WM-Pferde in USA angekommen, aber niemand darf sie vor Tryon sehen

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Hale Bob reist als amtierender Europameister zu den Weltmeisterschaften nach Tryon. (© facebook.com/IngridKlimke.Sportlerin)

Der erste Teil der Pferde, die ab kommenden Dienstag an den Weltmeisterschaften in Tryon teilnehmen werden, sind in den USA angekommen. Wie „Oberschwester Isabell“ (Werth), die gemeinsam mit Tierarzt Dr. Marc Koene die Dressurpferde in der Quarantäne umsorgt, im weißen Overall aussieht, werden wir nicht erfahren. Fotos und Videoaufnahmen sollen von Seiten des Weltreiterverbandes verboten sein. Trotzdem weiß man ein bisschen.

Die Dressur- und Vielseitigkeitspferde sind gestern am frühen Abend Ortszeit in Spartanburg gelandet. Die Industriestadt liegt ca. eine halbe Autostunde von dem Örtchen Tryon entfernt. Aus den in Europa noch erlaubten Nachrichten auf sozialen Medien ist zu entnehmen, dass Bella Rose und Cosmo Seite an Seite über den Atlantik geflogen sind. Cosmo, der eine eigene Instagram-Seite betreibt, veröffentlichte ein kurzes Video vom Verladen in Lüttich.

Bei der Ankunft der Pferde wurde ein amerikanischer Journalist angehalten aus der Ferne und von einem öffentlichen Ort aus Fotos des Abladens der Container zu machen. Das berichtet der Onlinedienst Dressage News. Bei früheren Championaten waren auch Bilder vom Rollfeld  bzw. auf dem Flughafengelände erlaubt. Diesmal gibt es eine Bildersperre. Es sei vom Weltreiterverband FEI so entschieden worden. Außerdem dürften aus der Quarantäne auch keinerlei Bilder oder Videos angefertigt werden. Die letzte Information diesbezüglich hat Jessica von Bredow-Werndl, eine der in Sachen Social Media-Aktivsten im deutschen Team, gestern gepostet. Sie schreibt, Dalera sei nun auf dem Weg gen USA. An Bord seien Tierarzt Dr. Marc Koene und Isabell Werth, die sich um die Pferde in der Quarantänephase kümmern.

„Das ist nicht so einfach für mich, aber eine gute Übung zum Thema „Loslassen“… ? Wir haben alle Futterrationen und alles bis in kleinste Detail organisiert und sie darf viel Schritt gehen. Kann es gar nicht erwarten, sie endlich zu drücken ♥️!“

Damit steht also Daleras Losgelassenheit nichts mehr im Weg, wir haben ja alle mal gelernt: Losgelasse Reiterin macht losgelassenes Pferd. Wollen wir hoffen, dass Losgelassenheit generell als Tugend bei diesen Weltmeisterschaften auch bei den Richtern hoch im Kurs stehen wird.

Kein Bildverbot, zumindest noch nicht, besteht wohl aus dem Stallbereich. Dort hat Familie Rothenberger schon einmal jede Menge Wasser gekauft. Cosmo hatte sich bei den Olympischen Spielen von Rio als wählerisch in Sachen Trinkwasserqualität herausgestellt. Selbst der Trick ihn mitttels eines Schuss‘ Apfelsaft im Tränkwasser zu überzeugen, das gechlorte Wasser zu sich zu nehmen, hatte nicht funktioniert.

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Wasser marsch! Für Cosmos flüssiges Wohl ist gesorgt bei der WM in Tryon. (© Instagram)

„Weltpflegerin“ Carmen Tiemann begleitet Buschpferde nach Tryon

Medaillenhoffnung SAP Hale Bob OLD, alias „Bobby“, lässt sich das Heu im Flieger schmecken. Das ist das letzte Bild diesseits des Atlantiks, entstanden im Container kurz vorm Abflug. Die Vielseitigkeitspferde werden von Carmen Thiemann, seit Jahrzehnten die gute Seele im Stall Klimke, und auch schon einmal vom Weltreiterverband FEI als Pflegerin des Jahres ausgezeichnet, begleitet. Außerdem ist der Mannschaftstierarzt Dr. Matthias Niederhofer mit an Bord. Am schnellsten packen musste Sandra Auffarth. Sie war eigentlich schon in Richtung Bundeschampionat unterwegs, als Bundestrainer Hans Melzer sie anrief und ihr verkündete: „Ihr fliegt nach Tryon!“ Auffarth musste einspringen, da Michael Jung seine Rocana wegen einer Verletzung zurückziehen musste. „Es tut mir sehr leid für Michi und sein Team, aber natürlich freue ich mich auch riesig, dass Mat nun erstmals bei einem Championat die deutschen Farben vertreten darf.“ Mat ist der erst neunjährige Viamant du Matz, der sich in Aachen und Strzegom in die Herzen des über die Nominierung für die WM entscheidenden Vielseitigkeitsausschuss galoppiert hatte.

Die rigiden Vorschriften der FEI und der Veranstalter treffen auch die Zuschauer vor Ort. Nach aktuellen Berichten haben sich deutlich weniger Menschen entschlossen, in die amerikanische Provinz zu reisen. Die Polizei hat bereits das geplante Kontingent von Einsatzkräften aufgrund des schleppenden Kartenverkaufs halbiert. Die Ordnungskräfte werden aber viel zu tun haben. Besucher dürfen weder Fotoapparate noch Videokameras mitnehmen. Auch nichts zu essen sowie keine Getränke mit auf das Gelände nehmen. Selbst Wasser ist nicht zulässig. Außerdem müssen – Flughafenkontrolle lässt grüßen – Dinge in durchsichtigen Plastikbeuteln transportiert werden. Diese Sicherheitsbestimmungen hatten in Sozialen Medien bereits für schlechte Stimmung gesorgt. Selbst bei den New York Yankees gäbe es im Stadion keine vergleichbaren Bestimmungen, schrieb ein Nutzer.

Insgesamt sind 23 Flüge aus allen Kontinenten geplant. Pech hatte das deutsche Reining-Team. Das Pferd Gotta Nifty Gun von Gina-Maria Schumacher zeigte Koliksymptome vorm Abflug. Weil nach Abklingen der Symptome ein Infekt bei dem achtjährigen Hengst diagnostiziert wurde, kann das Paar nicht nach Tryon fliegen. Nachgerückt ist Maria Till aus Leipzig.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).