Sechstes gerissenes Pony im Wolfsgebiet Schermbeck

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Symbolfoto Weide

Symbolfoto Weide (© www.toffi-images.de)

In der Nacht von Montag, 13. Dezember, auf Dienstag, 14. Dezember, wurde in Kirchhellen, keine 14 Kilometer von Schermbeck entfernt, ein weiteres Shetlandpony gerissen. Es ist das sechste in Folge in diesem Gebiet.

Bei den anderen toten Ponys konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass es sich um Wolfsrisse handelte. Für den aktuellen Fall steht die DNA-Probe noch aus.

Wie schermbeck-online.de berichtet, handelt es sich bei dem gerissenen Pony um ein 30-jähriges Shetty namens Lilly. Es habe zusammen mit einem weiteren Shetlandpony und drei Großpferden auf einer Weide mit Offenstall in Kirchhellen gestanden. Die Weide befindet sich laut der örtlichen Tageszeitung in unmittelbarer Nähe des Wohnhauses. Den Spuren, die gefunden wurden zufolge, sind die Angreifer über die Felder gekommen. Spuren und Riss werden nun vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) ausgewertet.

Die Bilder, die schermbeck-online.de von dem toten Pony zeigt, lassen nicht viel Interpretationsspielraum. Das Hinterteil des Ponys fehlt. Das weitere Pony sowie die drei Pferde, die zusammen mit Lilly auf der Weide waren, blieben unverletzt.

Stefan Steinkühler vom Gahlener Bürgerforum wird mit den Worten zitiert: „Wir haben jetzt wieder eine neue Eskalationsstufe erreicht, weil die Ponys wie empfohlen, von Großpferden geschützt waren. Es ist trotzdem zum Übergriff gekommen.“ Er kritisiert die Landespolitik in NRW.

Wölfin Gloria

Das Problem in dem Landstrich am Niederrhein ist schon länger bekannt. Ein Schäfer aus Hünxe, der sagte, er habe 26 Schafe durch Wolfsattacken verloren, hatte gerichtlich gefordert, „Problemwölfin“ Gloria zu schießen. Das Verwaltungsgericht in Düsseldorf hatte das jedoch abgelehnt. Man sei „nicht überzeugt, dass künftig ernsthafte Schäden von der Wölfin zu befürchten seien“, zitierte der WDR. Der Schäfer hatte angegeben, sich an alle Schutzempfehlungen gehalten zu haben.

Das erste Pony wurde in dieser Region am 25. Oktober 2020 gerissen. Einen weiteren Riss eines Ponys gab es am 4. Januar 2021. Gehäuft haben sich die Vorfälle seit diesem Herbst. Am 11. Oktober fiel das nächste Pony den Wölfen zum Opfer, dann wieder am 20., 21. und 22. Oktober sowie am 3. November und 14. Dezember. In Summe sind es also bereits acht tote Ponys, sechs hintereinander in dieser Herbst-/Wintersaison.


Das Thema Wolf hat uns ausführlich in St.GEORG 12/2021 beschäftigt. Man kann das Heft hier nachbestellen.men’s jordan release dates | nike factory outlet online shopping

Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

  1. Claudia

    es ist zum …
    Vielleicht ändert sich etwas, wenn die ersten Hündchen gerissen werden..
    Ein 30jähriges Pony so zu verlieren, nein, wie schrecklich.

  2. Senta

    Ich habe selbst fast drei Jahrzehnte Ponys besessen; knapp 10 Jahre davon in einem der ersten Wolfsgebiete in Niedersachsen.

    Wenn in der unmittelbaren Umgebung bereits fünf Shettys gerissen worden sind – warum stellt man sie dann trotzdem noch ungeschützt auf die Weide?

    Jeder von uns weiß, wie teuer Pferdehaltung ist und welchen kleinen finanziellen Beitrag und Arbeitseinsatz es kosten würde, die ohnehin vorhandenen Weiden mit bodennahmen Litzen nachzurüsten. Die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer e. V. in Deutschland bietet auf ihrer Seite vfdnet.de jede Menge Wissen und Tipps über eine vergleichsweise einfache und kostengünstige Nachrüstung. Kein Pferdehalter kann behaupten, man wisse ja nicht, was zu tun wäre!

    Das Aufwendigste wären ohnehin die Zaunpfähle – und die brauchen wir schon allein für die Hütesicherheit. Wenn die maroden Teile fast von selbst umkippen und nur noch durch den Draht gehalten werden, können wir das dem Wolf nicht anlasten.

    Stattdessen lesen im aktuellen Fall wir über den Zaun: „Dieser war mit Halbhölzern, elektrischem Weidezaun und teilweise auch mit Wildgatter – wie zur Pferdehaltung weitgehend üblich – eingezäunt.“ (Schermbeck online, 14.12.2014: Wölfe reißen das sechste Pony in diesem Jahr – diesmal in Kirchhellen)

    Wildgatter „in der Pferdehaltung üblich“? WHAT?

    Das Elend reiht sich an die übrigen Risse: Mini-Ponys, alle betagt, teils allein auf der Weide, oder noch schlimmer: Allein mit dem bereits gerissenen toten Kumpel, hinter Maschendraht und Knotengeflechtzäunen (11.10.21, 20.10.21, 21.10.21, 02.11.21).

    Diese werden auch ganz ohne Wolf aufgrund ihrer Verletzungsgefahr vom BMEL als tierschutzwidrig eingestuft ( BMEL, 09.06.2009: Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten) und auch im St. Georg deutlich kritisiert: „Immer wieder sieht man auch abenteuerliche Zaunkonstruktionen. Stacheldraht ist auf Pferdeweiden aufgrund der hohen Verletzungsgefahr verboten. „In Drahtgeflechten oder Wildschutzzäunen können Pferde zudem mit den Hufen hängen bleiben“, erklärt Förster.“ (St. Georg, 10.04.2018: Der perfekte Pferdezaun: hoch, stabil und gut sichtbar).

