köln ergänzen sich mit ihrer Kompetenz in Social Media und Videocontent.