Donkey Boy im Stall Helgstrand: Norwegische Milliardärin verklagt niederländische Pferdehändler

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Hesselhøj Donkey Boy unter Jan Møller Christensen bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde (© Toffi)

Ein Rechtsstreit beschäftigt die internationale Dressur. Es geht um 2,5 Millionen Euro, einen verletzten Vize-Weltmeister, die norwegische Milliardärin Kristin G. Andresen, die  niederländischen Pferdehändler von der „Academy Bartels“, Mutmaßungen über Kaufpreise und auch ein bisschen um Helgstrand Dressage, wo der der Hengst Donkey Boy gestanden hat.

Der Sachverhalt ist schnell geklärt: Donkey Boy, dänischer Hengst und dreimaliger Finalist der Weltmeisterschaften junger Dressurpferde, steht bei Helgstrand Dressage zur Ausbildung. Seine Besitzerin, die norwegische Milliardärin Kristin G. Andresen, verkauft ihn über die Vermittlung von Helgstrand Dressage an die Academy Bartels, den niederländischen Handelsstall, der durch das Ehepaar Joep und Tineke Bartels gegründet und von deren Tochter Imke Schelleken-Bartels geführt wird. 2,5 Millionen Euro soll der zehnjährige ERA Dancing Hit-Sohn gekostet haben. So ist es vertraglich geregelt. In diesem Vertrag aus dem Sommer 2022 ist nach Aussagen der Verkäuferin auch geklärt, dass der Gefahrenübergang mit der Unterzeichnung der Verträge an den Käufer übergeht. So weit, so gut.

Donkey Boy verletzt sich bei Helgstrand – Deal geplatzt?

Alles ist gut bis zum 29. Juni 2022. Zu diesem Zeitpunkt steht der Hengst noch bei Helgstrand Dressage, die Verträge sind aber bereits unterzeichnet. Am 16. Juni, so Kristin G.  Andresen gegenüber dem schwedischen Internetportal Ridsport, habe sie unterschrieben und am 23. Juni „Bartels“, sprich ein Vertreter der Academy Bartels. Ganz klar sei im Vertrag der Gefahrenübergang zum Zeitpunkt der Unterzeichnung durch beide Seiten vereinbart, so die norwegische Milliardärin gegenüber Ridsport.

Am 29. Juni verletzt sich Donkey Boy am Hinterbein. Daraufhin habe Bartels von dem Vertrag nichts mehr wissen wollen und nicht gezahlt. Hintergrund: Bartels habe den Hengst an die Japan Racing Association weiterverkauft. Hier sei aber vertraglich der Gefahrenübergang erst bei Aushändigung des Pferdes geregelt gewesen. Sprich: Ohne Pferd kein Vertrag, der Deal zwischen der Academy Bartels und den Japanern ist also geplatzt. Kristin G. Andresen beharrt aber auf die Erfüllung des Vertrags, den sie mit Bartels hat.

Was erschwerend hinzukommt: Gegenüber Ridsport sagt die Norwegerin, ihr lägen zwei unterschiedliche Aussagen vor, wie es zu der Verletzung des Hengstes bei Helgstrand Dressage gekommen sei. Sie habe Informationen, wonach sich Donkey Boy losgerissen haben, über den Hof gerannt sei und sich dabei die schwere Verletzung am linken Hinterbein zugezogen habe. Dem gegenüber steht die Darstellung von Helgstrand Dressage, wonach das Pferd sich im Paddock verletzt hätte und unter Zuhilfenahme mehrerer herbeigerufener Veterinäre vorsichtig in einen Anhänger verladen worden sei.

Andresen misstraut Helgstrand

Kristin G. Andresen, die schon mehrfach mit Helgstrand Pferde gehandelt hat – immer nach dem auch für Donkey Boy vereinbarten Prinzip, zehn Prozent Vermittlungsprovision beim Verkauf an Helgstrand – ist nun aber skeptisch. Nicht zuletzt die sich häufenden Medienveröffentlichungen, die die Handelspraktiken von Helgstrand Dressage in einem zweifelhaften Licht erscheinen lassen, lassen sie stutzig werden. Gegenüber Ridsport sagt die Norwegerin: „In diesem Fall beginnt alles mit einer Lüge: Donkey Boy hat sich laut meinen Zeugen nicht auf dem Paddock verletzt. Dann wird man misstrauisch und beginnt, Dinge zu untersuchen.“ Sie äußert die Vermutung, dass der Hengst zu einem deutlich höheren Preis nach Japan weiterverkauft worden war und dass möglicherweise auch Helgstrand Dressage daran partizipiert habe.

Diese Anschuldigungen wiederum ruft Helgstrand Dressage auf den Plan. Zweimal postet der Handelsstall Verlautbarungen auf seiner Homepage, wie der Unfall sich zugetragen haben soll. Am 26. Oktober wird ausführlich der Vorfall auf dem Paddock hinter Stall vier beschrieben. Demnach sei die Reiterin Anne-Mette Strandby nachmittags um drei Uhr beim Reiten eines anderen Hengstes aufgefallen, dass Donkey Boy „panisch“ im Paddock herumgerannt sei. Stallpersonal und Tierärzte hätten sich dann um den Hengst gekümmert. Meldungen, wonach sich der Hengst beim Weg zum oder dem Absamen selbst verletzt habe, seien „Mythen“.

Dass Helgstrand Dressage möglicherweise auch an dem Deal mit der Japan Racing Association beteiligt sein könnte, verneint der dänische Handelsstall am 27. Oktober in einem zusätzlichen Text auf der News-Seite der Homepage entschieden: „Wir weisen diese unbegründete und unhaltbare Behauptung ausdrücklich als unwahr zurück“, steht dort zu lesen.

Wer ist die Frau, die ihr Recht durchsetzen möchte?

Kristin G. Andresen ist die Ehefrau von Johan Henrik Andresen, dessen Familie seit Generationen zu den reichsten Norwegern zählt. Ursprünglich mit dem Verkauf von Tabak beschäftigt, haben sich die unternehmerischen Tätigkeiten der Familie über Generationen auf diverse Aktivitäten ausgebreitet. So zählen unter anderem Anteile am Getränkekarton-Hersteller Elopak (Pure-Pak) zum Portfolio.

Die Pferdeliebhaberin Kristin G. Andresen hatte 2018 den Hengst Dario auf dem Verdener Hengstmarkt ersteigert. 120.000 Euro hatte der Hengst, bei dem bei Ankunft im dänischen Gestüt Katrinelund das Shivering Syndrom nachgewiesen wurde, damals gekostet. Daraufhin hatte die Norwegerin eine Klage auf Rückwicklung des Verkaufs angestrengt.

Auch der niederländische Siegerhengst von 2015, Handsome O v. Johnson, war einst von Andresen ersteigert worden und hatte neurologische Auffälligkeiten. Dieser Prozess wurde 2021 entschieden, wie das Internetportal Eurodressage meldete.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).


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