    Wir Pferdehalter geben so viel Geld aus – Stallmiete, Weidepacht, Hufschmied, Tierarzt, Impfungen, Wurmkuren, Sattel, Zaumzeug, Hose, Stiefel, Kappe, Stallzubehör, Schnickschnack, Versicherung, Tierseuchenkasse, Spezialfutter, Pferdedecken und und und…

    Und dann haben wir kein Geld für ein paar Litze und ein paar Isolatoren und keine Zeit, uns mal ein bisschen im Netz schlau zu machen, ein paar Euro in die Hand zu nehmen und unseren Hottehüs einen Nachmittag Arbeitseinsatz zu gönnen, damit wir solche Bilder wie im Raum Schermbeck nicht mehr zu sehen bekommen?

    Tut mir leid, aber wem auch nur irgendetwas an seinem Pferd liegt, wird beizeiten doch auch mal selbst aktiv und sichert seine Tiere. Die als vermeintliche simple Lösung heraufbeschworene Jagd auf Wölfe wird solche Bilder, auf denen kleine schlechtgeschützte Shettys hinter ihren zusammengeflickten Maschen-, Stacheldraht- und Knotengeflechtzäunen von Wölfen zerlegt wurden, jedenfalls nicht verhindern. Das ist in Schweden und Frankreich ja nun schon seit Jahren mehr als deutlich.

  3. Nelly

    Es gibt nun mal keinen 100%igen Schutz, man kann die Zäune aber nahezu wolfssicher machen. Wölfe sind viel empfindlicher gegen Strom als Huftiere, sie werden also entweder eine Lücke suchen oder den Zaun untergraben, eher seltener springen sie drüber. Natürlich ist es aufwendig und teuer, aber jeder Pferdebesitzer muss entscheiden: Ist es mir das wert oder gehe ich das Risiko ein. Wer sich nicht informiert oder beraten lässt, was man machen kann, der kann sich hinter nicht beschweren.

  4. Karoll

    Der Wolf ist Bestandteil der Natur ……….. dies hört man von vielen, die in der Stadt wohnen, insb. von Biologen, selbst / ernannten /Naturschützern, usw. . Sehr viele Akademiker haben diese Meinung. Es ist schön und ehrenwert, dass sie sich mit dieser Thematik auseinandersetzen.
    Nur:
    Ich muss Claudia Recht geben. Sobald die ersten Hündchen von dem Rudel oder auch einem Alleingänger gerissen werden, wird sich die Meinung ändern. Insbes. diejenigen aus den dicht besiedelten Räumen werden sich bemerkbar machen.
    Wer fragt schon – außer den Betroffenen oder deren Szene- nach einem Schaden für einen Schäfer, Pferdezüchter oder Landwirt – außer die einschlägigen Gazetten……
    Fakt ist: In der BRD gibt es mehr Wölfe als im Finnland und im Baltikum zusammen. Es mag damit zusammenhängen, dass sie dort bejagt werden – nicht ausgerottet.
    Und wenn man immer wieder neue „sichere Einzäunungen“ propagiert (bodennahe Litzen, doppelte ,mind. 1,30m hohe stromführende Zäune) so spricht dies dafür , dass diese Ratgeber den Wolf für blöd halten. Ein solch kluges Tier ……..

    Der Wolf überspringt mit Leichtigkeit 1, 30 m hohe , stromgeführte Zäune. Er hat auch festgestellt, dass der sichere , stromführende 1,30m hohe Zaun ihm gar nichts anhaben kann, so lange er mit der Erde nicht in Kontakt ist. Daher hilft auch der doppelte Zaun nicht. Egal wie Pferdegerecht oder mit viel Aufwand errichtet.
    Die Alten haben es den Jungen schon gezeigt und alle Ratgeber ad absurdum geführt.
    Ach ja, es gibt ja noch – wie kürzlich propagiert wurde, Bewegungssensoren an den Zäunen, die würden erkennen, ob sich ein / Wolf /Rudel dem Zaun nähert und digital dem Landwirt melden, dass sich Wölfe seinen Schafen/Pferden/Rindern nähern.
    Tolle Sache …. Internet ist ja in D überall vorhanden.
    Der Aufwand für den Wolf bezifferte sich – ich glaube 2018 in D auf rd. 17 Mio. €p.a.
    Der Wolf kann in D bleiben, aber sich nicht ungehindert vermehren- denn es gibt Hochrechnungen die vom PSV Hessen zur Verfg . gestellt werden können, da reibt man sich als (nicht) Betroffener
    die Augen.

  5. Senta

    Karoll schreibt: „Der Wolf kann in D bleiben, aber sich nicht ungehindert vermehren“

    Und was soll das den Shettyhaltern bringen? Wenn Sie von 10 Wölfen in einem Territorium (250km² – 350km² groß!) 20% schießen, greifen die verbliebenen 8 immer noch auf ungeschützte Schafe, Mini-Ponys und Kälbchen zurück. Wem also wäre damit geholfen? Den Tierhaltern nicht, aber der Jagdlobby. Wie sehr hat die sich eigentlich um uns Pferdehalter bemüht, BEVOR der Wolf zurück war?

    Ich habe da mehr unangenehme Erinnerungen bezüglich Reitverbote, Konflikte auf Feld- und Waldwegen etc.

