Osnabrück: Gerichtsverhandlung um 900.000 Euro-Pferd vom Hof Kasselmann geht weiter

Von
Featurebild Justiz und Pferd, Gericht, Recht, Urteil

Symbolbild (© www.st-georg.de)

Die Schweizer Käuferin eines 900.000 Euro-Pferde von der Hof Kasselmann GmbH ist überzeugt, man habe ihr ein lahmes Pferd vermittelt und will den Handel rückgängig machen. Ob sie Erfolg haben wird, ist noch offen. Gestern wurde der Fall vor dem Landgericht Osnabrück verhandelt.

Der Verkauf hatte bereits 2013 stattgefunden. Damals kaufte die Schweizer Dressurreiterin den Grand Prix-erfolgreichen Hannoveraner Wallach Londontown S für netto 750.000 Euro auf dem Hof Kasselmann. Zuzüglich Steuern wurden 892.500 Euro fällig. Die neue Besitzerin ließ Londontown zwar auf ihren Namen beim Weltreiterverband FEI eintragen, war aber nie mit ihm am Start. Der Grund: Der Wallach lahmte. Die Käuferin ist überzeugt, dass dies schon bei der Übernahme der Fall war.

Tatsächlich habe der Tierarzt bei der Ankaufsuntersuchung sie darauf aufmerksam gemacht, dass ihr Wunschpferd eine Verkalkung am Nackenband aufweise. Es sei auch ein Stück abgebrochen. Auf den Einwurf der Kundin, dass der Wallach am rechten Vorderbein, dem, auf dem es nun lahmt, eine Schwellung habe, soll der Tierarzt gesagt haben, es handele sich dabei um eine harmlose Galle. (Hier finden Sie weitere Details zur Sachlage)

Gutachten

Ob der Wallach bei der Übergabe eine Vorerkrankung hatte, die zu der jetzigen Situation geführt hat, sollte ein Gutachten klären, das von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover erstellt wurde. Dieses wurde gestern vor dem Landgericht Osnabrück diskutiert. Laut der Neuen Osnabrücker Zeitung wurde die Sachverständige von der TiHo fünf Stunden lang zu dem von ihr erstellten Gutachten befragt. Sie hatte die Röntgenaufnahmen vorliegen, die bei der Ankaufsuntersuchung 2013 angefertigt worden waren. Ihrer Einschätzung nach seien die Aufnahmen in der Röntgenklasse 3 einzuordnen gewesen. Wörtlich zitiert die NOZ sie: „Das heißt, der Zustand ist schlechter als normal, aber noch zu akzeptieren.“ Sie würde nicht sagen, „dass das Pferd mit Röntgenklasse 3 weniger wert“ sei. Zudem habe das Pferd zum Zeitpunkt der Übergabe nicht gelahmt.

Die Sachverständige merkte zudem an, dass sie nur die Röntgenbilder hatte. Zur Beurteilung der Weichteilstrukturen hätte sie aber Ultraschallaufnahmen benötigt.

Ulrich Kasselmann hatte gegenüber der NOZ gesagt, er habe der Käuferin auf den Schaden am Nackenband eine sechsmonatige Garantie eingeräumt. Und er hätte ihr diese auch auf die Galle gegeben, hätte sie das gewollt.

Die Untersuchung des Pferdes selbst 2016 habe „geringgradige Lahmheitserscheinungen an manchen Tagen“ ergeben, führte die Gutachterin weiter aus. Sie könne weder ausschließen noch bestätigen, dass die Lahmheit vorne rechts auf eine ältere Verletzung zurückzuführen sei oder erst im Nachhinein entstanden ist.

Zeugen

Als Zeugen waren zu dem Prozess der Tierarzt geladen, der das Pferd bis zur Ankaufsuntersuchung betreut hat sowie eine Pflegerin. Der Tierarzt habe sich an keine „besonderen Probleme“ erinnern können. Die Pflegerin hingegen erklärte, der untersuchende Tierarzt habe gesagt, es müsse ein MRT gemacht werden. Dies sei aber von Seiten des Besitzers (also damals noch dem Hof Kasselmann) nicht gewollt gewesen. Das habe der Tierarzt bestritten. Er würde wenn selbst entscheiden, ob ein MRT gemacht werden müsse. „Es gab keine klärungsbedürftigen Befunde, die ein MRT veranlasst hätten.“ Und Kasselmann hat laut NOZ zu der Angelegenheit nach der Verhandlung gesagt: „Wenn es einen solchen Ratschlag gegeben hätte, wieso hätten wir ihn ablehnen sollen?“

Der nächste Verhandlungstermin wurde in sieben Wochen anberaumt.nike sb dunk sizing and fit guide | is factory outlet store legit reddit

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.