Update Wochenende: FEI-Hilfe bei Herpes-Situation in Valencia und Vejer

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FEI-Update-Herpes-Situation

FEI Update Herpes März 2021

Der Weltreiterverband (FEI) hat erstmals umfassend die Herpes-Situation in Valencia und Vejer dargestellt. Ein Themenschwerpunkt auf der Website des Dachverbandes nennt Experten, Daten und Todeszahlen. Und koordiniert eine geregelte Abreise von mehr als 1000 Pferden nachdem es zu fluchtartigen Abreisen gekommen war und LKW mit Pferden nun auf Autobahnraststätten feststecken sollen – ohne Futter und Ausreisepapiere.

Sich ein Bild von der Herpes-Situation in Valencia und auf der Sunshine-Tour in Vejer de la Frontera zu machen, ist nicht einfach. Es gibt fürchterliche Bilder auf den Sozialen Medien. Die Informationspolitik der Veranstalter zeigt, dass sie mit der Lage vor Ort überfordert sind. Zumindest in Valencia, wo die Nerven blank liegen. Dort sollen mittlerweile Menschen des Platzes verwiesen worden sein, die vor Ort geholfen haben, nachdem sie Kritik am Management der Krise geübt haben.

Flucht von den Turnierorten

Bei der Sunshine-Tour in Vejer de la Frontera hatten Ende vergangener Woche einige Springställe Hals über Kopf den Turnierplatz verlassen. Teilweise hätten sie noch nicht einmal ihre Sattelschränke und Schubkarren mehr verladen, heißt es. Das Problem: Die Meldestelle hatte nicht die benötigten Gesundheitsdokumente so schnell ausgeben können. Deswegen sollen nun mit Pferden beladene LKW auf Autobahnraststätten und Tankstellen festgehalten werden.

Dass die Zustände chaotisch sind, ist unbestritten. In Valencia keimt vorsichtige Hoffnung auf, dass die restlichen Pferde den Kampf gegen das Equine Herpes Virus überleben werden. Wissenschaftler vermuten, dass es sich um die sogenannte D-Variante von EHV-1 handelt, was die hohe Viruslast mit den fatalen Folgen für die Pferde erklären könnte. Die spanischen Gesundheitsbehörden hatten wenig bis gar nichts zur Aufklärung der Situation beigetragen und bislang auch keine Sequenzierung des Virusmaterials aus den Proben veröffentlicht. Das hätte Aufschluss geben können, woran mittlerweile mindestens neun, andere Quellen sagen zehn Pferde gestorben sind.

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FEI reagiert mit Dateninformations-Seite

Der Weltreiterverband (FEI), dessen Mitteilungen zur Situation anfangs schleppend kamen und der den gesamten Turniersport in zehn europäischen Ländern am 1. März gestoppt hatte, hat nun reagiert. Auf einer extra eingerichteten Website wird die Herpes-Situation jetzt in einem Dashboard dargestellt. Auch das Expertenteam wird erwähnt. Das Krisenmanagement liegt in den Händen der Veterinärmediziner Professor Ann Cullinane (IRL), laut FEI eine führende EHV Spezialistin, Dr. Richard Newton (GBR) und Dr. Gittan Gröndahl (SWE).

Aktuelle Todeszahlen

Gerüchte, wonach mittlerweile schon mehr als zehn Pferde an EHV-1 in Spanien verendet seien, steht offiziell die Zahl neun gegenüber (Stand 5. März 2021). Verstorben seien demnach

2 Pferde auf dem Turniergelände von Valencia
3 Pferde in einer Klinik in Valencia
2 in Barcelona und
2 nach der Rückkehr aus Spanien in Deutschland

Zusätzlich hat die FEI eine Chronik eingerichtet. Sie gibt den zeitlichen Ablauf der Herpes-Situation in Spanien an, so wie sie sich für die FEI darstellt. Demnach wurde am 26. Februar 2021  das erste tote Pferd gemeldet. Es sei in einer Klinik in Valencia den Folgen der Herpes-Erkrankung erlegen.

Zu diesem Zeitpunkt hätten sich in Valencia noch

150 Pferde auf dem Turniergelände befunden, von denen
72 Pferde klinische Anzeichen von EHV-1 zeigten.
47 verbleibende vermeintlich gesunde Pferde seien daraufhin getestet worden und bei
17 dieser Pferde fiel das Testergebnis positiv aus.

Wie viele Tierärzte waren wirklich zum Beginn der Krise in Valencia?