    Karoll schreibt:

    „Der Aufwand für den Wolf bezifferte sich – ich glaube 2018 in D auf rd. 17 Mio. €p.a.“

    Nein, das ist der Aufwand für die Schäden durch Wildschweine, deren Fressfeinde die Wölfe sind.

    Die Kosten für den Wolf betrugen 2018 bundesweit 2.380.109 € für präventive Herdenschutzmaßnahmen, also wolfsabweisende Zäune für die Tierhalter plus 231.790 € für den Ausgleich von wolfsverursachten Schäden. (Quelle: DBBW, Bericht zu Prävention und Nutztierschäden 2018, Seite 8). Da haben Sie dem Wolf aus Unwissenheit glatt mal knapp 15 Mio. € zuviel aufgebrummt. Es ist nicht zielführend für Pferdehalter, wenn Sie solche Unwahreiten verbreiten.

    Nicht die Zahl der Wölfe ist ausschlaggebend, sondern wie gut die vulnerablen Weidetiere geschützt sind. Und da kann man mit Erste-Hilfe-Maßnahmen sehr schnell aktiv werden:

    „Die einfachste, schnellste und sicherste Variante ist das Anbringen von ein oder zwei von außen an den Pfählen mit Isolatoren gehalterten, zwei Millimeter starken Glattdrahtlitzen. Die Isolatoren sollten zum Pfahl einen Abstand von 15 Zentimetern haben, die unterste Glattdrahtlitze einen Abstand zum Boden von höchstens 20 Zentimetern. […] Der von außen angebrachte Schutz hat die Vorteile, dass die Verletzungsgefahr für Pferde vermieden wird, dass der Zaun einfacher vom Bewuchs freigehalten werden kann und der Wolf auf Abstand zum eigentlichen Zaun gehalten wird.“ (Quelle: VFD, 26.04.2018: Hüten und schützen – Wolfabwehrende Zäune für Pferde)

    Das ist wahrlich kein Hexenwerk.

    Wenn Interessengruppen den angeblich nicht machbaren finanziellen Aufwand beklagen, dann werden plötzlich Mondpreise für Zäune herbeigerechnet. So bezifferte ein Vertreter der FN kürzlich den Meterpreis für einen vierlitzigen Zaun auf 200 € (MK Kreiszeitung, 12.11.2021: Wolfsichtungen in Niedersachsen – Wie sich Reiter vor Wolfsangriffen schützen können)

    Jeder Pferdehalter, der schon mal Zäune gesetzt hat, kratzt sich da doch verwundert am Kopf.

    Selbst wenn ich jeden Meter einen neuen Eichenspaltpfahl setzen würde (was niemand macht), gingen für den Meterpreis 2 Pfähle in meine Berechnung ein, à 10 €, also € 20.

    200m Breitbandlitze kosten im Pferdesporthandel oder im Landmarkt zwischen rund 30 und 50 Euro, 25 Isolatoren rund 4 Euro.
    Also ergibt der Meterpreis 2 Pfähle (€ 20,00), 4 Meter Band (€ 0,80) und 8 Isolatoren (€ 1,28) –
    € 22,08 und nicht € 200. Und die Zaunpfähle brauche ich auch ohne Wolf; schließlich liefen unsere Pferde ja auch vor der Rückkehr der Wölfe nicht frei durch die weite Prärie.

    Der Vorteil ist: Mit dem Stromschlag auf die Nase oder die Pfote durch einen effektiven E-Zaun wehren Sie mit einer Maßnahme immer wieder Wölfe ab, und zwar auch JEDEN vorbeiziehenden Wolf; dazu auch noch unerwünschte freilaufende Hunde und Wildschweine, die die Koppel mit ihrem Gewühle in eine für Pferdebeine gefährliche Kraterlandschaft verwandeln.

    Bei der Wolfsjagd töten Sie einfach nur beliebige Wölfe, die sich vielleicht niemals für Weidetiere interessieren würden, während die „Schadstifter“ weiter rumlaufen und Weidetiere reißen. Und eine „Schutzjagd“ ist immer nur eine nachträgliche Jagd wie eine Art archischer Racheakt, der sein Ziel ebenso verfehlt: In Niedersachsen wurden statt der von Umweltminister Olaf Lies genehmigten vier angeblich schadstiftenden Rüden vier weibliche Wolfswelpen erlegt, die nie an einem Riss beteiligt waren.

    Welchem Ponyhalter soll mit solchem blinden Aktionismus geholfen sein?

  6. Doris

    Hallo Senta,
    Sie behaupten viel, wissen aber offenbar nicht ganz so viel. Auf Ihre Vorschläge, wie sich Wölfe „abhalten“ lassen, gehe ich deshalb nicht ein. Unabhängig davon, gibt es mittlerweile identifizierte Wölfe/innen, die wiederholt Ponys/Haustiere gerissen haben. Vornehmlich müssen dann diese bejagt werden, denn die Jungtiere lernen von den Alten. Wölfe sind nicht so dumm , wie Sie glauben und manche Menschen auch nicht. Möchten Sie behaupten, dass eine Bejagung grundsätzlich nicht erforderlich ist? Gibt es für Sie keine quantitative Obergrenze? Wie wollen Sie ein Raubtier ohne natürliche Feinde, das stets einen gedeckten Tisch vorfindet, im Bestand kontrollieren? Das Thema ist emotionsbeladen, schließlich geht es um Lebewesen. Trotzdem muss man sich sachliche mit einer – in meinen Augen zwingend erforderlichen – Regulierung des Bestandes auseinandersetzen (dürfen). P.S. Und auch die Wildtiere sollten wir nicht gänzlich aus den Augen verlieren. Auch diese stehen aufgrund der Eingriffe in die Natur und den stetig wachsenden Wolfsbeständen unter hohem Druck!

