Hin und Her um Donkey Boy, Rückkehr in den Sport unwahrscheinlich

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Donkey Boy unter Jan Møller Christensen bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde 2019, wo er – damals siebenjährig – Silber gewann. (© Toffi)

Der dänische Hengst Donkey Boy ist bzw. war eines der besten Nachwuchsdressurpferde der Welt. Nun sollte er verkauft werden, hat sich aber schwer verletzt. Wie es passiert ist und wer Schuld hat, ist unklar. Wie der Stand der Dinge ist und wie es in der Sache weitergeht, haben wir die Verkäuferin, die norwegische Milliardärin Kristin G. Andresen, gefragt.

Anders als es zum Teil zu lesen war, führt Kristin Andresen derzeit einen Rechtsstreit über Donkey Boy und seine Verletzung mit dem Käufer, also der Academy Bartels, nicht aber mit Helgstrand Dressage. Wobei der Handelsstall auch in der Sache beteiligt ist. Der Reihe nach.

Zum Hintergrund

Seit er dreijährig ist, gehörte der heute zehnjährige Donkey Boy Kristin Andresen. Ausgebildet wurde er von Jan Møller Christensen, mit dem er auch dreimal an den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde teilnahm und dabei einmal Silber und einmal Bronze gewann. Das Problem war aber, so berichtet es Kristin Andresen, dass Jan Christensen nicht die Zeit hat, eine Hengststation zu führen. Donkey Boy, dessen Nachkommen sich als sehr vielversprechend erwiesen haben (siehe z. B. Hesselhøj Downtown) sollte aber auch decken. So wechselte er im März 2021 im Anschluss an die Hengstschau in Herning zu Helgstrand Dressage, wo er weiter ausgebildet werden sollte und auch abgesamt werden konnte.

„Der Plan mit Donkey Boy war, dass unsere Tochter Alexandra ihn reiten und ausbilden sollte“, berichtet Kristin Andresen weiter. Aber eine Rückenverletzung ihrer Tochter vereitelte das. „Und nach all den super Ergebnissen in der Zucht und im Sport hatte sie das Gefühl, dass Druck, Ergebnisse liefern zu müssen, in Kombination mit ihrer Rückenoperation zu viel werden würde. Zudem verlangt unser Finanzamt, dass wir für ein Unternehmen Ergebnisse liefern. Daher haben wir entschieden, dass es an der Zeit ist, den Star zu verkaufen!“

Verkauf an die Academy Bartels

Der Käufer war die Academy Bartels in den Niederlanden. „Bartels hat Donkey Boy gekauft, indem er am 23. Juni (2022, Anm. d. Red.) den Vertrag unterzeichnet hat“, berichtet Andresen. Nur sei der vereinbarte Kaufpreis in Höhe von 2,5 Millionen Euro nicht bezahlt worden.

Sie habe in ihrem Vertrag geregelt gehabt, dass das Pferd mit der Unterschrift unter dem Vertrag in den Besitz von Bartels übergeht. Gleichzeitig sei der Hengst von Bartels aber bereits weiter verkauft worden, nämlich nach Japan.

Der Vertrag zwischen Bartels und den Japanern habe – anders als der ihrige – besagt, dass das Pferd nicht bei Unterschrift, sondern mit Auslieferung in den Besitz der Käufer übergehe. „Aber sie haben kein gesundes Pferd mehr, das sie ausliefern können und haben nun ein großes Problem“, fasst Andresen die Situation zusammen.

Sie erklärt weiter: „Sie (die Academy Bartels, Anm. d. Red.) haben in der Verkaufsvereinbarung mit den Japanern einen mir unbekannten Verkaufspreis aufgeführt sowie die Konditionen über eine Teilung mit Helgstrand. Ich wollte den Preis vor dem Verkauf noch anheben wegen seiner (Donkey Boys) unglaublichen Erfolge. Aber Andreas Helgstrand sagte, das sei nicht möglich. Jetzt weiß ich, warum!“

Ähnlich hatte sie sich auch anderen Reitsportmedien gegenüber geäußert, woraufhin Helgstrand Dressage ein Statement veröffentlicht hat, die Vorwürfe von Andresen seien falsch: „In dem Artikel in Ridsport wird Kristin G. Andresen so zitiert, dass Donkey Boy – wieder ihrer unbegründeten und gegenstandslosen Meinung nach – für einen wesentlich höheren Preis von dem niederländischen Käufer an den japanischen Käufer verkauft wurde, als ihr bewusst war. Und dass Helgstrand Dressage von diesem zusätzlichen Geld profitiert haben soll.“ Das sei „eigentlich ein Betrugsvorwurf“, den Andresen da via Ridsport gegenüber Helgstrand mache. „Wir weisen diese Beschuldigungen energisch von uns und fordern sie und Ridsport auf, das zu widerrufen.“

Was ist mit Donkey Boy passiert?