Daraufhin habe die FEI bei den regionalen spanischen Behörden um die Erlaubnis gebeten, fünf zusätzlichen Tierärzten die Erlaubnis zu erteilen, vor Ort Pferde behandeln zu können. Dies sei genehmigt worden. In ersten FEI-Statements hatte es noch geheißen, 21 Tierärzte seien in Valencia im Einsatz. Das hieße, dass schon vor dem 26. Februar 16 Veterinäre zur Rettung der Pferde parat standen. Von Menschen vor Ort war diese Zahl stets bestritten worden.

Am 27. Februar sei das FEI-Unterstützungsteam angereist. An diesem Tag starb auch ein Springpferd in Villamoura (Portugal). Im Nachhinein stellte sich fest, dass es an einem Kreislaufzusammenbruch eingegangen war. PCR-Tests konnte kein EHV-1 feststellen.

Am 3. März, mittlerweile seien weitere Materialien und auch ein französischer Experte in Valencia eingetroffen, hätten noch 83 Pferde klinische Symptome in Valencia gezeigt. Keines davon habe aber mehr in Schlingen aufgehängt werden müssen, um zu stehen. Dies war auch der Tag, an dem weitere Boxen ankamen, die aber zu klein für „größere Pferde“ waren, heißt es auf der FEI-Webseite. Auch der Umgang mit den positiv getesteten Pferden in Doha und der Todesfall in Ocala, Florida, finden Erwähnung.

Sunshine-Tour

Vorm Wochenende war bekannt geworden, dass zwei belgische Pferde im andalusischen Vejer de la Frontera Anzeichen einer Herpes-Infektion zeigten. Sie wurden in einem zwei Kilometer vom Turnierplatz der Sunshine-Tour entfernt gelegenen Stall isoliert. Parallel haben Experten aus mehreren europäischen Ländern, darunter auch Deutschland begonnen, Rückreisestrategien für die Pferde zu entwickeln. In Vejer sind mehr als 1000 Pferde vor Ort. An diesem Tag wurde die Sunshine-Tour abgesagt.

Das Problem: Die Fahrtstrecken der LKW sind lang. Die FEI hat eine Liste von Ställen veröffentlicht, die Pferde für einen Zwischenstopp aufnehmen können. Bislang sind zwei Adressen auf dieser Liste, ein Stall in Le Mans und einer in Lyon. Reiter können dort vorab Plätze buchen.

Die Herpes-Situation am Wochenende

Am vergangenen Samstag, 6. März, hat die FEI gemeinsam mit der Europäischen Tierärztevereinigung (FEEVA) den spanischen Gesundheitsbehörden in Valencia Vorschläge unterbreitet, wie die für die Abreise der Pferde benötigten Papiere aussehen könnten. Zusätzliche Pfleger sollen vor Ort unterstützen und LKW-Fahrer werden nun aktiv gesucht.

Die Stallbereiche in Valencia wurden nun strenger unterteilt. Zugang erhält nur, wer das richtige Armband vorzeigen kann. Außerdem steht ein mobiles Labor aus Frankreich nun vor Ort, in dem PCR-Test direkt durchgeführt werden können.

In Doha bleiben die vier positiv getesteten Pferde, zwei aus Deutschland, zwei aus Kolumbien, bis zum 15. März in Quarantäne. Sie fliegen nicht gemeinsam mit den anderen Pferden zurück. In Florida wurde mittlerweile der zweite EHV-Fall gemeldet. Wieder war ein Pferd auf dem Turniergelände von Ocala betroffen, aber aus einem anderen Stalltrakt.

In den USA läuft der Turniersport aber weiter. In Wellington, dass ca. 400 Kilometer südlich von Ocala liegt, wurden noch keinerlei Herpesfälle gemeldet.


UPDATE zur Rückreise. (8. März, 13 Uhr)
Weil sich bei uns schon mehrere Menschen gemeldet haben, die einen LKW-Führerschein besitzen und wissen wollten, wie sie helfen können, haben wir uns mit der FEI in Verbindung gesetzt. Man sei „überwältigt“ von der Hilfsbereitschaft der Menschen und überlege gerade, wie eine Koordination aussehen könnte, wurde uns mitgeteilt. Sobald wir mehr wissen, werden wir das hier und auch auf unseren Social Media Kanälen teilen.

Mittlerweile gibt es auch mehr Anlaufadressen für Rückreisende, die der Internationale Springreiter Club (IJRC) organisiert hat. Die Liste findet man hier.


 

 

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).