    • Amena Rauf-Vater

      Unabhängig von der Wolfsthematik stehen die Wildtiere durch die sich unreguliert vermehrenden sinnlos herumballernden Hobbyjäger – mittlerweile über 500.000!!- unter Druck. Die auf unter 50.000 zu bekommen wäre mal wichtig. s. oben- vier weibliche Welpen statt vier Rüden abgeknallt! Auch wir haben im übrigen schon im letzten Jahr sofort Wolfszäune errichtet- wieweit sie helfen, wird man sehen. Fakt ist, dass die Schäden, die wir an den Pferden durch (pferdehaltende!) Hobbytöter hatten, über Jahre erheblich höher waren. Es sind auf allen Seiten zu viele Amateure unterwegs.

  7. Senta Tangerstedt

    Liebe Doris,

    was bitte sollen andere Wölfe denn von einem erschossenen Wolf lernen? Denken Sie da an sowas wie Kommunikation aus dem Jenseits? Die wenigsten Menschen werden Ihnen da folgen können.

    Die mittlerweile 70 illegalen und 8 „Management“-Tötungen von Wölfen haben anderen Wölfen jedenfalls nicht beibringen können, nicht weiterhin die Gelegenheit ungeschützter Weidetiere zu ergreifen – ebenso wenig wie die 512 verkehrsverunfallten Wölfe ihren Artgenossen das Meiden von Straßen und Autobahnen haben beibringen können.

    Es ist wissenschaftlicher Konsenz und schon lange Schulwissen (Lotka-Volterra-Regeln, 9. Klasse), dass sich Beutegreifer über ihre Nahrung und Territorien regulieren.

    Haben Sie eine Pferdekoppel in einem Wolfsrevier, das ja für gewöhnlich 250 km²-350 km² umfasst, haben Sie es ggf. mit EINER Wolfsfamilie zu tun. Da die einjährigen bis zweijährigen Jungwölfe abwandern und sich eigene Territorien suchen, haben Sie es selbst nach zehn Jahren erfolgreicher Reproduktion „Ihres“ Rudels immer noch mit nur einem Rudel zu tun – welches Sie hervorragend auf die Beschränkung von Wildtieren als Beute konditionieren können, wenn die vulnerablen Weidetiere möglichst flächendeckend wolfsabweisend eingezäunt sind.

    Eben weil sich die großen Beutegreifer über Nahrung und Territorien selbst regulieren, wird immer wieder das Märchen vom „exponentiellen Wachstum“ angeführt. Wildtierbestände in Kulturlandschaften müssten angeblich halt immer von Menschen „reguliert“ werden.

    Jeder kann dazu mal einen Blick in seinen Garten oder Park werfen – mehr Kulturlandschaft ist nirgends sonst – wieviele Amseln, Meisen, Rotkehlchen, Schwalben, Eichhörnchen, Igel, Frösche, Kröten, Wildbienen, Libellen, Schmetterlinge etc. müssen denn Ihrer Meinung nach dort „reguliert“ werden? Richtig, keine. Und – haben Sie deshalb ausufernde Singvogel-Plagen, Igel- oder Eichhörnchen-Plagen etc.?

    Sind die Territorien besetzt und das Nahrungsauskommen ausgeschöpft, stagniert auch der Zuwachs.

    Bei den Wölfen in Deutschland ist dieser Effekt bereits zu sehen:

    „Im Monitoringjahr 2020/21 wurden in Deutschland 157 Wolfsrudel, 27 Paare und 19 territoriale Einzeltiere bestätigt. Das bedeutet einen Anstieg der Territorien um knapp zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. […]
    Wie im Vorjahr hat sich das Wachstum jedoch deutlich abgeflacht, vor einigen Jahren betrug es noch um die 30 Prozent jährlich. […] Wölfe sind territorial, sie dulden keine fremden Wölfe in ihrem Gebiet. Der Nachwuchs wandert mit Eintritt der Geschlechtsreife ab, um ein eigenes Territorium zu gründen. Es wird daher nie enorm viele Wölfe auf kleiner Fläche geben, sondern in Zukunft sicherlich noch mehr Gebiete mit wenigen Wölfen.“

    (Quelle: MeinAnzeiger, Redaktion Jena, 03.12.2021: Neue Wolfszahlen: Weniger Wachstum, trauriger Rekord an illegalen Tötungen)

    Wenn Ihnen persönlich die Wildtiere leid tun – warum unterstützen Sie dann die Forderungen ausgerechnet der Jägerschaft? Die schießen in Deutschland immerhin fünf Millionen Wildtiere jährlich; und zwar viele davon, ohne sie überhaupt zu nutzen wie Füchse, Dachse, Marder etc.

    Ich verfolge die Jagdstrecken in „unseren“ zahlreichen Wolfsrevieren in Niedersachsen sehr genau – und die haben sich seit der Rückkehr der Wölfe NICHT verringert. Abgesehen vom in Sardinien/Korsika beheimatetem Muffelwild, dass von Jägern als Jagdwild künstlich angesiedelt wurde und aufgrund seiner einst felsigen Herkunftsregion im platten norddeutschen Flachland evolutionstechnisch keine Strategien gegen die hier heimischen Beutegreifer entwickeln konnte.

    Das Jägerlatein vom „leergefressenen“ Wald lässt sich anhand der Jagdstrecken schnell entlarven: Wild, dass angeblich alles vom Wolf weggefressen wurde, kann man wohl kaum noch schießen…

    Und da Sie die Jagd ja so propagieren – Was ist denn mit den zahlreichen Hunden und Katzen, die von Jägern geschossen werden? In diesem Monat wurden in NRW wieder geich zwei Hunde erschossen (Gelsenkirchen und Erkrath). Was meinen Sie, geschieht, wenn zum Halali auf die Wölfe geblasen wird, wenn selbst Quarter Horses mit Wildschweinen verwechselt werden. Ein paar Beispiele?