Andresen sagt, die Academy Bartels beschuldige nun ihren Partner in dem Deal, Helgstrand Dressage, wegen Donkey Boys Verletzung. Der Hengst sei entweder beim Reiten überlastet worden und/oder habe einen schlimmen Sturz gehabt.

Helgstrand Dressage hat ein ausführliches Statement auf der Homepage veröffentlicht, in dem ihre Version geschildert wird, wie man die Verletzung entdeckt hat. Dafür, wie sie genau passiert ist, gebe es hingegen keine Zeugen. Laut Helgstrand entdeckte Anne-Mette Strandby Hansen, Donkey Boys reguläre Reiterin, am 29. Juni, also sechs Tage nach Verkauf des Hengstes an die Academy Bartels, dass Donkey Boy „auf eine bestimmte Art“ auf seinem Paddock „herumgerannt“ sei. In Absprache mit den Besitzern habe er jeden Tag auf dem Paddock gestanden, seit er zu Helgstrand kam.

Helfer wurden herbeigerufen. Es sei direkt klar gewesen, „dass Donkey Boy sich am linken Hinterbein verletzt hat, weil er nicht aufgetreten ist, und dass er Schmerzen hatte, weshalb er in Panik im Paddock herumgerannt“ sei. Ein Tierarzt vom Højgaard Hestehospital in Uggerhalne in unmittelbarer Nachbarschaft sei gerufen worden. 20 Minuten später seien zwei Tierärzte eingetroffen. Das Pferd sei notdürftig versorgt worden und der Hausmeister habe sich daran gemacht, die Paddockumzäunung niederzureißen, damit ein Transporter möglichst dicht an Donkey Boy heranfahren konnte, so dass er nur noch wenige Schritte hatte, um einzusteigen, damit er für genauere Untersuchungen in eine Klinik gebracht werden könne. Für dieses Vorgehen gebe es insgesamt acht Zeugen, die in der Erklärung auch namentlich genannt werden.

Doch Kristin Andresen sagt nun: „Wir haben eine Zeugin des Unfalls, die eine komplett andere Geschichte darüber erzählt, wie der Unfalls passiert ist. Sie war im Stall, als Donkey Boy aus seiner Box gelaufen und auf der Stallgasse gestürzt ist. Die Leute von Helgstrand setzen sie nun massiv unter Druck, damit sie ihre Aussage ändert.“

Die Frage, wie sich der Unfall ereignet hat, kann vor Gericht Relevanz haben in der Frage, wer wem gegenüber nun zur Zahlung verpflichtet ist. Sollte sich beweisen lassen, dass der Hengst sich durch fahrlässiges Verhalten verletzt hat, könnten sich daraus Schadensersatzansprüche ergeben.

Kristin Andresen betont indes: „Bartels haben ihn gekauft und ich warte auf das Geld“, so die Milliardärin aus Norwegen, die schon mehr als einmal in Sachen Pferde rechtliche Schritte eingeleitet hat. Beispielsweise hatte sie den Rechtsstreit um den Hannoveraner Prämienhengst Dario gewonnen.

Und was geschieht mit Donkey Boy?

Dass der Dancing Hit-Sohn in den Sport zurückkehrt, sei unwahrscheinlich, sagt Kristin Andresen: „Die Verletzung ist schlimm. Ich glaube nicht, dass er wieder Turniere gehen kann. Ich hoffe nur, dass er noch decken kann.“ Der Hengst sei noch bei Helgstrand, sehe gut aus und sei lahmfrei im Schritt. Aber mehr könne er nicht machen. „Die Prognose als Spitzendressurpferd ist nicht gut.“

Helgstrand selbst hat ein Video des Hengstes veröffentlicht, auf dem er von seiner früheren Reiterin, Anne-Mette Strandby Hansen, Schritt geführt wird, und in dem erzählt wird, dass es dem Hengst gut gehe. Helgstrand sagt auf der Homepage des Stalls, „niemand außer ihnen“ kümmere sich derzeit um Donkey Boy und komme für die Kosten seiner Unterbringung und Behandlung auf, während der Rechtsstreit zwischen Kristin G. Andresen und „dem niederländischen Käufer“ laufe.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.