Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd: Das sind die Preisträger 2022

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(© GWP)

Acht Abschlussarbeiten von Bachelorarbeit bis Dissertation wurden Ende Mai durch die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd ausgezeichnet.

Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) prämiert in jedem Jahr die besten Abschlussarbeiten mit Pferdebezug. Die Förderpreise erhalten können deutsche Studenten (auch an ausländischen Hochschulen) und Abschlussarbeiten, die an deutschen Universitäten betreut wurden. Begutachtet werden die Einreichungen dann von einer Jury. Diese bestand in diesem Jahr aus drei Experten: Hendrik Fiegel, Vorsitzender der Deutschen Jungzüchter, Dr. Julia Mack-Heil, neben ihrer Tätigkeit als Pfarrerin auch Tierärztin, Trainerin C im Westernreiten und Betreiberin eines Seminarzentrums für Mensch und Pferd sowie Professor Dr. Cornelius Jongeling, ehemals Professor für Tierzucht und Tierhaltung an der Fakultät für Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück. Inzwischen ist er im Ruhestand.

Preisverdächtig

Zwei Dissertationen waren in diesem Jahr ausgezeichnet. Den ersten Platz belegte Dr. Martin Swoboda mit einer sehr praxisnahen Thematik: „Der Einfluss sportlicher Nutzung auf die Kopf- und Maulgesundheit bei Reitpferden: Bestandsaufnahme und Auswertung pathologischer Befunde des Kopfes und der Gebisslage sowie Entwicklung eines Prototyps eines Bewerbungsbogens für den Turniertierarzt“. Die Arbeit liefert ein neues System zur umfassenden Kontrolle des Pferdemauls auf Turnieren und könnte damit einen Beitrag für den Turniersport leisten. Zu seiner Arbeit sagt Dr. Martin Swoboda selbst: „Aufgrund der Tatsache, dass ich sowohl als Reiter wie auch später als Tierarzt im Rahmen der tierärztlichen Betreuung von Pferdesportveranstaltungen mit dem Thema Pferdesport, tiergerechter Ausbildung und Turnierkontrollen konfrontiert war, und da der Reitsport in der Öffentlichkeit ja immer wieder sehr kritisch betrachtet wird, war es mir ein großes Anliegen, mich im Rahmen meiner Dissertation weiter mit diesem Thema auseinanderzusetzen.“

Den zweiten Rang erreichen konnte die Arbeit von Dr. Kerstin Ackermann. Sie hatte an der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Dissertation zum Thema „Untersuchungen von Glaskörperproben aus an equiner rezidivierender Uveitis (ERU) erkrankten Augen im Hinblick auf Leptospiren und deren Biofilmbildung“ und die Biofilmbildung bei der bakteriellen Augenentzündung im Glaskörper von erkrankten Pferden nachweisen können. ERU ist besser bekannt als periodische Augenentzündung und in vielen Reitställen immer wieder ein Thema.

Die Masterarbeiten: Zucht, Kotwasser und Pferdehaltung

Vier Masterarbeiten waren es, die die Jury prämierte. Die besten drei erhielten die Förderpreise. Die Siegerarbeit kam von einer jungen Holsteinerin, die sich einem aktuellen Thema der Zucht widmete. Marja-Liisa Solterbeck, selbst aktive Jungzüchterin, schrieb an der Georg-August-Universität Göttingen unter dem Titel „Untersuchungen zur wettbewerbsorientierten Integration linearer Exterieur- und Leistungsmerkmale in das Zuchtprogramm des Holsteiner Verbandes“. Dazu nahm sie 13.561 Linearprofilen von Fohlen und erwachsenen Pferden unter die Lupe und identifizierte neben Exterieur- auch Bewegungs- und Springmerkmale, die für eine Zuchtwertschätzung geeignet sind.