    – 22.11.2021: Hameln/Pyrmont: Halsdurchschuss – Jäger verwechselt Pony mit Schwein
    – 18.10.2021: Wertheim: Jäger erschießt aus Versehen zwei Pferde
    – 10.08.2021: Hochtaunus: Jäger erschießt aus Versehen Quarter-Horse auf Koppel
    – 08.09.2021: Chapella: Jäger will Reh treffen und schiesst auf Pferd
    – 10.12.2020: Ebersbach/Musbach: Jäger verwechselt Islandpferd mit Wildschwein
    – 17.06.2020: Hanroth: Jäger erschießt versehentlich Haflinger
    – 02.01.2020: Bad Kreuznach: Jäger erschießt Esel
    – 02.09.2019: Blankenheim: Jäger erschießt Islandfohlen
    – 17.08.2019: Weiskirchen: Jäger erschießt Islandpferd
    – 15.10.2019: Lützkampen: Jäger schießt auf Pferd statt Wildschwein
    – 13.06.2019: Klagenfurth: Pferd durch Kugel getötet
    – 19.11.2018: Boizenburg: Pferd stirbt an Schussverletzung
    – 20.06.2018: Raum Siegen: Islandhengst starb an Kugeln aus Jagdgewehr
    – 30.04.2018: Niedersachsen: Pony bei Drückjagd Auge ausgeschossen
    – 02.10.2017: Walsrode: Jäger erschießt Pferd statt Wildschwein
    – 19.12.2016: Landkreis Oder-Spree: Pferd bei Großjagd getötet

    Jäger versprechen, unsere Pferde und Ponys vor Wölfen schützen zu wollen und töten selbst regelmäßig mehr „aus Versehen“, weil die im Eifer des Gefechts angeblich nicht von Wildschweinen zu unterscheiden waren.

    Es braucht nicht viel Phantasie, was noch alles passieren wird, wenn die bestehende hitzige Debatte und der Hass auf den Wolf in den Wald und die Natur mit echter Jagdmunition überführt wird.

    Gegen den Wolf hilft unseren Pferden ein wolfsabweisender Zaun – all den unkontrollierten Jagdkugeln sind unsere Pferde und Hunde hilflos ausgeliefert.

  8. Tremschnig

    Guten Abend,
    nachdem ich mehrfach mir die Zäune im Wildpark angesehen habe, und dabei insbesondere die des Wolfsgeheges, entlockt mir der Hinweis auf einen wolfabweisenden Zaun nicht mal ein zynisches Lächeln.

    Es glaubt doch wohl keiner im Ernst, dass das bisschen Elektrozaun auf die Dauer einen Wolf aus der Weide abhält! Wenn ich Wolf wäre, würde ich auch lieber, in einem eingezäunten Grundstück räubern, als in „freier“ Natur ein Reh, Hirsch oder Wildschwein! Weidehaltung ist sozusagen Fast Food!

    P.s. wasserabweisend ist übrigens nicht wasserdicht……zu dem Begriff „wolfsabweisend“ ist daher nichts zuzufügen!

  9. Senta

    Werter Tremschnig,

    Vergleiche zu Gehegewölfen und Outdoor-Bekleidung („wasserabweisend ist übrigens nicht wasserdicht“) können ja wohl kaum Ihr Ernst sein.

    Wo erwarten Sie eigentlich noch 100%igen Schutz? Fahren Sie kein Auto, wo es doch regelmäßig Verkehrstote und -verletzte gibt? Können Sie 100%igen Schutz von Reitern auf dem Pferd garantieren? Fordern Sie 100%igen Schutz von Pferdehaltern, dass das Pferd niemals schlägt, beißt, ein anderes Pferd auf der Koppel verletzt, durchgeht oder ausbüxt und Flurschäden anrichtet? Wie steht um den 100%igen Schutz vor Feuer im Stall, Pferderippern und wohlmeinenden Fütterern, die Ihrem Pferd Küchenabfälle oder Gartengrasschnitt über den Zaun werfen?

    Wenn man Gehegewölfe in Zoos und Tierparks hält, reden wir über eine Haltung meist auf wenigen Tausenden Quadratmetern mit wenigen Möglichkeiten zum Verstecken und mit noch weniger zum Wandern. Wie Sie ja nun gelernt haben, belegt ein freilebendes Wolfsrudel ein Territorium von 250 km²-350 km². So groß ist kein Wolfsgehege. Zudem sind Wölfe Weitstreckenwanderer, die täglich bis zu 75 km zurücklegen. Es liegt auf der Hand, dass es größerer Anstrengungen bedarf, solche aktiven Tiere in Gefangenschaft drinnen zu halten als wildlebende Wölfe von kleinen, begrenzten Flächen fernzuhalten, auf denen Weidetiere grasen, zumal die natürliche Beute in Form von Schalenwild außerhalb so reichlich vorhanden ist, dass der Aufwuchs zur Verjüngung der Wälder leidet.

    Weidehaltung ist dann Fast-Food, wenn Weidetiere den Wölfen ohne Herdenschutz förmlich auf dem Silbertablett serviert werden. In Niedersachsen, Schleswig-Holstein und auch Brandenburg, wo bei Rissen der vorhandene Herdenschutz dokumentiert wird, betrafen Schäden Tierbestände, die zu 80% unzureichend geschützt waren.

    Lassen Sie die Fenster und Eingangstüren Ihres Hauses auch während Ihrer Abwesenheit offen, weil es ja sowieso keinen 100%igen Schutz vor Einbrechern gibt? Eben, Sie schließen auch ab, um einen Mindestschutz zu erzielen, damit Sie im Einbruchsfall wenigstens den Schaden von der Versicherung ersetzt bekommen. Und nach einem Schadensfall werden Sie sich vermutlich im Netz oder bei der Polizeilichen Kriminalprävention schlau machen, wie Sie die Sicherheit Ihres Hauses gegen Einbruch erhöhen können und diese Ratschläge dann so gut es geht umsetzen.

    Die „Bestandsregulierung“ per Jagdwaffe, die Weidetiere vermeintlich – schützen soll, bedeutet übertragen lediglich, dass zur Einbruchsbekämpfung ein paar beliebige Menschen von der Strasse weggegriffen und eingesperrt werden – egal, ob die nun was mit den Einbrüchen zu tun hatten oder nicht. Also auch die Seniorin am Rollator oder das Kind auf dem Spielplatz.
    Niemand käme auf die Idee, solche Maßnahmen als Lösung zur Senkung der Kriminalitätsraten zu propagieren.

    Aus dem Rechtsgutachten, dass das LANUV in Nordrhein-Westfalen zur Einschätzung einer möglichen Entnahme der Wölfin Gloria in Auftrag gegeben hat, ist ersichtlich, dass die Einzäunungen der betroffenen Ponys nicht wolfsabweisend waren. Im Gegenteil –

    11.10.21: einzeln gehaltenes Pony / Zaun: Knotengeflecht, Holzlatten (ohne Strom) und Stacheldraht (!), mit dem beschädigte Stellen geflickt waren

    20.10.21: Haltung von zwei Ponys / Zaun: Knotengflechtdraht (!) und Holzlatten ohne Strom, viele beschädigte Stellen

    21.10.21: dieselbe Weide / nachdem in der Nacht zuvor das Shetty getötet worden war, hat man das zweite Pony allein mit dem Kadaver des ersten einfach auf derselben Weide belassen

    22.10.21 Holzzaun mit Stromlitzen ohne Untergrabeschutz

    02.11.21: Maschendrahtzaun (!) ohne Strom, teils auf 70 cm runtergebogen oder von unten mehr als 25 cm hochgebogen

    14.12.21: halbhölzerner Zaun, elektrischer Zaun, „teilweise mit Wildgatter“ (!)

    Quelle: lanuv.nrw.de ; land.nrw.de; wolf.nrw.de ; Schermbeck online, 14.12.2014: Wölfe reißen das sechste Pony in diesem Jahr – diesmal in Kirchhellen

    Die mit (!) markierten Stellen sind Zäune, die auch ohne Wolfsvorkommen für gewöhnlich überhaupt nicht für die Pferdehaltung geeignet sind (vgl. St. Georg, 10.04.2018: Der perfekte Pferdezaun: hoch, stabil und gut sichtbar).

    Erlauben Sie mir abschließende Frage: Wenn Sie wolfsabweisenden Herdenschutz ablehnen oder nicht umsetzen wollen, weil der ja nicht immer und überall genau 100%igen Schutz garantieren kann – welche Maßnahme schlagen Sie dann vor, die die 100% Sicherheit stattdessen garantiert?

    Die Jagd wird Ihnen dabei nicht helfen, denn deren Bilanz ist in dieser Hinsicht noch schlechter, wie wissenschaftliche Studien belegen:

    „Ganz im Gegenteil: getötete Wölfe führen in fast einem Drittel der untersuchten Fälle zu mehr Nutztierschäden. […] Als wirksame Methode zum Schutz von Schafen hat sich der Herdenschutz erwiesen, er zeigte in 80 Prozent der Fälle Erfolg. […]
    Doch das Töten einzelner Wölfe bringt nur selten den gewünschten Effekt. […]
    Nur in 29 Prozent der untersuchten Fälle konnte ein minimaler und nur kurzfristiger Rückgang der Übergriffe auf Nutztiere durch eine Wolfstötung erzielt werden. Bei 71 Prozent wurden hingegen KEINE EFFEKTE oder sogar MEHR Nutztierschäden festgestellt.“

    (Quelle: vetmagazin, 19.09.2016: Wolfsabschüsse schützen keine Nutztiere)

    Oder um es mit einem Zitat des ehemaligen Vorsitzenden des Schafzuchtverbandes Berlin Brandenburg, Knut Kucznik, auszudrücken:

    „[…] wenn ein Rudel in der Nähe einer Schäferei gelernt hat, dass die Zäune Strom führen und in den Schafen Hunde sind, die ihre Schafe beschützen, dann führt das wohl dazu, dass die Wölfe diese Schafe nicht mehr angreifen.
    Und wenn jetzt ein irrer Jäger gerade die Leitfähe aus diesem Rudel abschießt, weil praktisch 51 Tiere zu viel sind und 50 dürfen nur sein, dann gerät das ganze Rudel durcheinander und die fangen wieder neu an auszutesten, ob meine Schafe dann doch vielleicht Wild wären, was sie fressen könnten.“

    (Quelle: Deutschlandfunk, 09.03.2018: Wir machen unverzichtbare Arbeit für die Gesellschaft)

  10. Frau P.

    Unabhängig zur Diskussion über den Umgang mit Wölfen, den ich nicht kompetent beurteilen kann, möchte ich bestätigen, dass mir schon lange viele desolate Weideeinzäunungen auffallen.