Die Siegerin hofft, damit einen guten Beitrag für die Zucht zu leisten: „Die Lineare Beschreibung ist für mich persönlich eine absolut notwendige Weiterentwicklung der Pferdebeurteilung. Sie kann eine großartige Hilfe bei Anpaarungsentscheidungen sein und liefert wertvolle Informationen zur Vererbungsleistung eines Hengstes. Ich hoffe, dass ihr Potential von vielen weiteren Verbänden (und Züchtern) erkannt und die gesammelten Daten sinnvoll genutzt werden, um weiterhin talentierte, aber vor allem gesunde und leistungsfähige Pferde zu züchten.“

Die zweitbeste Masterarbeit kam von Frederike Wolbers von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Zum Thema „Ist das Auftreten von Kotwasser bei Pferden abhängig von der Raufutterqualität?“ konnte sie Faktoren herausstellen, die Kotwasser bei Pferden begünstigen. Den dritten Platz belegte eine Arbeit zum Thema „Anwendung und Überprüfung der Software BestTUPferd zur Bewertung des Haltungsverfahrens Paddock Paradise“. Leonie Krüger von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde setzte sich dort mit den Themen Tiergerechtheit und Umweltwirkung von Pferdehaltung auseinander.

Die Bachelorarbeiten: Krisenmanagement, AEV und EHV1

Gegen gleich zehn prämierte Arbeiten behaupten konnte sich Laura Tröger von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Ihre Bachelorarbeit trägt den Titel „Krisenmanagement für Pferdebetriebe – eine Handlungsempfehlung“ und befasst sich mit den Möglichkeiten, Krisen in Pferdebetrieben zu bewältigen und potenzielle Existenzgefährdung zu umgehen. Die bisher fehlenden Methoden in diesem Bereich sieht die Absolventin als Chance: „Mit einem Krisenplan, der die richtigen Maßnahmen enthält, können Betriebe viele negative und existenzgefährdende Auswirkungen von Krisen verhindern. Somit bot sich für meine Arbeit nicht nur die Chance, Pferdebetriebe auf diese Gefahren aufmerksam machen zu können, sondern ihnen zusätzlich eine Hilfestellung anzubieten. Um dieses Wissen nun auch transparent an viele Betriebe weitergeben zu können, ist ein Handbuch zu meinem Thema in Arbeit.“

Den zweiten Rang belegte eine Arbeit zum Thema AEV. Annika Hastings Bachelorarbeit „Darstellung der Forschungsergebnisse zu Acquired Equine Polyneuropathie (AEP) von 1994 bis 2017 mit der Untersuchung von toxinbildenden Pilzen als mögliche Ätiologie“ stammt ebenfalls von der Hochschule Nürtingen-Geislingen. Rang drei ging mit einer Arbeit zum Thema Equines Herpesvirus 1 an Anna Graser von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Neben der Prämierung von Abschlussarbeiten setzt sich die GWP auch in Form von Forschungsstipendien für den wissenschaftlichen Nachwuchs im Pferdebereich ein. Studierende können sich bewerben, wenn sie ein Forschungsvorhaben oder eine Präsentation von Forschungsergebnissen geplant haben und dafür finanzielle Unterstützung benötigen. Förderungswürdige Vorhaben können dann bis zu 500 Euro Reisebeihilfe, bzw. bis zu 3000 Euro für die Unterstützung von Forschungsvorhabe erhalten. Regelmäßig werden auch Zusammenfassungen relevanter wissenschaftlicher Arbeiten auf der Homepage geteilt und Vorträge organisiert. Insgesamt ist das Ziel der GWP, „den Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Praxis zu unterstützen“.

www.pferd-forschung.de

Hannah Scherf

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Gloria Lucie AlterRedakteurin

Hat sich parallel zum Volontariat beim St.GEORG im Studium mit „Digital Journalism“ an der Hamburg Media School befasst. Als Redakteurin liefert sie Beiträge aus den unterschiedlichsten Bereichen, von Reitlehre bis zu Produktneuheiten. Ihre Erfahrungen aus Tätigkeiten bei privaten TV-Sendern in Köln ergänzen sich mit ihrer Kompetenz in Social Media und Videocontent.