    Erschreckend oft bestehen diese aus Konstruktionen, die für die gehaltenen Tiere gefährlich sein können oder allenfalls eine ideelle Begrenzung darstellen. Maschendraht, Stacheldraht (auch herunterhängend), morsche Pfähle, schlecht sichtbare Drahtlitzen, Knotenzaun oder bunt geflickte Zäune sind absolut üblich – von größeren Ställen bis zu kleinen privaten Haltungen.

    Da sich der Umgang mit den Wölfen bisher nur in Diskussionen verheddert, wäre es doch hilfreich zumindest im ersten Schritt das zu tun, was ohnehin nötig wäre, nämlich sichere Zäune zu stellen.

    @St. Georg – Aufklärung, Kostenschätzungen und praktische Empfehlungen hierzu könnten sicherlich einem Teil der Halter helfen – nicht jeder weiß automatisch, was zu tun ist (Art und Höhe der Pfähle, Einbringen der Pfähle, Abstand der Pfähle, Anzahl und Abstand der Litzen, Abstandshalter, Möglichkeiten für Elektrolitzen – ganz wichtig auch Schwachstelle „Weideeingang“). Auch sichere Eingrenzungen für die Nacht bei 24-Stunden Weidehaltung könnten interessant sein.

    Mir stellt sich die Frage, warum es „entweder-oder“ sein muss… Es wäre schön, wenn Zäune ganz generell verbessert würden und die Diskussion um den Umgang mit Wölfen parallel geführt wird (was offenbar ohnehin der Fall sein wird).

  11. Alexandra

    Hallo zusammen,

    ich kann mir vorstellen, dass unter anderem die offiziellen bzw. kommunizierten Einstufungen der gefährdeten Tiere den ein oder anderen Pony-Besitzer zu sehr in Sicherheit gewogen haben:

    – erst waren nur Schafe, Ziegen etc. gefährdet (widerlegt)
    – Gefährdung nachts bzw. im Dunkeln (widerlegt)
    – kleine Ponies auf abgelegenen Weiden in Waldnähe (widerlegt)
    – kleine Ponies in Einzelhaltung oder zu zweit (widerlegt)
    – Wölfe untergraben, sie springen nicht und überwinden keinen Meter (widerlegt)

    Nach aktuellem Stand sind es glaube ich Kleinpferde/Ponies. Klar, wenn man aktiv sucht, findet man woanders auch Risse von Warmblütern. Warum auch nicht, ein ausgewachsener Elch ist im Zweifel schließlich immer noch größer und zählt in anderen Ländern auch zum Beutetier des Wolfs.

    Spaziergänger mit freilaufenden Hunden im Wald reagieren in der Regel sehr überrascht, wenn man sie auf den Aufenthalt im Wolfsgebiet aufmerksam macht: „Wie? Hier gibt es Wölfe?!“ Manchmal kommen auch ähnliche Antworten wie „Den Wolf gibt es in D nur im Zoo!“. Ich gehe daher davon aus, dass diese Information den ein oder anderen privaten Ponyhalter (ohne „organisierten Reitstall-Flurfunk“) vielleicht ebenfalls noch gar nicht erreicht hat.

    Vorgenanntes soll natürlich keine Entschuldigung für Zäune sein die nicht pferdegerecht sind. Aber zwischen pferdegerecht und (möglichst) wolfsabweisend gibt es einen Unterschied. Wenn anderswo zu lesen ist, dass man Pferde durch seinen Zaun generell eh auch vor freilaufenden Hunden schützen solle bzw. müsse (nein, zu jedem Hund gibt es einen verantwortlichen Halter und ich muss auch nicht sicherstellen, dass sich Kinder oder fremde Erwachsene keinen Zugang verschaffen können) und der Zaun als Wolfsschutz daher ja kein Problem sein könne, wundert man sich schon etwas darüber, wo die eigene Verantwortung bereits beginnt. Ein pferdegerechter Zaun muss nach meinem bisherigen Verständnis sicherstellen, dass sich ein Pferd, außerhalb von Situationen äußerer Einflussnahme die z. B. eine Panik verursachen, nicht verletzten und es nicht ausbrechen kann.

    Ich habe mittlerweile nur noch gut sichtbare Breitbandlitze, sie deckt einfach mehr ab (verfressenes Pferd) . Ich habe aus Sicherheitsgründen aber auch keine Litze unterhalb des Karpalgelenks gespannt. Das ist mir für Laufen/Grasen/Wälzen am Rand einfach zu tief, nachdem ich weiß wie ein Pferdebein nach dem Einfädeln und anschließendem Ziehen/Losrennen aussehen kann und dann ist es auch egal, ob der Draht vorher richtig gespannt, also sicher eingezäunt war oder nicht. Dies widerspricht aber dem empfohlenen Untergrabeschutz. Auf Grund direkt anschließender Paddocks/Weiden (anderer Halter) könnte diese Litze an drei Seiten auch nicht etwas weiter außen geführt werden, dann steht sie auf der anderen Zaunseite in Bodennähe vor. Für ein ausgelegtes und verankertes Netz gilt dies ebenfalls. Darüber hinaus kann bisher ungehindert Wildwechsel stattfinden.

    Sobald es für NRW eine Richtlinie gibt und darin steht, welcher Zaun einen möglichst artnah im Freien gehaltenen Pferdebestand bestmöglich (100 % gibt es nie) schützt, wird hoffentlich auch beantwortet, ob das die bisher geltenden Vorgaben für Landschafts- und Naturschutzgebiete außer Kraft setzt (bisher ist mir dazu keine eindeutige bzw. behördliche Aussage bekannt). Das kann dann aber langfristig sicherlich kein Zaun sein, der bei 1,20 m Höhe endet.

  12. Senta

    Werte Alexandra,

    Ich weiß nicht, wo Sie die Ihrer Meinung nach „offiziellen bzw. kommunizierten Einstufungen“ herhaben, die inzwischen „widerlegt“ seien, aber die „offiziellen Stellen“, worunter ich zum Beispiel die Expertise des Bundesamtes für Naturschutz verstehe, haben bereits in ihrem ersten Leitfaden zum Wolf 2007 (Skript 201) auf das „Konfliktpotenzial Rinderhaltung“ und „Konfliktpotenzial Pferdehaltung“ hingewiesen (Seite 46 und 47). Auch wurde wurde angemerkt, dass „selbst in einem so dünn besiedelten Gebiet wie der Oberlausitz ein fast tägliches
    Zusammentreffen von Mensch und Wolf nahezu unvermeidbar“ sei. „Wölfe werden gesehen, wenn sie Straßen oder Felder überqueren. Anfangs sind die Leute überrascht
    oder auch beunruhigt, wie nahe sich Wölfe an die Siedlungen „trauen“.“ (Seite 80).

    Es wurde dabei darauf hingewiesen, dass Pferde und Rinder im Vergleich zu Schafen, Ziegen und Gatterwild VERGLEICHSWEISE selten betroffen wären. Und genauso gestaltet sich auch die Realität knapp 20 Jahre später:

    Anteil geschädigter Tiere nach Tierart 2020:

    Schafe/Ziegen 89%
    Gehegewild 6%
    Rinder 4%
    Andere <1% (Equiden, Alpakas)

    (Quelle: DBBW, Bericht zu Prävention und Nutztierschäden 2020, Seite 6)

    Die Wölfe sind seit mehr als 2 Jahrzehnten zurück in Deutschland. Und obwohl man sie selbst in Wolfsgebieten persönlich höchst selten zu sehen bekommt, sind sie in Politik, in den Medien und Social Media weit über die reale Verhältnismäßigkeit gegenwärtig.

    Wenn nun ein Ponybesitzer mit einem Shetty in Schafgrösse in einem Wolfsgebiet trotz bereits in der näheren Umgebung erfolgter Risse sich weder Informationen einholt, die kostenlos im Netz abrufbar sind (z. B. beim Verband der Freizeitreiter und -fahrer e. V., VFD) noch irgendwelche Maßnahmen umsetzt – wie die leicht und kostengünstig machbare Nachrüstung bestehender Zäune – und sich einfach nur auf das Prinzip Hoffnung verlässt, dann sollte man darüber nachdenken, ob so eine Person für so eine zeit- und kostenintensive, verantwortungsvolle Aufgabe wie die Pferdehaltung überhaupt geeignet ist – ganz unabhängig vom Wolf.

    Seltsam ist auch, wenn Pferdehalter (und andere Weidetierhalter) plötzlich Sorge tragen, dass andere Wildtiere keinen ungehinderten Zugang zur Weide hätten. Dabei passen Kleinsäuger und Amphibien unter der untersten Litze durch, Vögel haben Flügel und Reh- und Rotwild flanken locker über die Zäune drüber. Also gilt die Sorge dem Schwarzwild? Nicht Ihr Ernst, oder? Wohlwissend, dass eine Rotte Wildschweine eine Pferdeweide für Monate unbrauchbar machen kann, wenn die Rüssel große Teile der zuvor ebenen Fläche in eine verletzungsträchtige Kraterlandschaft umgewandelt haben – und man die Fläche mühsam walzen, abschleppen und neu einsäen muss. Tut mir leid, DAS will kein Pferdehalter.

    Wenn Sie Sorge tragen, dass Ihr Pferd beim Wälzen an den untersten Litzen hängenbleibt, verlegen Sie den Untergrabeschutz in Form von zwei Litzen doch mit Abstandhalter-Isolatoren nach außen.
    Die von Ihnen beschriebenen Parzellen verschiedenster Pferdehalter ohne Wege drum herum sind mir in der Praxis noch nicht begegnet, denn dann müssten Sie ja, um Ihr Pferd von Ihrer Parzelle zu holen, die Flächen sämtlicher anderer Pferdehalter queren, wo deren Pferde freilaufen – mit allen damit verbundenen Schwierigkeiten des Gefolges durch fremde Pferde.

    Und selbst wenn der Platzmangel dann doch solch außergewöhnliche Lösungen erfordert, warum schließen Sie sich nicht mit den anderen Haltern zusammen, um die Einzelparzellen an den Außenseiten gemeinsam wolfsabweisend zu zäunen? Geteilte Arbeit, geteilte Kosten, Gemeinschaft gestärkt und ALLE können dann ein bisschen ruhiger schlafen = WIN WIN für alle.

    Man muss es manchmal auch einfach nur wollen. Meine Pferde waren es mir wert.

  13. Monika

    Fachwissen contra Populismus
    herzlichen Dank, Senta, für Ihre detaillierte und fachkundige Recherche sowie Ihre Bereitschaft Ihre klare Haltung, die dem Mainstream widerspricht, offen kund zu tun.
    Es ist wirklich sehr schade, dass diese Informationen nur in den Kommentaren zu lesen sind, nicht aber in eine Fachzeitschrift wie die St. Georg Eingang finden und so einer breiteren Öffentlichkeit bekannt würden.
    Schade ist, dass die FN offensichtlich zuwenig Gelder für die Aufklärung Ihrer Mitglieder und ggf. für Schutzmaßnahmen bereitstellt. Geld ist ja offensichtlich da, wenn man sieht, mit welch hohen Summen der Spitzensport unterstützt wird.
    Und generell schade ist, dass bei Problemen fast sofort der Ruf nach dem Staat laut wird, statt dem Grundsatz zu folgen, dass Eigentum zu Eigenverantwortung verpflichtet.


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